ihm schuldig, nach Kräften die Rechte zu sichern, die schon bisher des Schutzes der Verfassung genossen und ungehemmt ihrer weiteren Ausbildung entgegengefuhrt werden können. (9.) Damm kann nnr auf einer Grundlage ^ welche die berechtigte Selbstbestimmung desEmzeln- staates mit der nothwendigen Einheit des Gesammtstaates versöhnt und die freie Entwicklung des konstitutionellen Lebens gewährleistet, eine Verbindung von Nord- und Suddeutschland in befriedigender Weise hergestellt werden. (10.) Wir suchen vergeblich auf der Seile jenes Bundes nach den Garantien, welche nufer Recht zu schützen und den Fortschritt auf der Bahn der Freiheit zu sichern geeignet wären. (11.) Wir können es daher auch für jetzt nicht als unsere Aufgabe betrachten, den Anschluß an den norddeutschen Bund zu erstreben. (12.) Fern von jeder Feindseligkeit gegen Preußen und obwohl wir die Trennung des deutschen Südens und Nordens für die Dauer durchaus verwerfen, könntet! wir cs bei den nach jeder Richtung unfertigen Verhältnissen nur als einen Fehler der süddeutschen Staaten erkennen, wenn sie in hastiger Flucht vor der drohenden Jsolirung eine Stellung zu dem Norden schon jetzt nehmen wollten, deren Bedeutung sich unter den gegebenen Umständen gar nicht bestimmen läßt. (13.) Die augenblickliche Lage der südliche» Staaten, welche wir allerdings als eine haltbare nicht anzusehen vermögen, ließe sich durch ihre enge e Verbindung unter einander mit gemeinsamer parlamentarischer Vertretung günstiger gestalten. Sollte dieser Bund zur Zeit auf unüberwindliche Hindernisse stoßen, so ist doch die Einigung jener Staaten über die wichtigste Angelegenheit des Schutzes nach außen und daher über die Kriegsversassung so sehr durch die Natur der Sache geboten, daß kaum Einer derselben sich dagegen zu sträuben gemeint, sein dürfte. (14.) Sodann ist cs der rasche Ausbau der inneren Einrichtungen, welchen die gegenwärtige Lage gebieterisch fordert. Wir glanbm uns in voller Uebereinstininiung mit Eurer Königlichen Majestät zu befindet,, wenn wir davon auögehen, daß nur ein in seinen berechtigten Wünschen befriedigtes Volk, dessen Kräfte durch eine zweckmäßige Organisation gesammelt und nutzbar gemacht werden, den kommenden Ereignissen mit der Beruhigung, welche bei den zerrütteten Verhältnissen Deutschlands überhaupt möglich ist, cntgegengeführt werden könne. (15.) Wir erlauben uns daher wiederholt um die möglichste Beförderung der Vorlagen über die Acnderungen in der Organisation der Verwaltung und über die Reform der Verfassung in Untcrthä- nigkeit zn bitten. Die Aenderung der Verfassung insbesondere erscheint in manchen Thcilen als eine der dringendsten Aufgaben, in andern als die zuverläßigste Maßnahme, um das Vertrauen zwischen Volk und Regierung zu befestigen. (16.) Eine nicht minder dringende Forderung des Volkes geht auf die Aenderung unserer Kriegs- Verfassung. Es bedarf heute keiner Rechtfertigung mehr, daß unter Beseitigung des LooseS und der Stellvertretung die ganze Wehrkraft des Volkes zur Entwicklung zu bringen ist. Aber cö gilt nicht bloß eine Nachahmung anderwärts bestehender Einrichtungen, welche das Volk mit unerträglichen Lasten bedrohen würden, vielmehr ist die allgemeine Wehrpflicht mit dm Anforderungen des bürgerlichen Lebens und der Stenerkraft des Landes in das richtige Verhältniß zu setzen. Diese Aufgabe, so schwer sie erscheint, ist nicht unlösbar und sie muß in der nächsten Zeit ihre Lösung finden, wenn den kleineren Staaten überhaupt noch eine Bedeutung zukommen soll. Wir glauben auch in dieser Hinsicht einer baldigen Vorlage uns erfreuen zu dürfen. (17.) Möge die Vorsehung die Entschließungen Eurer Königlichen Majestät segnen, daß sie zum Wohle des engeren wie des weiteren Vaterlandes gedeihen. In tiefster Ehrfurcht verharrt Eurer Königlichen Majestät unterthäuigst treugehorsamste Kammer der Abgeordneten.
— Stuttgart. (6. Sitzung der Kammer der Abgeordneten am tl). Okt Schluß) Vor der bereits mitgetheilien Abstimmung über, resp Zustimmung ,u dem Waffenstillstands und Friedens- Vertrag sprach Min ». Varnbüler noch gegen den Vorwurf, daß die Regierung nicht wie die baierische die Stände früher einbcru- sen. Er habe es für eine Pflicht gegen dos Vaterland gehalten, den Frieden sofort abzuschließen. Württemberg, Baiern habe Gebietsabtretungen zu machen gehabt; hätte Württemberg auch nur eine Ouatrcttruthe Land abtrrten sollen, so batte er nickt odne die Einwilligung der Kammer gebandelt — Zweiier Gegenstand der Tagesordnung: Der Abreßentwuif (Dieser Entwurf ist oben mit- getheilt.) Eine andere Arreste, welche den deutschen Staalenbund mit preußischer Führung befürwortet, ist vorgcschlagen von Fetzer
Golther, Holder, Körner, Römer, Schall, Wächter, v. Weber. Für die Fünfzehner-Bdreste haben sich 13 Redner (worunter auch Schnldt), gegen dieselbe 6 Redner eingeschrieben. Be-ichecr-' statter Probst sagt, der Adreßentwurf sei ein Kompromiß, oer aber gleichwohl auf einem einheitlichen Gedanken beruhe Die Kommission habe für nöthig gefunden, alles zu vermeiden, was für Preußen unangenehm sein könnte. So habe man bei Punkt 4 den Zusatz, „daß die preuß Erfolge noch jetzt den Stempel rechtswidriger Gewalt tragen", und auck bei Punkt 11 eine schärfere Wendung weggelasten. Römer findet den Adreßentwurf gänzlich unbefriedigend, weil er sich betreffs der Verbindung mit Preußen ablehnend verhalte und einen Sürbund befürworte Die einzig mögliche Form der Einigung Deutschlands sei aber der Bundesstaat unter preußischer Führung. Die Führerschaft Deutschlands durch Preußen sei bleibend; ein neuer Krieg könne bloß zur Vernichtung Oesterreichs führen; selbst wenn Oesterreich sich mit Frankreich verbinde, müsse Preußen siegen, da alle andern deutschen Staaten mit ihm gehen werden Er findet daher Punkt 6 des Entwurfs, der nur die „Hoffnung" einmüthiger Abwehr eines Angriffs auf deutsches Gebiet ausspreche, gar zu matt und will daraus folgern, daß Württemberg wenig gewillt sei, dem etwa Angegriffenen zu Hilfe zu eilen. Er vetsteigr sich nun soweit, zu sagen, diese Anschauung finde im süddeutschen Volke keinen Boden, denn „dieses sei noch nicht so ties gesunken, daß cs aus Seiten der Herren Deffner und Mohl stehe" Hiejür wird von allen Seiten der Ordnungsruf verlangt. Der Vicepräfident sucht zu vermitteln. Nach etwas stürmischer Scene, während welcher Rö wer sich vergeblich zu entschuldigen sucht, wird das von ihm noch ausgesprochene „Bedauern über den gebrauchten Ausdruck" genügend erfunden. Redner hält es für ein Glück, daß der süddeutsche Bund, die bleibende Zerreißung Deutschlands (wer bat denn aber die Mainlinie gezogen? Preußen und Frankreich !) keine Ausficht auf das Zustandekommen habe. Gegenüber der im Bericht vorgeschlagenen militärischen Einigung wünscht er militärischen Anschluß an Preußen (Natürlich!) Die deutsche Einheit werde man haben so oder so. Entweder in der Form des Bundesstaats oder in der des Einheitsstaats. Streich bedauert den in Folge des Siegs Preußens eingelretcnen Wechsel der Gesinnung Vieler; die Kammer müsse zur Stärkung des Rechtsbe wußkseins des Volks für das Recht sich erklären Was wir gewollt, sei nicht schlecht geworden, weil uns der Sieg fehlte. Ec will gegen Preußen keine feindselige Stimmung, aber dennoch alle Glieder deutscher Nation, Oesterreich (um dessen Verdrängung aus Deutschland Preußen den Krieg angesangen) miteingeschlossen, vereinigt wissen. An das norddeutsche Parlament hat er keinen Glauben; es sei kein eigentlicher Bund , denn es fehle die Gleichberechtigung der Glieder. Ein Anschluß an Preußen könne stattfinden, wenn dieses die Reichsverfaffung von 1840 an- biete Der Ausbau Unserer inneren Verfassung sei aber unsere nächste Aufgabe. Fetzer findet im Gegensatz zu dem Adreßent wurf in den Folgen des Kriegs kein Unglück, sondern einen Schritt zur deutschen Einheit. Der durch den Krieg zerstörte Zustand sei selbst ein unrechtmäßiger gewesen und so habe ein Unrecht daS andere abgelöst. Vollendete Thatsacken seien nicht rückgängig zu machen; auf den Boden dieser müsse man sich stellen. Vor Allem Centralgewalt und Parlament, von Lenen die Adresse schweige. Er sei nicht für sofortigen Eintritt in den Nordbund, aber für Anknüpfung von Unterhandlungen mitPreußen, solange man noch ein bestimmendes Wort mitsprechen könne. Er glaube an die deutsche Einheit. Die Partikularisten seien Schuld daran, wenn statt eines Bundesstaates Deutschland ein Unisormitätsstaat werde. — 11. Okt. (7. Sitzung.) Das Präsidium übernimmt wieder Douvernoy. Am Ministertischv Varnbüler,» «Hardegg, vjRenner.r». Golther,». Gehler. Aus verschiedeneNjTheilen des Landes ist kievonderVotkspar- tei ausgegangene Petition, betr. die Reorganisation des Heerwe« sens, eingelausen. Minister v. Gehler theilt in Beantwortung der an ihn gestellten Interpellationen mit, daß der Entwurf der neuen Bauordnung, sowie der über das Waideausübungsgesetz nebst dem über das Streurecht noch aus diesem Landtage eingebracht werde. — Tagesordnung: Fortsetzung der Adreßberathung. Schott antwortet der Antrittsrede des räsidenten, daß er von