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sehr beträchtlichen Theil (die Hälfte, wie man hört), auf ihre Pci- vatchatoulle übernommen hat. — Man spricht von einer Note unsercs Kabinets an die verschiedenen Höfe, worin angedeutet werden soll, daß unsere Regierung im Interesse Preußens und der sächsischen Bevölkerung nun ernstliche Schritte thun wird, um den König Johann von Sacksen zu veranlassen, dem Friedensschluß keine Hindernisse mehr in den Weg zu legen. Wie uns bestimmt mitgetheilt wird, bleibt das Königreick Sachsen in jedem Falle von preußischen Truppen besetzt und soll Dresden noch eine stärkere preußische Garnison erhalten. Man hält es für nicht unwahrscheinlich, daß die sächsische Königsdhnastie in Kurzem sich werde apanagiren lassen und das Königreich Sachsen bann Preußen einverleibt werden wird.
— Kiel, 28. Sept. Dem Protest des Erbprinzen von Augu- stenburg gegen die Beschlagnahme seiner in Kiel lagernden Tuch- vorräthe rc ist eine gleiche Aktion in Betreff der in Neumünster untergebcachten Ausrüstungsgegenstände gefolgt.
— Aus Mecklenburg, 2. Okt. Die Stände haben gestern die Erachten des von ihnen über den Beitritt zum norddeutschen Bunde niedergesetzten Komites in Berathung gezogen. Denselben entsprechend haben sie durch Akklamation beschlossen, die Zustimmung zu diesem Bündnisse unter dem Vorbehalte and der Bedingung zu erklären, daß die aus den Verhandlungen zwischen den verbündeten Regierungen und dem Parlamente hervorgehende Bundesverfassung den Ständen zur Abgabe ihrer verfassungsmäßigen Erklärung vorgelegt werde. Weiter wurden die von dem Konnte vorgeschlagenen Grundzüge berathen, welche nach der An sicht der Stände Zdurch die Bundesverfassung nicht berührt werden dürfen Daß das Ministerium diese Erklärung annehmen sollte, steht nicht zu erwarten, da sich hieraus nur ergeben würde, daß es ihm mit dem Bündnisse nicht Ernst wäre, eine Auffassung, welcher das Ministerium entgegenzutreten seinem Interesse entsprechend halten wird Auf der andern Seite läßt fick aber auch nicht erwarten, daß die Stände sich später zu andern Beschlüssen bequemen werden, da die Erhaltung ihrer Privilegien ihnen höher steht, als jede andere Rücksicht.
— Schwerin, 1. Okt. Die Landtage vou Schwerin und Strelitz wurden geschloffen. Im Landtagsabschiede sagen beide, Großherzoge thunlichste Berücksichtigung der von den Ständen ausgesprochenen Wünsche zu, besonders in Betreff des Wahlgesetzes.
— Norderney. 2. Okt. Das Dampfschiff, welches die Legung des neuen Reutter'schen Teleqraphen-Kabels zwischen England und Hannover glücklich bewerkstelligt hat, ist hier angekommen, und hofft man, daß morgen die Verbindung vollständig hergestellt sein wird.
— Wien, 2. Okt. Das N. Fremdbl. schreibt:Der König von Hannover hat unterm 23. Sept. einen Protest an die europäischen Kabinette gegen die Annexion Hannovers gerichtet, worin er die Unterstützung der Mächte gegen die gewaltsame Rechtsunterdrückung anrust. Der König verzichtet niemals auf seine Sou veränetätsrechte. erklärt alle Handlungen der preußischen Regierung als ungesetzlich, nichtig und ungeschehen, und erwartet die zukünftigen Ereignisse mit dem vollen Vertrauen, daß die göttliche Vorsehung nicht säumen werde, die Ränkeh Unredlichkeiten und Gewaltsamkeiten zu beendigen, deren Opfer so viele Staaten und Völker geworden.
— Wien, 3. Okt Die Neue Presse schreibt: Die Verhandlungen mit Baron Beust wegen seines Eintritts ins Ministerium des Aeußern sind zum Abschluß reif. — Gestern fand die Unterzeichnung des österreichisch-italienischen Friedensvertrages statt. Eine fünszehntägige Frist zur Auswechslung der Ratifikationsurkunden wurde stipulirt.
— Die „Wiener medizinische Presse" stellt nach authentischen Berichten zusammen, daß vom Ansang Juli bis Mitte September in "der österreichischen Monarchie mehr als 70,000 Personen an der Cholera erkrankt und davon etwas über 40,000 gestorben sind. In Wien sind bis zum 25. Sept 2596 erkrankt, wovon 1131 starben, 617 genasen, der Rest noch in Behandlung ist. Die Aerzte tadeln, daß die Leute nicht rasch genug Hilfe suchen, oder,
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wie ein hiesiges Bla t sich ausdrückk, „sie gehen nicht eher ins Spital, als wenn sie eine Stunze daraus iodt sind." Einem Gemeinverath sagt man nach, er habe in Bezug auf Verzögerung der Begräbnisse durch Formalitälenkram jegliche Beschwerde abwehrend geäußert: „Ei was, Jeder, der einen Schein bringt wird beerdigt!" ^
— Lemberg. 18. Sept. Die Wiener Abendpost theilt mit daß der neue Statthalter von Galizien, Graf Goluchowski, festlich empfangen worden sei. — Rußland erblickt in seiner Ernennung die Tendenz, das dortige Polenthum zu betonen, — eine Tendenz, welche der Rußlands nickt gerade entspricht.
M Türkei und Griechenland Aus Korfu vom 30. Septbr. wird amtlich gemeldet: Auf Candia neue Schlacht. 7000 Christen haben 17,000 Mann Egypter angegriffen und bis ans Meer zurückgeworsen, wo dieselben von einem türkischen Geschwader ausgenommen wurden.
Frankreich. Paris, 1. Okt. Die Nachrichten aus Mexiko, selbst wie der „Moniteur" sie mittheilt, zeigen, daß die Sachlage sich von einem Dampfer zum andern verschlimmert, und daß die wirkliche Herrschaft Maximilians sich kaum über einen 20stündigen Umkreis um die Hauptstadt ausvelmt: Tuxpan ist von den Jua- risten bedroht; in Jalisko und in Michocan nimmt die insurrek- tionells Bewegung zu; der Hafen von Tlacotalpan mußte von den Kaiserlichen geräumt werden rc. General Castelnan erhielt von hier Weisung, mit allen Kräften die Wiedereraberung Tampicos zu betreiben, Lessen Hafen nothwendig ist, um von dort aus die Einschiffung der französischen Truppen bewerkstelligen zu können. Marschall Bazaine beabsichtigt, Mexiko Ende November zu verlassen. In demselben Mourt sollen — der Patrie zufolge — das 51. und 81. Linienregiment und das 7. Jägerbataillon nach Europa eingeschifft werden. — Der Kaiser wird schon in den nächsten Tagen wieder in St Cloud erwartet, wie man sagt, um dort seine Kur unter Leitung Nelatons wieder aufzunehmen, den seine ärztliche Beschäftigung und Familienangelegenheiten abhalten. nach Biarritz zu gehen. — 2. Okt. Ander Börse war heute das Gerücht verbreitet, Präsident Johnson sei ermordet worden. Auch die „Frc." bringt dieses Gerücht, dasselbe scheint jedoch unbegründet. Dagegen hält man es hier für wahrscheinlicher, daß die weitere Nachricht vom Tode des Ministers Seward richtig sein möchte.
(Das europäische Kriegsbudget.) Die Weser-Zeitung läßt sich aus Berlin schreiben: „Als nächste und unmittelbarste Wirkung des letzten Krieges darf schon jetzt mit größter Bestimmtheit eine enorme Steigerung des Militärbudgets aller, oder doch beinahe aller europäischen Staaten betrachtet werden. Für Preußen ist die Verstärkung der Armee um ein volles Armeekorps, und wahrscheinlich außerdem auch noch die jedes der vorhandenen 9 Korps des stehenden Heeres um ein neues Infanterie- und ein deßzleichen Kavallerie-Regiment, gewiß. Die Staaten des norddeutschen Bundes sollen an Stelle ihrer gegenwärtig zusammen nur aus 30'/- Bataillonen, 12 Eskadronen und 6 Batterien bestehenden Streitkräste ebenfalls ein vollständiges, nach den Preußischen Mustern bemessenes Armeekorps aufstellen, wozu dieselbe noch 12 Eskadronen, 10 Batterien, 8 Besatzungs-Artillerie-Com- pagnien, 1 Jäger-, 1 Pionnier- und ein Train-Bataillon neu errichten müßten. An Sachsen wird dieselbe Forderung gestellt. Die süddeutschen Staaten werden bei dieser allgemeinen Vermehrung der Streitkräste natürlich nicht zurückstehen können. Oesterreich noch weniger In Frankreich endlich kann die Einführung einer zehnjährigen Dienstpflicht und die Erhöhung des JahreskontiugentS an Rekruten um mindestens 20,000 Mann, wie die dadurch wirrer bedingte Verstärkung des stehenden Heeres nicht minder als gesichert betrachtet werden, und England, Rußland, Italien werden schon gar nicht umhin können, dieser so allgemeinen Strömung ebenfalls nachzugeben Dazu noch die immensen Kosten für die allerwärts in's Auge gefaßte neue Bewaffnung mit Hinterladungsgewehren I"
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