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spricht von der interimistischen Versebung seines Portefeuille's durch Hrn. v Savigny. den ehemaligen Bundestagsgesandten.
— Schleswig, 27. Sept. General Manteuffel brachte bei dem ihm zu Ehren dahier gehaltenen Festmahl folgenden Toast aus: „Wenn jeder die schleswig-holsteinische Frage so warm im Herzen trägt, wie ich, so muß der moralische Einfluß der sein, daß Schleswig ungetheilt bleibt. Weder an der Saale, noch an der Tauber, noch am Main bin ich und die Armee „sieben Fuß" aus dem Wege gegangen. Hoch ungetheiltem Schleswig-Holstein!"
— Schwerin, 26. Olt Der mecklenburgische Landtag, wichtig wegen der über den Beitritt zum norddeutschen Bund zu fassenden Beschlüsse ist heute eröffnet worden.
— Wien, 23. Sept. Die neuesten Proben mit dem verbesserten Lindner'schen Hinterladungsgewchr haben alle Erwartungen übertroffen. Auf 2000 Schritte Entfernung schlug die Kugel regelmäßig Lurch ein anderthalb Zoll starkes Brett, und acht Schüsse auf die Minute waren die feste Durchschnittszifsir (auf 5 Minuten 41, auch 42.) Daß man per Woche 40,000 solcher Gewehre aus den bisherigen Herstellen könne, mag vielleicht übertrieben sein; indeß ist es schon hinreichend, wenn auch nur die Hälfte davon wöchentlich geliefert wird. Der Betrag der Kosten für die Umwandlung ist ein vechältnißmäßig geringer, kommt übrigens überhaupt nicht in Betracht Wäre man im Jahr 1865 um diese Zeit so weit gewesen, so hätte Oesterreich, von all m Andern abgesehen, viele hundert Mill. Gulden erspart.
— Die Geldverhältnisse in Oesterreich gestalten sich sehr trüb. Es kommen nächstens 30 Mill. Staatsnoten in Zwangskurs, die einen ganz andern Kurs haben, als die seither vorhandenen Banknoten. Man wird alsdannThalec und Thalerbanknoten, ferner Gulden,Guldenbanknoten undKnldenstaatsnoten haben. DasSchlimmste dabei ist, daß kein Stück so viel werth ist, als darauf steht, sondern daß Jeder beim geringsten Kauslund Verkauf sein Kursberechnungsbüchlein bei der Hand haben muß So werden die Oesterreicher Wider Willen gute Rechner.
— Am 19. Sept. brachten mehrere Fuhrleute aus Prag in das fürstlich Fürstenbergische Walzwerk zu Bras Guß- und Blecheisen, worunter sich auch viele Kugeln (Shrapnels) befanden. Der
Waagmeister, der mit dem Abwägen desMarerials beschäftigt war, - legte sämmtliche Kugeln, circa 50 Stück, auf die Waage, um welche mehrere Hüttenarbeiter und Frachter standen, und machte sich den unüberlegten Scherz, eine von den Kugeln anzuzünden, in der Meinung, daß dieselbe ohne Ladung sei. Kaum gelhan, so explodirten unter furchtbarem Gekrache und kanonenartigem Donner sämmtliche Shrapnels. Schrecklich, herzzerreißend war der Anblick. Acht Menschen und 2 Pferde lagen furchtbar zerschmettert am Boden; v ier von den Männern blieben.gleich todt am Platze, die andern sind zwar noch am Lebens, dürsten jedoch schwerlich auskommen. Es sind meist Familienväter von 8 — 10 Kindern. Am Walzwerke selbst wurden alle Fenster zertrümmert. Auch das Dach, sowie die Dächer der Nachbargebäude erlitten namhaften Schaden.
Griechenland Athen. 28. Sept. Der türkische Gesandte droht, von dem englischen und französischen Gesandten unterstützt, mit dem Abbruch der diplomatischen Verhandlungen. — Die aufständischen Candioten haben die feste Stellung bei Malaxa (Me- laka?) nach hartem Kampfe erstürmt. Mustapha Pascha ist auf Kreta angekommen; er hat eine Proklamation erlassen, worin er binnen fünftägiger Frist Unterwerfung fordert und Abstellung der Beschwerden verspricht. — Es ist das baldige Erscheinen eines österreichischen Geschwaders in den griechischen Gewässern angs- zeigt Im Ghiaur Dagh ist indessen ein neuer Ausstand ausgebrochen. Die Rebellen haben im Kampfe mit den türkischen Truppen 50 Todte verloren. Auch in Zritone aufständische Bewegung. Drei Chefs sind verhaftet und nach Konstantinopel gebracht
Türkei. Sichere Nachricht aus Konstantinopel: Der Marquis v. Moustier erwiederte vor seiner Abreise einer griechischen Abordnung, die ihm eine Dankadresse überreichte: Tie moralische und geistige Entwicklung der griechischen Nation liege Frankreich am Herzen, aber die allgemeine europäische Lage ge
statte ihm nickt, die revolutionären Bewegungen gegen die Türkei zu unterstützen.
Italien. Florenz, 25 Sept. In einer Konferenz der italienischen und österreichischen Bevollmächtigten in Wien wurde beschlossen, den östecreichisch-sardinischen Handelsvertrag von 1851 auf ganz Italien für die Dauer eines Jahres auszudehnen, wäh- dern dessen man die einzuführenden Abänderungen studiren werde. — In der Stadt Palermo herrscht wieder vollkommene Ruhe und Ordnung. — Florenz, 27. Sept. „Jtalie" und „Nazioue" sagen, die Finanzsrage sei nunmehr vollständig und nach Billigkeit gelöst. Die noch zu lösenden Fragen beträfen eine Amnestie, die Eisenbahnen und die Uebergabe der Archive. Man glaube, daß die Unterzeichnung des Vertrags am Sonnabend oder am Monrag erfolgen werde, und würde in diesem Falle der König am 10. oder 12 Oktober in Venedig einziehen — Rom, 27 Sept. Die Kaiserin Charlotte von Mexiko hat sich mit großer Feierlichkeit zum Papst begeben, um ihm ihre Huldigung darzubringen — In Nom gibt es keine Silber und Kupfermünzen mehr. Man hat nur noch Bankbillets, die aber Niemand Wechseln will. Da geht viel Geld verloren. Die römische Bank steht nahe daran, Bankerott zu machen. Selbst der Papst steckt in der größten Geldklemme.
Frankreich. Paris, 26. Sept. Die aus Biarritz eingehenden Nachrichten über die heutige Flotten Revue sind vollkommen geeignet, den Besorgnissen über die Gesundheit des Kaisers ein recht handgreifliches Dementi zu geben. Der Kaiser, begleitet von der Kaiserin und dem kaiserlichen Prinzen und gefolgt von einem glänzenden Stab, besichtigte, mit dem Admiralschiff Magenta anfaugend, eines nach dem andern, sämmtliche Fahrzeuge der Panzerslotte mit der eingehendsten Aufmerksamkeit, und ließ namentlich die schweren gezogenen Geschütze der Magnanime (0,24 M. Kaliber) spielen, um sich von dem Einfluß der zu dieser Zeit (Nachmittags) sehr hoch gegen die Rhede gehenden See auf die Bedienung zu überzeugen. Se. Maj zeigte während des ganzen Nachmittags keine Spur von Ermüdung. — 27. Sept. Marquis de Moustier ist die vergangene Nacht in Marseille eingetrof- ifen und sofort diesen Morgen direkt nach Biarritz abgereist.
Niederlande. Haag, 26 sept. jwurde über Limburg gesprochen. Die
In der zweiten Kammer meisten Redner sprachen sich dahin aus, daß nach der Auflösung des deutschen Bundes alle Verpflichtungen Limburgs und alle Verbindung desselben mit Deutschland aufgehört hätten, und daß es vollkommen überflüssig sei, diese Ablösung Limburgs aus der früheren Verbindung noch erst vertragsmäßig feststellen zu wollen.
Amerika. Newyork, 6. Sept. Ein schönes Fest feierten gestern die Deutschen dahier: die Grundsteinlegung des deutschen Hospitals. Wenn die bisherige Bereitwilligkeit zum Beisteuern nicht nachläßt, so soll dieses Hospital in 5 Jahren eines der besten im ganzen Lande sein. Die Gesammtkosten belaufen sich «uf eine Million Dollars Möchten die Deutschen in Amerika nur auch in politischen Fragen mit ähnlicher Entschlossenheit und Ein- müthigkeit auflreten! — 14. Sept. In Canada herrscht eine große Aufregung. Man befürchtet dort einen neuen Angriff der Fenier. — Nach einer Nachricht im „Evening Standard" ä.«i. Newyork, <1. Sept., welche wir dem „Temps" entnehmen, sind zu Jndianopolis auf den Präsidenten Johnson mehrere Pistolenschüsse abgeseiert worden. Man wollte das Hotel, in welchem er sich befand, stürmen. Der Präsident blieb unverletzt. — In Canada werten ausgedehnte militärische Vorbereitungen gegen die befürchtete Fcnierinvasion getroffen. Man organistrt fliegende Kolonnen von je 500 Mann regulärer Truppen, 1000 Freiwilligen und einer halben Batterie. Die Freiwilligen sollen mit Hinterladungsgewehren ausgerüstet werden. — Den Berichten ausMexiko zufolge ist eine amerikanische Expedition von San Francisko mit 8000 Gewehren in Lopez gelandet.
Briefkasten. Dem mit acht „.V" unterzeichn»!-» Einsender der „Milchkrisis" diene zur Nachricht, daß anonyme Zusendungen bekanntlich stets un- berüitsichtigt bleiben, folglich auch die seinige, unbekümmert um seine lächerliche _ Schlußfolgerung._
T«»i»irl, »e»r»ckt und verleit »»» A Gelschttßir.