Tagesneulgkciten.
— Calw, 12. März. Der Eisenbahnbau brachte uns gestern abermals eine Freudeufeier; dieselbe galt der Bollen düng des Rudersberg Tunnels uns wurde der Bedeutung des Werks entsprechend begangen mit Reden, Festessen, Toasten, Musik u. s. w.
>V6. Stuttgart, 9. März. (12. Sitzung der evangelischen Laudes- Synodc.s Eingclaufcn noch Petitionen von Pfarrgcmeiudcräthen aus den Dccanalen Besigheim (Erlizhcim) und Urach, betreffend die Abänderung der gottesdienstlichen Feier an den bisherigen Feiertagen und Beibehaltung der Feiertage. — Wächter entwickelt seinen Antrag ans Entwicklung des Psarrge- ineinderaths-Jnstitutes nach der Seite hin, daß der Geistliche zum kirchlichen Diaconat die Kirchenältesten hcranziche, zunächst für kirchliche Armen- und Krankenpflege, Besuch von Gefangenen (insbesondere in Einzelhaft), Leitung von Vereinen, Einrichtung von Bibellescn in steter Verbindung mit dem kirchlichen Amte. Wird der Commission für christliches Leben zugewicsen. — Frci- hofer bat einen Znsatzanlrag znm Anträge von v. Stock's eingebracht, dem sich wieder ein Antrag von Preffcl anschlieht; es handelt sich um eine Bitte an's Eonsistorium, dasselbe mochte in Erfüllung eines allgemein anerkannten Bc- dürinisies die Herstellung eines Leitfadens znm Bibellescn in denSchu'cn veranlagen. ES soll damii System in's Bibellescn gebracht und vermieden werden. das: anstößige Stellen in ungeeigneter Weise zur Kenutuiß der Kinder gelangen. Frcibofer und Presse! zormnliren ihren Antrag dahin: cs soll ein ..Leitfaden znm Bibellescn" entworfen werden, der den Stofs so bemißt und ordne:, sah wesentliche Abweichungen nur im Einversrändniß mit dem OrtS- schnlansieher cintrcten können. Der Antrag wird einstimmig angenommen. — Leck bringt wiederholt die BegrLbnißordnnng in Fällen von Selbstmord zur Sprache. Die Lache wird sür so einfach angesehen, daß sie ohne Eommissiono- oericht in Bcrathnng genommen wird. Der erste Antrag geht dahin: es solle kein freies Gebet und'keine kurze Ansprache gehalten, sondern nur ein be-
dleumge Besprechung gefunden habe, welche eine sofortige Beschlußfassung rathlrch mache; 3) daß es einzelnen Eltern freisteht, ihre Kinder später confirmi- ren zu lassen, beschließen, dem Wunsche des Präl. v. Kapfs sür jetzt eine Folge mcht zu geben." Bracken Hamm er läßt seinen Antrag auf Aufstellung eines „Grundsatzes" durch die Synode fallen, beharrt aber auf allmäliger Vorbereitung des evangelischen Volkes durch Belehrung über diese Frage, und schließt sich unter diesem Gesichtspunkte dem Anträge v. Hanbcr's an. v. Stock warnt vor jeder raschen Aendcrung einer Frage, die ein Heiligthum des religiösen Bewußtseins unseres Volkes und im Stande wäre, einige Glieder der Kirche zu entfremden, lieber dem Bestreben nach Besserem solle man nicht das vorhandene Gute zerstören. Ein Antrag ans Schluß dec Debatte wird angenommen. Der Antrag von v. Hauber (von Lechler init der Zifs. 4. „daß jedoch unsere gegenwärtigen Berathnngen von selbst die Folge haben werden, daß dieFrage inmitten des evang.Volkes die wünschenswerthe Erwägung findet", erweitert), wird von der Synode fast einstimmig angenommen. (Schluß folgt) ,— Stuttgart, 9. März. Wie wir höre», hat sich der Minister der auswärtigen Angelegenheiten Frhr. v. Barnbüler, heute nach Nördlingen begeben, um daselbst mit dem Fürsten Hohenlohe zusam- menzulreffen.
— Stuttgart. Am 6. d. M. legte sich ein Rekrute des hiesigen Reiterregiments in der Nähe seiner Kaserne beim Heranbransen des Eisenbahnzngs rasch auf die Schienen; der über ihn hinfahrende Zug trennte den Kopf nahezu vollständig vom Ruinpfe, so daß der -Tod des Unglücklichen augenblicklich erfolgt sein mußte.
— Aus Pforzheim vernimmt Sie Karlsr. Ztg., daß in der Nacht vom 8U9. März ein Flaschnergeselle Wilhelm Gutekunst von Heimsheini seine Geliebte Karoline Meeh von Wnrmberg, ein in Pforzheim dienendes Mädchen, durch einen Messerstich in den Hals gelodet hat. Am andern Morgen stellte sich Gnteknnst selbst auf dem Polizeibnreau. Das lassen bleiben, auch ein freies Gebet oder eine Ansprache zu halten. Beck de- Motiv der K.hat ist noch unbekannt, rübri sodann noch die Stunde des Begräbnisses, die Behandlung deöGlocken- — Aus der Pfalz, li. März. In Landau fand eine Abstimmung geiänies des Gesangs, der Musik vom Lburme u. s w. Im Laufe der De- ^smmMen Bürgerschaft über die Frage dec Umwandlung der
batte Nellen pch entgegengesetzte Ansichten heraus; während cm Antrag von l g, - --. . -,..F rv..
Leibbrano die bisherige Beschränkung der Mitwirkung der Kirche bei ocm Be- '^/stO flbNs- M konfessionell gemischte Volksschulen statt. Das Ela gräbniß von Selbstmördern ansheben will, gehl ein anderer Antrag von v. """" -)uo s.ii
Köstlin dahin, es bei der bestehenden Ordnung zu belassen. Dieser Antrag wird nast einstimmig angenommen. Nachdem noch Wächter das BegrLbniß getaufter Kinder zur Sprache gebracht, ist die Tagesordnung erschöpft. — 10.
März. (13. Sitzung.) Tagesordnung: Bericht der Commission sür Lehre und Eutins über einen Antrag von Präl. v. Kapfs: das Eonfirmationö- altcr vom 14. aus das 16. oder doch 15. Lebensjahr hin aus zurück en. Berichterstatter Brackenhammer bildet die Minderheit der Commission: er stellt den Antrag: „dieSnnode wolle für Trennung dcrConfirmation von der Schulentlassung und sür Festsetzung des 16. Lebensjahres als Cou- firmalionsaltcr im Grundsatz sich aussprcchcn"; die Ausführung soll allmalig vorbereitet und dnrchgeführt werden. Mitberichtcrstatter Dr. v. Pa Im er stellt im Namen aller übrigen Mitglieder der Commission den Antrag: „dem Wunsche des Herrn Präl. v. Kapfs in der bewegten Sache eine weitere Folge nicht zu geben." Von den eingeschriebenen 4 Rednern haben sich alle sür den Antrag des MitberichterstatterS gemeldet; es sindKausler, ».Stock, Zecher undMajer.
Lechler bringt einen vermittelnden Antrag ein: die Frage sei noch nicht genug gereist, um darüber einen entscheidenden Beschluß zu fassen, werbe aber wegen ihrer Wichtigkeit der Obcrkirchenbchvrde und den religiösen Vereinen zu weiterer Erwägung empfohlen, v. Palmer befürchtet unter Anderem, daß mit dem Hinansrücken des Alters immer weniger Kinder zur Confirma- tivn gelangen/weil sie in den Werkstätten thcils znrückgehalten, theils verdorben würden. Lcibbrand führt insbesondere aus, daß ein Confirmations- unterricht bei 15—16jährigen jungen Leuten von ganz anderer Wirkung sei, als bei Kindern von 13—14 Jahren. KauSler befürchtet, daß die.jungen Leute eben immer schwieriger sür den Unterricht zu bekommen sein werden, je weiter das Aller hinanSgerückt werde. Brackcnhammer trägt ein Schreiben des durch Unwohlsein an's Zimmer gekesselten Prälaten v. Kapfs vor, der auch nichts anderes will, als allmäligen Uebcrgang zu einem Alter, das sür den Cvnsirmalionsnnterricht weit empfänglicher mache, als das zartere Alter.
Er begnüge sich damit, daß das Hinansrücken des Consirmationsaltcrs auf die Bitte der Einzelnen erfolgen könne. Remppis: auch für spätere Konfirmation, jcdoch nur auf dem Wege freundlichen Uebercinkommcns sowohl hinsichtlich der Eltern als der Gemeinden. Prälat u. Moser: nur ungern mische er sich in die Debatte; es möge richtig sein, daß mit dem 16. Lebensjahre die intellektuellen Kräfte mehr entwickelt seien, vom 14.-16. Lebensjahre an werde dafür aber zene Seite fehlen, wenigstens in sehr vielen Fällen, — jene Seite, welche nur die Schule und das Leben in der Familie zu geben vermögen.
Diese Seite der Sache solle nicht unbeachtet bleiben. Eine facultative Verschiebung sc: ja schon längst Brauch. Lechler: das 16. Jahr fange an, ein Markstein im Leben zu werden. Kausleute schicken ihre Söhne bis zum 16.
Lebensjabr in eine höhere Schule; bis zum 16. Lebensjahre könne die Befähigung zum einjährigen freiwilligen Kriegsdienst erreicht werden. Nachdem Besuche der Schule werden Töchter häufig bis zum 16. Lebensjahre in ein Pensionat geschickt. Die Frage des Con rmationsalters gewinne so eine neue Seite. Im klebrigen sei die Frage im Flusse und deßhalb habe er seinen Antrag gestellt. Prälat v. Hauber hat den Antrag eingereicht: „hohe Synode wolle in Anbetracht 1) daß die Confirmation und die Schulentlassung auch jetzt schon nicht nothwendig zusammenfallen und 2) daß die Frage von der Hinausschiebung in den Kreisen des evangelischen Volkes bis jetzt noch nicht
gebniß war: für die Umwandlung stimmten 239 Katholiken, 343 Protestanten und 30 Inden, zusammen 018 Bürger; gegen die Umwandlung aber bloß 4 Katholiken.
— Berlin, 9. März. Im Reichstag wurde heute die Präsidentenwahl vorgenommen. Znm ersten Präsidenten ward Simson mit 105 von 181 Stimmen, zum ersten Vice-Präsidenten der Herzog von Ujest, zum zweiten Vicepräsidenten Herr v. Bennigsen gewählt. — Frhr. v. Hacke brachte einen Antrag ein, im Gebiete des Bundes eine einheitliche Bestimmung über den Eintritt der Volljährigkeit herbeizuführen. — Der General der Infanterie und Chef des Generalstabs, Frhr. v. Moltke, beging gestern fein 50jähriges Dienstjubiläum, hat sich aber durch eine Reise nach Schlesien jeder öffentlichen Feier dieses Tages entzogen.
— Die verwittwete Kaiserin Charlotte von Mexiko hat dem Vice- Admiral v. Tegetthoff durch den K. belgischen General-Konsul in Triest 1000 fl. für die Hinterbliebenen der mit der Fregatte „Radetzky" Verunglückten überwiesen.
Frankreich. Der Prozeß gegen die Kinderschlächterin zu Montauban, Delpech (vom Volk die „Ogresse", Währwölfin genannt) ist beendigt; sie wurde auf Lebenszeit, ihre Mitschuldige, die Hebamme Coyne zu lO IahrenZwangsarbeit, die übrigen Angeklagten zu 3,2 und 1 Jahr Gefängniß verurtheilt. Die Delpech war bekanntlich angeklagt, nach und nach 9 Kinder Anderer für Geld umgebracht zu haben.
Amerika. Washington. 10. März. Stewart hat das ihm angebotene Finanzministerium abgelehirt. Im Repräsentantenhaus ging ein Antiag Butler's mit 143 gegen 16 Stimmen durch, wonach die Aemterdauerbill (tenure ok okkcv dill) aus die Regierungszeit des neuen Präsidenten ausgedehnt wird. Bekanntlich verbietet diese Bill dem Präsidenten, gewisse Beamte ohne Zustimmung des Senats zu ernennen, und sobald er sie einmal ernannt hat, ohne diese Zustimmung wieder zu entlassen. Das letztere gilt auch von den Ministern.
Thicrkalender. Es sind im vorigen Jahre viele Anstrengungen gemacht worden, um unsere Obstbäumc von den Woll- (oder Blut-) Läusen zu befreien. Es versäume Niemand, seinen vorjährigen Bemühungen dadurch den Erfolg zu sichern, daß er jetzt beim Ausputzen der Bäume den Eiern dieses Ungeziefers durch Bürsten mit Seife, Tabakabkochens, Petroleumwasser oder Oel noch einmal zu Leide geht, sonst kann er möglicherweise in diesem Jahre von vorne anfangen müssen.
Reoigut, gemuckt uno r erlegt von A. Oelschlägcr.