verstanden wäre, wenn die Kriegsentschädigungsgelder selbst ohne Verzug, soweit es die vorhandenen Mittel erlauben, ganz oder theilweise bezahlt würden, wird von der Kammer für dringlich er. klärt und zum Beschluß erhoben. Der Finanzminister eröffnet, daß die Gelder nunmehr bereit liegen, und daß der Rest der Be­zahlung sofort nach Berlin werde abgehen können. Hierauf Wird noch Oberamtmann Hörner als Abgeordneter des Oberamts Tübingen mit 43 gegen -it Stimmen als legitimirk erk>ä:t und schließlich die Wahl von 8 Sekretären vorgensmmen, 28 Sept. (2. Sitzung ) Grathwohl. Zimmerte, Nickel, Bohrhammer, Bräu­nung, Grcß, Ofterdinger, Mäulen und Schall stellen den An­trag, das Mannschajtsverpflegungsgeld für diejenigen Bezirke, welche nicht ckkupirt waren, aber württembergische Truppen im Quartier hatten, auf täglich 40 kr. per Mann zu erhöhen. In die Fünfzehnerkommission für Adresse und Friedensvertrag werden gewählt: Schott, v. Mehring. Mack, Probst, Mittnacht, v. Geßler, Becher, Deffner, Sarwch, Mohl, Oesterlen, W. v. König, v. Schad, Streit, v. Wiest. - Im Zusammentritt mit der ersten Kammer werden in die Staatsschuldenverwaltungskvm- wission gewählt: a) von der ersten Kammer v. Wächter-Spittler, d) von der zweiten Kammer v. Hofer, Egclhaf, Jtler, Grath- wohl. In die Finanzkommisfion werden gewählt: Egelhai, Zel­ler, Duvernry, Cavallo. v. Dettinger, Nickel, Steinbuch, Schwand- ner, W. v König, Schneider, Reibel, Ammermüller, Mack, Wiest, Mohl. Die Finanz- und Adreßkommission haben sich konstitmrt, zum Vorstand der elfteren wurde Duvernoy, zu dem der letzteren Prälat v. Mehring gewählt. Stellvertreter ist in beiden Fällen ». Wiest. In die staatsrechtliche Kommission werden gewählt: Holder, Probst, Becher, Mittnacht, Oesterlen, Lchott, v. Schad, Hörner, Wiest. Hopf stellt den Antrag ans Wiederherstellung des Wahlgesetzes vom 1. Juli 1849. Wirb an die betreffende Kommission verwiesen.

Stuttgart, 28. Sept Eine größere Büxgerversammlung besprach gestern Abend die Frage wegen Reorganisation des Heer­wesens, und beschloß eine Adresse an die Stänteversammlung, in Welcher unter ausführlicher Darlegung der Gründe ausgeführt wird, daß nur ein Volkshcer, ähnlich dem der Schweiz, im Stande sei, den Anforderungen einer Landesvertheidigung nach ihrem vollen Umsange zu entsprechen. Der Abgeordnete der Stadt Stutt­gart, Finanzrath Zeller, erklärte, daß er mit Len Hauptgrundsä- tzen der Adresse vollkommen einverstanden sei und deßhalb dieselbe in der Kammer gerne unterstützen wolle, wenn er auch in finan­zieller Beziehung vorerst noch einige Bedenken trage Die Adresse selbst fand keinen Widerspruch, wurde mit Einstimmigkeit geneh migt und sofort zur Unterzeichnung aufgelegt.

Die Ausstellung der Arbeiten der gewerblichen Fortbildungs­schulen in der neuen Turnhalle in Stuttgart wurde bis zum 28. September von 10,456 Personen besucht. (Die Ausstellung ist an den Werktagen von 812 Uhr Vorm, und von 26 Uhr Nachm., Sonntag Vorm 10'/-12 Uhr und Nachm, von 26 Uhr geöffnet und wird am 15. Oktober geschlossen)

Sulz, 27. Sept. Die so häufig mit Eisenbahnbauten ver­

bundenen Raufereien und Streitigkeiten von Arbeitern haben in neuester Zeit zwei Verbrechen zur Folge gehabt: Am 25. v. M. Nachts erstach ein Italiener seinen Kameraden in Weiden und in der vorletzten Nacht wurden 2 Arbeiter aus Württemberg auch von einem Italiener bei der untern Mühle in Mühlheim so ge­stochen, daß einer sogleich todt niederfiel und der andere lebens­gefährlich verwundet nach Fechingen getragen werden mußte. Der Thäter. dem letzteres Ve.brechen zur Last fällt, konnte bis jetzt noch nicht zur Hast gebracht werden. (SLw. M.)

Neresheim, 26. Sept. In Utzmemmingen scheint die Cholera erloschen, und der Schrecken, welcher plötzlich in die Leute gefahren, wieder gewichen zu sein. Drüben aber an der baierischen Grenze ist die Gefabr noch keineswegs vorüber und dürste unfern Behörden ernsten Anlaß geben, Lebensmittel und Getränke strenge zu beaufsichtigen. Abgesehen vor! einzelnen Fällen, die mehrfach sporalljch Vorkommen, brach die Cholera plötzlich in Gundelfingen an der württembergis den Grenze aus und hat in wenigen Tagen mehr als 20 Personen aus Len verschiedensten Altersklassen und Ständen dahingerasft. Bei der Nähe der Gesayr ist das Augen­

merk vor Allem auf die schlechte Beschaffenhcit des alten säuern, sowie des neuen, oft fast noch warmen Bieres zu werfen

Vom Bodensee, 26. Sept, theilt die Neckarzeitung die allar- mirende Kunde mit, daß in den benachbarten österreichischen Bezir­ken Bregenz Dornbirn, Laitracb. Bludenz und Feldkirch die Rin­derpest ausgebrochen sei. Bereits habe die Schweizer Regierung zur Verhütung der Einschleppung die Einfuhr von Vieh aus Baiern und Vorarlberg nach der Schweiz verboten Auch Baiern beab- sicht eine Sperre gegen Vorarlberg und Tyrol zu erlassen. (Auch die würlt. Regierung hat im Staatsanzeiger vom Sonntag das Verbot erlassen, auf welche auch in der oberamtlichen Bekannt­machung an der Spitze unseres Blattes hingewiesen ist.)

Hechingen, 28. Sept Heule sind die Kommissäre der preußischen und württembergischen Regierungen zusammengetreten, um die Bahnlinie Tübingen Hechingen fcstzusetzen, und die durch den Verkehr gebotenen sicherheitspolizcilichen Maßregeln zu be- rathen.

Am 1. Oktober soll die neue Eisenbahn von Würzburg nach Heidelberg dem öffentlichen Verkehr übergeben werden.

München, 25 Sept. Von guter Seite vernimmt man, daß nicht nur die in Gefangenschaft gerathenen bairischen Offi­ziere und Mannschaften sich entsprechend auszuweisen, beziehungs­weise zu vertheidigen haben, sondern Laß auch mchrere höhere und niedere Offiziere vor die Kriegsgerichte theils schon geladen sind, theils noch verwiesen werden.

München, 28. Sept. Der König hat jetzt ein Zeichen sei­ner Theilnahme am Loos der im Kriege Verwundeten gegeben: Er hat nach der Bair. Ztg. seinem Obcrhosmeister Grafen zu Castell den Auftrag ertheilt, einen Jnvalitenunterstützungsverein ins Leben zu rufen. Die Konstikuirung des Komites ist bereits im Gang und es wird sodann ein Ausruf züm Beitritt erfolgen.

Darmstadt, 26. Srpt. Tie Umgestaltung des Militär­wesens wird nun auch bei uns die wichtigste Frage werde» und sollen sich bereits die betreffenden Kreise der Regierung mit len einschlagenden Reformen beschäftigen Als eine solche dürfte tn erster Linie die Einführung der allgemeinen Wehrpflicht, wenn auch nicht gerade nach preußischem Muster, zu erwarten sein (Rh Z.)

Preußen bildet aus den neu erworbenen Ländern die 3 Provinzen Schleswig-Holstein, Hannover und Hessen, letzteres mit der Hauptstadt Cassel. Die Provinz Hessen wird in 3 Regie­rungsbezirke zerfallen: 1) Cassel, aus den bisherigen kurhessischen Provinzen Oberheffen, Niederhessen und einem Theile von Fulda, sowie den Kreisen Biedenkopf und Vöhl bestehend, 2) Wiesba­den, dem bisherigen Herzpgthum Nassau mit dem Kreise Wetzlar, 3) Frankfurt, zusammengesetzt aus dem bisherigen Gebiete der freien Stadt, der kurhessischen Provinz Hanau mit einem^ Theile von Fulda, den früheren baierischen Bezirken und Homburg, Rö­delheim und Höchst. Der kurhessische Kreis Schmalkalden wird dem Regierungsbezirke Erfurt zugetheilt Die Provinz Hessen wird 1,390,000, die Provin, Hannover 1,925,000, Schleswig- Holstein mit Lauenburg etwas über 1 Mill. Einwohnerjzählen. Die Preußische Armee wird um 3 Armeekorps vermehrt werden, von denen das 9 in Schleswig, das 10 in Hannover und das 11 in Cassel sein Generalkommando haben wird. Tie Truppen der Kleinstaaten werden diesen Korps eingesügt; Königreich Sach­sen gibt das 12. Armeekorps. Tie Garde ist Las 13 Armeekorps.

Berlin, 26. Sept. Die Vertagung der Kammer bis zum 12. November wird morgen beginnen, und cs wird eine Ruhepause eintreten, deren so ziemlich alle Theile bedürfen. Las Gesetz wegen der Annexion Schleswig Holsteins wird, wie Ließ schon in der letzteren Zeit vermuthet wurde, nicht mehr zur Annahme ge­langen. Das Verbältniß Nordschleswigs kann selbstverständlich erst nach vollzogener Annexion geregelt werden. Tie ministe­riellen Abendblätter demenuren unermüdlich alle Gerüchte über einen bevorstehenden Abschluß der Verhandlungen mit Sachsen in einem für das letztere besonders günstigen Sinne, und sie versi­chern wiederholentlich. daß man noch nicht so weit gediehen sei. Graf Bismarck ist, einem Abendblatte zufolge, erst beute Mor- gen auf das Land gereist. Die ministeriellen Stimmen drücken die Hoffnung aus, daß einige Wochen der Ruhe zur Wiederherstellung der Gesundheit des Ministerpräsidenten genügen werten. Man