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wird. Mit einem Wort: sie find in den Gefechten gefallen und von den Preußen mit ihren Tvdten gemeinschaftlich begraben
worden. ^ ^
— Frankfurt. Die „N. D. Z." schreibt, Wie wir zu un- serem Vergnügen erfahren, wird die „Latern" des Herrn Stolz- in Frankfurt wieder auferstehen. Die Ankündigung enthält die wohl auch außerhalb Frankfurts verständliche Clausel: .Was gemacht werden kann, wird gemacht."
— In Nassau steht eine für den Herzog günstige Erledigung der Domänenfrage in Aussicht.
— Dresden, 29 Nov. Die Abgeordnetenkammer genehmigte einstimmfg das Wahlgesetz zum norddeutschen Parlament, indem sie die Diätenfrage und die Aussührungsordnung der Regierung anheiwstellte.
— Dresden, 30. Nov. Die Regierungsvorlage deS neuen Militärpflicktgesetzes führt die allgemeine Wehrpflicht em; Stellvertretung ist unzulässig; bei Ueberickuß des Bedarfs findet Aus- oosung statt. Die Dienstzeit der Infanterie ist dreijähriger Aktivdienst, vierjährige Reserve, fünfjährige Landwehr; Reiterei und Artillerie haben vierjährige aktive Dienstzeit, dreijährige Reserve und vierjährige Landwehr. Einjährig Freiwillige sind zulässig; die gegenwärtig dienende Mannschaft vollendet eine sechsjährige Dienstzeit, dafür wirb der Reservedienst verkürzt.
— Koburg. 30, Nov Der Gesammrlandraz beantragt die baldige Vorlage eines Gesetzes, das die Prcßpiozesse den Geschwore neugerichten überweist,
— Hannover, 30. November, Die Anordnung in Betreff des Verfahrens gegen die tannover'fchen Offiziere flößt auf be denkliche Schwierigkeiten Der Civilkomnussar v Hardenberg ist deßhalb nach Berlin gereist.
— Berlin, 28 Nov Die „Nordd. Allg. Ztg." scheint einen neuen Konflikt zwischen Regierung und Abgeorcnetenhaus ernstlich zu befürchten, und es ist ihr dabei nicht ganz wohl, daher sie dringend zu Mäßigung und Besonnenheit rathet Gerade heute hat sie durch Annahme eines Antrags des Abg Trinker eine neue Niederlage erlitten, indem mit 156 gegen 137 Stimmen beschlossen wurde, die ganz» zu Bcsoldungsauchesierungen verlangte Summe von 1,030,000 Thlr. nur für die nieder» Beamten zu verwill'gen, nickt aber auch mir 50,000 Thlrn, wie die Regierung gewollt hatte, bis zu den höchsten, auch den Ministern, auf- zusteiaen. — Derselben Zeitung zufolge sind auf die Einladung der preußischen Regierung wegen Eiöffnung der Berathungen über den dem norddeut chen Parlament vorzulegenden Versassungsent- Wurf und wegen des Termins für die Einberufung des Parla wents bereits von vier Negierungen zustimmende Antworten hier eingegangen.
— Berlin, 29 Nov. Wegen ees Nordostseekanals, der internationale Fragen entstehen läßt, werten Verhandlungen mit mehreren auswärtigen Regierungen vordergesehen. — Die Aenterung der Verfassung wegen des Wahlgesetzes in den neuen Provinzen, welche die Regierung königlicher Verordnung überlassen will, stößt in liberalen Kreisen auf Bedenken Das Ministerium wird wahrscheinlich überließ aufgesoidert werden, nach den Einverleibungs gesetzen die Zahl der neuen Abgeordneten anzugcbeu, damit sie in Las Gesetz ausgenommen werde» können
— Berlin, 30. Nov. Die Voraussetzung einiger Zeitungen, Laß in der Organisation des Norddeutschen Bundes neben der preußischen Exekutive ein Fürsterkollegium besteben werde, wird in allen unterrichtet-n Kreisen als durchaus unwahrscheinl ch angesehen Es soll nur eine Bundesversammlung ocer ein Bun- desrath beabsichtigt sein. Wegen des einheitlichen Bundcshee res wird in milirärischen Kreisen daran erinnert, daß eine Kö nigliche KabinetSordre vom I I. Okiober 1866. betreffend die künftige Formation unv Dislokation der Armee, schon die voll ständige Einreihung der Bundesr. gimcnier in das 9,, 10. und 11. preußische Armeekorps in Aussicht genommen hat. Die Abstimmung in N rcsch eswig soll vor dem Zusammentritt des Parlaments schwerlich zu erwarten sein,
— Berlin, 30 Nov Das Befinden des Herrn v Bismarck wird dem „Fr I," als unzufriedenflellend bezeichnet. — Die nordschleswig'sche Deputation ist eingetrcffen
— Ter Herzog von Augustenburg läßt die Unterhalt dlun gen mit Preußen, welche er nach de' „Köln. Zeitung" durch den Herzog von Coburg betreiben soll, dementiren.
— Wien. 29. Nov. Sämmtliche Mächte des Pariser Vertrages haben, England zuerst, Rußland zuletzt, dem österreichischen Vorschläge einer Kollektiv-Anerkennung des Fürsten von Rumänien zugestimmt.
— Wien. 28. Nov. Ter nieder österreichische Landtag bat in heutiger Sitzung die Adresse bei namentlicher Abstimmung mit 44 gegen 8 Stimmen angenommen. Der RegirrungsveUreter hielt die in der Adresse enthaltenen Darlegungen den Thaisachen nicht vollkommen entsprechend und erklärte. daß im Ministerium keine Spaltungen beständen, und daß die Berufung des Reichs- rathS mit dem Abbruche der Verhandlungen mit Ungarn gleich bedeutend sein würde.
— Clam Gallas ist in jedem Kriege geschlagen worden und auch Benedsk bofft ihn zu schlagen, wenn er vom militärischen Dienst- geheimniß entbunden wird. Benedek hat den Kaiser um diese Entbindung dringend gebeten
— Die Cholera hak in Oesterreick furchtbar gcbaust. 350,000 Menschen waren an ihr erkrankt, 150,000 sind an ihr (vom Mai bis Oktober) gestorben
— Nock immer ist der Sckleier über das Prager Attentat nicht gelüftet. Man schwebt noch immer in Ungewißheit, ob der Schneider Pust schuldig oder Las Opfer einer Mystifikation ist.
Italien. Briefe aus Rom "om 25 über Marseille melden, daß am 10 Dezember um 10 Uhr Abends die letzten fran- ösiscken Truppen sich in Civitavecchia einschiffen werden, um nach Frankreich zurückzukehren Am 23, fand ein e-birtertes Ge echt zwischen Räubern einerseits und päpstlichen Gensdarmen, Zuaven und Jägern andererseits statt Tie B'iganten wurden, nachdem sie starke Verluste erlitten hatten, in die Flucht geschlagen. — Stewart, einer der Mörder Lincolns, ist unter den päpstlichen Zuaven in Rom entdeckt worden; der amerikanische Gesandte verlangt seine Auslieferung. — Florenz, 30. Nov, Ein König!. Dekret beruft das Parlament auf den 15. Dezember ein,
Frankreich Paris Es scheint, daß die Kaiserin ihren Reiseplan aus politische-; Rücksichten noch vertagt bat. Sie will denselben nur ,ur Ausführung bringen, wenn es gilt, einen äußersten und letzten Versuch zu machen, um den Papst von dem Gedanken einer neuen Flucht ab,»bringen — Die öffentliche Meinung in Frankreich wird auf Aufhebung der polytechnischen Schule vorbereitet. Diese Schule lieferte seit 1789 die ausgezeichnetsten Männer Frankreichs, aber auch viele Offiziere der Revolutionen. Tieß letztere wird der hauptsächlichste EBund ihrer Aufhebung sein, während dieselbe damit zu begründen gesucht wird, daß die Schule, welche errichtet worden sei. um die wissenschaftlichen Schulen zu ersetzen, welche die Revolution vernichtete, beute wo cs Hunderte solcher Anstalten gebe, nicht mehr nölhig sei.
England. Die englischen Eisenbahndirektionen treffen schon jetzt Vorbereitungen auf die große Pariser Weltindustrie-Ausstcl- lung und setzen sich mit sranzösischen in Rapport, um die Hin- und Rückfahrt billig herzustellen. Man glaubt, daß es möglich werden dürfte, für 20 Franken vom Norden Englands bis Paris die Reise hin und zurückmachen zu dürfen. — Der Great Eastern Rußland. St, Petersburg, 23. Nov. Tie im ganzen Reick anqeordnete Aushebung von 4 Mann auf je tausend hat der ausländischen Posse wieder einmal Gelegenheit gegeben, sich in Conjekturen über Rußlands zu iürcklende ehrgeizige Absichten zu ergehen. Und doch ist augenblicklich kein Staat friedliebender als das von der Ausbildung seiner inner» Reformen vollkommen in Anspruch genommene Rußland. Die Freiheit des Handelns behält es sich vor, es wird, wo seine Inte.essen aus d m Spiel stehen, dieselben zu vertheidigen wissen; aber aus der Aushebung; die nur den Zweck hal, die durch die Eull>ss,ug ausg-dienler Soldaten entstandenen Lücken zu füllen; Schlüsse aus.Allianzen und Angrifssplane zu machen, das zeigt, wie wenig man daS jetzige Rußland und seine Tendenzen unter der Herrschaft des Kai- sersAlexanderll. kennt.— 27.Rov, DasKriegsministerium vcrsügt die