Tagesneuigkeitrn.

In Folge der BctriebScrössnung der Eisenbahnstrecke Ditzingen-Weilder- Üadt sind an den Stationen Leonberg, Rennin gen undW ei lde rsta d t zur Kontrolirung der Ein-, Aus- und Durchfuhr derjenigen Gegenstände, welche im Verkehr mit den andern Zollvereinsstaaten einer inneren Steuer oder einer Uebcrgangsabgabc unterliegen, Grcnzsteuirämter errichtet worden.

Calw. Ueber die Feierlichkeiten in W eil der sta dt aus Anlaß der Eisenbahn-Eröffnung am 30. Nov. tragen wir, wegen der ein- getrctenen Verspätung möglichst beschränkt, Folgendes nach: Die Be- theiligung unseres Bezirks, namentlich aber der hiesigen Stadl, war trotz der überaus ungünstigen Witterung eine sehr zahlreiche: ca. 80 Theilnehmer scheute» Wetter und Entfernung nicht, umihre Sympathie für den neuenNerkehrswcg zu bezeugen. Nachdem dieselben zwischen 10 und 11 Uhr in der mir Kränzen, Draperien und Fahnen festlich geschmück­ten Stadt Weil angclangt waren, setzte sich um halb 1 Uhr etwa der im Programm vorgesehene Festzug in Bewegung nach dem erst im Bau begonnenen Bahnhof, um dort den ersten ziemlich großen Bahn-Zugs, der die Festgäste von Leonberg und Stuttgart, insbeson­dere Sc. Exc. den Minister Freih. v. Barnbüler. die Beainten der Eiseubahnbaucommission und weitere Mitglieder des Departement! der Verkehrsanstalten, die Festdamen und Festgäste von Leonberg und eine große Zahl anderer Theilnehmer brachte, zu begrüßen und einzuholen. Leider war dieser Festzug um eine volle Stunde zu früh daran, und für die Betheiligten, insbesondere die leicht gekleideten Weildiestädter Festdamen, nicht sehr angenehm, nach (in Musiktakt ausgeführter) Bewältigung dev Schmutzes noch so lange der rauhen Witterung preisgegeben zu sein. Um so erfreuter wurden die den ankominenden Zug begrüßenden Böllerschüsse vernommen, welchem Signal derselbe auch bald folgte, von nicht enden wollenden Hochrufen empfangen. Beim Eintritt in die Stadt war die erste Ehrenpforte errichtet, wäh­rend eine zweite den Markrplatz zierte. (Leider können wir die In­schriften derselben nicht mittheilen.) Das im Saale der Post ab­gehaltene Festmhl zählte 300400 Theilnehmer, welche hinlänglich Gelegenheit hatten, die vielen angebrachten Sinnsprüche zu studiren, und sich daran theilweise, namentlich wegen der ihnen eigenen Poesie, zu ergötzen. Wir führen von denselben hier einige an:

Vorüber ihr Tage Aengstlichcr Frage! Ritter der Aechte Rahm unsre Rechte Bestens in Schutz, lieber dem Heute Lacht reine Freude; Er, voll und ganz Rang sich den Kranz.

Es propriirt Herr Dittus,

's geht alles, wenn es sein muß. Wie gibt sich der Philister?

Net nobel, Herr Minister!

Begrüßt ihr Herrn vom Nagoldthal, Ein Ende hat die Postfahrtsqual. Nun währt es nur noch kurze Zeit, So ist's in Calw wie bei uns heut!

Grollt noch wer im Schwabculand?

-Freund sei nicht so überzwerch!

Unsere Versöhnungshand Reicht auch über Herraberch!

Während des Festmahles gab sich ein wahrer Wetteifer im Ausbringen von Trinksprüchcu kund. Der erste Toast, von Herrn Stadtschultheiß Beyerle in Weilderstadt ausgebracht, galt Sr. Maje­stät dem König; der zweite von Reallehrer Brude, mit einer die Ver­dienste um unser Verkehrswesen hervorhebenden Rede verbunden, dem Minister v. Varnbüler; dieser ließ erwicdernd die freie Reichsstadt Weil lebe», allwo er sich heimisch fühle; hierauf folgten Toaste auf die Eisenbahn- Direktoren, Mitglieder der Bau-Commission, Expropria- tions-Commissäre und -Mitglieder, Schätzungs-Commissionen rc. rc -Namentlich erwähnen wir noch den von Herrn Stadtschultheiß Schuldt auf die Städte Leonbcrg und Weil ansgebrachten, in welchem er die nahegciückte Bahnlinie freudigj begrüßte und dem Wunsch baldiger Vollendung bis Calw Ausdruck gab, sodann noch den des Herrn Ge- orgii ans dieSteuerzahler". Schließlich toastirtc Finanzrath Knapp noch auf die richtigen Nachkommen des Weilerstädter Astronomengund Mathematiker, Kepler, nämlich .auf unsere trefflichen Jcchniker. Zn erwähnen iftjnoch, daßMin. v.Varnbüler eineUrkunde, welche dieBerleihunq des EhrenbürgerrcchtS der Stadt Weil an den Herrn Minister enthielt, überreicht wurde, worauf der also Geehrte antwortete, die Stadt Weil hätte ihm keine schönere Uebcrraschung bereiten können, und er werde ihrer fortan als seiner Heimath gedenken. 'Nach dem Essen zerstreu­ten sich die Theilnehmer, Jeder seinen eigenen Weg gehend, bis Abends der ungezwungene und gemüthliche Festball wieder Viele im Saale der

Post bis zur Abfahrt vereinigte, während Andere die Heimfahrt schon früher angetrercn hatten. In angenehmer Erinnerung, von froher Hoffnung durchwoben, wird dieser Tag aber Allen bleiben!

Stuttgart, 5. Dez. Dritter öffentlicher Vortrag im Kö­nigsbau. Prof. Dr. Brinz von Tübingen spricht überein Element des Rechts". Se. Mas. der König beehrte an diesem Abende erst­mals die Vorträge mir Seinem Besuch. Bei Seinem Eintritt er­hob sich das ganze Publikum zu ehrfurchtsvollem Gruße. Es haben schon Vorträge niit einladenderen Thematen, mit geläufigeren Namen und zahlreicherem Besuche stattgefunden; wenn man aber die Häupter der anwesenden Herren nicht bloß zählte, sondern auch wog, so war der Besuch vielleicht einer der bedeutendsten, der je einem Vortrage zu Theil geworden. Juristen und immer wieder Juristen, soweit das Aiwc im Saal reichte. Und daß sie der Begeisterung fähig sind, das ließ sich aus dem stürmischen Beifall schließen, mildem sie den lebendigen, tiefgefühlten, streng wissenschaftlichen und doch ergrei­fenden Vortrag belohnten. Auch der König ließ den Redner durch den Herrn Kabinetschef vor Sich bescheiden, um demselben die vollste Anerkennung auszudrücken. Auf die rechts philosophische Abhandlung selbst näher einzugeheu, getrauen wir nnS nicht. Es ist uns nicht möglich, auf dem engen Raume, der uns zu Gebot steht, dem Red­ner in der Beleuchtung und Entwickelung der Begriffe von Macht und Bcfngniß, von Gewalt und Recht, von dem Rechtsgefühl, das sich am bestimmten Falle äußert und die Rechtsidee zur Voraussetzung hat, von der Abstammung der Rechtsidce, zu folgen. Das RechtSge- fühl, das in des Menschen Brust wohnt, ist ein 99 Mal stärkerer Hort des Rechtes, als die Gewalt, mit der es beschützt werden «ill- Der ganze innere Mensch empört sich über einen Fall gebrochenen Rechts. Der Redner selbst bekannte offen, wie er fühle, daß er sich auf einem Gebiete bewege, das demNlcht-Juristen und Nicht-Juri- stinnen" nicht wohl geläufig sein könne. Aber er fühle sich befriedigt» wenn er, auf historischem und philosophischem Lv ege führend, seine Zuhörer von der G ttiichkeit der Rechtsidee überzeugt habe.

Horb, 4. Dez. Wie wir vernehmen, soll nun der gr«ße Tun­nel bei Hochdorf in mehreren Abteilungen mittelst zweier Stollen und dreier Schächte rasch in Angriff gcuomeu werden, nnd hienach der Bau der Nagoldthalbahn beginnen.

In Tübingen hat sich auch ein Velocipede-Club gebildet» welcher sich die Aufgabe stellt, seine Milglieder in Handhabung des LelocipedcS auf billige und gefahrlose Weise anzuweiscn. Der Verein hat bereits 8 Maschinen und zählt 40 Mitglieder, die 2 fl. Ein­trittsgeld, 2 fl. Entschädigung für Abnützung der Maschinen und ei­nen vierteljährlichen Beitrag von 1 fl. 30 kr. bezahlen.

München, 0. Dez. Der Minister des Innern und der Cultus-

minisler werden die verlangte Entlassung erhallen. Der König hat den Fürsten Hohenlohe beauftragt, mit dem Regierungspräsidenten vo« Mittelfrauken, Hrn. v. Feder, wegen Uebernahme des Ministeriums des Innern und mir dem Staatsrath Schubert wegen der Uebernahme des Kultusministeriums^zu unterhandeln. Die übrigen Minister (v. Pfretzschner, v. Lutz, v. Schlör, v. Pranckh) sollen in in ihren Aem- tern verbleiben. (St. Ä-)

In Eis leben hat sich ein Konnte gebildet für Errichtung eines Lu the rde n k m a l s in der Stadt, wo der Reformator gebo­ren und gestorben ist. Der Plan ist, die erforderliche Summe sobald zusammenzubringen, daß das Denkmal svätestens 1883, an dem 400jährigen Geburtetage Nutzers, vollendet dastehe.

Frankreich. Paris, 5. Dez. Die Kaiserin ist diesen Vor mittag in den Tuillerien von ihrer Reise nach Aegypten cingetroffen.

Gold-Eo«rs

der k w Staatsknssen-Vrrwaliung.

U n v crL n d c rli ch er C» ursr Württ. Dukaten . . 5 fl. 45 kr.

Veränderlicher Cvur Rand-Dukaten . . . 5 fl. 86 kr. Friedrichsd'or . . . 9 fl. 57 kr. Pistolen . ... 9 fl. 48 kr

20-Frankenstückc . 9 fl. 26 kr.

Stuttgart, 1. 7cz. 1869.

Frankfurter Gold CourS vam 7- Dez.

n.

piüolcn . . . . S 47«9

Fricdrich-d'or . . 9 57'/,-88'/,

tz-üänt, t« fl-Kiückc » 848S Nan»-D«k,ten . . 8 S6-»8

Sv-Franacnstückc . S S8 LS iLngl. Kovcreig«, I, 848 4

K Dollars in Sol» S S7-28

Nedigirt, gedruckt nnd verlest r 'n A. D c! sck'ln qer.