30. Septbr. endet, 1864—65 im Ganzen 788,555 fl. 18 kr, 1865-66 aber 3,201,874 fl. 46 kr., er hat sich mithin im letz' ten Jahre um 2,413,319 fl. 28 kr. gehoben.
— Die sog. „deutsche" (besser gesagt großpreußische) Partei faßte ln ihrer am 20 Januar in Ulm abgehalienen Versammlung folgende Beschlüsse: „Tie Versammlung spricht in der deutschen Frage ihre Ueberzeugung dahin aus: l) Die nationale E nheit Deutschlands ist die Grundbedingung einer würdigen nationalen Existenz, wie einer gesicherten Freiheit; sie muß jederzeit das oberste, alle andern Rücksichten beherrschende Ziel der Bestrebungen des deutschen Volkes sein. Dieses Ziel kann nach gegenwärtiger Sachlage nur durch die bundesstaatliche Einigung aller deutschen Staaten und Uebertragung der Ceniralgewalt auf die Kivne Preußen erreicht werden. 2) Der in der Bildung begriffene nord deutsche Bund enthält keinen Abschluß der deutschen Ver'assungs- frage. Ein dauernder Ausschluß der vier süddeutschen Staaten wäre eine Verletzung der höchsten Rechte und Interessen der Na tion. Soweit die Trennung Deutschlands nach der Mainlinie aus einer Einmischung des Auslands beruht, ist es Ehrensache aller deutschen Regierungen und Volksstämme, letztere nöthigen- falls mit den äußersten Mitteln zurückzuweisen. 3) Wir hegen die Zuversicht, daß im Süden wie im Norden das Volk gegen diese Alle gleichmäßig bedrohende Gefahr seine Stimme erbeben, daß insbesondere das norddeutsche Parlament, durchdrungen von seinen Pflichten gegen ganz Deutschland, für die Einh.it und Integrität der Nation wie für deren Freiheitscechie und sür die innere Selbstständigkeit der einzelnen Staaten und Provinzen mit aller Entschiedenheit eintreten werde. 4) Wenn diese Rechte bundesverfassungsmäßig sicher gestellt, wenn insb. sondere die politischen Rechte des Einzelnen durch ein deutsches Staatsbürger recht gewährleistet, dem Parlament die ihm gedüvrenden konstitutionellen Befugnisse der beschließenden Mitwirkung te> Feststellung des Bundesstaatshaushalls und bei der Bundesgesctzredung eingeräumt, die obersten Bundesbeamten der Nalionalverlretung in wirksamer Weise verantwortlich gemacht sind, — dann wird kein Hinderniß die Ausdehnung des Bundes auf ganz Deutschland aufzuhalten im Stande sein." Ferner wurde folgender Antrag angenommen: „Die Versammlung der deutschen Partei zu Ulm am 20. Jannar 1367 begrüßt mit Dank und Freude das Programm der bairischen Regierung, wie es der Ministerpräsident Fürst Hohenlohe in der bair. Kammer der Abgeordneten am 19. Jan entwickelt hat, und vertraut dem deutschen S>nn des Kön gs von Baiern und seiner Regierung, wie dem vielerpivbten Patrio- tismus des bairischen Volkes, daß jenes Programm mit all seine r Konsequenzen kräftig durchgesühn werde." Ter Vorsitzende. Abg Schall, wurde beauftragt, von letzterer Kundgebung dem bairischen Ministerpräsidenten Mittdeilung zu machen. Zum Schluß wurde die Frage von der Versassungsrevision mittelst Wiederherstellung ches 49er Wahlgesetzes in Berathuvg gezogen. (Sckw. M
— Karlsruhe, 21. Jan Einem G.rückte zufolge, dessen völlige Richtigkeit jedoch nicht verbürgt werden kann, würde Ba den einem, wie die Blätter erzählen, von Baiern einzuleitenten Uebereinkommen über gleichmäßige Herstellung einer neuen Hee- resorganisation sich anzuscbließen geneigt sein (s a Stuttgart).
— In Baden steht zur Deckung der Kriegskosten-Ausgleichung (Entschädigung der durch Einquartierung w. heimgesuchten Lan- destheile) eine erste Umlage und zwar mit 10 kr per Gulcen Steuerschuldigkeit (also ein Sechstel vom Betrag der ordinären Steuern) bevor.
— Der Oberbau der Eisenbahnbrücke über den Rhein bei Mannheim ist jetzt so weit vollendet, daß a.n 21. d M. die Belastungsproben beginnen können
— In Schleßlitz hat man eine Falschmünzerei entd.ckt, die Württembergische Guldenstücke mit der Jahreszahl 1842 und 1845 fabrizirte Es sind jedoch nur wenige Stücke veiausgabr
— Nachdem in mehreren österreichisch russischen Distr'kten die Viehseuche und die sibirische Pest ausgebrvchen war, ist d»e Rin derpest nunmehr auch im Kreise Königgrätz in Bödmen ausge brocken. In Baiern sind deßhalb Vorsichtsmaßregeln gegen die Einschleppung getroffen.
— Aus Dresden, 18. Jan., wird berichtet: „Die preußi
schen Offiziere, welche im vorigen Jahre den Bau der Schanzen geleitet haben, sind wieder angekommen, um Vorbereitungen zur Anlegung weiterer acht Schanzen zu treffen. Die bisherigen For- tifikationen werden massiv ausgebaut."
— Berlin, 22 Jan. Das Centralwahlkomite sür die Parlamentswahlen beschloß, den liberalen Preuß schen Parlamentsmitgliedern die Reisekosten und Diäten zu garant ren, und rechnet auf die Beisteuer der Parteigenossen besonders in den großen Städten. — Die Morgcnbläiter melden übereinstimmend, daß jetzt die Zustimmung der norddeutschen Bundesregierungen zudem ganzen preußischen Verfassungsentwurf gewiß sei
— Berlin, 21. Jan. Die Eröffnung des norddeutschen Parlaments soll um den 24. Febr. zu erwarten sein.
— Berlin, 19 Jan. Nach dem Vorgänge russischer Kreise soll auch in Berlin die Hand geboten werben zur Unterstützung der kandiotiscken Sache. Die offiziöse „Norddeutsche Zeitung er klärt sich zur Annahme von Beiträgen für die griechischen Flücht linge bereit, welche an das in Leipzig bestehende Komite abge- sührt werden sollen.
— Wien, 21. Jan. Die „Wiener Abendpost" äußert, die jüngste Erklärung des Fürsten v Hohenlote in der bairischen Kammer besprechend, dieselbe enthalte nichts Unerwartetes Das Blatt bestreitet die Aeußerung des Fürsten, daß in Oesterreich das deutsche Element zurücktrete, und weint schließlich: dieFrage, ob sür jeden Krieg Preußens im Voraus und ohne Unterschied die bairische Dundesgenossenschast zugesichert sei, erscheine noch offen.
— Wien 19. Januar. Das heutige „Fremdenblatt" enthält Nachrichten aus Miramare, denen zufolge das ärztliche Concilium die vollständige Genesung der Kaiserin Charlotte von Mexiko prognosticirt. Vorbereitungen zu einer Erholungsreise sind bereits getroffen — Die heutige „Presse" theilt mit, die Punktationen de« Abschlusses zwischen der Regierung und Ungarn seien vollendet. Die Regierung ccceptirt den Standpunkt des Elaborats der Fünfzehnerkommission Die gemeinsamen Angelegenheiten sind: Die auswärtigen Angelegenheiten, in gewissem Sinne das Heereswesen, die Finanzen und die Handelsverhältnisse Das Heeresergälnungsgesetz wird nicht durchgesükrt, sondern den Landtagen zur Genehmigung vorgelegt Ein einheitliches Reichsbudget wird aufrecht erhallen. Ungarn pärtizipirt an der Amortisation und der Bezahlung der Zinsen in dem Verhältnisse wie 60 zu 128. Die indirekte Besteurung bleibt Ungarn überlassen. Die Aushebung des Labakmonopols ist in Aussicht gestellt. DaS Handel- und Zollwesen ist in beiden Reichshälften gleichmäßig.
— Wien, 20 Jan Die „Wiener Abendpvst" erklärt die Mittheilung der „Presse", daß der Abschluß mit Ungarn auf Basis des Elaborates der Fünfzehnerkommission zu Stande gekommen se>, der richtigen Grundlage entbehrend.
— Wien, 19. Jan. Die Gerüchte von einer Schwenkung deS
Ministeriums in Bezug auf den außerordentlichen Reichsrath gewinnen an Consistenz Einem Prager Journal zufolge soll die Regierung, um die Deutschen doch noch zur Beschickung zu der mögen, geneigt sein, eine Concesston in dem Sinne zu machen, daß der außerordentliche Reichsrath als eine außerordentliche Session des ordentlichen Reicksraihs proklamirt werbe, was (angeblich) dem von der hiesigen Abgeordnetenkonferenz proklamirten Standpunkte insoferne entgegenkäme, als ja die Conferenz beschlossen hat, für den außerordentlichen Reichsrath zu wählen. An die neuen Landtage sollen wichtige Mittheilungen ergehen , und zwar einbegleitet von einer kaiserlichen Botschaft. Diese letztere, ebenso die erwähnten Mittheiluugen, sollen von überraschendem Inhalte sein. (Beob)
— Wien, 19 Jan Da die ungarischen Regimenter nach dem neuen Wehrgesttze in Friedenszeiten in ihren Werbbezirken dis- lozirt werden, so ist klar, daß sich damit ein Offiz>erko>Ps fremder Nationalität nicht verträgt Die Ungarn weiden daher auch in diesem Tdeile eine völlig nationale A mee erhalten Ist Ungarn befriedigt, so wird Aöhmen eb nso große Reckte verlangen.
— Prag, 2l. Jan. Der des Attentats verdächtige Schneider- geselle Pust wuide entlassen, die Unteisuckung eingestellt.
Frankreich. Paris, 20 Jan Ter Moniteur veröffent licht einen Brief des Kaisers an den Skaalsminister Rouder,