Schweiz. In Appenzell hat die Polizei einen guten Fang gemacht an einem sogenannten Fürst Obelinski, der sich auch Ros- now und Palmer nannte. Man fand in seinem Koffer mehrere in Ragaz und Bregenz abhanden gekommene Gegenstände, ferner 5690 Franken in Gold, 700 fl. in südd. Papiergeld und 2 russische Bank- billete. Im Freihof hatte er noch eben einer Engländerin 2000 Fr. entwendet. — Die Beschreibungen der von den ausgetretenen Flüssen des obern Wallis (Visp, Saas, Saltine, Gamsa, Rhone, Tor- rent, Borgne, Usenz) verursachten Verheerungen sind gräßlich. Die Simplonstraße ist noch nicht wieder hergestellt.
Frankreich. Für die Legung eines unterseeischen Kabels zwischen Frankreich, Korsika und Algerien, sowie dem Isthmus von Suez ist soeben die Konzession an den Direktor der Journale, der Posten und der Telegraphen ertheilt worden, und es wird sich nun eine franko-afrikanische Kabelgesellschaft auf Aktien bilden.
England. London, 21. Aug. Bei Allandulos (Wales?) fand ein gräßlicher Eisenbahnzusammenstoß statt zwischen einem Per- sonenzng. und einem Petroleumzug. 29 Menschen sind bis zur Unkenntlichkeit verbrannt, viele Verwundungen.
Amerika. Man erwartet in nächster Zeit das Ausbrechen eines Konfliktes der Vereinigten Staaten mit Mexiko, dessen Ursprung im Jahr 1866 zu suchen ist. Seit dieser Zeit nämlich haben mexikanische Grenzbewohner häufige Einfülle nach Texas gemacht und große Quantitäten Vieh weggetrieben — angeblich etwa 250,000 Stück. Nachdem die Eigenthümer lange Zeit vergeblich militärische Hilfe von der Regierung der Vereinigten Staaten verlangt hatten, überschritten sie die Grenze und ermordeten mehrere Räuber. Man erwartet nun, daß Juarez mit einer Entschädigungsfordernng hervortreten werde. Inzwischen behalten die Viehbesitzer von Texas ihre militärische Organisation bei und haben, wie verlautet, bereits Verstärkungen aus New-Orleans erhalten.
— Die Einwanderung in den Vereinigten Staaten von Nordamerika belief sich nach amtlichen Ermittlungen vom 1. Oktober bis 31. November 1867 auf 61,739 Köpfe. Die Mehrzahl der Einwanderer, 41,737, stand im Alter vom 15. bis 40. Jahre; unter 15 Jahren waren 12,303, über 40 7699. Dem männlichen Geschlecht gehören 35,302, dem weiblichen 26,437 an; besonders überwiegend ist das männliche Geschlecht in der Altersklasse vom 15. bis 40. Lebensjahre (mit 25,078 gegen 16,659 Personen weiblichen Geschlechts) venreten. Am stärksten war die Einwanderung aus Deutschland, 31,600 Personen; dann folgt Großbritannien und Irland mit 24,512, Frankreich mit 1868 Köpfen.
Seltene Fügung.
(Fortsetzung.)
Der Oberbürgermeister übergab sein Kind der Mutter und dem Bruder, er sagte seinen Mitbürgern, daß Alles geschehen werde, was zur Entdeckung der schauderhaften That führen könne und bat sie, ruhig nach Hause zu gehen. Während er sprach, rannen heiße Thränen über die Wangen des ehernen Mannes, den man noch nie hatte weinen sehen.
Oben an der Thüre seines Zimmers kam der Medizinalrath Schäfer dem Oberbürgermeister entgegen, er versicherte, Julia werde sich bald wieder körperlich erholen und berichtete abwechselnd mit Christiane, welche herbeigerufen ward, Näheres über den schrecklichen traurigen Vorfall. - . ,
Christiane hatte sich, nachdem ihre Herrschaft sich auf den Weg gemacht hatte, in ihr Stübchen gesetzt, um, wie sie sagte, auszubessern. Der Kutscher war mit den Pferden fortgeritten, um aus Befehl des Oberbürgermeisters sie einem benachbarten Freunde auf zwei Tage zu leihen, Leonore, die Köchin, hatte erzvhlt, daß sie ihre ver- heiralhete Schwester besuchen werde. Christiane hatte sie von ihrem Fenster ans fortgehen sehen.
Nachdem die Daheimgebliebene zur Mittagszeit ihr Mahl verzehrt gehabt habe, sei sie eingeschlafen, weil es so still und heiß gewesen. Endlich sei sie erwacht, bei der Stille in dem großen Hanse, wo jeder Schritt schallej, seien sihr Tritte auf dem Gange fast unheimlich oorgekommen, aaber dennoch habe sie sich nicht von der Furcht beherrschen lassen, sondern sie sei rasch aufgesprungen und habe sich auf den Treppen und Gängen umgese-,
j hen, auch gerufen: „He, ist Jemand da?" Allein sie habe keine Antwort erhalten, auch Niemand gesehen. Jetzt sei ihr eingefallen, daß sie jeden Nachmittag einmal bei Doktor Burke nachzufragen habe, ob er vielleicht eine Besorgung für sie habe, sie sei also in sein Zimmer gegangen und habe ihn in seinem Lehnstuhl liegen sehen, blaß, mit gebrochenen Augen, mit Blut bedeckt. Dennoch habe sie nicht die Besinnung verloren, sondern sie habe rasch zum Fenster hinaus einem Vorübergehenden zugerufen, er möge augenblicklich zum Medizinalrath Schäfer gehen und ihn herbringen, dann habe sie versucht, das Blut zu stillen, aber vergebens."
Schäfer fügte hinzu, daß er sofort in Begleitung seines Sohnes in das Haller'sche Hans geeilt sei und den theuern Freund völlig todt^gefunden habe. Er habe, da er ni hts für Burke mehr zu ttM. im Stande gewesen sti, das Gemach abgeschlossen und der vor Schreck erkrankten Christiane beigestanden, welche abwechselnd Lach- und Thrä- nenkrämpfe gehabt habe.
Der Oberbürgermeister, obgleich auf das Tiefste erschüttert, hatte doch seine äußere Fassung wieder erlangt und begab sich mit dem Medizinalrath und einigen Gerichtspersonen, denen Ernst sich anschloß, auf den Schauplatz der blutigen That.
Beim Anblick des geliebten Todten flößen des Oberbürgermeisters Thränen aufs Neue und Ernst schluchzte laut. Selbst die Gerichtspersonen waren tief ergriffen und beklagten den Tod Burke's als großen Verlust für die Stadt.
Das Gemach, welches Burke bewohnt hatte, befand sich in bester Ordnung; auf dem Schreibtische, an welchem er gesessen hatte, und wo noch der Leichnam in den Stuhl zurückgelehnt lag, — da der Medizinalrath keinen Grund gehabt hatte, die Stellung des Leichnams zu verändern — zeigte sich ein halbfertiges Briefchen, daneben ein Couvert, überschrieben: „An Herrn Pedraglia". Der Inhalt des Briefes war:
„Welchen Grund Sie auch haben mögen, mit mir nur am dritten Orte Zusammentreffen zu wollen, so habe ich doch nichts gethan, was Sie mögen Sie immerhin Abneigung gegen mich haben, zu Groll gegen mich berechtigte. Lassen Sie uns als vernünftige Männer, frei von Leidenschaftlichkeit und Boruv theil —"
Hier mar der Schreiber des Billets offenbar unterbrochen worden, Ernst hielt das Briefchen für eine Einladung an Pedraglia. schwieg jedoch; der Oberbürgermeister stieß einen AuSrns des Staunens und Schreckens ans, als er neben dem Papierkorbe auf dem buntgestickten Teppich, neben Blutflecken, den ihm wohlbekannten italienischen Dolch Pedraglia's sah, das Erbtheil der Italienerin.
Eine Gerichtsperson hob den Dolch auf, er wurde zu dem Briefe und dem Couverte gelegt; dann bemerkte man, daß die Thüre des großen Wandschranks nur angelehnt war. Sofort wurde nachgesehen, ob vielleicht sich hier eine Spur des Mörders vorfinden würde, aber auch in dem Schrank schien kein Gegenstand nur leise verrückt. Das Taschenbuch des Ermordeten enthielt zweihundert Thaler in Papieren, ein Säckchen war mit preußischen Tha- lerstückcn, ein anderes mit Guldenstücken gefüllt und fest zngebnndcn; ob Burke mehr Geld in dem Schranke gehabt haben konnte, war schwer auszumittcln, indem er über seine Einnahmen und Ausgaben, wie er selbst oft gesagt hatte, niemals Buch zu führen pflegte. Er gab oft und viel, wer konnte wissen, ob sich nur die Vorgefundene Summe oder mehr in dem Schranke befunden hatte, als die That geschehen war.
Ein Metzgerlehrling in Verviers schrieb an seine Eltern: „Es gefällt mir hier sehr gut, mein Meister hat mir schon die Haut ab- ziehen lassen, und mir gesagt, wenn ich so sortführe, so würde er mich zu Ostern schlachten lassen. Neues weiß ich nicht zu schreiben, als daß es mir gut geht, und daß man neulich im Walde zu Pol- leur einen Mann an einem Baume hangen gefunden hat, ich hoffe, mein Brief wird Euch ebenso finden.
Euer dankbarer Sohn Jean."
Em Kranker wurde von seinem Freunde, der ihn besuchte, gefragt, ob er vielleicht ein Testament machen wolle? „O nein," sagte der Kranke, „unser Herrgott hat zwei Testamente gemacht (das alte und das neue) un d keines — wird gehalten!"
Redigirt, gedruckt und verlegt von A. Oelschlagcr.