ternehmer einesEisenbahnlooses nach Schnaitheim gekommen, noch zu Lebzeiten ihres Mannes unerlaubten Umgang gepflogen und aus diesem Grunde ibren Mann vergiftet. Durch in Folge des Umgangs mit der Stierlen veranlaßt- vielfache Versäumnisse im Geschäfte und dadurch entstandene bedeutende Verluste kam Hör- tig in seinen VermvKensverhälrnissen bedeutend zurück, was außer­dem auch bei der Stierlen der Fall war, und so griffen sie ge­meinschaftlich zu dem sda die Stierlen'schen 3 Kinder zusammen ein Vermögen von nahezu 24 000 fl. Halters verbrecherischen Mittel, den aufgeweckten Knaben, der ohnedicß in mancher Be­ziehung unbequem war, aus der Welt, und sich wieder Existenz- mittel zu verschaffen. Daß dieses Verbrechen nicht unentkeckt blieb und die Entdeckung des andern nach sich zog, geht aus der Verurtheilung hervor.) Das Urtheil des Schwurgerichtshofs wurde vom Vertheidiger des Hörtig angefochten jwegen Mängeln im Verweisungserkenntniß und in der Fragestellung an die Ge­schworenen. Am 4. Dezember wurde nun das Erkcnntniß des Kassationshofs verkündet, das ausVerwerfung der Nichtigkeits­klage und Verurtheilung in die durch dieses Verfahren entstande­nen Kosten" lautet. Bei Eröffnung des Erkenntnisses wurde Hörtig, sowie der Marg. Stierlen eine dreitägige Frist zu Ein­reichung eines Gnadengesuchs bewilligt und haben beide Anqe- klagte hievon Gebrauch gemacht. Es herrsch! allgemein die Ansicht, daß wenn in diesem Fall Gnade geübt wird, die To­desstrafe während der Regierungsdauer Sr. Maj. des Königs Karl faktisch adgeschafft sei. Die Spannung auf den königlichen Entschluß ist daher keine geringe.

Hellbronn, 5. Dez. (Ledermarklbericht) Ja Folge der in diesem Jahre stattgehabtcn kriegerischen Verhältnisse ' wurde im Laufe dieses Sommers weniger rohe Maare eingarbeitct und war die Rückwirkung davon am gestrigen Ledermarkte hauptsäch lich in Oberleder durch großen Mangel sehr fühlbar, was natür­lich bei vielseitigem Bedarf auch bedeutende Preiserhöhung zur Folge halte Kalbleder und Wildoberleder wurde gegen letzten Lktobermarkt mindestens um 10 pCt. höher bezahlt, bei Schmal leder, welches wegen Mangel an Wildaberleder mehr gekauft und verwendet wird, mag die Preiserhöhung ungefähr 5 pCt. betra­gen. Sohlleder, besonders schwere Waare, gesucht und fest. Tie Durchschnittspreise stellten sich, je nach Beschaffenheit der Waare, für Prima Wildoberleder (fast nicht vorhanden), auf 1 fl. 4 kr. bis 1 fl. 8 kr., für sekunda Qualität auf 56 kr. bis 1 fl., für Schmalleder auf 45 kr. bis 53 kr., für Kalbleder auf 1 fl. 42 kr. bis 1 fl. 54 kr., für Sohlleder schweres auf 42 kr. dis 46 kr, leichteres auf 3540 kr Zeugleder 40 - 45 kr.

Ulm, 9. Dez. Die aus Artillerie- und Genieoffizieren zu­sammengesetzte Subkommissivn, welche das Artillerie- und Genie­material in den ehemaligen 5 Bundesfestungen aufzunehmen und zu toxiren hat. besteht für Ulm aus Major Brand von der bair. Artillerie, Hauptmann Sandkul und Hauptmann Burbach von der preußischen Artillerie, Hauptwann Sonntag von der würtr. Artillerie, dem württ Kriegskommissär Gaupp und dem österr. Artillerielieutenant Adjutant Linsch.

Darmstadt, 9. Dez. Der Kroßherzog wird sich morgen nach Friedberg begeben. Den getroffenen Vorbereitungen gemäß scheint ein mehrtägiger Aufenthalt in Aussicht genommen zu sein. (Der Kurfürst von Hessen und der Herzog von Nassau scllen, wie gerüchtweise verlautet, mit dem Großhcrzog in Friedkerg zu- sammenkommcn.)

Darmstadt, 9. Dez. General v. Stcckhausen hat sich heute früh erschossen. Derselbe war auf den 10 ließ vor ein Kriegsgericht geladen. Tie unglücklichen Erfolge des Kampfts bei Laufach sollten die Veranlassung der Vernehmung sein, indem v. Stockhausen damals die Führung übertragen war.

Frankfurt a M., 9 Dez. Das Amtsblatt der Stadt Frankfurt verkündete gestern das Wahlgesetz für den Reichstag des norddeutschen Bundes, sowie das Einführunqsgesetz in den annektirten Ländern. Weitaus der größte Theil der Bevölke­rung der vormals freien Stadt sieht dem Zusammentritt des norddeutschen Reichstags mit einer Gleichgiltigkeit entgegen, wel­cher eine gewisse Bedeutung nicht abgcsprochcn werden kann

Dresden, 8. Dez. Die erste Kamm.r hat in ihrer heuti­

gen Sitzung das neue Militärxesetz, durch welches allgemeine Wehrpflicht eingcsüdrt wird und welches sich in allen wesentlichen Punkte» dem preußischen Gesetze anschließt, ohne prinzipielle Ab­änderungen einstimmig angenommen.

Leipzig, 9. Dez. Der Ausschuß des Abgeordnetcntags har beschlossen, vor Beginn des Reichstags eine Zusammenkunft in Berlin zu veranstalten

In Zeulenroda (Reuß) mußte ein Marin ans dem Stadtvogteigefängnisse in das Irrenhaus in Roda gebracht wer­den. Eines Verbrechens angeklagt, hatte er mehrere Jahre in Untersuchungshaft gesessen, die Kleider waren ihm am Leib ver­sa. lt, sein Körper mit Ungeziefer übersäet. Entdeckt wurde der Unglückliche durch den dortigen Oberprediger, der über ihn nach Greiz berichtete. Es wird nun untersucht, ob der Mann geistes­krank ins Nefängniß gebracht oder in ihm es geworden ist.

Berlin, 8. Dez. TieNordd. Allg. Ztg." schreibt, die Nachricht hiesiger Zeitungen, daß König Georg in Folge engli­scher Vermittlung sich bereit erklärt hätte, die hannoverschen Offi­ziere ihres Fahneneids zu entbinden, Hai sich, wie wir hören, nicht bestätigt. Ein Telegramm vom heutigen Tage aus Han­nover macht die Mittheilung, daß Regimentskommandeur Graf Kielmansegge nach der Festung Minden abgesührt ist wegen Auf­forderung an die Offiziere, nicht in preußische Dienste zu treten Amtmann Reiche ist suSpendirt. Die Debatte über die Ein­verleibung Schleswig-Holsteins im Abgcortnelenhause wird vor­aussichtlich erst nach den Weihnachtsferien auf die Tagesordnung kommen. Die Vertagung dieser Angelegenheit ist in Folge der Regierungsvorlage über den mit dem Großherzog von Oldenburg abgesch offenen Vertrag vom 27. Sept. eingetreten, welcher dieser Tage dem Hause zugezangen ist. Der Vertrag gewähit dem Großherzog als Abfindung seiner Ansprüche eine Entschädigungs­summe von 1 Will. Thlr. und die Abtretung des Amtes Arens- böck in Holstein zur Arrondrrung der dort befindlichen oldenbur- gischen Enklaven.

Berlin, 9. Dez. Die Verhältnisse zwischen Regierung und Opposition fangen mehr und mehr an, sich zu verbittern, was, abgeseben von den Reden von den Oppositionsbänken deS Abgeordnetenhauses, recht deutlich aus der Haltung der Opposi- tionsprcsse sich ergibt, welche unmittelbar nach den böhmischen Siegen ebenso in den allgemeinen Siegesjubel mit einstimmte, wie die offizielle und offiziöse Presse. So übelschreibt die Vclks- zeitung vom 6. ihren Leitartikelvon einer entscheidenden Stunde" und beginnt denselben: Nach dem bohlen Rausch vomdeutschen Bundesstaat" ist nunmehr, wie wir längst vorausgcseken, der Katzenjammer bis in die Urquelle und Fundgrube der Täuschun­gen und Selbsttäuschungen hine'ngcdrungen. Die Nationalztg. beginnt heute unter der vorsichtigen Ucberschristaus dem Abgeordnetenhause" langsam die Hände über den Kopf ;u- sammenzuschlagcn und ergttßt sich in Jammer über den Minister des Innern, weil er gesagt hat, es mögen sich die Herren von derloyalen Opposition" in die neue Lage finden , die einmal nicht eine liberale Aera ist Vielleicht wäre, fährt dieselbe fort, dieser Schlag ins Antlitz der Berauschten weniger ernüchternd gewesen, wenn der Herr Minister des Innern nicht gar noch einen Ausspruch des Hrn. Grafen Bismarck zitirt hätte, der da lautet:nur ein ganz fertiger Staat kann sich den Luxus einer liberalen Negierung gestatten." Nach solchem Beleg für die tiefe Harmonie ini Ministerium ist freilich dem schönsten aller Mythen der Boden aus dem vollen Faß ausgcschlagcn, der Taumeltrcnk ist ausgeflcssrn und nur der bittere Tropfen ist im Kelch zurück­geblieben. Da mag man denn mit dem Kopf grocn die Wand rennen und sich neuen Muth zusprechen. Es sind das eben ver­gebliche Rettungsversuche. Gegen Selbsttäuschung wie gegen po­litischen Selbstmord ist kein Kraut gewachsen."

(Schreckliche Folgen des Aberglaubens.) Ein abergläubiger Mann hat in Rechnitz nach und nach 4 Kinder ermordet und ihre Herzen in rohem Zustande aufgegessen, weil er glaubte, daß er unsichtbar werden würde, sobald er die robcn Herzen von 7 unschuldigen Aindebn aufgezebrt hätte. Der Verbrecher wurde, bevor er seinen scheußlichen Vorsatz vollständig ovssührte, enlwüt und befindet sich nun im Gcfängniß