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3. Dl- log. Regierungspartei und ihre Werkzeuge, oie siet, mit oeu Echten des Umsturzes verbinden in der Absicht, das zu retten, was sie Selbstständigkeit nennen, nämlich die Freiheit, sich wie unter der Herrschaft de« alten Bundestags einmal Oesterreich, das andrcmal Preußen zu uneiqen und dadurcb die Eifersucht beider Mächte rege zu erhalten. '' ^
Ferner 4. Leute, die nichts lernen und nichts vergessen, die immer Sünde und Schuld in Andern, nicht in sich selbst suchen und finden.
Haß und Rachsucht verdammen diese Herren also, aber aus der Luft gegriffene schwere Verdächtigungen ihrer nächsten Reüenmciischeu, ihrer eigenen Landsleute wagen sic anSzustreucn mit der frommen Miene, welche sich durch das ganze Sendschreiben durchzieht. Wo sind die heimlichen oder offenen Republikaner, welche mit Frankreichs Hilfe eine große deutsche Republik errichten möchten? Wo sind die
.. . _ Mächte des Umsturzes, mit denen sich die sog. Regiernnasvartei ver-
neu Stamme des Volks, die Herrschsucht seiner Fürsten die Macht des Kaisers!.;,,;^ ^ Ntl,.-,» ,»->>di->t >- ,
so sehr schwächten, daß es trew semer Stärke sich der Angriffe seine- äußeren eme.n Äthem ptedlgt man, wie sein und lieblich es
Feinde immer weniger zu erwehren vermochte. Als in der Zeit der Rciorma- Wenn Bruder einträchtig bei einaudel wohnen, und im nächsten
Sendschreiben ausgesprochen hat, war wir sehr bedauern, so kann diese Thatsache uns in unse-er Ansicht nicht wankend machen, vielmehr sehen wir uns in Folge seiner Aufforderung genöthigt, dieselbe aus dem „Sendschreiben" selbst zu begründen. Leider reicht deruns zuge- messcne Raum nicht zu, das ganze „Sendschreiben" abzudrucken, weßhalb wir uns damit begnügen müssen,'einige uns hauptsächlich anstößig erscheinende Stellen herauszuheben. Nach e iner Einleitung, worin die Mitglieder der Gemeinschaften zu fleißigerer Erfüllung ihrer Pflichten als Bürger auch eines irdischen Reiches ermahnt werden, heißt es weiter wörtlich:
«Bei der Antwort auf die zweite Frage müssen wir in die Vergangenheit Deutschlands zurückgehen. Ihr wißt, daß das deutsche Volk vor Jahrhunderten in Einem Reiche zuiammcngefaßt war, daß aber die Eifersucht der eiuzel-
twn der Kaiser, dessen Hauömacht Oesterreich war, nicht erkannte, welches Band der Einigung der anöeinanderfallenden Wieder ihm von Gott dargercicht wurde, sondern er und seine Nachfolger sich verhärteten in der Bedrückung und Verfolgung der evangelischen Gläubigen, da fing das Gericht über Oesterreich, das fich seitdem in vielen Wctterschlägcn allmälig immer erkennbarer offenbarte, an. Es zeigte mehr und mehr seine Unfähigkeit, die Führcrschaft.DeutschlandS zu behaupten. Ihm zur Seite ließ Gott ein protestantisches Fürstenhaus erstarken und aus allen Prüfungen und Gefahren größer, mächtiger, fähiger, das Zerstreute zu sammeln, hcrvorgehcn. Dieses Fürstenhaus ist das preußische. GedenketB. an die Freiheitskriege von 1813—15, in welchen Preußen das Joch ffranzösischcr Knechtschaft, unter dem Deutschland danicderlag, brach, ebenso daß Preußen cs war,, welches im Jahre 1849 die deutschen Throne rettete. Wir können hier natürlich nur die großen, geschichtlichen Züge andeulen, da hier nicht der Raum sich findet, im (Einzelnen Gericht und Barmherzigkeit auf Geilen Gottes, Verschuldung und Buße, Fall und Aufstehen, sowie Verblendung auf Seiten der Menschen nachzuweiscn. Kurz, Oesterreichs unbilliges, übermüthigcS Verfahren war cö, das Preußen im Jahre 18ist> menschlich gesprochen — zuni Kriege zwang.
Der Sieg wurde ihm gegeben, cs hat ihn nicht errungen, das sollte den Augen eines Christen klar sein. Oesterreichs unheilvolle Einsprache in die deutsche» Angelegetcheitcn war beseitigt. Für das, was Preußen dabei gesündigt, traf cs das Gericht der Cholera; die Hungerönoth in seinen Grenzen ist uuö ein Beweis, daß es Gott vor Uebcrmuth bewahren und zu Größerem brauchen will-"
Daß „Oesterreichs unbilliges, übcrmüthiges Verfahren" Preußen ün Jahre 1866 zum Kriege gezwungen habe, ist eine eklatante Verdrehung allbekanuter Thalsachen, die schon so oft auseinander gesetzt wurden, daß wir sie hier nicht zu wiederholen brauchen. Daß Preußen doch dabei gesündigt habe, wird zugegeben, für die Sünden der Negierung soll aber die das preußische Volk betroffene Cholera die Strafe sein, ebenso wie das arme preußische Volk hungern mußte, damit, senke Negierung nicht übermüthig werde. Das ist auch Logik! Uebrigelis hat die preußische Regierung den Beweis ge- üefert, daß sie sich aus der Hungersnoth nicht viel macht, und der König von Preußen selbst hat sich eine Erhöhung seiner Eivilliste um 1 Million Thaler „zu würdiger Erhöhung des Glanzes der Krone", wie es in dem officiellen Erlaß heißt, bewilligen lassen, als schon die armen Ostpreußen mit dem Hunger kämpften. — Weiter heißt es nach Auseinandersetzung der Gründung des RordbundeS, und der Nothwendigkeil, daß die kleinen Regierungen einen Theil ihrer Rechte au Preußen abtreten:
„Wer dich nicht will, weiß entweder nicht, daß in der Zeit, in welcher wir leben, eine unbedingte Selbstständigkeit kleiner Staaten eine Sache der Unmöglichkeit ist, oder er weiß dich, und sucht in blindem Haß dem natürlichen Zug, den der Theil züm Ganzen hat, zu widerstreben und einen Anschluß in unnatürlicher Weise an fremde Staaten, an fremde — deutsche Art und Sitte gefährdende — Völker zu gewinnen. Ist aber Haß, ist Rachsucht die Macht, der ein Christ zu folgen hat? Sollen wir die dargebotene Hand unserer nordischen Brüder zurückstoßcn und nicht belhätigcn das Wort: Siehe, wie fein und lieblich ist es, wenn Brüder einträchtig bei einander wohnen?"
Und weiter:
»Wir möchten unseres Theils nicht zu denen gehören, welche einen Miß- Lang Hervorrufen, welche widerwillig«: Herzens in eine Versammlung cintre- tsn» in der die Vertreter aller deutschen Länder vereinigt sind, eine Versammlung, die seit Jahrzehnten von Allen, welche cS mit ihrem Vatcrlände wohl «einten, heiß ersehnt war.
Wir wählen deßhalb solche Männer, welche ein Herz haben für ihr weiteres Vaterland, welche aber eben dadurch auch beweisen, daß sie ihr engeres Vaterland lieben. Vielleicht fragt Mancher, ob dich, kein Widerspruch sei? Rein, liebe Brüder, sehet einmal aus die Gegner, wer sind sic?
1. Heimliche oder offene Republikaner, welche gern mit Frankreichs Hilfe eine große deutsche oder noch größere europäische Republik errichten möchten aüs den Trümmern der Throne.
2. Sogenannte Ultramontane, d. h. solche Katholiken, deren Herz an Rom hangt, mehr als an ihrem Baterlande, und die der päpstlichen Herrschaft eine möglichst große Ausdehnung verschaffen möchten.
Athcmzug verdächtigt man seine nächsten Brüder in lieblosester und rücksichtslosester Art, um seine Zwecke damit zu erreichen, unbekümmert um das Gebot der Nächstenliebe, welches nach dem christlichen Tone des Sendschreibens doch in erster Linie hätte beobachtet werden sollen. Ist das nicht Mißbrauch mit Gottes Wort getrieben?
Es folgt nun die Versicherung fortwährender Treue gegen den König, und Warnung vor Frankreich, sodann heißt cs:
„Mißtrauet denen, welche dem Gei;' schmeicheln, ihr wißt ja, daß es Gü- -, ewige Güter gibt, deren Werth alles Gut dieser Erde übersteigt; cs gibt
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aber auch Güter bcs staatlichen und bürgerlichen Lebens, welche der Opfer wcrth sind.
Preußen hat unter den deutschen Staaten allein den in auswärtigen Ländern wohnenden Deutschen Kirchen «richtet und sie nms Evangelium gesammelt; der Nordbund allein vermag die Erzeugnisse unseres Gcwekbffoißes und unseres Handels auf dem Meere zu schützen und Misere Kinder in fernen Ländern vor Ungerechtigkeiten zu bewahren.
Sollen wir uns entziehen, wenn wir eingeladri, werden, an den Kosten für solche Dinge unfern Anthril zu tragen? Das sei ferne! Was man euch, wie wir gehört und gelesen haben, von der Art der Bestcurung und von schreckhaften Zahlen gesagt hat, das beruht entweder «ns Unkennlniß oder auf Unwahrheit.
Aus diesem Allem ziehen wir den Schluß und die Mahnung, wählet, liebe Brüder, wählet aber nur solche Männer, welche euch offen und ehrlich bekennen, sie treten ohne Hintergedanken und ohne geheimen Groll in die das Aollparlameut geheißene Versammlnng von Vertretern des deutschen Volkes ein welche berufen sind, über die gewerblichen, die Handels- und Verkebrsbedürs' nissc unseres Volkes zu bcratben.
Da es in den wenigsten Wahlbezirken durchführbar sein dürfte, Männer zu wählen, welche mit uns auf dem gleichen Grund des Glaubens stcheu und vielleicht auch wenige in der Lage wären, einem mit vielen Opfern verbundenen Rufe zu folgen, so sehet, wo kein solcher Aussicht auf Erfolg bat, wcnig- stcus auf eine ehrliche Geziunung und einen zuverlässige» Charakter. Diese Erwägung bestimmt uns, unsere Stimmen den von der sogenannte» „deutschen Partei" vorgeschlagenen Männern zu geben, da wir den andern, welche sich einer unnatürlichen Vereinigung der allmvidcrstrcbendsten Absichten dieicst- dar machen, unser Vcrtkanvn nicht schenken können."
Wenn man als Antwort hicrans cive in der Schwäbischen Chronik vom 2. April Ro. 80 enthaltene Correspondenz aus Baden folgenden Inhalts:
„Aus Baden, 30. März. Die pieti st ischc Partei hat politisch außerordentlich wenig Glück; sic wandelt vollständig, und zwar als wenig geschätzt« Genosse, im Schlepptau des Ultr a n, on tanis muS ; einem.
ment im alten Styl, bas ist das ganze Gehcimniß ihrer Zuneigung, dessen Schleier dann und wann in der Kreuzzeitung von geweihter Fed« gelüstet wird. Im Lande selbst spielt die Partei für sich allein keine polii tische Rolle, nicht einmal die Gemeinden pariren in dieser Beziehung den orthodoxen Geistlichen"
betrachten will, so mögen sich die Verfasser des Sendschreibens bei ihrem Bundesgenossen, dem Schwöb. Merkur, der bekanntlich die „deutsche Partei" eifrig unterstützt, für diesen Liebesdienst bedanken.
Der Schluß des Sendschreibens lautet:
Prüfet, was wir sagen, lasset Alles ehrlich nnd ordentlich zugeben und der Geist Gottes bewahre eure und unsere Herzen nnd Sinne 'mitten in der Unruhe dieser Welt in dem Frieden Jesu Christi, unseres Herrn.
Wir fragen mm jeden Unbefangenen, ist in diesem „Sendschreiben" Mißbrauch mit Gottes Wort zu Parteizwecken getrieben, oder nicht? _
— Zum Schultheißen in Breitenberg wurdc der seitherige Gemeinde Pfleger Johann Michael Kubier von da ernannt. ( St.A.)
Berichtigung. In der letzten Nummer d. Bl. ist aus der dritte» Seite in der zweitletzten Zeile der Anfrage de« Hrn. Diac. Schmidt statt: „er, der Vers." zu lesen: .er, der Unterzeichnete."__ '
Redigrrt, gedruckt «erlogt nnd «on A. Oelfchläger.'