Ein guter Kalender.
Reich illastrirt und voll langer und kurzer, ernster und hci terer Erzählungen liegt der bekannte, in etwa 300,000 Exemplaren erscheinende KalrNdcr des Lahrcr hinkendk» Boten für Schwaben, Jahrgang vor uns, ein Fomilien-
kalender im walnn Sinne des Wons. Diel Fleiß ist in dem neuen Jahrgänge auf die Ereignisse des Jahrs 1866 verwendet und wir sind überzeugt, daß Niemand die vortreffliche Schilderung derselben ohne Befriedigung aus der Hand legen wird. An Bilder» dazu finden wir: Die berühmte Umarmung in Ea- stein, die Schlaft bei Custozza, die Ccklackt bei Königg'ätz, Ueber- foll in Tranlcnau, Schlacht bei Kisstugen zwisctcn Baiern und Preußen, Tod deS Gencrallieutenants v. Zoller, Einzug der Preu ßen in Frankfurt a M., Kamps bei Taubcrbisücstheiw zwischen Preußen und Württembergern, Artillcriegesecht zwischen Preußen und Badenern, Scegefechl bei Lisia, Untergang des Re d'Jtala, Negerauistand in Jamaica, Beschießung von Valparaiso, Feldla ger der Rebellen in Spanien unter General Prim. Porti ätS: König von Preußen, Kaiser von Oesterreich, Kronprinz von Preu ßen, Prinz Friedrich Karl von Preuzen, Bismarck, Generallieu- tenant v Moltke, Erzherzog Albrecht, Marschall Benedek, General Vogel von Falkenstein. Prinz Alexander von Hessen, Roggen dach, Ekelsbeim, Deak, Belcrcdt, Friedrich Rück»rt, König L>o pold von Belgien, Lord Palmerston Erzähkungcn und Schwänke: Der Löwe des Dorfes. — Ter verfolgte Lieb. — Ein Mißverständnis — Man muß sich zu helfen wissen. — Merkwürdig. — Da ist's freilich die höchste Zeit. — Kinder und Be diente sprechen die Wahrheit. — So ist beiden Theilen gebolsen.
— Gräßlich — Undank ist der Welt Lohn. — Schnelles Leben
— Kuriose Vögel. — Richtige Bezeichnung. — Meinelwegen ein ganzes Dutzend. — Trumpf aus! — Rätbsel. — Ja wobl, Herr Baron. — Der hat's. — Der Herr von WuppOch. — Rührende Einfalt. — Wenn's nur geholfen hat. — Nützliche Mitiheilun gen für Feld- und Gartenbau. Reichhaltige Marklverzeichnisse für Württemberg, Baden u. s. w. — Es ist einleuütend, daß nur bei der ganz außerordentlichen, nirgends sonst erreichten Verblei tuvg so Vieles und so Gutes geboten werten kann — Tie Käu fer haben Antheil an einer Prämien Vertheilung von 320 fl.
TertzeStteniftkeiten.
— Stuttgart, 10. Okt. (6. Sitzung der Kammer der Abgeordneten.1 Am Ministertische befinden sich die Minister Varnbüler, Hardegg. Gcßler, Renner. Grltlcr. Tos Diarium der Petitionen enthält Eingaben der Volksvereine Stuttgart und Murrhardt, betreffend die Neugestaltung des Heerwesens, der Volksvercine Heilbrcnn, Aalen, Wasseralfingen und Reutlingen, betreffend Untersuchung der Oberleitung der Kriegsführung, eine Petition aus Waiblingen, betreffend die Versorgung der Jnvali den. — Tagesordnung: Bericht der Fünfzehverkommission übers Adresse, Friedensvertrag und Petitionen wegen der Kriegführung des 8. Armeekorps. Präsident v. Weber gibt das Präsidium an den Viccpräsidcnten Douvernvy ab. Die Kommijston be antragt hinsichtlich des Waffenstillstands und des FriedenSverlrags „der Regierung wegen ihres Vorgehens ohne Einholung ständischer Zustimmung Indemnität zu ertheilen" und „den Verträgen die Genehmigung zu erlheilen." Minister v. Varnbüler hefft, daß die nachgesuchte Indemnität keinen großen Widerspruch er fahren werde. Er ergreife jetzt schon das Wort, weil er die Be rathung durch Eingreifen von Seiten des Ministertisches nickt stören möchte, da die Adresse der unmittelbare Verkehr des Hau ses mit dem König über die Minister hinweg sei. Wir stehen am Schluß einer ernsten Episode der deutschen und nürttember- gischen Geschichte. Da er berufen gewesen, bei dieser Episode thä tig einzugreifev, so sei er Rechenschaft über sein Handeln zu ge den schuldig. Er erinnert an die Beschlüsse vom 5 Juni unt an den Geist derselben: wir wünschten den Frieden und wollten das Recht Deutschlands vertreten. Auch die wenigen Gegenstiw men haben das Recht nicht anders angesehen, und' ihre Bescklüss. nur etwas anders motiviit. Er will sich nun nickt bloß als ge treuer Ausführer dieser Beschlüsse auSweisen, sondern rechtfertig: sich auch gegenüber dem Vorwurf einer unüberlegten Handlungs
weise der Regierung damit: der Gesandte in Berlin habe auf die Größe und Schlagfertigkeit der preußischen Armee bingewie- sen, während der Gesandte in Wien nmtbeilte, daß die österreichische Armee iu Böhmen um ungefähr 40,000 Mann schwächer sei als die preußische . aber dennoch habe er die Ansicht ganz Eurcpa's über rie Widerstandsfähigkeit der österreichischen Tr»p- p>n «heilen müsfln; selbst den Preußen waren die großen Erfolge gänzlich unerwartet. Aber auch davon abgesehen, waren wir numerisch stärker. Der Ueberzahl von 40,000 Mann in Böhmen wurden in Teulschlor d die Bundeslrr pp>n v:n Baiern, Württemberg, Baden, Nassau. Sachsen, mit zusammen 105,000 Mann, gegcuübergistellt, während düsen nur die Manteuffel'schcn Truppen gegenüberslandkn, da Preußen seine ganze Armee der österreichischen gegenüber gestellt haue. Fünf Tage vordem 16. Juni habe der österreichische Gesandte ihn von dem Mvbilisirungsan' trag in Aevntniß gesetzt „Ich rietb," sagte der Minister, „entschieden ab, sowohl Oesterreich gegenüber als den andern Bundesgenossen, 1) weil ich überzeug« war, daß der Antrag zum Bruch führen müsse, und wir rotvrisch nicht gerüstet waren, und 2) weil ich mir sagte, die Rüstungen der norddeutschen Staaten werden der preußischen Armee in die Hände fallen, was auch der Fall war. Tie Folge der Annahme des Antrags, dem die Regierung. da Oesterreich geltend machte, daß ein längeres Hinhalten unmöglich sei, sich nickt entziehen konnte, war der bekannte Krieg, wo eigemlich schon vor der Schlackt von Königgrätz am 3 Juli die bntsckeitung gefallen war, was rie Abtretung Vene- tiens, die schon am 5. Juli geschah, beweist. Nun erhob sich manche Stimme, welche zur sofortigen Wendung der Politik rieth. Ich glaube, daß in der Politik keine anderen sittlichen Grundsätze gellen sollten, als wie pripaliw: die Treulrfigkeit ist dort wie hier ein Unrecht, und auch eine Unklugbeit. In unserem Fall erwies sich dieß auch deutlich. Für den Fall einer unglücklichen Wendung versäumte ick nichts, um die Interessen Württembergs ,u sichern. Schon am 5. Juli schrieb ick nach Paris und am 9. nach Wien, daß die württembei gische Regierung zu etwaigenDerbandlungcn beigezvgen werden möchte, und erhielt die bündigsten Zusagen von allen Seiten " Ter Ausschluß Württembergs von den Wafftnstivstandsverhandlungen sei somit wenigstens nicht seine Schlud Ende Juli begannen die Woffensiill- stalidsveihantlungkn La wir in dieselben nicht eingeschlrssen gewesen seien, so babe er sich, berufen oder unberufen, den Weg ins Haupiquarticr gebahnt. Er anerkennt das Verdienst deS baie- rischen Min sters, der den Waffen st llstand auch aus Württemberg ausgedehnt verlangte. — Es sei von Vielen gesagt worden, er sei nicht der richtige Mann für die Friedensverhandlungen. Er habe d.ßbalb Sr. Moj dem König sein Portefeuille zu Füßen gelegt; Se Maj habe aber aus den Rath des Gcheimcratbs die Mission rum Friedenswcrke ihm aufgetrogen, und er, Varnbüler. habe eS ssür seine Pflicht gedaltcn, die schwere Aufgabe nicht von sich zu weisen. Er sei nunmehr auf der Bahn, welche Regierung und Stände cingeschlagen, konsequent sortgegangcn. und glaube sagen zu können, daß gerade die feste Hallung, welche Württemberg eingeschlagen , in Berlin die Achtung des Gegners hervorgerufen und die verhällnißmäßig billigen Bedingungen zu Stande gebracht habe Er, der Minister, könne sich in dieser Beziehung aus einen ausdrücklichen Ausspruch des Grasen v. Bismarck gegen ihn berufen. Ueber das, was jetzt zu lhun sei, löi ne er sich nicht ps- si:iv autzsprechcn. Er glaube, Laß unsere Politik zunächst eine zriwartenle sein müsse. Unzweifelhaft aber sei, daß unser Mili- tärwesen wesentlich verbessert werten müsse; daß wir speziell mit den Staaten, welche in derselben Lage wie wir seien, in das beste Einvernehmen treten müssen, damit es nickt in dieser kleinen süd- reutschen Gruppe auch noch aromistische Gruppen gebe; daß ras Band des Zollvereins beibehalten werden müsse; ein Band, welches sür den Süden wie für den Norden absolut volhwendig erscheine, und ohne welches der materielle Wohlstand Deutschlands nicht möglich sei; die darauf bezüglichen Verhandlungen beim Friedensschluß habe er angeregt. Der Minister schließt, der Frieren, welcher geschloffen worden, solle nicht bloß ein lormeller sein, sondern er solle auch Veisöhnung bringen, denn ohne Versöhnung ^ürde der nationale Gedanke nicht zur Verwirklichung gelangen.