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in den Tagesblätterii eine Menge ähnlicher Greuelthateu, die gegen Mitglieder von Klöstern begangen worden sein sollen, zu Tage, die aber wohl so lange mit Borsicht aufzunehmeu sind, als nicht die Lhatsachen durch Untersuchungen seststehen, die gegenwärtig in verschiedenen Orten vorgenommen werden.
— Krakau, 31. Juli. Die verhaftete Oberin des Klosters berief sich zu ihrer Rechtfertigung ans eine Weisung des Ordcnsgenerals in Rom, der die Unterbringung einer Rönne in einem Jrrenhanse untersagte. Eine gleiche Anssage machte die gleichfalls in Haft befindliche frühere Oberin.
Schweiz. Bern, 23. Juli. Gestern Nachmittag ist der Engländer Elliot auf der E-chrcckhornspitze verunglückt. Er war von zwei Zeimatter Führern begleitet und halte sich nicht au das Seil binden lassen wollen. Sein Leichnam ist noch nicht aufgcfniiden.
Italien. Eine Florentiner Korrespondenz des Journal des Debats versichert aufs Rene, dag die italienische Regierung mit den ernstesten Besorgnissen dem Zusammentritt des ConcilS cntgegcublickte und am liebsten das Zustandekommen dieser Kirchenversammlnng ganz Hinte treiben möchte, sic befürchte namentlich, daß der heilige Stuhl den Versuch machen werde, die weltliche Herrschaft des Papstes ziim Dogma zu erheben, in welchem Falle die Möglichkeit, daß Europa einst der Annexion des Kirchenstaats an Italien seine Zustimmung gäbe, wenigstens was die katholischen Staaten betreffe, Air alle Zukunft ausgeschlossen bleiben würde. — Die France hält diese Befürchtung, daß nämlich das Eoucil die weltliche Herrschaft zum Dogma erheben tonnte, für übertrieben, und beruft sich dcßhalb auf den Hirtenbrief des Janbenseifrigen Bischofs von Nrmes und auf eine von mehreren Bischöfen heransgegebene Schrift, worin cs heißt: „Der in Rom versammelte Episkopat wird sicherlich nicht verfügen und uns niemals als einen Glaubensartikel anferlegen, daß die Kirche nicht leben und ihre Sendung nicht erfüllen kann, wenn der Papst niä,: weltlicher Herrscher ist. Weder die heilige Schrift noch die Ueberliefernng lehren etwas Aehnlicheö; die Bischöfe werden daher hierüber nicht unfehlbar erkennen dürfen."
Franlreich. Paris, 30. Juli. Der „Allg. Ztg." wird geschrieben: Man sucht eine sehr wichtige Nachricht zu verheimlichen, nämlich über die schwer bedrohte Gesundheit des KriegsininisterS. Der Marschall Niel kränkelt schon seit drei Monaten; er hat seit einigen Wochen das Bett selten verlassen, und seit gestern sehen ihn die Aerztc in einer großen Gefahr. Unter seinen Freunden und in der nächsten Umgebung des Kaisers herrscht hierüber eine nm so begreiflichere Bestürzung, als der Tod des Marschalls inmitten der gegenwärtigen Krisis den Eindruck eines verhängnißvollen Ereignisses Hervorbringen würde. — Der Moniteur berichtet: „Man spricht in diesem Moment in politischen Kreisen von einer allgemeinen Amnestie für politische Vergehen, welche gleichzeitig mit der Pronmlgirung des Senats- consultS, mit dem sich jetzt die Minister beschäftigen, erfolgen soll." — 2. Ang. Bei Gelegenheit der Vorlage des Senatsconsults im Senat sagte Ronher: Kein Souverän, habe cs besser verstanden, der öffentlichen Meinung zu folgen als der Kaiser Napoleon. Ronher machte ferner darauf anfmcrffam, wie das Reich der Autorität fortwährend in einer Umwandlung zum liberalen Kaiserreich begriffen sei. Nach den Worten des Kaisers sei das Kaiserreich volköthüinlich genug, um sich mit der Freiheit vertragen zu können und stark genug, um die Freiheit vor der Anarchie zn bewahren. —- Der „ Opinion nationale" zufolge hätte der Kaiser der Kaiserin zu ihrer Reise nach dem Orient 8 Millionen Franken zur Verfügung gestellt.
In England wird jetzt der „Times" zufolge Papier aus Stahl gefertigt, das so dünn ist, daß 1800 Blätter dazu gehören, nm die Höhe eines Zolls zu erreichen, was bei dem dünnsten Lumpenpapier schon bei 1200 Blättern erreicht wird. In Amerika wird jetzt auch Papier aus Eisen gemacht. — Die Engländer hängm noch so fest am Strick, wie die Deutschen :c. am Schwert und Beil. 58 Männer im Parlament wollten den Strick oder die Todesstrafe abschaffen, 118 stimmten dagegen, und so blieben drüben die Hälse der Verbrecher so gefährdet wie auf dem Continent die Köpfe. Der einzige Unterschied ist, daß der englische Henker als ein Gentleman gilt, wie ein feiner Mann lebt und reist und zu Poesie und zarten Empfindungen ungemein hinneigt. — Dar Universitätsgericht von Edinburgh hat die Jmmat-.imlirnng von Damen znm Studium der Medizin
unter der Bedingung gutgehcißen, daß ihre Unterweisung in besonderen Klassen erfolge. Die Zustimmung des Senats und des Kanzlers ist noch erforderlich, um diesem Beschlüsse Gesetzeskraft zu verleihen. — Ans Hüll wird der Zusammenstoß zweier dortigem Platze gehörigen Dampfer in der Ostsee gemeldet. Der Dampfer Klio sank so plötzlich, daß von der Bemannung von 26 Mann nur 6 gerettet werden konnten.
Amerika. (Amerikanisch- deutsches Kabel.) Die „Nem-Iork- Times" vom 16. d. M. sagt: Nachdem es sich herausgestellt habe, daß atlantische Kabel ohne großes Risico gelegt werden können und sich bei guter Verwaltung ausgezeichnet rcntiren, sollte Amerika eines für sich haben und nicht von denjenigen beiden Regierungen abhängig sein, die amerikanischen Interessen am feindlichsten gegenüberstehen. Das Kabel sollte mit Deutschland verbunden werden, als einer Macht mit der die Bereinigten Staaten wohl niemals zu einer Collision kommen würden, und zu der sie weit wichtigere Beziehungen haben, als zn irgend einem anderen Lande Europas. „England schickt uns mehr Waaren" — so heißt eZ in dem Artikel u. A. — „aber Deutschland schickt uns eine größere Bevölkerung als alle anderen Länder zusammengenommen. Wir bekommen mehr Neuigkeiten aus Frankreich als aus Deutschland, aber wir bekommen ans Deutschland in einer einizigen Woche einen werthvollercn Zuwachs unserer Stärke als von Frankreich in einem Jahrhundert." Die „New-Aork-Times" empfiehlt das Werk sofort in die Hand zu nehmen, damit es vor Ende nächsten Jahres vollendet wäre.
Vermischtes.
(Kosten des elektrischen Lichtes.) Ein Techniker in den Vereinigten Staaten hat Versuche angestellt zur Bestimmung der Kosten, um welche man elektrisches Licht erzeugen könnte.- Die Erzeugung eines starken elektrischen Lichtes macht verhältmßmüßig weniger Kosten, wie die eines schwachen Lichtes. Mit 1000 Zellen einer gewöhnlichen Grove'schen Batterie sei man im Stande, ein Licht zu bekommen, das stärker wie 5000 Kerzen sei und per Stunde auf 25—30 Thlr. komme. Mit einer thermoelektrischen Batterie ließe sich aus 1 Pfd. Steinkohlen sv viel Licht entwickeln als 141 Kerzen geben; würde aber die ganze in cinem'Pfd. reiner Steinkohle befindliche Kraft in Licht verwandelt, so wäre es gleich einer Kerze, welche 17 Monate lang brennt. Das Gas aus i Pfund Kohle gäbe ein Licht gleich dem einer Kerze für 15 Stunden' Die hieraus gewonnene Schlußfolgerung ist: daß wir bei unfern gewöhnlichen Oasbeleuch- tungsmethoden weniger als 1 Prozent der in der Kohle enthaltenen Kraft benützen, und daß wir mit allem Grund erwarten können, daß die Elektricität, wie sie sich durch die thermoelektrische Maschine oder irgend einen noch wirksameren Apparat entwickelt, uns das Maximum künstlichen Lichtes zum Minimum der Kosten gewähren wird.
(Steiermark. Jnd.- u.Handelsbl., 1869, S.9 .)
Eine hübsche Geschichte hat sich in Debreczin zugetragcn: Eine Hausfrau, bei welcher Soldaten einquartiert waren, hatte eben große Wäsche und nahm eine Portion Soda, welche sie in der Küche nie- derlcgte, wo auch die Soldaten kochten. Der Koch öffnete in der Abwesenheit der Hausfrau das Packet, und weil er glaubte, dasselbe enthalte gemahlenes Salz, so stahl er es und dachte, daß er das Mittagsmahl dießmal mit recht billigem Salze kochen werde. Allein bekanntlich bildet Soda mit Fett und fettigem Fleische Seife, die zwar andererseits sehr nützlich ist, aber ein Mittagsmahl doch kaum ersetzen kann! Das Essen wurde fertig, es ward aufgetragen, die Herren Krieger machten sich daran, allein da bemerkten sie, daß die Suppe schäume, die (von der Soda aufgelösten) Fleischportionen sehr klein seien und einen widerlichen Seifengeschmack haben. Die Soldaten ärgerten sich und verlangten nun, daß die Hausfrau ihnen ihre Menage zahle, da sie durch ihre Schuld statt Latzes — Soda gestohlen hatten! Die arme Frau, welche die wackeren Krieger nicht befriedigen konnte, erstattete der Behörde von dem Vorfälle die Anzeige und eS dürfte gesorgt werden, daß der Herr Koch künftig mindestens — vorsichtiger zu Werke gehen wird.
Rcrigirt, gedruckt und verlegt von A. Oeljchlägcr