rigen Bruders ihn niederdrückle, suchte er Trost und Zerstreuung iu der Besichtigung der Arbeiten im Bcrhandlungösaale des Eoncils. In öffentlichen Blättern ist kürzlich von einem Erlaß des Kardinal­vikars zu Rom die Rede gewesen, durch welchen den Aerzten die Ver­pflichtung auferlegt wird, die Kranken zum Empfange der Sakramente auznhalten. Dieser Erlaß datirt vom 16. April 1869 und gründet sich ans folgende Bestimmungen: Konstitution des Pabstes Pius V., in welcher verordnet wird:Kein Arzt kann die Doktorwürde erhal­ten, wenn er nicht schwört, strengstens darauf halten zu wollen, daß er einen Kranken nicht länger als 3 Tage besuche, der nicht in dieser Frist einen Beichtiger zu sich ruft; cs sei denn, daß ein genügender Grund zur Entschuldigung vorliegt." BenediktXIII. hat auf dem römischen Coneil von 1725 diese Constitution erneuert und verordnet: Und wenn der Arzt mehr als 3 Tage lang den Bsuch und die Pflege eines Kranken fortsetzt, der noch nicht gebeichtet hat, so erliegt er der großen Exkommunikation und kann auch mit anderen sehr- schweren Strafen belegt werden." Die bezügliche Stelle des Oorp. j. can. Oap. 13 äe poenit. ot reiniss. lautet:Ein Arzt ist gehal­ten, den Kranken vor allem das Bekenntniß der Sünden anznrathen, widrigenfalls er selbst von der Kirche ausgeschlossen werden solle." Französische Blätter theilen im Anschlüsse an diesen Erlaß Folgendes vom 27. Mai 1869 datirles Eirknlar an die römischen Aerzte mit: Die Sanitüts - Kongregation hat von Sr. Eminenz dem Kardinal­vikar den anbei gedruckt beigefngten Erlaß erhalten und theilt denselben dem Dr. 9t. mit, auf daß derselbe ihm als Richtschnur diene und er sich genau nach den darin enthaltenen Weisungen richte. Der Vice- präsident C. Carlctti."

Frankreich. DieFrance" schreibt: Nachdem der Erbauer des Suezkanals Hr. Ferd. v. LessepS zwei Meere mit einander verbunden hat, beabsichtigt derselbe ein neues Meer zu schaffen, indem er die Wüste Sahara, welche schon früher ein Meer gewesen sein soll, und deren Ufer um 80 Fuß tiefer liegen als das rothe Meer, mit diesem in Verbindung setzt und dieselbe ihrer ursprünglichen Bestimmung wieder znrückgibt, wodurch ein sehr bequemes Verbindungsmittel mit Eentralafrika geschaffen und das afrikanische Festland einer großen Umwandlung zugeführt würde.

England. London, 22. Juli. Durch eine Explosion in den Gruben der Kohlenzeche Haydock bei St. Helens (Insel Wight) wur­den gestern viele Arbeiter getödtet und verwundet. Man zählt bereits 58 Leichen.

Spanien. Madrid, 24. Juli Die karlistischen Verschwö­rungen haben sich in den letzten Tagen über verschiedene Gegenden Spaniens ausgcbreitet und sind thcils zu wirklichem Aufruhr, theils zu großer Aufregung herangewachscn. DieGazeta" veröffent­licht ein von Marschall Serrano unterzcichnetes Dekret, wonach aus Grund der Gesetze von 1821 das Standrecht gegen Verschwörer ge­übt wird.

Türkei. Der Vicekönig von Egypten hat ein Anlehen von 60 Mill. Franks mit dem Hause Oppenheim in Paris abgeschloßen. Das Geld soll zu Kriegsrüstung.m verwendet werden.

Rußlaud. Von einem Selbstmorde, den der Retter des Kaisers Commissarow Kostromski, an sich begangen haben soll, weiß man in Petersburg nichts; kein russisches Blatt hat die Notitz gebracht.

Amerika. Newyork, 24. Juli. Die Legung des französisch- amerikanischen Kabels ist glücklich vollendet.

Vermischtes.

Der alte böse Jesuitenspruch: si Isc-isti, das heißt, wenn

du es gethan hast, so leugne, scheint wieder sehr in die Mode zu kommen. Statt die Wahrheit zu bekennen, wenn man gefehlt hat, leugnet man und stellt die Sache anders dar, als sie wirklich ist. Ein recht auffallendes Beispiel hat davon der Bischof von Regensburg gegeben, der iu einem Hirtenbrief von der in Schwandorf gehaltenen Rede alles leugnet, was ihn compromittiren kann und doch v. n 7 Zeugen, die einen Eid geleistet haben, überführt ist, Dinge gesagt zu haben, die er nicht verantworten kann und die sich mit seinem Bi­schofsamte auch nicht gut vertragen.

Die Bienen nützen mehr noch als durch Honig und Wachs dadurch, daß beim Honig- und Blumenmehl-Sammeln Millionen Blüthen befruchten, namenrlich Obstbaumblüthen. Zur Zeit der Blüthe sind zu wenig Insekten vorhanden, als daß eine reichliche Be­trachtung der Obstblüthen ohne Mithilfe der Bienen entstehen könnte. Hieher die Erfahrung, daß in bienenreichen Gegenden die Obstbäume viel reicher tragen als in bienenarmen. Vor 200300 Jahren gab es viel mehr Bienen als jetzt, da sie in den Wäldern wild hausten'; darum war damals die Erndte an Eicheln und Bucheln reicher als heutzutage.

(Die Kanone als Civilisationsmittel.) Im Jahre 1786 kaufte England die kleine malayische Insel Penang für eine jährliche Rente von 10,000 Doll., welche an den Radjah von Quedha, den rechtmäßigen Besitzer, noch heutigen Tages bezahlt werden muß. Der erste Gouverneur fand die Insel derartig mit Dickicht und Ge­strüpp besetzt, daß eine große Anzahl Eingeborener gedungen werden mußte, um den Boden kulturfähig zu machen. Indessen ging die Arbeit, da die Malayen an so schweres Tagwerk nicht gewöhnt , nur langsam vorwärts, bis der Gouverneur einen sonderbaren Einfall hatte: er ließ eine Kanone mit Münzen laden und gegen den mit Gestrüpp besetzten Boden abfeuern. Sofort wurden die Eingeborenen von einem solchen Eifer ergriffen, die Dollars wieder aufzufinden, daß die dich­testenDschungels" sich bald lichteten und schließlich ganz verschwanden.

(Theilung der Arbeit.) Ein Imkee fiel, als von der immensen Höhe einzelner Thürme gesprochen wurde, mit der Versi­cherung ein: Das ist noch gar nichts. Bei uns zu Hause steht ein Thurm, an dessen ganzer Höhe ein einzelner Mann unmöglich hin­aufsehen kann. Um die Spitze zu erschauen, §thun sich jimmer zwei zusammen, und der Zweite fängt da an, wo dem ersten das Gesicht ausgeht. __

Aus Paris wird berichtet: Neulich ging, gegen 9 Uhr Abends in der Dämmerung, ein Matrose sein Bündel auf dem Rücken, den Federhut auf dem Kopfe, aus dem Bastilleplatze spazieren und bot den Vorübergehenden seine prächtige goldene Uhr mit Kette für 86 Francs zum Kauf an. Er war nach seiner Angabe einer von denen, welche bei dem Schiffbruch desAbbatucci" betheiligt gewesen waren, und erzählte Jedermann seine lamentable Geschichte. Eine mitleidige Seele in Gestalt eines stattlichen Herren trat zu dem Haufen der den Erzählenden Umgebenden heran uns fragte:Wie viel kostet die Uhr, mein Braver?"Achtzig Francs mit der Kette!"Hier sind fünf Napoleons, ich verlange nichts heraus, cs ist kein Dank nöthig." Anstatt sich demnach zu bedanken, machte der Matrose, daß er fortkam, deßgleichen der Wohlthäter. Aber nach 10 Minuten trafen der Käufer und Verkäufer zufällig wieder aus einander.O, Spitzbube, treffe ich Dich wieder!"Du Betrüger, jetzt sollst Du es eingetränkt bekommen!" Und sofort fangen die Beiden an sich zu prügeln. Dieses würde noch lange gedauert haben, aber ein Stadtsergcant kam hinzu und schritt ein. Die Sache war diese: Die Uhr des braven Schiffbrüchigen war von Aliminium-Bronze und der anscheinend mittleidige Käufer hatte ihm fünf Zahlpfcnuige gegeben, die nicht fünf Sous werth waren. So erwies sich dieß Gaunerpaar aus der Polizeiwache.

(Ein resoluter Sohn.) Amerikanische Blätter erzählen: In Boston gerieth Anfangs März ein Kaufmann in EoncurS. Der Akkord kam nicht zu Stande, sein einstöckiges Haus wurde verauctio- nirt. Die Gläubiger hatten sich eingefunden, um zu bieten, da trat der 13jährige Sohn des Kaufmanns vor und rief:Hier mein Sparkassenbuch mit 84 Dollars zum Ersten! Schuft, wer weiter bietet!" Keiner hatte das Herz dazu und der Kaufmann behielt sein j Haus als Geschenk von seinem Sohne.

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