Stuttgart, 4.Febr. Dem Vernehmen nach beabsichtigt das K. Ministerium des Kirchen- und Schulwesens eim^s permanente Ausstellung der Lehrmittel für sämmtliche Schulen des Landes zu veranstalten. Die betreffenden Oberschnlbehörden, nämlich die Cult-Minifterial-Abtheilung, die Commission für gewerbliche Fortbildungsschulen, das Consistoriuin, der Kirchenrath haben bereits die erforderlichen Beratungen über die Art und Weise der Ausführung dieses Planes gepflogen, und es soll derselbe, sobald die geeignete Räumlichkeit gefunden sein wird, zur Ausführung gebracht werden. Welch' große Bedeutung eine solche Ausstellung ,für unser Schulwesen hat, werden wir wohl nicht erst ansznführen brauchen. Bis jetzt besteht eine solche Ausstellung nur in beschränkter Weise in dem Locale der Centralstelle für Handel und Gewerbe, und es kann die Ausstellung nur in Beziehung auf die gewerblichen Fortbildungsschulen auf Vollständigkeit Anspruch machen.
— Stuttgart, 3. Fcbr. In Nachrichten and der Schweiz, die
wir einzusehcn die Gelegenheit heute hatten, ist gesagt, daß die Industriellen der Schweiz und Snddcntschlands, welche sich mit Spanien m Handelsverbindungen einlasscn wollen, die größte Vorsicht zu beobachten hätten, indem in Madrid und in den Provinzen eine Anzahl Schwindler und Betrüger sich neuerdings die Schweiz und wohl auch das angrenzende Süsdcntschland zur Ausbeutung ausersehen zu haben scheinen. (St.A.)
— Stuttgart, 7. Fcbr. Dem Vernehmen nach-wird dernachste (8.) öffentliche Vortrag im Königsbau von Prof. Dr. Banr von Hohenheim gehalten; derselbe wird den „Wald und seme Bodendecke" behandeln.
— Der muthmaßliche Mörder des am Neujahr in der Näh-He il- brouns aufgefnndenen Wagnergesellen soll entdeckt und ein Wagnergeselle aus Höpfigheim sein. Ein Geständniß desselben liegt, wie das „D. V." sagt, noch nicht vor.
— FricdrichShafen, 5. Febr. Der erste Besuch des Trajekt- schiffeö im hiesigen Hafen war ursprünglich auf den 8. Febr. festgesetzt- da nun aber bei der letzten Exkursion ein Schieberbrnch an einem'Cylinder stattgefunden, dürfte sich dieser Besuch um einen oder- einige Tage verzögern.
_ München, 5. Febr. Im Ostbahndirektwnsgebäude fand gestern von 10—l Uhr die erste Versammlung der Abgeordneten des süddeutschen Eiscnbahnverbandes statt. Vertreten waren die baierische Staatsbahn, die bäurischen Ostbahnen, die österreichische Staatsbahn, die österreichische Sndbahn, die österreichische Elisabethbahn, die böhmische Westbahn, die wnrttembergische Staatsbahn (Finanzräthe Mohn und Weizsäcker), die badische Staatsbahn, die Pfälzischen Bahnen, die hessische Ludwigsbahn und die Frankfurt-Hananer Bahn. Bei den gepflogenen Verhandlungen wurden Vereinbarungen bezüglich des gegenseitigen Wagenüberganges getroffen und die Ausgabe von Ruud- rciscbilleten zu ermäßigten Taxen beschlossen. -- Der Kammeraus- schuß beantragt für zehn, eventuell eitf Bahnlinien, den Kostenvoran- schlag von 90,842.000, eventuell 99,842,000 fl. zu bewilligen. Die Summe soll nach Bedarf durch Anlehen beschafft werden.
— Die „Köln. Ztg." behauptet in einem Leitartikel „Trau, schau, wem" betitelt, es werde in diesem Augenblicke über ein Schutz- und Trntzbündniß zwischen Frankreich und Italien direkt zwischen Napoleon Hl. und Viktor Emanncl verhandelt, doch so gehcimnißvoll, daß dir itaiicmschm Minister nichts davon wissen und, im Parlamente internellirt, mit gutem Gewissen die Sache demeutiren könnten. Dieses Lündniß sollx in Voraussicht eines nach den allgemeinen Wahlen stattfindenden Krieges mit Deutschland abgeschlossen werden. Noch sei es nicht unterzeichnet; doch Rouher redigire bereits den Vertrag und führe die Verhandlungen. Von Rom sei darin nicht die Rede, dagegen solle Italien ein Stück Wälsch Tyrolö zugesichcrt sein. Oes-erreich sei von diesen Vorgängen wohl unterrichtet und seine Diplomatie biete Alles auf, diesen Vertrag durch einen zweiten zu ergänzen, der ihm vollen Ersatz in Deutschland darbiele. — Diese Nachrichten gehen der „Köln. Ztg.", wie sie sagt, aus guter Hand zu; dennoch ist sie selbst in einigen Zweifeln über diese Sache befangen. (Wir find noch zweifelnder.)
W- Graf Bismarck betrachtet die, von der preußischen Kammer auf seine Ausführungen hin auch genehmigte, Vermögensbeschlagnahme des Königs Georg und des Kurfürsten als eine politische
Nothwcndigkcit. Er will, wie er sagt, die beiden Herren verhindern, im Anslande zu werben und zu Hetzen, sie würden kein Bedenken tragen, an der Spitze feindlicher Heere in Deutschland einzufallen und Krieg und Verwüstung über Deutschland zu bringen, nur um ihre Throne wieder zu erhalten. Die rechtlichen Bedenken verhehlte er sich nicht und antwortete den Vertretern derselben (den Abg. Windt- horst von der Rechten und Virchow und Schultze von der Linken) mit dem charakteristisheii Worte, über juristische Zwirnfäden wolle er' nicht stolpern. Englische Stimmen machen aufmerksam, daß König Georg, wenn ihm auch der Brodkorb höher gehängt worden sei, immer noch über große Mittel zu verfügen habe; denn er habe u. A. 600,000 Pfd. Sterling in der englischen Bank liegen; von England erhalte er übrigens keine Apanage. Die Hessen erwarten, daß die confiscirlen Gelder für ihre Provinz verwendet werden, das werde nur gerecht sein; denn bis jetzt hätten sie unr erhöhte Steuern, schlechtere Justiz und Begünstigung der Orthodoxie in Kirche und Schule erhalten, lauter Dinge, welche Preußen keine Freunde erworben hätten. — 23 Hannoveraner haben sich der Abstimmung über die Ver- mvgeusbeschlagnahme enthalten.
— Berlin, 4. Fcbr. In einer Arbeiterversammlung prügelten sich kürzlich die Lassalleaner und die Anhänger Schultzc-Delitzsch's. Nicht genug; der „Social-Democrat" freut sich über diese erste „Schlacht" fiir die Arbeit, in welcher die Social-Dcmokratcn die Schultzeaner so meisterlich bearbeitet haben.
Im März wird der norddeutsche Reichstag, im Mai das deutsche Zollparlament tagen.
— Der berühmte Augenarzt v. Gräfe in Berlin, einer der größten Wohlthäter der leidenden Menschheit, muß einer Lungenkrankheit halber einen länger» Aufenthalt auf der Insel Corfika nehmen.
— Prag, 4. Febr. Der gestrige Nachteilzug ist bei Biechowitz entgleist. Drei Persononwagen stürzten die Böschung herab, widnrch 8 Personen schwer mid 22 leicht verwundet wurden.
Belgien. Brüssel, 4. Febr. Der Erzbischof von Mecheln stellte in einem Hirtenbriefe den Tod des Kronprinzen gewissermaßen als eine göttliche Strafe für die Gottlosigkeit des Landes hin. Sein Beispiel findet --Nachfolge. In der Kathedrale von Antwerpen predigte ein Ordensgeistlicher mit großer Heftigkeit gegen den belgischen Liberalismus und erklärte ebenfalls, daß der Tod des Kronprinzen eine Wirkung der göttlichen Rache sei, und daß noch andere schrecklichere Ereignisse folgen würden, um die belgische Nation an ihre religiösen Pflichten zu erinnern. Die Predigt verursachte große Mißstimmung, es wurde gepfiffen und viele Leute verließen die Kirche.
Frankreich. Paris, 4. Febr. Durch ein diesen Morgen im „Journal offiziell" erschienenes Dekret hat der Kaiser verordnet, daß das Turnen fortan einen Thcil des Unterrichts in den kaiserlichen und in den Gemeindeliceen bilden solle, und daß in jeder dieser Anstalten ein besonderer Turnlehrer anzustellen sei. — 5. Febr. Marquis de Monstier, der letztabgetretcne Minister des Auswärtigen, ist gestorben. — Eine Depesche ans Algier meldet: Der Commandant von Laghnat hat mit 1200 Mann ein Corps von Insurgenten, bestehend ans 300 Reitern und 800 Fuhtrupprn, am 1. Februar 15 Meilen von Laghnat vollständig geschlagen. Der Feind verlor viele Tvdte. Aus französischer Seite sind 2 Offiziere und 8 Soldaten verwundet worden. Die bedrohte Ruhe ist somit vorläufig wieder hergestellt.
Griechenland. Aus Athen, 3. Febr-, wird gemeldet, daß der König die Demission seiner Minister angenommen hat, welche (nach einer Depesche vom 2. Februar) die Verwerfung des Protokolls zur Bedingung ihres Verbleibens gemacht hatten. Mit der Neubildung des Kabiuets wurde der Dcputirte Iaimis beauftragt. — 4. Febr. Das Ministerium Iaimis ist schließlich doch gescheitert und Vulgaris zurückberufen. Der Termin Griechenlands lauft Sonntag Nacht ab. — 5. Febr. Valeritis ist vom König mit der Neubildung des Ministeriums betraut: er scheiterte ebenfalls. Ein neuer Aufschub um acht Tage wurde zngcstanden betreffs Ertheilung einer Antwort wegen Annahme des Protokolls.
Spanien. Madrid, 4 Febr. Dem Pernehmen nach werden die 5 Individuen, welche an der Ermordung des Gouverneurs von Burgos beteiligt sind, diese Woche hingerichtct werden.
Ncdigin, gedruckt und verlegt von A. Oclschläger.