Der österreichisch-preußische Handels- und Zollverirag blribt pro­visorisch stehen, spätere Regelungen werden Vorbehalten Der Friedensschluß findet wahrscheinlich in 810 Tagen statt.

Triest. Admiral Tegethoff ist einstimmig zum Ehrenbür­ger von Triest erklärt worden. Es ist dieß ein kaltes Bad aui die Kopse der Annexionisten, obgleich zur Steuer.der Wahrheit gesagt werden muß, daß in Istrien, mit Ausnahme der Stadt Triest, wo die italienische Bevölkerung vorherrscht, von keinen ernstlichen Tendenzen zur Annexion die Rede sein kann

Italien. Turin,' 13 Aug. Offiziere Garibaldi's haben, mit ausdrücklicher Erlaubuiß des Generals, das Telegramm La- marmora's veröffentlicht, welches Garibaldi den Rückzug anbe­fahl. Garibaldi befand sich gerade in Bececea (Ledrochal.) Den Eindruck zu beschreiben, sagt ein Augenzeuge, welchen dieser Be­fehl auf den alten, leidenden Patrioten hervorbrachte, ist unmög­lich. Er zerknitterte die Ordre in seiner geballten Faust, schlug sich vor die Stirne und vermochte mir zum Himmel gewendeten Blicken nur die Worte herauszubringeu:Nach so viel vergosse­nem Blut . . . !" In seinen Augen glänzten die Hellen Thrä- nen. Garibaldi verließ noch au demselben Tage die für ihn so wenig glücklichen Berge Tyrols, nachdem ec seinen Freiwilligen in bewegter Rede Lebewohl gesagt hatte. Er befindet sich jetzt wieder zu Salo am Gardasee. Viele behaupten, er werde sofort die Rückreise nach Capcera antreten. Florenz, 16. August. Die Geldnoth ist wahrhaft erschrecklich. Keine öffentliche Ver waltung gibt Münze heraus. Wenn man z B eine telegrapische Depesche zu 2 Lire verschicken will, so kann man nicht mit 5 Lire bezahlen, sondern muß bei einem Mäckker vorher wechseln lassen. Der Zwangskurs ohne Coupons von 1 Franken, ja sogar 50 Cen­timen, macht sich im praktischen Leben unerträglich.

Griechenland. Athen, 11. Aug. Für den Fall eines Zu­sammentritts des Kongresses wird eine außerordentliche Gesandt­schaft nach Paris geschickt. Das Ministerium ersucht den Kö­nig (der sich in Korfu befindet) zurückzukebren wegen der Aufre­gung aus der Insel Kandia. Eine im Pyräus stationirte fran­zösische Fregatte ist nach Kandia abgegangen Die griechische Re gierung beabsichtigt eine Denkschrift über die orientalischen An­gelegenheiten an die Schutzmächle zu richten In Folge der ab-' schlägigen Antworten ver Pforte auf die Vorstellungen der Chri-! flen und in Folge der Weigerung des Gouverneurs, die Vermitl ! lung dcr fremden Konsuln anzunehmen, konstituicten fick die Ver ! tcrter der Christen zu Kandia als Nationalversammlung und griff! zu den Waffen. Griechenland ist in äußerster Aufregung gegen l die Türkei. (Tel. d. Sckw. M)

Frankreich. Paris, 15. Äug. Die von der Kaiserin Char lotte gestellten Forderungen beziehen sich aus 2 Punkte : die Ent­fernung des Marschalls Bazaine und die Geldfrage; auf eine! Verlängerung des Aufenthalts unserer Truppen hat sie sich deß j halb gehütet, einen Antrag zu stellen, weil sie zum Voraus weiß, > daß sie kein geneigtes Ohr finden würde. Damit berichtgt die Jndep. belge die kürzlich von ihr gebrachte Notiz, die auch wir mit , getheilt haben. Im Hafen von Cherbourg ist der Befehl i eingegangen, mit der Ausrüstung dcr Transportschiffe Calvados, j Durance, Garonne, Niedre und Gironde zu beginnen. Sie sol-! len am >5. September nach dem Golf von Mexiko abgehen! 17. Aug. Prinz Napoleon ist aus der Schweiz zurückgekommen,! die France sagt, er sei nach St. Cloud gegangen. Menabrea- ist in Paris eingetroffen Das Lager von ChalonS ist auf-! gehoben. !

Belgien Brüssel, 16. Aug. Wir erfahren aus osfiziel-! ler Ouelle, daß die belgische Regierung gestern von London die nicht allein für Belgien hochwichtige Nachricht erhalten hat, der! Kaiser Napoleon habe in Loneon erklären lassen, er hätte nie da­ran gedacht, auch nur einen Zoll breit Erde van Belgien zu ver­langen !

Amerika. Newyork, 4. Aug. Die Agentur Reuter mel­det: Mehrere Mitglieder der radikalen Konvention und eine große Anzahl Neger find in New-Orleans verhaftet worden Nachrichten aus Mexiko vom 27. Juli berichten von einer Revolution, welche in Mexiko versucht worben sei. Tue Verschwörer wurden aber

, verhaftet und verbannt. In Yucatan herrscht große Aufregung Nachrichten aus Havanna bestätigen, daß Spanien einen neuen i Angriff gegen Chili vorbereite

! O t h m a r.

! " Eiue Criinmalqcschlchte, erzählt von Heinrich Henslcr.

^ (Fortsetzung)

Dr. Selbig, welcher nunmehr das Wort erhält, erklärt:Mein Client ist angeschuldigt, den Herrn von D. getödtet zu haben die Untersuchung ist vollständig zu Ende geführt und die heutige Sitzung des hohen Asfisenhofes hat nur den Zweck und kann nur den Zweck haben, über den erwähnten Fall in gesetzlichem Wege abzuurtheilen. Es liegt nicht der geringste, auch nur scheinbare Grund vor, die Sache auszusetzen oder zu vertagen. Allerdings haben einige Zeugen ausgesagi, sie hätten den Angeschuldigten vor 2 Tagen in L. gesehen, während er doch ganz unbezweifelt hier war, aber angenommen, es wäre in Wahrheit so, wie die darüber vernommenen Zeugen ausgesagt haben, Herr von M. wäre wirklich vorgestern in L.aufder Kirchweihegewese:i,so läßt sich wie der Herr Staatsanwalt ganz richtig bemerkte in keiner Weise absehen, was für ein Zusammenhang zwischen diesem Umstand und derThat, umdiees sich hier handelt, seinsoll, ich glaube sogar, der Herr Staatsanwalt hätte mir aller Bestimmtheit behaupten dürfen, daß auch nicht der geringste Zusammenhang zwischen die­sen beiden Thatsachen bestehe. ich meinerseits würde ihm da­bei vollkommen beipflichten. Ich stelle deßhalb den so geziemen­den als rechtlichen Antrag, es wolle der hohe Gerichtshof die An­sicht des Herrn Staatsanwaltes, die, wie gesagt, auch die mei- nige ist, adoptiren und demgemäß aussprechen, daß kein Grund zur Vertagung vorliege, diese Sache vielmehr heute zu Ende zu führen sei."

Der Gerichtshof zog sich sofort in sein Berathungszimmer ziuüch» erschien jedoch bald wieder und verkündete, es sei der An­trages Staatsanwaltes verworfen worden. Zugleich ertheilte der Prä­sident dem Letzteren das-Wort zu- Begründung der Anklage.

Der Vortrag desselben war kur; und nur eine Umschrei­bung des Anklageaktes. Er bezog sich lediglich auf die Zeugen­aussagen und daß es dem Angeschuldigten nicht möglich gewesen wäre, ein Alibi nachzuweisen, so wie er hervorhob, daß das starre durchaus unmotivirte Ableugnen jedenfalls für die größere Schuld spreche, und sei hiernach an demSchuldig" der Geschworenen nicht im Geringsten zu zweifeln.

Jetzt erhielt der Vertheidiger das Wort; es entstand plötz­lich ein Lärmen in dem Zuschauerraume, indem die Masse der Anwesenden sich vorzudrängen suchte, um die Rede besser verste­hen zu können. Der Präsident gebot Ruhe, und Selbig sprach ruhig mit vernehmlicher Stimme:

Meine Herrn Geschworenen! Sie werden sich schon über­zeugt haben, daß hier allein die Frage, ob Herr v. M. den Herrn von D. erschossen hat, ihrem Wahrspruche unterbreitet werden soll. Herr von M. stellt die Thar beharrlich und entschieden in Ab­rede; hätte e, dieselbe begangen, so würde er sie sicherlich und gewiß nicht in Abrede stellen, und ich swürde dann zu Ih­nen sagen: Meine Herren, wenn ein Mann, der ein langes feh­lerloses Leben hinter sich hat, dem nicht bloß gute, sondern wirk­lich die glänzendsten Zeugnisse zur Seite stehen, dem bedeutende Reichlhümer von rem Giücke z i Theil geworden sind, der eine brave liebenswürdige Frau zur Seite, schöne und äußerst wohl- gerathene Kinder um sich, der bei hohen und niederen Personen in weiter Umgegend in großer Achtung und hohem Anseben stehl,

- wenn, sage ich also ein Mann zu den seltenen Glücklichen ge­hört, der geradezu Alles, was der Mensch hienieden Glück zu nennen und wonach sein ganzes Leben zu streben und zu jagen pflegt, im Uebermaß über sich ausgeschüttet sehen, wenn ein solcher Mann, nachdem er schon längst in das reifere Lebensalter getreten ist, Plötzlich beschuldigt wird, ein Verbrechen begangen zu haben, wie das hier zur Sprache kommende, so werden Sie gewiß von gerechtem Erstaunen erfüllt werden und im ersten Augenblicke ungläubig den Kopf schütteln.

(Fortsctzuiic,. folgt.)

Nedigirt, gerrmkr unr, vtNkgt v»n A. V »lschlager.