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Tagesneu,ftkeiten.

Die erste Post von Calw nach Pforzheim wird während

der ganzen Periode des Wintersahrplanes ausgeführt mit Ab­gang aus Calw: um 4 Uhr 30 Min. früh. Ankunft in P sorz- heim um 7 Uhr 30 Min. früh (zum Anschluß an die badi­schen Züge 54 und 51 der bavischen Bahn) (St A,)

Karlsruhe, 19. Dez Nach den zwischen Preußen und den

süddeutschen Staaten im jüngsten Sommer geschlossenen Friedens - Verträgen endigt bekanntlich am 31. Dez. d I. die Erhebung der Rheinzölle. Eine Folge davon ist die Aushebung der Zölle auf dem Main und Neckar, die demnächst bevorsteht. Die großherzog­liche Regierung hat nun, wie man erfährt, Verhandlungen mit Württemberg und den berechtigten Genossenschaften und Privaten eingeleitet, um eine Aushebung der Abgaben und Belastungen, die auf der Flößerei, aus den Nebenflüssen des Main und Neckar ruhen, zu erreichen, und zwar auf der Enz, Würm, Nagold, Murg und Kinzig. Der Ausfall, den die Staatskasse durch die Aushebung der Flößereiabgaben erleiden dürfte, wird auf jähr- 60' bis 70,000 ft geschätzt. Dieser Ausfall dürste übrigens bei einer regen Entwickelung der Flößerei und des Holzhandels durch die Erhöhung verschiedener Einnahmenposten sehr bald ersetzt werden. (K. Z)

München. 19. Dez. Die Enthebung der HH. Staaksralh v. Pfistermcister, Oberappellrath Lutz und Legationsrath Leinsel- der von den Stelle» und Funktionen, welche sie bisher im Sekre­tariat des Königs bekleideten, ist vorgestern erfolgt. Fürst von Hohenlohe hat sicherem Vernehmen nach ein vom König sehr gün­stig aufgenvmmenes Ministerprogramm in Vorlage gebrockt. Sein Eintritt in's Ministerium soll Anfangs Januar erfolgen.

Landau, 17. Dez. Von München ist die Mittheilung hier­hergelangt, daß Landau als Festung im Prinzip aufgegeden und künftig nur noch ein Infanterieregiment, welches zugleich als Nekrutendepot für die Pfalz bestimmt sei, als Besatzung erhalten soll.

Der bairische Soldat Peter Müller, der auf dem Bahn­hofe in Aschaffenburg aus dem Eisenbahnwagen heraus nack dem preußischen Lieutenant (nun Hauptmann) v Fritzscke schoß und ihn verwundete, ist vom Kriegsgericht in Würzburg zur Aussto­ßung aus dem Heere und 4jährigem Zuchthaus verurtheilt wor­den. Dem Vernehmen nach soll Fritzsche selbst sich um Begna­digung des Verurtheilicn zu verwenden beabsichtigen.

Duisburg, 18. Dez. Auch Deutschland hat jetzt seine Mortara ge schichte. In dem benachbarten Dorfe Holten leben die Eheleute Killmann, deren Töchter, zwei noch junge Mädchen, in der Gegend von Bielefeld in einem katholischen Hause dienten. Beide Mädchen sind spurlos verschwunden. Man vermuthet, daß Bekehrungsverjuche mit ihnen angestellt (sie sind evangelisch), daß sie in ein Kloster des Münsterlandes verlockt worden sind und dort versteckt werden. Bisher sind alle Nach­forschungen der Polizei wie der Staatsanwaltschaft obne Erfolg geblieben Der Fall macht in den weitesten Kreisen Aussehen.

Am 2. November v. I. wurde Kaufmann Marke rt in Leipzig ermordet und beraubt. Der Schneidergeselle Künschner wurde als Mörder erkannt und in 2 Instanzen zum Tode ver- urtheilt, die Urtheile wurden vom König bestätigt Künschner läugnete beharrlich bis zuletzt, zeigte sich ruhig, ließ fick Essen und Trinken schmecken und am 18. Dezember Morgens zur.Hin- richtung mit dem Fallbeil in den Hof des Gerichts führen. Die Armensündergloüe läutete, er bestieg das Gerüste und rief mit lauter Stimme:Meine Herren, ich bin kein Mörder, aber hier

auf die Richter zeigend stehen meine Mörder." Er ward sestgeschnallt, dasFallbeil sollte inBewegung gesetzt werden; ta pochte am Thor und der Ruf: Halt! Begnadigung ! ward laut. Durch den Telegraphen war ein königl. Befehl cingetroffen, die Hin richtung bis auf Weiteres ausznsetzen. Der Delinquent erhob sich und verließ mit fast un rklärlichcr Ruhe das Schaffet.

Die Zahl der während des letzten Kriegs von der pre u ßi- s chen Armee erbeutetenTrophäen stellt sich, nach den nunmebr zu Ende geführten Ermittlungen, auf -186 Geschütze aller Kaliber, sowie 31 Fahnen und Standarten heraus. Außerdem sind nahezu b 0,000 Gewehre, Büchsen, Karabiner rc., 10,000 Stück verschie­

dene blanke Waffen, 5000 Centner Pulver, mehr als zwei Will. Patronen, sowie Kriegsmaterial, Bekleidungs- und Ausrüstungs­gegenstände aller Art in einem Werthbetrag von 15 Millionen Thalern erbeutet worden.

Berlin, 2V. Dez. Das Abgeordnetenhaus nahm das Gesetz über die Einverleibung der Eldherzcgibümer an. Dage­gen stimmten ein Theil der Katholiken und alle Polen.

Ueber die beabsichtigte Gestaltung des norddeutschen Bundes theilen wir, nach derPrcv. Korrespondenz", noch fol­gendes Nähere mit: Die gesetzgeberische Thätigkeit soll von der Vertretung der Regierungen (rn einemBundesrath") und von einer aus allgemeinen Volkewahlen hcrvorgehenden Nationolver- tretung, mit gleichem Antheile geübt werden. Der Bundesrath hat im Ganzen 43 und Preußen davon 17 Stimmen. Die Mit­glieder des definitiven Reichstags erhalten keine Diäten oder sonstige Emolumente. Die Nachricht, daß Beamte ausgeschlossen seien, ist unrichtig. Die Fixirung des BuntcsheereS, ein Soldat auf bunkert Einwohner, soll schon in die Verfassung ausgenommen werden. Jever Staat soll etwa 220 Thlr. pro Mann jährlich an Preußen zahlen, das davon alle Militäraus­gaben destreitete (Diese Forderung bat in den Kreisen der Be- vollmäckiigten einige Bewegung hcrvorgerufen. Doch wird an der schließlichen Einigung, da Preußen noch mehr bezahlt und sämmtliche Militärausgaben davon bestritten werden, nicht gezwei- felt.) Preußen ernennt alle Generaleßund die höchsten komman- direnden Generale der kleineren Kontingente, wo keine Generale cxistiren. (Ist Las Militärbudget in dieser Form ein- für alle­mal fixirt, wird der parlamentarischen Kompetenz sowohl des Reichstags, als des preußischen Abgeordnetenhauses, besonders des letzter«, wenig Raum bleiben.) Nicht nur Zollrevcnuen, auch gewisse Steuern sollen zu Bundeszwccken concentrirt werden. Trotzdem werden Matrikularbeiträge nöthig werden. Für Post- und Tclegraphenwesen, die Bundesinstitute werden, ernennt Preu­ßen die Beamten.

Kiel, 18. Dez. In Betreff der Nachricht, daß den Solda­ten zur Vermeidung von Kouflikien mit Civilpersonen das Tra­gen der Seitengewehre untersagt sei, geht verschiedenen Blättern die Nachricht zu, daß ein solches Verbot weder erlassen, noch in Aussicht sei

In B r e m e r h a v e n lag der Dampfer Hansa, um nach Amerika zu fahren; La kamen preußische Offiziere und Soldaten und nahmen 90 junge militärpflichtige Leute (Hannoveraner) in Gewahrsam, die ohne Reiseschcin übers Wasser fahren wollten.

Wien, 20. Dez Das ungarische Oberhaus hat die Deak- sche Adresse angenommen und sich so der Opposition gegen die Regierung angescklosscn. Ebenso hat der kroatische Landtag die ihm vorgelegte, dem Ausgleiche mit Ungarn feindselige Adresse votirt. Die Verlegenheiten der Negierung wachsen daher. Wie diePresse" vernimmt, hat sich Freiherr v. Beust auf wenige Tage nach Pesth begeben, »m sich persönlich über den Stand der Dinge zu informiren.

Wien, 22. Dez. Tie Neue Freie Presse erfährt von guter Seite, daß am Neujahrstage ein kaiserliches Patent erscheinen werde, welches eine Art konstituirender Versammlung cinberufe, welche an der Lösung der Verlassunqsfrage theilzunehmen hätte.

Wien, 18. Dez. Dem Vernehmen nach sind bereits die Einleitungen getroffen, um bald nach dem Beginn deS neuen Jahres und sobald auf Grundlage der bereits bindend vereinbar­ten Prinzipien der Handelsvertrag milEngland zum Abschluß ge­bracht worden, auck mit Belgien und den Niederlanden in engere vertragsmäßige Beziehungen zu treten. Die Grundlinien der be­treffenden Abmachungen sind selbstverständlich in demjalsdann längst in Geltung stehenden Vertrag mit Frankreich gegeben, und vor allen Dingen wird auch die Klausel nickt fehlen, welche beide Theile in die Reibe der meistbegünstigten Nationen cinsetzt

Wien, 20. Dez. Der österreichische Geschäftsträger in Florenz berichtet: Die italienische Regierung hat sämmtlichen Donancn befohlen, len österreichischen Handel von Neujahr an den meistbegünstigten Nationen gleickzustcllen.

Wien. 10. Dez. Privatdepeschen aus Washington melden, Kaiser Maximilian sei von den Juaristen gefangen