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Nachrichten vom Kriegsschauplatz

Stuttgart, 28. Scpt., Mittags 12 Uhr 15 Min. Dem Kriegsministerium ist soeben folgendes Telegramm zugekommen: Wundolsheim, 28. Scpt., 6 Uhr vormittags. Soeben Nachts 2 Uhr Kapitulation Straßburg's durch Obcrstlientenant von LeszynSky abgeschlossen. 451 Offiziere, 17,000 Mann inklusive Nationalgarde strecken die Waffen. Um 8 Uhr werden Straßburgs Thore besetzt.

- v. Werder.

Karlsruhe, 29. Sept. Der Spezialkorrespondent der Karls­ruher Zeitung" fmcldet aus M nndolsheim vom 28. Scpt: Heute erfolgte die Uebergabe Straßburgs. Die Besatzung wird kricgsgefan- gen und kommt demnächst nach Rastatt. Um 8 Uhr Besetzung al­ler There unv der Eitadelle. Pioniere stellen die Brücke wieder her. Um 9 Uhr kommen der Maire und der Munizipalrath hieher', um 10 Uhr rückt d>e Besatzung an. Um 1(0/2 Uhr Waffenstrcüüng und Auomarsch; um 11 Uhr Rückkehr der gefangenen Offiziere, wobei zugleich drei Regimenter, darunter ein badisches, in die Stadt rücken. Besetzung aller Stadtthcilc, Posten öffentlicher Gebäude. 3 Batterien stellen sich ans dem Klcberplatz auf. Die Generalität geht heute nach Slraßburg.

Zweibrücken, 20. Sept. Seit gestern hat die Beschießung der Stadt Bitsch ganz aufgehört und sämmtliche Geschütze konzenlri- reu ihr Feuer gegen die Festung; das Schießen mit Brandgranaten ist eingestellt. Gegen die Festung werden jetzt nur Bomben und Gra­naten gebraucht, die selbst gegen Felsen eine gewaltige Wirkung zei- gen. Es werden täglich gegen 2000 Geschosse gesandt, doch soll das Bombardement noch durch eine 24-Pfündcr-Battene, deren Emtreffen erwartet wird, verstärkt werden. Gestern war die Ausfallbatterie den feindlichen Bastionen bis ans Gewehrschußweite nahe gerückt und ver­trieb die Franzosen durch eine Anzahl wohlgezielter Granatschüoe von Leu Wällen, auf denen sie sich zeigten und ein lebhaftes Klcingewche- feuer unterhielten. Sechs I bairische Batterien waren auf den Höher, welche Bitsch nach der deutschen Seite umgeben und theilweise über- ra en, gegen die Festung ausgestellt.

Vor Metz, 24. Scpt. Nach dreiwöchentlicher Ruhe hat die Besatzung von Metz vorgestern wiede» einmal ein Lebenszeichen von sich gegeben. Vormittags, ist von ihr in östlicher Richtung ein Aus­fall versucht worden, der selbstverständlich znrückgewiescn wurde. Der Kampf hat indessen, vom ersten bis zum letzten Kanonenschuß gerech­net, fünf Stunden gedauert. Gegen 11 Uhr hat das Schießen von -en Forts St. Julien und Queuleu elfteres bekanntlich nordöst­lich, letzteres südöstl-ch von Metz belegen begonnen und sich bald auf die ganze Linie zwischen diesen beiden Fons ausgedehnt. Die Uiiscrigen sind die Antwort nicht schuldig geblieben. Zwischen 1 und 2 Uhr war der Kampf am lebhaftesten; gegen halb 2 Uhr fielen ver­schiedene Gcwehrsalven. Darauf wurde die Kcnonade mäßiger und mäßiger, so daß zwischen 3 und 4 Uhr nur noch etwa alle 34 Minuten von den Forts ein Schuß gcthan wurde, bis gegen 4 Uhr das Feuer ganz aufhörte. Zu derselben Stunde und an denselben Stellen, an welchen vorgisten Nachmittag die Kanonade anfhörtc, wurde dieselbe gestern (25.) wieder begonnen. Um 4 Uhr fielen vom Fon St. Julien und bald darauf vom Fort Queuleu die ersten Schüsse. Darauf entwickelte sich auf der ganzen Linie zwischen diesen beiden Forts (also östlich von Metz) ein lebhaftes Feuer. Nach 5 Uhr dehnte sich dasselbe in nördlicher Richtung weiter saus. Vom Fort St. Julien wurde in nordöstlicher Richtung ein Ausfall versucht, welcher, nach der Lebhaftigkeit des Geschützfcuers zu urtheilen, sehr ernster Natur war. Aus dem schon von den Kämpfen am 31. Aug. und 1. September bekannte« Wäldchen Grimonl, welche« sich am Nordostabhange der Höhe von St. Julien hinzieht und noch unter dem Schutze der Kanonen des Forts liegt, stiegen starke Pulverdämpfe aus Augenscheinlich hatten die feindlichen Truppen von diesem Wäld­chen aus <,en Angriff unternommen. Unsere Batterien wirkten von denselben ^teilen, von welchen sie am 31. Ang. und 1. Sept. die Angriffe so siegreich zurückgewiesen hatten, mit einer Heftigkeit, die derjenigen von den zuletzt erwähnten beiden Tagen .nicht nachstnnd- Von den Höhepunkten bei den Dörfern Chieulles, Vany, Charly, Failly, Scrvigny, welche hier die Hauptpositio:en unserer Artillerie bilden, folgte Schuß auf Schuß. Der Kampf dauerte bis zur Dun­kelheit und endete wie vorgestern. Bctheiligt waren am Kampfe von unserer Seite sowohl gestern als vorgestern hauptsächlich das 1. Ar­meekorps (General von Manteusfel) und die 3. Reserve-Landwehrdi­vision (General v. Kummer), außerdem das 7. Armeekorps. Das auf dem linken Moseluser liegende 10. Armeekorps war gestern alar- mirt und in die Gefechtspositionen gerückt, ist aber nicht zum Kampfe gelangt. Die Franzosen haben nach den Schätzungen unserer Offi­ziere den gestrigen Ausfall mit etwa 30,000 Mann unternommen, sich aber nach Eröffnung des Geschützfeuers auf unserer Seite nicht

weiter 'wrgcwagt, sondern auf ihre Artillerie-Positionen zurückgezoge "- Von irgend einem Resultate des Kampfes kann daher nicht die Rede sein, indem von unserer Leite reicht angrifssweise auf die feindlichen Stellungen vvrgegangen wird.

Von Metz verlautet, daß die Verhandlungen zwischen Bazaine und dem Prinzen Friedrich Karl neulich abermals ausgenommen wur­den. Während die vorhergehenden beiden Male der französische Mar­schall unbehelligten Abzug mit Waffen und kriegerischen Ehren ver­langte, soll er jetzt Abzug der französischen Armee, jedoch ohne Waf­fen, nach dem Sitten Frankreichs verlangt haben; zugleich erneuerte er da - Verlangen, die Verwundeten aus der Festung bringen zu dür­fen. Die Antwort sei jedoch gewesen:Ergebung auf sGnade oder Ungnade:" Zugleich ließ der Prinz Bazaine sagen, daß er ihm als Ultimatum dieselben Kapitulationsbedinzungen biete, wie der König sie^ei Sedan Mac-Maho» gewährt; nehme er dieselben nicht binnen 6 Ltunden an, so werde mit der Beschießung fortgefahrcn. Die Demoralisation in der französischen Armee zu Metz soll mit jedem Tag größere Dimensionen annehmen. Das Feuer unserer weittragenden Geschütze hat mehrere Brände in der Stadt verursacht. (Amtl. Nachr. für das General-Gouv. Elsaß.)

Tours, 27. Scpt. Der Präfekt von Mezieres jmeldet vom 26. d., daß der behufs Wegschaffung der Verwundeten auf 48 Srun- den geschloffene Waffenstillstand gekündigt 'ist und die Belagerung von Meziöres erwartet wird.

Tours, 27. Sept. DasJournal offiziel" vom 25. Sept. veröffentlicht den Bericht Favre's über seine Zusammenkunft mit Bis­marck. Darnach ließ am 10. Sept. Favre bei Bismarck ansragen, ob letzterer in Verhandlungen eintreten wolle. Bismarck erwicderte, die Regierung sei nicht rechtmäßig, und fragte gleichzeitig, welche Garantie für die Ausführung irgend einer Abmachung dieselbe bieten könne? Aus Anrathen des Lord Lyons suchte Favre eine Unterredung nach. In derselben betonte Favre Frankreichs Friedensliebe, sprach jedoch zugleich den unerschütterlichen Entschluß aus, keinerlei Bedin- grmgen anzunehmen, welche aus dem Frieden nur einen kurzen bedroh- Waffenstillstand machen würden. Bismarck erwiderte, Frank­reich werde Sedan so wenig vergessen, wie es Waterloo und Saitt- wa vergessen habe ; es werde Deutschland von jNcuem angreifen, wenn s" ^ ^ge sei. Favre bestritt dieß. Bismarck erklärte alsdann, die Rücksicht auf seine Sicherheit empfehle es Deutschland, das Elsaß sowie das Moseldepartemcnt mit Metz und Chatean-Salius zu bchal- » Zn einer zweiten Unterredung am 19 September Abends er- ar e sich Bismarck dein Waffenstillstand geneigter, als vorher. 6avre verlangte einen vierzchntägigen Waffenstillstand. Am 20. Sept.

corgens forderte Bismarck als Waffenstillstandsbcdiiigung die Bese­tzung von Straßburg, Toul, Pfalzburg. Als Favre bemerkte, die Constituante werde in Paris zusammentreten, forderte Bismark die ttimaumung eines Pariser Forts, vielleicht des Mont Dalärie»; er sei zedoch alsbald davon zurückgekommen, als Favre von dem Zu­sammentritt der Konst.tuante in Tours sprach. Die Forderung Bis- marcks die Garnison Straßburgs solle sich kricgSgefangcn ergeben, i L lndignirt zurück. Als Bismarck nach Befragung des- ü ^ ^vuf bestand, brach Favre die Unterredung ab. Er drückte >e UeberMgung aus, Frankreich werde kämpfen, so lange in Paris noch cm Element des Widerstandes sei. Am 2t. Sept. benachrich- gte Favre Bismarck durch eine Depesche, daß die Regierung der Verrheidigung die Waffenstillstandsbedingungen ablehne. unten) ° ^Mlung bezieht sich »as Telegramm aus Ferneres s.

(Hauptquartier des Königs.) Fernere«, 21. Sept. Die Herrn JuleS Favre von hier, um nach Paris zurückzu- kehren, ist nicht gestern früh, wie es bestimmt war, sondern erst Mit­tags nach einer abermaligen Besprechung desselben mit dem Bundes­kanzler Grafen von Bismarck erfolgt. Ein preußischer Offizier ge­leitete denselben bis zu den diesseitigen Vorposten. Hr. Jules Favre ist somit zu einer Zeit nach der Hauptstadt zurückgekommen. wo der ttinoruck der beiden am 19. staltgefuiidenen und von den Franzosen verlorenen Gefechte ganz frisch war.

Ferriöres, 27. September. Der Bericht FavreS über seine esprcchnngen mit dem Bundeskanzler bekundet Kzwar"das Bestreben, wahr zu sein, ist aber doch ungenau, denn die Waffcnstillstandsfrage stand in erster Linie; bezüglich der Abtretungen wollte Graf BtSmrrck sich erst erklären, nachdem solche im Prinzip angenommen seien.

Offiziel aus Ferrieres, 29. Sept. Bier telegraphische Lei- tungcn von Paris nach Rouen und nach dem Süden sind im Bett der Leine und unter der Erde aufgefunden und zerstört worden. Sonst nichts Nenes. '

Au< Evreux vom 27. S-pt. wird gemeldet:Privatbriefe aus Paris vom 25. Sept. sagen, daß in den Kämpfen der letzten

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