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norddeutschen Bund beseitigt wurde) auch unserem Lande freier Spiel-, zu geben — In Neapel durchliefen einige hundert Personen die raum für die längst verheißene Lerfassuugsreform eröffnet. (Dieser Straße Toledo unter dem Rufe: Es lebe Garibaldi! Den Spielraum würde nach unserem Eintritt in den norddeutschen Bund Kundgebungen wurde darauf auf friedliche Weise ein Ende gemacht, aber selbstverständlich noch enger gezogen werden als der dem Reichs-«Andere Agitatoren rückten gegen das französische Konsulat- an; tag gewährte.) Durch die erhöhten Anforderungen an die Steuer-und doch versperrte ihnen eine Schwadron Kavallerie den Weg, wo- Wehrkraft des Volkes habe dasselbe neuen Anspruch aus Verwirkli-! rauf die Demonstration aufgelöst wurde. Acht Personen wurden chung der Verfassuugsreform. Es werden nun verschiedenerlei Forde-- verhaftet. — Turin. 27. Sept. Diesen Nachmittag fand eine rungen, die zu stellen seien, ausgeführt, wie z. B. Vereinfachung des Kundgebung statt, Dem Präfekten wurde eine Bittschrift über- Staatshaushalts , Beseitigung fder Standesprivilegicn n. s. w.,.reicht, welche die Befreiung Garibaldi's und Rom als Haupt- Vorbedingung einer Reform in diesem Sinne sei die Herstellung einer!stadt verlangt. Der Präfekt erwiederte, daß er die Bittschrift aus allgemeinem direktem Wahlrecht mit geheimer Abstimmung her--dem Ministerium einsenden werde. Darauf löste sich die Kund- vorgegangenen Volksvertretung. Schließlich wird eine durchgreifende! gebung auf — F lorenz, 27. Sept. Die offizielle Ztg. schreibt: «Steuerreform gefordert, um die erhöhte Steuerlast für die Einzelnen, Garibaldi hat den Wunsch ausgedrückt, nach Caprera zurückzu- weniger drückend zu machen. (Durch diese freisinnigeren Forderungen kehren; da die Regierung diese Absicht entsprechend der ihrigen hofft man wahrscheinlich unser Württembergsches Volk für sämmtliche! fand, hat sie sofort ihre Bewilligung ertheilt. Garibaldi ist die- Resolutionen zu gewinnen.) — In das Landeskomite wurden auch 2, sen Morgen aus einem Staatsvampser abgereist.
Mitglieder aus hiesigem Bezirk gewählt, nämlich die Herren Fabr.!-—--
E. Zahn von Hirsau und Emil Dreiß von hier.
— Nach der „Bad. Ldsztg " sollen zwei Bauunternehmer der Wildbad-Pforzheimer Eisenbahn mit Hinterlassung von einer Schuldenlast von etwa l00,000 fl. entwichen sein. Es kommen, setzt das Blatt hinzu, weniger die Arbeiter als verschiedene Kaffen und Bankiers in Nachthell. Die Entwichenen sollen auf sehr hohem Fuße gelebt haben.
— Reutlingen. Bei der am 20., 21. und 23. d. M. ausgeschriebenen Wahl von Wahlmännern II. Klaffe für einen Abgeordneten der Stadt Reutlingen an die Stelle des verstorbenen Stadtfchultheißen Grathwohl haben sich, trotz wiederholter Aufforderung und Terminsverlängerung, von 4485 berechtigten Wahl-, männern bloß 138 betheiligk, also weitaus nicht V, (nicht einmal r/zo); somit ist die Wahl als nicht zu Stande gekommen zu betrachten.
— Aus'Wi esbaden, 25. Sept., enthalten die Franks. Blätter Mittheilungen über die Veränderungen in der Besteuerung gegen früher. Unter der herzoglichen Regierung zahlte die Stadt an Grund-, Gebäude- und Gewerbesteuer 93,528 fl., jetzt unter preußischer Regierung 271,250 fl., also um 170,000 fl.mehr als früher.
— Berlin, 28. Sept. Beim Einschießen neuer Gußstahl- Vierpfünder auf dem Artillerieschießplätze sprang gestern eines der Geschütze. Major Gregory und ein Kanonier wurden getödtet, sowie zwei Kanoniere schwer verwundet.
— Wien, 26. Sept. Der „Debatte" zufolge find die Verhandlungen der Reichs-Deputation gestern Abend abgeschlossen und die Verhandlungs Protokolle von den Ministern unterzeichnet worden. Gleichzeitig legten die Ministerien der Reichs-Deputation die Grundrisse eines ungarisch österreichischen Zoll- und Handels- Vertrages vor.
Italien. Florenz, 26. Sept. Garibaldi wirb in Ales- sandria detinirt; die Deputaten von der Linken protestiren gegen die Verhaftung. Das Land ist ruhig. Die gestrigen hiesigen Ruhestörungen sind unterdrückt. Das Ministerium ist entschlossen, energisch vorzugehen, um die Ordnung aufrecht zu erhalten und die Verträge zu respektiren. — Mit Garibaldi wurden 120 seiner Genossen gefangen genommen. — In Genua, Siena, Verona,
Neapel haben Zusammenrottungen und öffentliche Kundgebungen stattgefunden, die jedoch fämmtlich geschlichtet wurden, ohne daß die bewaffnete Macht einzuschreiten brauchte. In Florenz und Mailand wurden kleine Volksaufläufe durch bas Militär auseinander getrieben, doch hat man an beiden Orten keinen Unglücksfall zu beklagen. — Die „offizielle Zeitung" von Florenz bringt einen Artikel, worin sie die Nothwendigkeit der Verhaftung Garibaldi's bei Asinalunga nachweist Erst nachdem man ihn aufgefordert, seinen Planen zu entsagen und er sich dessen geweigert hatte, wurde er verhaftet und nach Alessandria geführt. Die Regierung habe eine schmerzliche Pflicht erfüllt und nicht länger zu- sehen können, ohne das Land den furchtbarsten Verwicklungen auszusetzen. — Demonstrationen an einigen Punkten der Stabt Mailand lösten sich bei dem Erscheinen von Truppen auf; 60 Verhaftungen wurden vorgenvmmen. — In Palermo erklärte die Aktionspartei öffentlich, sich jeder Demonstration enthalten zu wollen, um den Bvurbonisten keinen Vorwand zu Ruhestörungen
Es rächt sich.
l Fortsetzung.)
Einen Augenblick schwieg der Nassauer nachdenkend, dann lehnte er es bestimmt ab. — „Hundert Thaler sind bald verthan"
— erwiederte er, — „Meister kann ich hier auch werden und wenn Sie mir Ihre Tochter geben, habe ich kein Geschäft weiter
— ich bin mit dem Ihrigen zufrieden."
Schweig!" — unterbrach ihn Gerecke, indem er erzürnt mnd drohend dicht vor ihn hintrat. — „Du willst also mein Anerbieten nicht annehmen?"
„Nein."
„Gut, so sollst Du es bereuen! Ich fürchte Dich nicht! Du hast Dein eigenes Glück von Dir gestoßen!"
Gerecke verließ aufgeregt die Werkstatt.
„Das sehe ich noch nicht ein. Meister," rief ihm der Gesell nach, — „denn Ihre Tockter müssen Sie mir doch geben!"
Gerecke hatte diese Worte noch gehört, und sie trugen viel dazu bei, seine Unruhe und Verlegenheit zu erhöhen. Von allen Seiten stürmte es auf ihn ein. er sah keinen Ausweg und keine Rettung mehr. Die einzige That rächte sich unendlich schwer an ihm. Mit Schrecken dachte er an den Augenblick, wo Hartung wieder zu ihm kommen werde. Konnte er ihm des Gesellen Verlangen verschweigen? Ließ sich einer von ihnen zurückweisen? Eine qualvoll unruhige und schlaflose Nacht folgte diesem Abende.
Als der Advokat am folgenden Morgen zu ihm kam, ließ er sich wieder verleugnen. Er mußte erst größere Fassung gewinnen, che er ihn zu sprechen vermochte. Kaum eine Stunde darauf erhielt er von Hartung einen Brief, in welchem dieser ihm schrieb: „Zweimal haben Sie mich zurückgewiesen. Es liegt eine Kränkung für mich darin; um Ihnen indessen zu zeigen, wie versöhnlich meine Gesinnungen gegen Sie sind, werde ich heute Mittag zum dritten Male Sie besuchen und hoffe, daß Sie dann für mich zu Hause sein werden."
Nach diesen Zeilen wußte er ihn empfangen, so unangenehm es für ihn war. Ja, seine Furcht vor diesem Manne ging so weit, daß er sogar auf einen Entschuldigungsgrund sann, der ihn zu der Abweisung veranlaßt oder genöthigt habe.
Hartung ließ ihn indessen, als er am Mittag kam, denselben nicht Vorbringen. Schon bei den ersten Worten unterbrach er ihn. Lassen Sie bas lieber Freund! Ich weiß, daß Sie mich nicht gern bei sich sehen und all Ihre Worte werden mich nicht vom Gegentheil überzeugen. Ich gebe zu, daß unsere Freundschaft keinen sehr angenehmen Anfang hat, sie ist für Sie so gut wie aufgenöthigt, aber haben Sie nur Geduld, mit der Zeit werden wir die besten jFreunde. Doch Sie fchen angegriffen aus. Ist Ihnen etwas Unangenehmes begegnet? Ich hoffe nicht. Haben Sie mit Ihrer Tochter gesprochen? Hat eine etwaige Weigerung Sie so sehr beunruhigt?"
Gerecke wußte kaum, auf welche von diesen hastig ausgesprochenen Fragen er zuerst antworten sollte. — „Meine Tochter weigert sich allerdings" — sprach er — „dennoch würde sie, hoffe ich, meinem Verlangen nachgeben. Ein neues Hinderuiß ist indessen dazwischen getreten."_ (Fort s, f olgt.)
Nedigirt, gedruckt und verlegt von A. L> rl schlägtr.