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wiesen, weil in der Amnhm: eine Anerkennung der Kompetenz des Schwurgerichts liegen würde. Auch der Papst svll nach einer M't- theilnng der „KarlSr. Ztg." nicht bloß seine entschiedene Mißbilligung der Vcrurtheilung des Bischofs von Linz in Wien zu erkennen gegeben, sondern auch einen förmlichen Protest dagegen erhoben haben. Das klerikale „Linzer Volksblatt" erinnert daran, daß derselbe Bischof Rndigier, der am l2. Juli 1856 zur feierlichen Taufe der Erzherzogin Gisela, Tochter des Kaisers. uacb Wien eilte, am 12. Juli 1809 zu 14 Tagen Kerker sermtheilt worden sei.
-— In dem anmnthigen Eliscnhain zu Eldena in Mecklenburg sind nicht weniger als 600 Brntkistm an Buchen und Eichen befestigt und fast alle sind von Staaren bewohnt. An einer einzigen mehrhundmjährigcn Eiche sind bis 72 Fuß Höhe 86 Grntkisten an- gebracht. Dafür gehört denn auch eine Raupe in dem lieblichen Haine zu den Seltenheiten und das muntere Völkchen der nützlichen Staare zieht in seine Gesellschaft auch andere gefiederte Sänger. Das Verdienst um diese Anlage gebührt dem Restaurateur des Eliscnhains, Hrn. Richter, der die Srutkisten bis auf 1000 Stück zu bringen hofft.. ....
Schweiz. Im Berner Oberland, sowie in der nächiten Umgebung von Ncnenburg und weiter dem Jura entlang gegen Olten -u haben am 13. d. große Unwetter stattgefnndcn; im Oberland veberschwemmungcn; die Aar ist bei Grien; 10' über ihr gewöhnliches Niveau gestiegen. In Neuenbnrg Hagelwetter, das gerade die besten Weinlagen traf und alle Hoffnungen auf eine Wein- sowie auf eine Obsternte zunichte machte.
Frankreich- Paris, 15. Juli. Der GreatCastern ist gestern Abend in St. Pierre cingetroffen. Um 11 1/2 Uhr Nachts ist an den Kaiser ein Telegramm abgefcrtigt worden) daö die glückliche Legung des Kabels meldet. Heute soll das Kabel nach Duxbury ans dein
amerikamschen Festlande weitergeführt werden. — Straß bürg, 14. Juli. Gestern Abend zwilchen 6 und 7 Uhr wurden während eines Gewitters zwei Soldaten vom französischen Posten an der Ryeinbrücke, welche auf einer Bank nntcr einem Kastanienbaum saßen, von einem Blitzstrahl, welcher in den Baum fuhr, getroffen. Der eine war sogleich todt. der Andere starb trotz geleisteter ärztlicher Hilfe bald da- rauf. Der Sergeant, welcher bei den Soldaten gescstcii und sie ans die Gefahr aufmerksam gemacht hatte, stand in einiger Entfernung und wurde leicht verletzt. — Für die Kaiserin Eugeuie läßt dcc Sultan einen Palast in Lonstantinopcl auf's Prächtigste einrichten. Sic gedenkt wirklich zur Eröffnung des Snezcanals eine Reise in den Orient zu unternehmen und bei dieser Gelegenheit dem Sultan einen Besuch abzustatten. — Müder Bildung des neuen französischen Ministeriums will cs, wie es scheint, nicht in gewünschter Schnelle gehen. Man weiß bisher nur, wer nicht mehr Minister ist, nämlich: Rouher, Lavalette, Barsche, Gressier, aber nicht, wer ihre Ersatzmänner werden
Madrid, 16. Juli. Der „Jmparcial" theilt mit, daß gestern um Mitternacht 13 Offiziere und Unteroffiziere der Madrider Garnison verhaftet worden seien, die der Theilnahme an einer cariistischen Verschwörung beschuldigt wurden. Man habe bei ihnen AnsteUungspatente, von Prinz Carlos unterzeichnet, vorgefundcn. (?) _ Aus Po rto-Rico ist eine Revolution gegen Spanien ausgebrochen. Die Insurgenten haben die Stadl Ponce fast bis auf den Grund niedergebrannt. Mehrere der angesehensten Spanier sind gc- tödtet worden und die Mehrzahl der wohlhabenden Familien hat das Land verlassen. ^
Rußland und Polen. Ans War; chau kommt von unterrichteter Seite die Meldung, daßder Reichskanzler, Fürst Gortschakow, daö Ansinnen der Curie, den Bischöfen in Rußland die Betheiligung am Concilc zu gestatten, entschieden abgelchnt habe.
Amerika. In Ealcutta und der Umgegend hat ein Orkan volle 20 Stunden lang gewüthel. Die stärksten Bäume wurden entwurzelt, kein Mensch konnte fick ans der Straße halten, Häuser wurden beschädigt und viele Hütten weggefcgt.
Vermischtes.
Die weitverzweigte ZeitM'gs-Annoncen-Expedüwn der Herren Haascnstein L Vogler in Frankfurt a. M., bis jetzt an acht verschiedenen Hauptplätzcn Deutschlands. Oesterreichs und der Schweiz etablirt. hat fest dem 1 . Juli zwei neue Zweiggeschäfte in — Rebigirt, gedruckt und verl.
Stuttgart und in Genf begründet, das nennte und zehnte Etablissement dieser seit langer Zeit vortheilhaft bekannten Firma.
(Ein galanter Gerichtshof.) In Hawfort, Maryland, wurde kürzlich eine junge Dame, Miß Martha Cairnes, welche ihren Geliebten wegen eines angeblich nicht erfüllten Eheversprechens kalten Blutes in ihrem Zimmer niedergeschossen hatte, nach einer mehrtägigen Assisenverhandlung von denGeschworenen des Mordes für nichtschuldig erkannt und freigcsprochen. Während des ganzen Prozesses befand sich die schöne Verbrecherin nicht hinter Schloß und Riegel, da sie ihr Ehrenwort gegeben hatte, sich nicht nicht aus der Stadt zu entfernen, und weil man das gewöhnliche GefangenhanS der Stadt als keinen anständigen Aufenthalt für sie erachtete. Die Galanterie des Gerichtshofes ging so weit, die Angeklagte von einem elegant gekleideten Sheriff aus dem Hotel, wo sie wohnte, abholen und znrück- führen zu lassen. Im Genchtssaale erschien sie gewöhnlich in reicher Toilette am Arme des galanten Beamten, der sie mit dein verbindlichsten Lachten zur Anklagebank geleitete und stets mit einer Verbeugung von ihr Abschied nahm. Auf der Promenade, im Hotel und überall, wo sie sich blicken ließ, bildete die junge Dame den Gegenstand der größten Aufmerksamkeit und Sympathie. Nach ihrer Freisprechung hielt sie in ihrem Hotel ein wahres Lever ab. Die Honoratioren der Stadt kamen, ssi zu beglückwünschen, und am Abend wurde sowohl ihr als der Jury, welche das frcisprechende Verdick abgegeben, eine Ecrcnade gebracht.
In Dresden hat der Tapeten- und Rouleauxfabrikant W. Franke eine Tapete erfunden, welche wie polirtes Holz, geglätteter Stein, Wachstuch rc. mit Wasser und Seife waschbar ist, durch's Waschen durchaus nicht angegriffen wird und nebenbei die Vorzüge besitzt, daß sie jeder Wandfeuchtigkeit widersteht und Flecken auf ihr nicht haften, wenigstens durch Waschen beseitigt werden können. Aenßerlich unterscheidet sich die neue Erfindung gar nicht von den bisherigen Tapetenstoffen, zeichnet sich in den bunten Farben nur durch intensive, weichere Töne, in den metallischen durch größeren Glanz aus, und die neuen Tapeten sind, wie berichtet wird, verhältnißmäßig billig.
Die Gebühren für telegraphische Depeschen nach Amerika sind seit dem 1. Juni bedeutend ermäßigt. Eine einfache Depesche (10 Worte incl.Adresse und Unterschrift^ von Bremen nach Newyork kostet jetzt 15 Thlr. 6 Sgr. Für jedes Wort mehr erfolgt ein Zuschlag von 1 Thlr. 10 Sgr. Nach den übrigen Telegraphenstationen in Amerika sind die Gebühren in entsprechender Weise ermäßigt.
(Crinolinen als Regenschirme.) Ein Bostoner Handlungshaus sandte jüngst auf Speculation eine Schiffsladung Crinolinen nach Japan. Die Japanesen kauften die Crinolinen, befestigten eine Decke über dieselben, und benutzten sie als Regenschirme.
Steuer-Reime.
Stcmvle Nichts, so zahlst Du keine Stempelsteuer,
Brenn' Talg, wenn Dir daS Gas zu theuer,
Petroleum leicht cxplodirt,
Der Zucker Näscher nur verführt,
Viel Bier erzeugt den Müßiggang,
Der Branntwein ist des Teufels Trank,
Hol' selbst Dein Geld, schreib' keine Quittung aus,
Statt auf der Eisenbahn zu fahren bleib zu Haus —
Dann trifft Dich diebmal zwar kein neues Steucrprojectjl,
Doch zahlst Du 's nächste Jahr als Einkomm'nstcucr noch einmal
so viel.
— Der «visble ä guritiw" sagte in Bezug auf die Rede vonCha- lons: „Der Krieg ist die Civilisation; da nun das Kaiserreich der Friede ist, so ist das Kaiserreich nicht die Civilisation.
Ein Achtzigjähriger sagte: „Ich wurde zu einer Unrechten Zeit geboren. Als ich ein junger Mann war, wurden die jungen Leute gar nicht beachtet. Jetzt, wo ich alt bin, finde ich, daß alte Leute nichs mehr gelten." gt von A. Oelfchläger