Calw.

Landwirtschaftlicher Pezirksverein.

Fortbildungsweseu betreffend.

Nach Erlaß der K. Centralstelle vom 21. d. M. find von derselben wie bisher, so auch pro 1867 für die landwirthschaftli- chen Fortbildung«- und Winterabendschulen (einschließlich der obli­gatorischen mit landwirthschastl. Unterricht), sowie für die land- wirthschastlichen Abendversammlungen Erwachsener und für die Lesedereine wiederum Freiexemplare des landwirthschastlichen Wochenblatts bestimmt.

Ebenso erklärt sich die Centralstelle bereit, für die genannten FortdildungSanflaltcn alle, je nach Wunsch und Bedürsniß, ge­eignete Schriften oder andern Lehrmittel unentgeltlich abzu­geben. (Zu empfehlen: Kik, Rechnungsbeispiele über die wichtig­sten Lehrsätze der Landwirthschaft; Reiser, Lehr- und Lesebuch über Landwirthschaft; H. Erzinger, deßgleichen für landw Fortbildungsschulen; deßgleichen von mehreren landw. Vereinen herausgegeben.)

Um nun rechtzeitig das Erforderliche in der Sache thun zu können, werden die Vorstände der betreffenden Anstalten, welche von diesem Offert nach der einen oder andern Seite hin Gebrauch machen wollen, ersucht, ihre dießfälligen Wünsche baldmöglichst an den Unterzeichneten gelangen lassen zu wollen.

Calw, 24. November 1866 Der schulrechn. Beirath:

A. Ansel.

TageSnerrigkeiten.

Stuttgart, 23. Nov Se. Mas der König haben io Ansehung der hohen Verdienste, welche der Dichter Ev. Mörike sich um die deutsche Literatur erworben und in Anbetracht des hohen RufeS, den dessen Werke genießen, genehmigt, daß der vom Amte sich zurückziehende Dichter den Gehalt, den er bisher als Lehrer am Katharinenstift bezogen, auch ferner soaideziehe.

Der Stuttgarter Gemeinderath hat in seiner Sitzung vom 22. Nov. beschlossen, rS Angesichts der trotz der großen Erregtheit der Gemüther im vorigen Sommers, doch entschiedenen Abnahme von Exzessen seit der Aushebung der Polizeistunde, bei derselben um so mehr zu belassen, als letztere wegen des späten Schlusses der Theatervorstellungen und der spälern Ankunft verschiedener Eisen- batznzüge doch über 11 Uhr Nachts hinausgerückt werden müßte.

Ulm, 22. Nov. Zufolge einer Anordnung der Bundesli­quidationskommisston in Frankfurt find die Arbeiten an dem Frie­densspital ans dem Kienlesderg eingestellt worden. Die Petition des Ulmer Gemeindrraths bezüglich der hiesigen Festung soll im Druck erscheinen.

Die bairische Armee bat im letzten Kriege nach amtlichen Angaben verloren 2865 Offiziere, Unterrffizrere und Soldaten. Offiziere todt 47, verwundet 111; Unteroffiziere und Soldaten todt 282 Mann, verwundet 1858, vermißt (jetzt noch?) 567. Die gegenüberstehende preußische Armee hat2694Osfiziere, Unteroffiziere und Soidaten verloren.

In München circulirt daS verschiedene Kreis: beuuruhi- gende Gerücht, man beabsichtige allerhöchsten Orts die Residenz zeitweilig zu verlegen. Prinz Adalbert von Batern. der riue spanische Prinzessin zur Frau hat und mit ihr nach Spanien reisen wollte, hat seine Reise aufgegeben wegen beunruhigender Nachrichten von dort.

Wiesbaden, 23. Nov Hofgerichtsprokurator Dr. Lang, der frühere Abgeordnrte für Wiesbaden, ist gestern Abend 10'/« Uhr plötzlich gestorben. Er war einer der Hauptagitatoren des Nationalvereins.

An der Rhön soll schon jetzt der Nothstand sehr groß sein. Man befürchtet für den Winter Hungersnoth, es fehlt an Lebens­mitteln aller Art Der Krieg hat die armen Einwohner daselbst völlig zu Grunde gerichtet.

Hannover, 23. Nov. Ter Zusammentritt deS Parla­ments ist auf den 1. Februar festgesetzt. Die Regierungen des norddeutschen Bundes find davon in Kenntniß gesetzt worden.

Berlin, 22. Nov. Die Norddeutsche Allgemeine Zeitung erklärt das Gerücht für unbegründet, daß Verhandlungen mit

Kommissarien Georgs V. wegen der Ansprüche auf die königlich hannoverschen Privatgüter stattgefunden hätten. Sie glaubt, die preußische Regierung werde nicht eher auf Verhandlungen einge­ben. als bis der König von Hannover die Offiziere ihres Fahnen­eids entbunden habe.

Wien, 15. Nov. DieN. fr Pr." veröffentlicht eineDenk­schrift des Grafen Clam-Eallas, in welcher er seine Erlebnisse im Feldzug 1866 und seinen Prozeß vor dem Kriegsgerichte in Wie­ner-Neustadt schildert. Er sagt, die Hauptursache seiner Anklage sei ein Telegramm des Armeekommandv'S aus Königgrätz, nach welchemdas Vorrücken der Armee unterbleiben mußte, weil das Kgl. sächsische und daS clam sche Armeekorps gänzlich versprengt waren." An dieser Nachricht aber sei kein wahres Wort und be­haupte er, die ungünstigen Erfolge seien hauptsächlich durch die schwankenden und irreleitendenDispofitivnenjdeS Arme-tommandv'S veranlaßt worden. Da alle Erwiderungen auf dieseDenkschrift ab­geschnitten sein sollen, indem die kaiserliche Familie lem Osfizier- kvrps und den Generalen jede Aeußerung darüber verboten habe, so erscheinen Wiener Gerüchte, wonach Benevek Genugthuung von Clam GallaS verlangt habe, nicht sehr unglaubwürdig.

Wien, 20. Nov. Am 19. November sind sämmtliche 19 Landtge der österreichischen Monarchie eröffnet worden. Den niederösterreichischen Landtag ermahnte der Landmarschall in der Eröffnungsrede, alle moralische Kraft zusammenzuraffen, um seiner Pflicht gegen das Land unter den gegenwärtigen schwie­rigen Verhältnissen zu genügen durch besonnenes Eingehen in dessen Bedürfnisse. In der bci Eröffnung des salzburgischen Landtages gehaltenen Rede äußerte der Landeshauptmann:Ein mulhwillig beschworener Bruderkrieg, welcher zum Nachtheil Oesterreichs endete, ja fast enden mußte, legt Oesterrricv schwere Opfer auf, ron welchen das schwerste sein Ausscheiden auS dem politischen Verbände mir Deutschland, mit dem es seit seinem Brstehcn in innigster Verbindung stand, und dem eS durch die Abstammung des intelligentesten Theils seiner Bevölkerung und tausendjährige Sitten und Gewohnheiten anaehörte." ,,Der Ge­walt und den Thalsachen «nS beugend wollen wir auch diese uns auferlegte herbe Prüfung männlich tragen, aber Deutsche werden wir, wir unsere Kinder und Enkel, bleiben bis an das Ende un­seres Daseins und wenn auch hinausgestoßen aus dem Vater­haus bleibt unser Herz doch dor, zurück, und mit ihm all' unsere Liebe und die heißesten Wünsch: für dir zurückgebliebenen Brüder und nie wird die Hoffnung in uns erlöschen, daß wir einstens doch sein werden ein einheitliches Volk von Brüdern." Auch der Fürst-Erzbischof von Salzburg (und Primas von Deutsch­land) betonte in salbungsvoller Rede wie das Salzburger Land bei seinem durchaus deutschen Charakte. über das abgerungene Ausscheiden Oesterreichs aus Deutschland tiesbekümmert sein müsse. Salzburg wirb" so hob der Fürst-Erzbischof hervorin der vielgestaltigen VölkersamilieOesterreichs seinem deutschen Cha­rakter unter allen Umständen getreu zu bleiben nie verfehlen, gleichwie auch die Kirche Salzburgs die Erinnerung an ibre einst­malige Primatialwürbe in Deutschland als ein theureszVermächt- niß stets bewahren wird."

Wien, 22. Nov. Ungarn gegenüber befindet sich die Re­gierung in einer mißlichen Lage. Sie hat den Ungarn für die Zukunft ein selbstständiges verantwortliches Ministerium verhei­ßen. Da aber Heer, Staatsschulden, Steuern und Diplomatie gemeinsam bleiben sollen, so fragen die Ungarn, wofür denn eigent­lich jenes Ministerium verantwortlich sein solle. Auf die Wünsche der ungarischen Autonomisten kann aber die Regierung ihrerseits mcht eingehen, wenn sie nicht ein« thatfächliche Zerreißung der Monarchie anerkennen will

Pesth, 19. Nov. DaS Reskript hat die Stimmung nicht vetzändert. Im Oberhause wurde das Reskript schweigend ausge­nommen; im Unterhause war die Haltung während der Verle­sung eine frostige; in den Reiben der Linken war mehrmals Be­wegung sichtbar unv ein Murmeln bei der Stelle von der Staats­schuld unv HeereSergänzung vernehmbar. Die Deak-Partei blieb lautlos. Zu den Sitzungen beider Häuser großer Andrang Ueber die formelle Behanrlung des Reskriptes wird erst morgen in Partei-Kon­ferenzen berathen «erben. Hofkanzler Majlath ist hier eingetroffen.