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Juni bis zum 25. Sept 1866 vorgenommen, und wird über die einzelnen Artikel theils Tagesordnung, theils Verweisung an die betreffende Kommission beschlossen. — Tie Ministerialversügung. betreffend die Befugniß homöopathischer Aerzte zum Seldstbereiten und Abgeben von durch sie verordueren homöopathischen Arzneimitteln. gibt Golther Veranlassung, für die homöopathischen Aerzte größere Freiheit in ihrem Wirkungskreise zu verlangen, Maier und Dentler schließen sich diesem Verlangen an und es wird die Ministerialversügung zufolge des gestellten Antrags an die Kommission für innere Verwaltung gewiesen. Der Entwurf eines Ke setzes über die Gerichtsverfassung, und damit zusammenhängend der demnächst einzubringcnde Entwurf einer Straiprozeßoednung, und der Entwurf einer bürgerlichen Prozeßordnung, welch letzterer gleichfalls noch in diesem Jahre eingebracht werden soll, soll an eine zu wählende Justizgesetzgebungskommission von 15 Mitgliedern gewiesen werden. Ueber die Geschäftsbehandlung innerhalb der Kcmmisfion selbst (ov in pleno oder in Sektionen) würde diese zunächst Vorschläge an die Kammer zu machen haben. — Eine Interpellation von Ammermüker, Deffner, Schall, Erath, Mäulen u. A. an den Minister des Innern fragt an, ob der längst versprochene Entwurf einer Bauordnung noch im Lause dieses Landtags >ur Vorlage kommen werde. — EineJnterpellation von Geßler, Grathwobl. Amos, Hörner, Jdler, Frueth, Psafflin, Landenberger, Müllerschön, Dinkelacker, v. Gültlingen, v Ow u. A. fragt bei dem Minister der Verkehrsanstalten an, ob derselbe nicht geneigt, auf der obcrn Neckarbahn Schnellzüge, durchgehende Züge und eine Vermehrung der Züge einzusühren. Die Tagesordnung führt auf Vornahme von Wahlen. (Schluß folgt.)
— Stuttgart, 30. Sept. In der vergangenen Nackt ist die würitembergische Kriegskoniribution von 8 Million n Gulden mittelst Extrazugs in 7 Wagen nach Berlin abgegangen. Begleitet wurde der Zug von dem Obersteuerrath Reuschler und dem Finanz- rath Rucff.
— Karlsruhe, 27 Sept. Der Verlust der badischen Armee- divifion in den Gefechten bei Hundheim, Werbach und Gerchsheim wird in einem offiziellen Bericht wie folgt angegeben: im Ganzen 22 Todte, worunter 3 Offiziere; ferner 118 Verwundete, wo runter 4 Offiziere; gefangen 1 Offizier und 3 Mann; vermißt 68 Mann; zusammen 212 Mann.
— Lindau, 30. Sept. Die Kabellegung von Rorschach nach Lindau ist soeben glücklich beendigt. Die Correspondenz via Lindau ist von morgen an wieder offen
— München, 30. Sept. Die königliche Verordnung vom 9. Juli, betreffend die Berufung der gestimmten Landwehr in den aktiven Dienst, ist wieder außer Wirksamkeit gesetzt
— Meiningen, 27. Sept. Heute fand die Huldigung der Stände statt. Die Thronrede betonte, daß die Führerschaft Deutschlands Preußen gebühre Der Herzog sei dem Bündnisse im Interesse Deutschlands freudig beigetceten. Die Exekutionstruppen sind dafür denn auch zurückbeordert worden.
— Hanau, 30. Sept. Der Kurfürst wird das hiesige Schloß zu seinem Aufenthalte nehmen und schon in den nächsten Tagen hier eintrcffen. (So haben denn die glücklichen Kurhessen ihren Fürsten, eine Civilliste und — die Preußen.)
— Die Gesetzblätter in Kurhessen und Hannover verkündigen das Gesetz, betreffend die Vereinigung dieser Länder mit oer preußischen Monarchie.
— Ueber die Verhandlungen mit Sachsen geht der „Rheinischen Zeitung" aus Berlin folgende Mittheilnng zu: „Die immer erheblicheren Schwierigkeiten, welche «ich dem Ausgleiche mit Sachsen gegenüberstellen, werden nicht von der preußischen Regierung erhoben, sondern liegen gerade von, wo im Namen des europäischen Gleichgewichts den siegreichen preußisä en Waffen ein Halt geboten wurde, um die Integrität Oesterreichs zu bewehren und in Deutschland die Mainlinie zu ziehen. Dam kommt wie wir von gut unterrichteter Leite erfahren, daß man in hiesigen leitenden Regionen von den sächsischen Schmerzensschreien sehr nahe berührt zu sein scheint. Offenbar wird diese Stimmung von Denjenigen benutzt, die zwar keinen leitenden Einfluß auf die Angelegenheit haben, deren fromme legitimistische Grundsätze aber nicht verfehlen, eine sichtbare Wirkung auszuüben. Unter solchen Um-!
ständen ist Zeitgewinn die einzige Rettung vor einer Nachgiebigkeit gegen die sächsischen Prätentionen."
— Berlin, 29. Sept. Die ,Nordd Allg. Ztg." we'st auf die neuerdings veröffentlichte Note des mecklenburgischen Ministerpräsidenten vom 18. Juni hin und bemerkt : Der Zusammentritt de? Parlaments würde auch ohne die Theilnahwe Mecklenburgs
! statlfiuden; von einer Zustimmung der mecklenburgischen Stände ! werde Preußen das Zustandekommen des norddeutschen Bundes ! nimmermehr abhängig machen; das heiße aus die politisch un- > brauchbaren Zustände des alten Bundes zurückkehren, wo die uube- iteutendste Regierung jede Reform vereitrln konnte
— Berlin, 1 Ölt. Abends Man erwartet heute oder mor
gen die Unterzeichnung des Friedcnsvertragcs in Wien zwischen Oesterreich und Italien. (Tel d.Schw M)
— Kiel, 29. Sept. Der Lber Präsident hat verfügt, daß die bisher gesondert erschienenen Holsteiner und Sckltswiger Verord- nungsblätter aushören und fortan ein gemeinsames schleswig holsteinisches Regierungsblatt erscheinen soll.
— Schwerin, 2. Okt. Ter Kommissionsbericht in der Angelegenheit LeS norddeutschen Bundes empfiehlt die Zustimmung dazu zu erklären, daß die mecklenburgischen Regierungen sich an der Feststellung des Bundcsversassungseniwurjs belheiiigen, um denselben dem zu berufenden Parlamente zur Beratbung vorzulegen. Die Kommission hebt zahlreiche Bedenken über den preußischen Entwurf vom 10. Juni hervor; so sollte der Anschluß Mecklenburgs an den Zollverein von der Zustimmung der Stände abhangen. Ter Schluß des Berichts spricht die Erwartung aus. daß die Landesverfassung erhalten bleibe, und fordert die großh Regierungen auf, dieselbe durch die Bundesgewalr garantiren zu lassen.
— Aus Salzburg, 29 Sept., erhälr die Allgem. Zeitg. die Nachricht, daß eine Gesellschaft von 3 Herren auf dem Unters- berg, wo sie die sog. Kolowra-shöhle besuchen wollten, verunglückt ist. Die Namen der Verunglückten waren außer Frhrn. v. Lerchenfeld, früherer Minister, der einen gefährlichen Sturz erlitten hat und mehrfach am Kopfe verletzt ist, noch unbekannt. Lerchenfeld liegt in Berchtesgaden. Neueren Nachrichten zufolge befindet er sich außer Gefahr.
— Wien, 30. Sept. Tie „Debatte" veröffentlicht ein Schreiben des Kronprinzen von Hannover an die Hannoveraner, worin er für die ihm zugekommenen Geburtstagsgtückwünsche dankt, zur Treue gegen den König ermahnt und — auf bessere Zeiten vertröstet (!)
— Wien, 29 Sept. Großes Aufsehen macht hier die Haltung des Staatsministeriums gegenüber dem Beschlüsse des Wiener Gemeinderathes, ein Lehrerseminar zu gründen, welches für die Hebung des Volksuuterrichts Sorge zu tragen habe. Man hätte denken sollen, daß ein solcher Beschluß sich der wärmsten Unterstützung zu erfreuen hätte; statt dessen sehen wir. daß weltliche und geistliche Behörden ganz ohne Rücksicht auf die garantirte Autonomie der Gemeinde Hand in Hand gehen, um die Aussüh- rung dieses Beschlusses zu hindern. Ter Nuntius hat dagegen unter Berufung ans das Konkordat xrolestirt, und die Regierungsbehörden beeilen sich, diesem Proteste Folge zu geben. Durch dergleichen vixatorisede Maßnahmen wird die Stimmung freilich nicht gebessert. Der Gemcinderath beabsichtigt, sich direkt an den Kaiser zu wenden, und hofft, eine gnädigere Antwort zu erhalten.
— Wien. Die Enthebung Tegeiboff's vom Flvtlenkommando erhält in einer Notiz der A. Z. folgende Aufklärung: Der Vce- Admiral Tegethofs ist, dem Vernehmen nach, beauftragt, eine aus 6 Monate berechnete Reise nach Frankreich, England und Nordamerika anzutreten, um die dortigen Marine-Erablissements und Einrichtungen aus persönlicher Anschauung kennen zu lernen und die Resultate seiner Studien für die österreichische Marine nutzbar zu machen. — Der Held von Lissa bat durch einen Tagesbefehl vom 26. Sept bereits Abschied von der Flotte genommen.
— Wien, 1. Okt. Bei der heurigen Gewinnziehung der öftere, fl. 250-Loose von 1854 fielen auf folgende Nummern die beige- sctzten Prämien: Serie 1048 Nr. 17 60,000 ft, Serie 779 Nr.
37 30,000 fl., Serie 875 Nro. 4, Serie 1048 Nr. 23, Serie 1248 N:. 10, Serie 1417 Nro. 20 und Serie 3095 Nro. 29