Calw.

Photographiecmpsehlung.

Dem verehelichen Publikum zur Nach­richt, daß ich jetzt wieder hier bin und täg­lich Ausnahmen gemacht werden können.

Da ich seither sehr Vieles in meinem Geschäft verbessert habe, und meine Lei­stungen jeder gerechten Anforderung entspre-

' chen werden, so sehe ich zahlreichen Aufträ- j gen entgegen.

Photograph Munzing.

! 2)1. Nagold.

(sXch mache hiermit bekannt, daß mein cv) Frachtfuhrwerk bloß noch jeden Dienstag von Calw nach Nagold abfährt. David Graf.

Frachtfuhrmann.

Ca ! w.

Den Okhmbcrtrag

von 2stO Morgen, sowie von 3V- Viertel und 1'/- Viertel nahe bei der Stadt ver­kauft; wer? sagt die Expev. d Bl.

Die Catwer Deputation in Stuttgart.

Es ist in der letzten 'Nummer dieses Blattes bereits berichtet worden, daß die hiesigen bürgerlichen Collegien den einstimmigen Be­schluß faßten, durch eine an Se. Maj. den König abzusendende Depu­tation die Regierung aufzufordcrn, statt der seitherigen kraftlosen und lauen Kriegführung, welche uns neben Schande und Schmach bloß eine vollständige Unterwerfung unter die bismarckische Herrschaft auf Gnade und Ungnade, und damit unsägliches Elend für das ganze Land (schwere Contribntionen, Berpflcgnng einer preußischen Armee) bringen kann, den Krieg mit Auf wen dung der ganzen Volks- kraft in energischer Weise fortzuführen, oder wenn sich die Regie­rung dazu nicht entschließen könne, zu Abwendung dieses uns drohen­den Elends Frieden mit Preußen zu schließen. Dieser Beschluß wurde sofort auf telegraphischem Wege 19 Städten des Landes mitgetheilt, und dieselben dringend eingeladen, sich diesem Schritte anznschließen. Es konnte nicht in der Absicht der bürgert. Eollegien liegen, unter Aufwendung der ganzen Volkskraft" eine Insurrektion des ganzen Volkes zu verstehen, welches ohne Organisation, ohne re­gelmäßige Bewaffnung und vorherige Einübung, namentlich aber ohne sich auf eine starke Armee stützen zu können, nicht nur Nichts gegen den wohlorganisirten Neichsfeind Hütte ansrichten können, sondern im Gegentheil denselben zu vandalischer Verheerung des Landes gereizt hätte, vielmehr sollte damit ausgesprochen werden, daß die Regierung in erster Linie die ihr von den Ständen verwilligten Mannschaften, welche seither in sehr geringer Anzahl einberufen worden waren, sofort vollständig einberufe und organisire, und in energischer Weise die be­drohten Landesgrenzen vertheidige. Außerdem aber war die Organist- rnng von Schützen und Freikorps, welche ja sogar vom Bundes­tag den süddeutschen Regierungen empfohlen worden war, nicht aus­geschlossen, und daß solchefliegende Corps" dem Feinde beträcht­lichen Schaden, dem stehenden Heere aber wesentlichen Nutzen bringen können, ist ans früheren Kriegen zur Genüge erwiesen. Da die seitherige Kriegführung allgemein entschieden vernrtheitt würde, so glaubten die bnrgerl. Kollegien, andere Städte deS Landes, deren Zahl aber wegen der Kürze der Zeit hauptsächlich aus an der Bahnlinie liegende beschränkt werden mußte, zu Vetheiligung an diesem Schritte entladen zu sollen, um der beschlossenen Aufforderung mehr Gewicht zu geben. Leider war die Erwartung der bürgert. Eollegien bitter ge­täuscht, da. von einer großen Anzahl der Eingeladenen gar keine Ant­wort erfolgte. Andere aber unter dem Eindruck der sich gerade damals überstürzenden Gerüchte von dem Vordringen der Preußen nach Süd­deutschland die Organisirung der Landesverlheidigung für zu spät erklärten. So kam cs, daß sich in Stuttgart bloß Deputationen von Göppingen, Nürtingen und Aalen einfandcn. Tie G ö p- pin g er wollten von fernerer Vertheidignng gar Nichts wissen, sondern eben Frieden um jeden Preis! Nürtingen war in 2 Parteien erschienen, Stadtschulthciß und Rathsschreibcr als entschiedene National- vcreinler, welche die preußische Herrschaft als ein Eldorado priesen, und Hospitalpsleger Nübcl, welcher unseren Standpunkt vertrat. Aalen wäre gerne mit uns gegangen, hielt eS aber auch für zu spät, noch weitere Anstrengungen zu machen, und war bloß bevollmächtigt, sich einer Friedensdemonstration anzuschließcn. Zu bemerken ist noch, daß verschiedene Städte glaubten, die Einladung gehe von Stuttgart ans, und bei der bekannten Richtung der Mehrheit der Stnttgaricr Eollegien wurde die Einladung fast allgemein als Friedensdemon­stration angesehen. Um die Regierung zum Friedensschluss aufzn- sordeui, wurde aber von mehreren Seiten der Zeitpunkt noch für zu früh gehalten. Mit so grorcr Befriedigung nun auch die Ealwer Eol- legicn unter obwaltenden Umstünden einen ehrenvollen Friedcns- schluß begrüßen würden, so lag es doch durchaus nicht in ihrer. Ab­sicht, der Regierung einen sofortigen Friedensschluß um jedenPreiS

anzusinnen, so lange noch gar keine Anstrengungen gemacht waren, die Wehrkraft des Landes gegen feindliche Invasion anfzubieten, vielmehr sollte durch diesen Schritt die Regierung ermuntert und gestärkt wer­den, die seitherige energielose und schlaffe Aktion frisch und muthig wie­der anfzunchmen.

Die Ealwer Deputation begab sich vorerst ins Königl. Cabinet, um daselbst die Bitte um Bewilligung einer Audienz bei Sr. Maj. dem König einznreichen. Der Cabinetschcf, Hr. v. Egloffstcin, em­pfing die Deputation, erkundigte sich nach dem Gang der Geschäfte, und sagte, daß bei den von Preußen gestellten Bedingungen e i n F r i e- densschlnß vorerst nicht möglich sei. Eine Antwort wunde uns nach Vorlegung unseres Andienzgcsnches zugesagt. Von da bega­ben wir uns ins auswärtige Amt, wo wir aber zu unserem Bedauern hören mußten, daß Hr. v Varnbüllr noch nicht von München zu­rückgekommen sei. Um V- Uhr verfügte sich die Deputation zu Hrn Oberbürgermeister Sick, welcher früher keine Zeit hatte, uns zu empfangen. Es war nämlich nach Stuttgart selbst kein Telegramm abgegangen, einmal weil man sich bei der bekannten Stimmung der Stuttgarter Eollegien leine Unterstützung von da versprechen durste (war ja seither von da auch gar 'Nichts geschehen, um gegen die lahme Kriegführung zu proteftircn) und dann weil wir so zeitig nach Stutt­gart kamen, um mündlich die Sache betreffenden Orts besprechen zu können. Herr Oberbürgermeister Sick empfing uns zuerst mit einem Vorhalt, worin er uns zu belehren suchte, daß diese Sachen eigent­lich nicht in den Bereich des Geschäftsrreises bttrgerl Collegien gehör­ten, worauf ihm aber entschieden entgegnet wurde, daß wenn cs sich um das Wohl und Wehe des ganzen Landes sowohl, als der einzel­nen Gemeinden handle, die bürgert. Eollegien sogar die Pflicht haben, der Regierung ilrc Ansicht nützntheilcn. Wir hörten nun eine lange diplomatische Rede, woraus hervorging, daß un'erc Deputation als eine reine Fr ied ensdepntation angesehen werde, wogegen aber von unserer Seite energisch Verwahrung eingelegt wurde, sodann wurde uns der Rath crtheilt, den König, der ohuedieß sehr niedergedrückt sei, nicht mit unserem Anliegen zu behelligen, sondern uns lieber an einen der Ministerin wenden. Die Kriegführung des Bundeshecres wurde von ihm als eine ganz miserable bezeichnet. Die ganze Unter­haltung machte auf uns den Eindruck, als wenn Hr. Oberbürgermei­ster Sick von höherer Seite beauftragt worden wäre, uns zu veran­lassen, unverrichteter Sache wieder abznzieheu, oder wenigstens den .König damit in Ruhe zu lassen. - Mittags erhielten wir eine Ein­ladung von dem Minister des Innern, um 4 Uhr bei ihm zu erschei­nen, sowie ein Dekret des K. Kabinets, worin uns mitgetheilt wurde, !daß Se. Maj. den Minister des Innern beauftragt habe, unsere ! Wünsche in Empfang zu nehmen, und uns jede Auskunft zu ertheilen.

! Nach längerer Berathung mit den übrigen Deputationen, welche auS den angeführten Gründen sich uns nicht anschlossen, begaben wir uns bloß in Begleitung des p reu ßenf renn blichen Hrn. Stadt- Schultheiß Essig von 'Nürtingen ins Ministerium des Innern, wo Hr. Minister v. Geßler folgende Ansprache an uns hielt:Es sei schon gestern Abend der Beschluß der bürgerlichen Eouegicn von Calw, so­wie die Einladungen an andere Städte zu ''einer Kcnntniß gekommen, , und nachdem ihm von Sr. Maj. dem Könige unsere Eingabe zur ' Beantwortung überwiesen worden sei, habe er uns Folgendes darauf zu erwiedern: Unfern ersten Punkt betreffend, so sei in der am gleichen Tage stattgchablcn Ministcrralhssitzung beschlossen worden, die sümmt- liche eperzi'te Mamsichaft vom Jahrgang 1861 an einzubcrufcn, welche 89000 Mann betragen, diese, st wie die in Stuttgart und Ludwigs­burg befindlichen 8000 Mann, nebst 3000 Alaun Hessen, welche heute , in Hcilbronneingcrückt seien, also zusammen etwa 20000 Mann sollen i zum Schutze der Grenzen verwendet werden. Man solle sich durch > falsche Gerüchte nicht unnöthig in Alarm bringen lassen, nach einge-