Tagesrreuigkeiten.

Stuttgart. 4. Sept. Das heutige Geburtsfest I. Maj. der Königin-Mutter wurde hier in der üblichen Weise, nament­lich in den unter der Protektion Ihrer Majestät stehenden Wohl- thätigkeits- und Erziehungsanstalten, festlich begangen. (St.A.)

Stuttgart, 3. Sept. Dem Vernehmen nach geben heute die Verhandlungen des ständischen Ausschusses wegen einer mit Frankfurter Bankhäusern zu negozirenden Finanzoperation zu Ende. 4. Sept. Diesen Morgen um 8 Uhr fand in der ka­tholischen Kirche der vom hockw. Bischof von Rottenburg für alle katholischen Kirchen des Landes angeordnete Trauergvttesdienst für die im Fe.de gebliebenen oder ihren Wunden erlegenen Krie­ger statt unter großemZudrang desPublikums von Civil,undMilitär.

Der Handwerkerbank in Stuttgart wurde auf den Grund der revidirten Vereinsstatuten vom November 1860 das Recht der juristischen Persönlichkeit verliehen.

Heilbronn, 30. Aug. (Ledermarkt Bericht) Eine ge­wisse Mutlosigkeit in den Geschäften, welche in den letzten Mo § naten fast sämmtliche Gemüther befangen hielt, scheint doch jetzt in Folge der friedlichen Aussichten wieder größerem Vertrauen Platz machen zu wollen Auf das Ledergeschäft wird dich insbe­sondere einen günstigen Einfluß ausüben, weil es dem Herbste zu­gehl, in welcher Jahreszeit stets größerer Bedarf ist und Lager allerwärts sehr knapp gehalten war, da Jedermann im Einkäufe sich bisher nur auf das Nothwendigste beschränkte. Sämmtliche Ledersorten waren daher auch auf dem gestrigen, einem der groß ten bisher hier stattgehabten Ledermärkle !m Lause deS Vormit­tags schon alle vergriffen, Kalbleder höher als letzten Maimarkt, Sohlleder fest, Zeugleder mehr als Bedarf am Markt, deßhalb et­was gedrückt. Prima Wildleder sehr wenig am Platze, und mitt­lere und geringere wurden im Verhältniß zu guten Sorten über Werth bezahlt. Für Schmalleder Nachfrage anhaltend. Die Durchschnittspreise stellten sich so ungefähr für Schmalleder auf

44 bis 52 kr., prima Wildoberleder 56 bis 64 kr, Mittelsorten

45 bis 52 kr., geringere 36 bis 42 kr., Kalbleder 90 bis 100 kr, Sohlleder schweres 42 bis 46 kr, leichtes 34 bis 38 kr. Verkauft und abgewogen wurden: 470 Ctr. 33V- Psd. Sohlleder, 851 Ctr. 95V« Pfd. Schmalleder, 213 Ctr. 94V- Psd. Zeugleder, 175 Ctr. 66V- Pfd Kalbleder, zusammen 1711 Ctr. 90V« Psd. und dafür ungefähr die Summe von 146,560 st: umgesetzt.

Darmstadt, 4 Sept. Offizieller Mntheilung zufolge wurde

gestern Abend in Berlin der Friedensvertrag mit Preußen unter zeichnet. (Tel. d. Schw. M )

Frankfurt a M., 1. Sept. Gestern Nacht trafen aus Köln, Deutz und Koblenz 800 baierische Gefangene, darunter 4 Offiziere, hier ein; heute Morgen wurden sie nach Aschaffenburg gebracht, um daselbst gegen die von Baiern gefangenen preußische» Truppen ausgetauscht zu werden

Frankfurt, 3. Sept. Nach Inhalt des Prager Friedens­vertrages hat die Kommission zur Liquidirung und Austheilung des bisherigen Bundeseigenthums binnen 6 Wochen nach gesche­hener Ratifikation zusammenzutreten

Vom Main, 31. Aug. Die zwischen Berlin und dem Haag schwebenden Verhandlungen über die künftige politische Stellung des Großherzogthums Luxemburg nehmen eine Wendung, welche keineswegs eine baldige Erledigung erwarten läßt. Die Regie­rung des Köüig-Großherzogs beharrt dabei, alle Vorschläge für einen Anschluß des Großherzogthums'an den norddeutschen Bund abzulehnen und die Räumung der Festung Luxemburg durch Preu­ßen zu verlangen. Preußen dringt dagegen immer entschiedener auf den Beitritt des Großherzogthums zu dem norddeutschen Bund und weist die Idee einer Räumung der Festung kategorisch zurück.

Wiesbaden, 31. Aug. Gestern ist ein Regierungsreskript an sämmtliche Bürgermeistereien des Landes gelangt, wodurch die­selben mit der Aufstellung der Wahllisten für ten Reichstag des norddeutschen Bundes nach Maßgabe des Reichswahlgesetzes von 1849 beauftragt werden; die Listen müssen in 14 Tagen fertig sein. Innerhalb dieser Frist wird auch wohl die definitive Ein-! Verleihung Nassau's in die preußische Monarchie verkündigt werden! j 7 - 2Sept. In Folge eines Reskripts des Staatsministeriumsf find sämmtliche Behörden des Landes angewiesen, auf Kosten der

Zeit vertagt; es if reren größeren leg§ Oktobers in Aussicht gefior ionen

betreffenden öffentlichen Kassen die preußische Fahne anzuschaffcn. Die nassauische Fahne aufzusiecken ist gestattet, mit der Beschrän­kung jedoch, daß sie auf einem öffentlichen Gebäude nicht allein, sondern, wenn man von ihr ferner noch Gebrauch machen will, nur neben, bez. unter der preußischen Fahne wehen darf.

München, l. Sept. Es sind hier bereits kriegs erichtliche Untersuchungen bezüglich der Heerführung im Gange; insbescn dere sind bereits Vernehmungen gepflogen worden wegen des Ge­fechts bei Seybottenreulh, in welchem das 4. Bataillon des Leib­regiments so unglücklich getroffen wurde. Der Feltmarschall Prinz Karl ist heule ohne Aufenthalt hierdurch nach seinem Som­mersitz Tegernsee gereist; er soll förmlich gebrochen sein und der trotz seiner Siebenzig sonst noch so rüstige Mann auf seinem Ant­litz die unverkennbaren Spuren der Mühsale und Leiden tragen, welche dieser unselige Krieg körperlich und geistig ihm gebracht hat. Heute Nachmittag ist mittelLExtrazugs die erste Abschlagszah­lung der von Baiern 4 Ü IxiiMMl Kriegskostenentschädigung (10 Mill. gemünztes SMerMnog s Mzlin abgegangen. (Schw M.)

München, l^ept. ^OikKammern werden aus unbestimmte dU Wiederberufung derselben zu meh­ren Arbeiten für die ersten Tage deS mmen>/ 3. Sept. Heute wurden in

Berlin die Ratifikationen des Frieden-Vertrages ausgewechselt. Die Auflösung der mvbi^«i>Armee hat alsbald zu erfolgen.

Dresden, 1 . Prinz Friedrich Karl von Preu­

ßen ist gestern Abend hier-eingel^ssen. Demnächst steht in die­sen Tagen noch die Aukunf^,vo>G«l'königlich preußischen Genera­len in Aussicht. Die von Sachsen geforderte Kri-gsentschädi- gung beträgt nicht 20, sondern 10 Millionen.

Dresden. 3. Sept. Eine Bekanntmachung des General­gouverneurs verbietet alle öffentlichen Versammlungen zur Bespre­chung politischer Angelegenheiten während der Dauer des Kriegs­zustands im Königreich Sachsen.

Von der preuß Saale, 20 Aug Der frühere Minister von Reuß Greiz ä. L., jetziger Domprobst von Naumburg, Frhr. v. Mannsbach, wird alsVertrauensmann" der Fürstin Karoline sich morgen ebenfalls nach Berlin begeben, um genannter hoben Frau bei dem Friedenswerke mit Preußen rathend zur Seite zu stehen.

Berlin, 1. Sept. Daß Frankreich, Wohl in Folge der aus­schließlichen Besetzung von Main; durch preußische Truppen, hier neuerdings die Kompensationsfrage in Bezug auf Luxemburg aus­genommen hat. steht außer Zweifel. DieZtg. für Nordd." veröffentlicht beute durch ein Extrablatt: Die Deputation an den König von Preußen, bestehend aus den Herren Minister a. D. v. Münchhausen, Vicepräs. des O.-A.-Gerichts von Schlepegrell und Schatzrath von Rössing, welche um Erhaltung deS Königs von Hannover als preußischen Vasallenfürsten bat, ist von Berlin ab­gereist mit der Ueberzeugung, daß ihr Schritt in der Sache völ­lig vergeblich gewesen ist

Hannover, 31. Aug. Der Flügeladjutant, Oberstlieute­nant v. Kohlrausch, welcher von dem König Georg V. in außer­ordentlicher Mission- Hach Berlin gesandt war, kehrte von dort nach -Wien zurüch»mm B «nelken, daß seine Bemühungen völlig erfolg­los gebliebGi'feien und ist. jetzt hier eingetroffen.

Berlin, 3l. Aug. Wie man der Augsb. Allg. Ztg. schreibt, besteht die Organisationskommission für die der preußischen Mo­narchie einzu^neibenden Landesibeile aus dem frühern Bundes­tagsgesandten wirkt Geh.-Rath v. Savignh, als Vorsitzendem, den Unterstaatssekretären in den Ministerien des Innern und des Cultus, Sulzer und Lehnert, dem Ministerialdirektor Delbrück aus dem Handelsministerium, den Ministerialdirektor Günther aus dem Finanzministerium und andern hoben Beamten der ein­zelnen Ministerien Die Aufgabe dieser Commission dürfte al­lerdings eine sehr schwierige sein, da der Mittelweg schon zwi­schen Schonung der Landeseigenthümlichkeiten und Oktrvyirung der preußischen Verhältnisse schwer zu finden ist. Es wird gemel­det, daß namentlich in Kurhessen der Verlust der Verfassung schwer empfunden werden würde, namentlich gewiß deßhalb, weil das Volk so lange und so vergeblich für die Aufrechterhaltung dersel­ben gekämpft hatte.