DerStaatsanzeiger" vom letzten Sonntag enthält einen offi­ziellen Bericht über das

Gefecht bei Tauberbischofsheim am 2L. Juli,

mit der Bemerkung, daß die mannigfachen Entstellungen und Unwahr­heiten, welche über das Gefecht bei Tauberbischofsheim in den öffent­lichen Blättern und sonst verbreitet wurden, das Kriegsministerium veranlassen, den Bericht zu veröffentlichen, wie derselbe schon am 31. Juli mit wenigen unwesentlichen Slendernngen an das Kommando des <8. Armeekorps Angegeben wurde, und bemerkt dabei, daß diese Ver-> öffentlichung durch die erst Ende voriger Woche erfolgte Rückkehr des Kriegsministers von Berlin verzögert wurde.

Wir glauben Manchen unserer Leser einen Dienst zu erweisen,! wenn wir diesen Bericht, welcher auch manche Mängel in der Ober­leitung dnrchblicken läßt, ebenfalls mittheilen:

Durch den Operatiausbefch^,Dro. 23 vom 23. Juli wurde Nachts 1 Uhr die eHk Dij>ißd»,«ngewkksen, die Stellung auf den Höhen des rechten iMrck der Zauber hinter Bischofshcim zu beziehen und mit ihren BortrupM^ue Jftt/füzgen und Bischofsheim zu besetzen, sowie dieMt der»^nuL öou Äülsheim stehende 3 Brigade in die Stellung zurückzrmehmezr. Derselbe DperationSbefehl bestimmte ferner, daß die t. Divisim Äß.rlM, die 2. bei Brummthal und Werbachhausen, Mvi« Me »1. bei Paimar und Grünsfeldhauseu als Schlachtkvrps rMEie- Division bei Groß-Rinderfeld als Reserve zu betrachten sei.

In Folge dieser'AnordnW. wurde am 24. früh die Stellung hinter Bischvfsheim wie/olat bezogen: Das 5. Infanterieregiment, das 3. Jägerb«ä'illE.o/^ bereitende Batterie und die 3. Schwa­dron des l. R^teMgUiArk?/--welche vor Mitternacht nach Werbach und Niktaöhausen vorgeschoben worden waren, um einem angezeigten Vorrücken des Gegners von Wertheim her zu begegnen, erhielten Befehl, sobald die 2. Division bei Werbach eingetrosfen sei, auf Tanberbi-- schofsheim zurückzugehen. Ebendahin wurde von Großrinderfeld das

1. Infanterieregiment und die 4. Schwadron des 1. Reiterregiments der 1. Brigade instradirt. Die 2. Brigade war schon zuvor an­gewiesen worden, mit Tagesanbruch zur Unterstützung der 1. Brigade ans der Kautonuirnng bei GrünSwld nach Bischofsheim und Impfun­gen zu rücken und diese Orte zu besetzen. Die 3. Brigade erhielt den Befehl, von Külsheim auf Tauberbischvfsheim in die vorher be- zeichnete Sammelstellnug der Division zu gehen. Ta bei ihrer An­kunft in Bischofsheim dieser Ort von der 2. Brigade nicht besetzt war, so geschah solches ihrerseits durch das 1. Jägerbataillon und das

2. Bataillon des 3. Infanterieregiments iusolange, bis das 2. In­fanterieregiment diese Bataillone von Jmpfingen her ablöste. ^

Die Division nahm alsdann folgende Stellung ein: Jmpfingen war von dem 7. Infanterieregiment, dem 2. Jägerbataillon, 6 Ge­schützen der 0. leichten Fußbatterie und 1 Schwadron des 1. Reiter­regiments besetzt. In Bischofsheim selbst stand das 2. Infanteriere­giment, rückwärts des Orts auf dem rechten Tauberufer 2 Geschütze der 6. leichten Fußbatterie und die 1. Schwadron des t. Reiterregi­ments. In der Hauptstellung hinter Bischvfsheim waren in der Vertiefung zwischen dem Hammberg und Edelberg aufgestellt: Diel. Brigade mit dem rechten FlüWt an der Straße, die 1. reitende Bat­terie auf dem Kaiijssi' des veMegenden Rückens, links von der 1 Bri­gade, die-3. Brigade mit der 7. leichten Fußbatterie vorwärts und feitwärö des linken Flügels der Brigade. Die zur 1. Brigade gehö­rigen 2 Schwadronen des 1. Reiterregiments erhielten ihre Aufstel­lung rückwärts des r'cMrii Flügels der Brigade in der Vertiefung an der Straße. Das 4. Reiterregiment stand in 2. Linie auf dem freien Plateau des Edelbcrgs.

Die in dieser Weise durch die Division eingenommene Stellung bot folgende Vortheile dar:

Das Gros der Division (t- und 3. Brigade) war durch die Terrainkonsiguration gegen Einsicht und Feuer des Feindes ziemlich -.vllständig gedeckt, dabei aber in der Lage, dem ans Bischofsheim etwa debouchirenden Gegner mit Feuer und blanker Waffe in günstigem Ver- hältuiß cntgegeuzntrcten. Die Artilleriepositioneu gaben bei ziemlich geschützter Aufstellung der Batterien die Möglichkeit, den Anmarsch des Gegners, soweit er überhaupt eingesehen werden konnte, sodann Bischofsheim selbst und die Deboucheen.dcs Ortes mit Vortheil zu beschießen. Der Ort Bischofsheim selbst ist von den Höhen des lin­

ken Tauberufers so vollständig beherrscht, daß ein längeres Festhalten des Ortes selbst zu den taktischen Unmöglichkeiten gehört; eS konnte nur davon die Rede sein, das Debouchiren des Feindes über die Tau­ber zu verhindern. (Forts, folgt.)

Tagesnenigkeiten.

Der St A." enthält die Kön.'Verordnung, Einberufung der Ständeversammlung aus Dienstag, den 25. d. M., betreffend. Ferner eine Kön. Verordnung,, betreffend die Aufhebung des Verbots der Pferdeausfuhr über die Zollvcreinsgrenze.

Stuttgart, 10. Septbr. Gestern Nachmittag 3 I hr 40 Min. traf Ihre Majestät die Königin Olga, vom Seebad Ostende

!kommend, mittelst Extrazugs hier ein und setzte nach einem Auf­enthalt von nur 10 Minuten ihre Reise nach Friedrichshafen fort. Heute geht ein prachtvolles Viergespann, welches Se. Ma­jestät der Kaiser Alexander II. seiner königlichen Schwester als Geburtstagsgeschenk übersandt hatte, nach Friedrichshasen ab.

Göppingen, 10. Sepl. Verflossenen Samstag Nachmit­

tag zwischen 2 und 3 Uhr hatten wir ein wolkenbruchähnliches Wetter, begleitet von einem fürchterlichen Orkan. Laut Berich­ten der Nachbarschaft hat derselbe furchtbar gewüihet, Bäume umgerissen, geladene Futterwagen w'e Spielbälle umhergeworfen, und in dem 2 Stunden von hier entfernten Orte Wäschcnbeu- ren^wurden 5 Personen, davon 4 einer Familie angehörend, Mutter, ein Sohn und 2 Töchter, die sich unter einen mit Fut­ter geladenen Wagen flüchteten, von dem Blitze erschlagen. An vielen anderen Orten hat das Wasser großen Schaden ange­richtet. (Schw M)

Wertheim, 8. Scpt. Die Cholerasalle kommen immer noch einzeln hier vor, in unserem benachbarten Freudenberg da­gegen tritt diese schreckliche Krankheit in den letzten Tagen hefti­ger auf, sie forderte gestern aus einer Familie binnen 5 Stunden Vater und 2 Kinder als Opfer.

Wiesbaden, 10. Sept. Tie gestrige Versammlung libe­raler nassauischer Landtagsmitglieder beschloß einstimmig eine Adresse an den König von Preußen, welche die Anerkennung wegen der Annexion ausspricht und behufs einer dem Landesin- teresse entsprechenden Verfügung über die Domänen Vorstellung macht. Eine Deputation von 7 Mitgliedern wird die Adresse überreichen

Günzburg, 8. Scpt. Ter Rücktransport der nassauischen Truppen von hier beginnt bereits heule Abend via Stuttgart- Frankfurt, und wird mit jedesmal 3 Nachtzügcn bis zum 12 d.

l vollendet sein Der Herzog verabschiedete sich feierlich von seinen Truppcu Die Brigade war in vollem Woffenschmuck, mit klin­gendem Spiel und fliegenden Fabnen ausgerückt. Vor dem Er­scheinen des Herzogs wurde den Truppen nachstehender Tagesbe­fehl korpsweise vorgelesen:Mit dem heutigen Tage verlaßt ihr d'e hiesige Gegend um den Rückmarsch in die Heimatb anzutre­ten. In Folge des unglücklichen Kriegs, dcn wir geführt, bat Mir der L-ieger Mein Land, unser gemeinsames theures Vater­land entrissen, und erscheiue Ich heute zum lctzlenmale als euer Kriegsherr in eurer Mitte, um euch noch einmal vereinigt zu sehen und Abschied von euch zu nehmen. Ich scheue Mich nicht es auszusprechen, daß der Augenblick der Trennung von euch einer der schmerzlichsten Meines Lebens ist. Der Gedanke hält Mick aufrecht, daß cs noch nie eine Schande gewesen, von einem Stär­keren besiegt zu werden eine Schande kann es nur sein, wenn man sich in der Ueberzeugung seines guten Rechts aus Furcht vor dem Stärkeren nicht webrt. Mil eurer Hilfe habe ich es ge- than: ihr habt Mir treu und gut mit Muth und Ausdauer da­bei gedient, habt während dieses kurzen aber angreiscnden Feld­zugs stets die beste Mamicszucht bewahrt, alle Anstrengungen un, verdrossen ertragen, und zuletzt mit Geduld und Ergebung reg TageS geharrt, an dem ihr nach dem heimathlichen Herd zurück, kehren könnt; ihr habt gezeigt, daß ihr eurer Väter werth seid' Mil gerührtem Herzen sage Ich euch meinen Dank für die vielen' Beweise eurer Anhänglichkeit, die Ich von Euch empfangen habe, gebe ruck die Versicherung, daß ich auch getrennt von euch mit derselben Liebe euer gedenken werde, mit der Ich euch von jeher zrgetban war, und Halle Mich überzeugt, daß auch ihr Mir ein