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Millionen von Deutschen von uns ausgeschlossen worden seien. Wenn es sich aber um eine politische Kundgebung, wie eine Adresse sei, bandle, so sei es ein Fehler, an diesem Schmerz fortwährend festzubalten Zudem haben sich die Verhältnisse total verändert. Er halte im Gegensatz ru Schott, der die Freiheit höher stelle als die Einheit, diese als eine Existenzfrage. Wie die Einzelnen sich mit Aufopferuna eines Theils ihrer persönlichen Freiheit zu einem Staate zusammensckließen, des Schutzes wegen, den dieser dem Ein; lnen gewähre, so müssen sich die Volksgenossen zu einer Nation zusammenfinben um ihrer eigenen Sicherheit willen. Den süddeutschen Bund müsse er verwerfen, da er sich nie als eben- bärtige Macht neben die benachbarten Gcoßstaaten stelle» könnte und daher leicht der Tummelplatz fremder Einflüsse werde. Unser Ziel, sagt er, iei Einigung des gesammten außerösterreichischen Deutschlands in einen Bundesstaat, dessen Centrclgewalt in die Hand des Königs von Preußen gelegt ist, mit Parlament und Selbstbestimmung des Einzelstaates. — Oesterlen: Der Bundesstaat unter Preußens Führung sei unmöglich, derselbe führe noihwendig zum Einheitsstaate hin, auch eine parlamentarische Aera werde in Preußen nicht anbrechen. Durch das Aussprechen der Verpflichtung aller deutschen Staaten, gegen einen Angriff auf deutsches Gebiet einmüthig zusammenzusteben, unterwerfe man sich unbedingt der Politik Preußens; der Südbund, den die Ge genadresse verwerfe, wolle keineswegs die Scheidung Deutschlands, sondern sickere nur die verbündeten Staaten, damit sie nicht rettungslos Preußen in die Hände fallen. Die parlamentarische Grundlage und die Wehrkraft des Volkes, auf welche sich der Süvbunv stützen müßte, sichern denselben bei der deutschen Gesinnung seiner Bevölkerung gegen die wiederholt hervorgehsbene Gefahr eines Rheinbundes. Gegen den Ministertisch bemerkte Redner, auch er verkenne daS Verdienst des Ministers des Auswärtigen bei Abschluß des Friedensvertrags nicht, und sei weit entfernt, seine Politik vor Ausbruch des Kriegs zu tadeln, weil sie keinen Erfolg gehabt habe, aber eine Aufklärung über die Wahl des Kommandanten des 8. Armeekorps und ob dieselbe etwa prinzipiell nur unter Prinzen zu treffen gewesen sei, habe er vermißt. Redner schließt: „Keine Gefüblspolitik" sei gesagt worden, er aber sage, auch keine Gewalts-Politik — Frhr. v Ow sagt, er habe zwar den alten Bundestag nie bekämpft, finde es aber seltsam, daß man im Südbund einen neuen Bunvesrag schaffen wolle. Er erklärt es für Ehrensache, wo ein Deutschland oder Oesterreich angegriffen werde, einzutreten. — P Ll. v. Mehring hält seinen Standpunkt fest und urtheilt über Ursachen und Beweggründe des vorläufig beendigten Konflikts heute nock wie vor 5 Monaten. Er stellt der Opportuni- tätspolitik, welche sich von augenblicklichen Erfolgen verblenden lasse, die Politik des Ge'ühls für Recht und Sittlichkeit gegenüber, welche aus die Entwicklung Deutschlands mehr Einfluß gehabt habe, als das lederne Opportunitäls Philisterkhum. Man i predige den Anschluß an den Norvbund, um die Spaltung Deutsch-! lands zu verhüten, vergesse aber, daß man gleichzeitig 13 Will. Deutschösterreicher des deutschen Namens beraube. Aus Groß-? pr ußen könne man sie hinausweisen, aus Demschland, aus dem! Herzen de- deutschen Volkes niemals! Einheit und Freiheit be-i dingen sich gegenseitig, ohne Freiheit keine Einheit. Der Süden! habe die Aufgabe, die Einheit auf friedlichem resormatorischemWeg,! gezenüber der Eroberungspolitik, zu erstreben. Ein Rheinbund! sei bei der deutschen G stnnung des Südens eine Unmöglichkeit, ! der Mainbund, der die Völker sich anmxire, ohne sie zu fragen, sei ein Abklatsch des alten Rheinbundes. Ein Oberherr nnd ein Parterre ohnmächtiger Fürsten. Das E.oberungsrecht sei im 19 Jahrhundert keine Grundlage neuer Staatsgebilde. Württemberg solle, seine Interessen ruhig erwägend, die Entwicklung desNord- bunves abwatten, und sich an Preußen erst anschließen, wenn dieses statt der schwirzweißen Fahne die deutsche Trikolore Hochhalte, die Hohenzollern'fche Hausmacht brauche es nicht zu stärken — V. Gemmingen constatirt, daß der Partikulacismus und Dualismus gebrochen sei, und in Bewunderung der zum äußeren Ec folge tretenden Intelligenz und Zuckt des preußischen Geistes, schli-ßt er sich bei der Unmöglichkeit eines Südbunres terAdnsse der M nderheit a n. — M ack ist für den Mehrheitsentwurs; Zu-
Vedi-irl, gedruckt und vericzl
warten se' die einzig richtige und einzig positive Politik. — Be. cher scheidet die Gegner in zwei Hältten: die Ann xwnisten (Römer) und die FreundeHölders Jene streben den sofortigen Eiuuilk in den Bundesstaat an als Etappe auf dem Weg zum Einheusstaa». Redner nimmt den Krieg zwischen Oesterreich und Frankreich einerund Preußen andererseits nicht so leicht; dieser würde sicher «her» beigeführt, falls wirPreußen zu einem Bruch res Prager Friedens verleiten sollten, wie ihn die Ueberschreilung der Mainlinie in sich schließe. Wenn es wirklich Gesetz der modernen Staatenbilvung sei, daß große Slaaten sich bilden, so werden ihm die würlt. Ab eordne- ten vergebens zu widerstehen suchen, aber wenigstens mehr als passive Bekenner der Logik der Lhalsacken, sondern als Männer unterliegen Hölder und seine Gesinnungsgenossen wollen auf dem Umweg der Zersplitterung zur Wiedervereinigung, zur Einheit, durch den Cäsarismus und Mililärdcspotismus zur Freiheit gelangen. Deni Anträge der Minderheit zustimmen, heiße Preußen die Indemnität sür die Zerreißung Deutschlands, für die Vernichtung des Selbstbestimmungsrechts ln Schleswig Holstein, Hannover rc. aussprechen Ein internationales Bündniß zwischen Süd- und Norddeutschland sei allein anqezeigt.
— In der 9. Sitzung der Kammer der Abgeordneten am 10. Oktober wurde die Adresse nach Ziffern durckiberaihen und, theil- weise nach heftiger Debatte sämmtliche Ziffern unverändert nach dem Entwurf der Kommission mit zwischen 57 und 61 sich bewegender Stimmenzahl gegen 19—25 Stimmen angenommen. (Die Adresse wurde am Montag dem König durch eine Deputation in Friedrichshasen überreicht. Die Deputation besteht aus dem Präsidenten und dem Viepcäsidenlen, sodann den Herren v Hofer, Zeller, Mittnacht, Nickel, v. Mehring, Longner, v. Gehler, Mack, Probst, Becher und Deffner.) — Die der 15er Kommission übergebenen Petiticnen wegen Reform unseres Heerwesens werde» dem Ministerium übermittelt, da die Kammer der Ansicht ist, es sei durch Satz 16 Alles geschehen, was von ihr aus in dieser Sache geschehen könne. Ein von Hopf gestellter und von Fetzer. Zeller u A lebhaft unterstützter Antrag auf genaue schriftliche Berichterstattung wu.de nicht angenommen.
— Die Nachricht vom Ausbruch der Cholera in Heidenheim ist laut einer Erklärung des dortigen Oberamts und Oberarms- phhfikats eine müßige Erfindung. — In U tzm e w mi ngen starben von 26 Cholerakranken 14, das jüngste Opfer ist eine 46jäh- rige Frau, die einen blinden Mann und 4 kleine Kinder hinterläßt.
— Kass.el, 11. Okt. Heute Vormittag 11 Udrwurden sämmtliche Offiziere, Soldaten und Beamte der ehemals kurhessischen Armee durch Generallieuteuant Plonski feierlich beeidigt
— Dresden, 13. Okt. Das „Dresdner Journal" berichtet offiziös: „Die beiderseitigen Bevollmächtigten sind übereingekvm- men, über die Fciedensverhandlungen nichts bekannt w rben zu lassen. Alle Zeitungsnachrichten über diese Angelegenheit sind daher nur Vermuthungen oder tendenziöse Erfindungen Die Verhandlungen haben jetzt wirklich begonnen unv werren brff nt- lich bald zum Abschlüsse geführt Der König von Sachsen werde bei seinen Entscheidungen vor Allem von der Rücksicht aus das Wohl des Landes und von dem Wunsche bestimmt, den auf seinem Lande lastenden Druck möglichst abzukürzen "
— Flensburg, 14. Okt Heute wurde in einer im „Rothen Krug" abgehaltenen Versammlung von Vertrauensmännern aus allen Theilen Nordschleswiqs b.schloffen, die Constiiurrunz eineS Vereins gegen Tbeilung Schleswigs einzuleiten
Rußland. Petersburg, 13. Okt. Ein aus Berlin an verschiedene Journale adresstrtes Telegramm behaupret unri t tigerweise, daß die 34 Mitschuldigen Karakosoff's zur Lodlssteafe ver- urrheilt worden seien. Nur der Hauptschakdige und Jfehnstein sind zu dieser Strafe verurtbeilt worden.
Italien. Florenz. 13 Okt. Die Regierung hat beschlossen, daß am Hose von Stuttgart eine italienische Gesandtschaft atkreditirt werde. — General Menabrea hat gestern der österreichischen Regierung die 87-/, Mill. Franken überlie,ert. die Jialien Oesterreich schuldete G af v Menst».ff hat dem Geneial Menabrea die eiserne Krone überliefert. _
Hiezu eine Beita.ze des K Postamts, Pc» Postomnch,,- nach Pforzheim" betrffo._
von AVelschl«-»r-
.Veränderte Abfuhr szeil des er-