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Union entgegen, aber der (von Virchow beantragten) sofortigm Einführung der preußischen Verfassung in den einverleibten Län­dern und der Anhörung des norddeutschen Parlaments darüber. Die Regierung brauche für die erforderliche Regelung der Ver­hältnisse durch die königliche Verordnung einigen Spielraum, habe jedoch nichts dagegen, wenn das Gesetz die Einführung der Preu­ßischen Verfassung bis zum 1. Oktober l867 ausspreche.

Der König der Niederlande als Großl,erzog von Luxemburg ließ, wie Mittheilungen aus dem Haag versichern, jüngsthin zur Kenntniß der preußischen Regierung bringen, daß er dem Vor­schlag für Anschluß des Großherzogthums Luxemburg an den nord­deutschen Bund seine Zustimmung nicht ertheilen könne; zugleich ließ er eröffnen, daß nach seinem Dafürhalten die Stadt Luxem­burg nun nach Auflösung des deutschen Bundes aufgehört habe, eine Bundesfestung zu sein. Hierauf soll die preußische Regierung jetzt erwiedert haben: daß Preußens Recht die Festung mir Trup­pen zu besetze»; n cht aus dem Bundesrecht, sondern aus den euro­päischen Verträgen von 1815 herrühre, und daß Preußen nicht Willens sei, auf dieses Recht zu verzichren.

Wien, 27. Aug Wie die Abendblätter melden, ist der Austausch der Ratifikationen des österreichisch preußischen Friedens erfolgt. Dem Friedensvertrag liegen 2 Protokolle bei, die Räu­mung des besetzten Gebiets, und die Auswechslung der Gefange­nen betreffend, und 4 Separalverträge, betreffend die Beamten in Holstein, die Geldsorten der Entschädigungssumme und die Schwa- bowitz Wildenschwerdter Eisenbahn. General Menabrea trifft heute hier ein Man spricht von der bevorstehenden Ernen­nung des Hrn v. Hübners ,um Minister des Aeußern und von der Einsetzung eines ungarischen Ministeriums, worin Graf An- drassh, der Vicepräsident des Unterhauses, sich befinden soll.

Italien. Florenz, 26. Aug. Nazione: Menabrea ver­langt Rückerstattung aller von Oesterreich kürzlich aus Venetien mitgenommenen Kostbarkeiten, einschließlich der eisernen Krone. Die österreichischen Unterhändler zeigen bis jetzt versöhnlichen Geist. Die Kaiserin von Mexiko ist in Mailand eingetroffen. Nach Unterzeichnnng des Friedensvertrages mit Oesterreich soll die sofortige Ueberlieferung des Festungsvierecks an Italien und diejenige von Venedig am 15. September erfolgen.

Griechenland. Athen, 18 Aug. Der König hat den Ge­sandten der Schutzmächte erklärt: er könne den erbärmlichen Zu- . . , stand der griechischen Bevölkerung Candia's nicht gleichgiltig san-

Alter ausersehen war, mit und für Preußen so große Erfolge sehen; der türkische Gesandte verlangte deßhalb eine Erklärung,

herbeizuführen, nachdem er gezwungen gewesen das Schwert zu In Epicus und Thessalien steigt die Aufregung. Direkte Nach­ziehen; die Vorzüge der Reorganisation werden nun anerkannt Achten von Kreta melden: Die Bewegung gestaltet sich zu einer

werden. Das Budgetrecht habe die Regierung nie bestritten. 3"-> allgemeinen Erhebung Behufs Vereinigung mit Griechenland demnität sei dem Sinne nach wiederholt beantragt worden, leider! Die Candioten proklamiren den General Kalergis zum Oberbe­sei aber früher keine Einigung erfolgt. Für diesen Fall enthalte! sehizhaber, der König gestaltet ihm die Annadine, jedoch nicht be- die Verfassung keine» Paragraphen. Würde der Fall wieder ein-' vor das Ergebniß seiner Schritte bei den Schutzmächten bekannt ist. treten, so wäre der König zur Erhaltung der Staatsordnung ge-! Von der pslnischen Grenze, 24. Aug Die russische Besa-

alle Theilnehmer am Feldzuge hat der König ein Armee Denk­zeichen gegründet.

Mainz, 24. Aug Während heute bereits die Quartier­macher vom 36. preußischen Regiment hier eingetroffen sind, wird schon morgen der Einmarsch der künftigen preußischen Besatzung, 10,000 bis 12,000 Mann stark, von der Division Göben begin nen, und am Sonntag vollständig geschehen sein. Nach getroffe­ner Vereinbarung wird die kurhessische Armeedivision vorläufig, bis zur Beendigung der zu ihrer definitiven Einverleibung in das preußischeHeer nöthigenReorganisation, hier bleiben. Ebenso wird der Lu rch Beurlaubungen chvn sehr reduzirte Rest Nassauer hier sein militärisches Schicksal zu erwarten haben.

-- Kassel, 26. Aug Nach glaubhaften Mittheilungen soll der Kurfürst nun noch in letzter Stunde zu Gunsten Preußens abgedankt haben. Welche Zugeständnisse demselben dagegen ge­währt worden sind, darüber gehen die Angaben noch auseinander. Der Knrfürst soll daran denken, sich in der freien Schweiz ein schönes Plätzchen auszusuchen, um ruhig daselbst zu leben.

Greiz. 19 Aug. Gestern ist Fürst Heinrich XXII. von Lindau hier eingetroffen und hat heute, wie aus zuverlässiger Quelle verlautet, sich entschlossen, den Forderungen Preußens zu willfahren, rcsp. seine Hoheitsrechte an Preußen abzutreten.

Dresden, 25. Aug. DasDresd. I" enthält eine Be kanntmachung, der zufolge die Landesregierung 7000 inländische Schauzarbeiter sucht, da preußischerseits weitere Befestigungen bei Dresden angeordnet sind

Berlin, 26. Aug. Bismarck verwarf FriesenS, des säch­sischen Unterhändlers, Friedensvorschläge und fordert die vollstän­dige Militärhoheit in Sachsen und preußische Besetzung sächsischer Festungen, inclusive Dresden. Preußen entläßt nach dem Frie­densschluß nur die Landwehr, und behält die neuen Jahrgänge der Reserven unter den Fahnen. Die Ersatzreserve wird bis zum Herbste ausexercirt Roggenbach's Eintritt in's Ministerium wird offiziös bestätigt.

Berlin. 26. Aug. Die Antwort des Königs an die Adreß- deputation lautet: Er freue sich über die fast einstimmig volirte Adresse, die der Einigkeit des Volks entspreche. Mit Recht bringe das Abgeordnetenhaus zunächst dem Allmächtigen den Dank dar. ohne ihn wären Erfolge, wie die Welt sie kaum erlebt, unmög­lich gewesen. Dank gebühre mit Recht nächst Gott der Armee. Der König dankt selbst dem Allmächtigen, daß er in so hohem

nöthigt, wieder so zu handeln. Aber ein solcher Konflikt werbe nach ei.-.er solchen Adresse nicht wieder Vorkommen Der Schluß der Adresse enthalte Alles, was der König nur wünschen könne.

Berlin. In der Annexionskommission des Abgeordneten­hauses äußerte Hr. v Bismarck (am 23. Aug.) über eine weiter­gehende Abtretungsforderung an Baiern:Es ist auch erwogen, ob man nicht Theile von Baiern, namentlich Ansbach und Bay­reuth, annekriren sollte, indessen ist die Regierung zu der Ansicht gekommen, daß dieß großen Schwierigkeiten vom europäischen Standpunkte aus begegnen würde, und daß andererseits Preußen dadurch nicht gestärkt werden möchte, weil die ganze Abtrennung jener Tbeile von Baiern nicht ausführbar ist und die Zerreißung derselben die ohnehin für Preußen so wenig günstige Stimmung der Bevölkerung nur verschlimmert haben würde." Ueber den Stand der Verhandlungen mit Hessen - Darmstadt theilt er ge­sprächsweise mit, daß etwa 3 Aemter in der Nähe der preußischen Grenze zur Arrondirung abgetreten und daß der diesseits Mainz gelegene Theil in den neuen Bund eintreten soll, so daß das Großherzogthum mit 3 Achteln des Landes zum norddeutschen Bunde gehören würbe. In der Commissionssitzung vom 26. A ug. erklärt Gra f Bismarck: Er trete nicht der sofortigen Real-

tzung im Königreich Polen ist gegenwärtig überall in Bewegung, aber nicht um. wie in offiziöser Weise bisher verkündet worden, sich zu einem großen Manöver bei Powonski zu konzentriren, sondern um sich den südlichen und östlichen Grenzen des Landes mehr zu nähern und zu einem kampfbereiten Vorgehen gerüstet dazustehen. In Polen will man nämlich zuverlässig wissen, daß ein Christenausstand im türkischen Gebiet jeden Augenblick erwar­tet werden dürfe Man glaubt, daß der Ausbruch in Serbien erfolgen werde, und will wissen, daß in den beiden rumänischen Fürstentbümern Alles vorbereitet sei, um sich der Insurrektion anzuschließen Die Erhebung in Candia soll mit einer allgemei­nen Konspiration im Zusammenhang stehen. Daß Rußland bei einer solchen Lage der Dinge keinen müßigen Zuschauer abgeben werde, liegt auf der Hand; es wird, wenn das Unternehmen ge­lingt, den Löwenantheil für sich in Anspruch nehmen.

Mexiko. Aus der Stadt Mexiko schreibt der Correspondent des Newyork Herald: Man betrachtet es hier als eine ausge­machte Sache, daß Maximilian mit einer starken Leibwache aus österreichischen Truppen sich bald nach Europa einschiffen werde. Aus der andern Seite wirb jedoch behauptet, daß Marschall Ba- zaine sich dem nöthigenfalls mit Gewalt widersetzen würde (?)

V»di-iri, -»druckt und vrrlrgt von A V »lschläg »r-