z:: Besprechung der Schritte, welche Angesichts der Gefahr einer Einmischung Frankreichs in die inneren Angelegenheiten Deutschlands ;u ergreifen seien. Das von den Einladenden (Fortschritts- und Nationalvereinsmänner, verstärkt durch jene Männer strengerer Richtung, welche in Preußen den Bannerträger des Protestantismus sehen) zur Aunahme vorgelegte Programm sprach sich in seinen beiden ersten Punkten gegen eine solche Einmischung und dessen Gefährlichkeit aus, gipfelte aber in seinem dritten Satze in dem Verlangen einer sofortigen Verständigung mit Preußen und Berufung eines Parlaments Ihm gegenüber stellte der Lolksv rein ein Programm aus das sich entschieden gegen ein Zusammengehen mit Preußen ausspricht, so lange dort Gewal für Recht gilt, die Schuld all des gegenwärtigen Unheils auf die von dem Großpreußenthum unter Bismarck s Führung verfolgte Ver- größerungspolilik wirft und dem Ansinnen einer Verdrängung Oesterreichs aus dem deutschen Bunde entschieden entgegentritl. Die Vertreter des Programms der Einladenden konnten bei aller rhetorischen Fertigkeit keineswegs in der Meise elektrisircn, wie cs namentlich Becher und C. Mayer gelang, die mit Beifallsrufen überschüttet wurden. Ta keine preußische Mehrheit zu gewinn n war, so strichen die Einladenden Punkt 3 ihres Programms, worauf die Führer der Volkssache erklärten, im Interesse der Einmüthigkeit sich mit Punkt 1 und 2 einverstanden erklären zu wollen, welche dann auch nahezu einstimmig angenommen wurden.
— Ulm, 15. Juli. Gestern sind preußische Kriegsgefangene
hier angekommen, vorläufig 20, heute sollen noch Nachfolgen. Die Erstlinge sind verheirathete Landwehrmänner aus der Rhcinpro- vinz, deren Familien sich trösten werden, wenn sie dieselben hier sicher und ungefährdet wissen. (Schw. M.)
— Die Bundesversammlung hat, mit Rücksicht auf die gegen tvärtigen Verhältnisse, um ihre Thätigkeit ungehemmt und ihren Verkehr mit den bundestreuen Regierungen ungestört zu erhalten, ihren Sitz provisorisch nach Augsburg verlegt.
— Frankfurt a. M, 16. Juli, Abends 6 Uhr. Preußische Quartiermacher sind in der Stadt; die preuß. Vorhut lagert vor der Stadt bei Niederhösen Es sind hier keine Bundestruppen mehr.
— Vom mitteldeutschenKriegsschauplatz, der uns immer näher rückt und ein südwestdeutscher zu werden droht, sind die Nachrichten über die letzten Kämpfe noch nickt ganz zusammen hängend und durchsichtig. So viel aber ist schon jetzt klar, daß! die bei Aschaffenburg „geworfenen" Preußen im Vordringen sind. Einen Sieg, wie es die preußischen Blätter darstellen, und zwar einen glänzenden Sieg haben sie sicherlich nickt erfochten. Tie Aufgabe des 8. Armeekorps bei Asckaffenburg konnte keine andere sein, als das linke Ufer des Mains zu halten, und dieser Zweck wurde erreicht, aber in dem Augenblicke, in-welchem die so lange angestrebte Vereinigung der beiden Armeekorps endlich erreicht worden wäre, scheint das eine derselben zur l nthätigkeit verdammt zu sein, während das andere in den letzten Verzweiflungskämpfcn begriffen ist. — Die neuesten Nachrichten sind>ngefähr folgende des Frkf. Journ. vom 15. Juli: Bei dem vorgestrigen Gefecht (13. Juli) soll namentlich das 4. hessische Infanterieregiment.sehr in Aktion gewesen sein. Um 9 Uhr Abends trafen die ersten Oesterreicher auf dem Kampfplatz ein, worauf Seitens der Preußen eine rückgängige Bewegung erfolgte. Gestern fanden nach Mittheiluug hieher gekommener Oesterreicher, darunter ein Hauptmann vom Regiment Wernhardt, mehrere Gefechte, namentlich bei Lausach, zwischen Oesterreichern und Preußen statt. Das eine Gefecht, welches der Offizier selbst mitmachte, begann um 9 Uhr und wurde preußischer Seits um 11 Uhr abgebrochen; das zweite Gefecht begann um 1 Uhr und soll die Besetzung Aschaf- fenburgs preußischer Seits zur Folge gehabt haben. — Heute (15) Morgen begann von Seligenstadt aus das Vorgehen des Gros der Bundestruppen, so daß beute eine Schlacht zu erwarten steht. Unser freiwilliges Sanitätskorps begibt sich dieserhalb heute Morgen um 10 Uhr von hier hinweg in die Nähe des Schlachtfeldes Von dem hiesigen Sanitätskorps wurden gestern Abend 2 Mitglieder eiligst nach Aschaffenburg gesandt, um zu sehen, ob für die Verwundeten Hilfe von hier aus zu bringen sei.! Die Abgcsandten gelangten jedoch nur bis Seligenstadt, woselbst!
der hessische Oberst v. Perglas denselben eröffnet?, daß Hilfe nicht möglich wäre, da das Schlachtfeld sammt den Verwundeten in den Händen der Preußen gcblieben se. Die Aktion fand bei Tettingen statt. Preußen stehen bereits in Ostheim, zwischen Aschaffenburg und Seligenstadt. Das Hauptquartier des 8. Armeekorps befindet sich in Dieburg.
— Aus Offenbach wird ferner dem?„Frkf.j.J." vom 15. Juli geschrieben, daß die hessischen Truppen am 13. bei Laufach sehr gelitten hätten, wo sie in beklagenswerther Weise völlig ungedeckt in ein mörderisches Feuer der Preußen geführt worden, das aus sicherm Hinterhalt furchtbar unter den Hessen gewüthet habe. Tann hätte sie, zurückgedrängt, am heutigen (14.) Vormittag sehr heiß bei Aschaffenburg gekämpft, ihre Scharfschützen unter den Preußen kolossale Verheerungen angerichtet. Gegen Mittag seien sie von Württembergern bei dem Kamps, der sich hauptsächlich um die Mainbrücke konzentrirt zu haben scheint, abgelöst, die Preußen dann aus Aschaffenburg wieder hinausgeschlagen : nd ihnen sogar mehrere Kanonen abgenommen worden. Nach heute von Mitgliedern unseres Vereins zur Pflege Verwundeter aus dem bessischen Hauptquartier eingetroffenen Nachrichten scheint sich dieß Alles auch der Hauptsache noch so zu verhalten. Heute Ruhetag in Seligenstadt und Babenhausen.
— Darmstadt, 15. Juli. (Hess. Ldsz.) Die preußischen Vorposten stehen bereits bei Stockstadt (eine Stunde von Aschaffenburg nack Tarmstadt zu.) Es werden alle Anstrengungen gemacht, einem weiteren Vorrücken Halt zu bieten.
— D armstadt, 15 Juli, Abends (Tel. d. Frkf Bl.) Der Kampf bei Asckaffenburg scheint heute nicht fortgesetzt zu sein. Die Preußen stehen bei Stockstast. Verwundete wurden heute früh hierhergebracht. Viele Familien verlassen Darmstadt.
— Aus dem Großherzogthum Hessen, 9 Juli, wird dem Pf. Kur. geschrieben: „Aus sonst gut unterrichteter Quelle erfährt man, daß Preußen die Bedingungen, unter denen es unserem Lande Waffenstillstand gewähren will, beute hat nach Darmstadt gelangen lassen. Preußen verlangt Rücktritt des Ministeriums Dalwigk und Ersetzung desselben durch lonvenirende Persönlichkeiten, Rückzug der hessischen Truppen über die Wairuinie und Setzung des Kontingents auf den Friedensfuß. Ueber Annahme oder Ablehnung hat noch nickts verlautet. Wie man weiter vernimmt, soll Preußen gleickzeitig auf der Besetzung von Mainz bestehen."
— Bamberg, 13. Juli. Nach soeben (Nachts 10 Uhr) eingetroffener tel Depesche sind 20,000 (?) Preußen auf dem Wege vou Koburg über Lichtenfels hieher. Die Bahn von Koburg nach Lichtenfels ist wieder fahrbar.
— Der Nürnb. Korr, schreibt: „Von achtbarer Seite wird uns aus Erlangen mitgetheilt, daß dort gestern Mittags der Prinz Karl mit einem Exlrazug nack München durchgekommen sei. Der Zweck seiner Reise sei, dem Könige die Nothwendigkeit des Friedensschlusses mit Preußen vorzustellen, da Lessen Uebermacht übeall zu groß sei und die F rtsetzung deßhalb nur zu nutzlosem Blutvergießen führen würde. Es seien auch bereits Befehle gegeben, bis auf Weiteres feindliches Zusammentreffen mit den preußischen Truppen zu vermeiden. — In Bamberg war am t4. Morgens die Nachricht verbreitet, preußische Truppen seien über Koburg eingedrungen und befänden sich bereits im Jtzgrund (der Jtzgrund gehörr theils zum baierischen, thcils zum koburgiscken Gebiete), weßhalb man in Bamberg die Möglickkeit eines nahen Besuches derselben in dieser Stadt annahm." (Tel. d. Schw. M.)
— Nürnberg, 14. Juli VW Bamberg ankommende Reisende haben nachstehende Bekanntmachung mitgebracht, die heute in Bamberg an den Straßenecken angeschlagen worden ist: „Bamberg, 11. Juli Soeben trifft eine offizielle telcgraphiscke Depesche aus München folgenden Inhalts hier ein: Oesterreich ist aus dem Bunde getreten, Waffenstillstand tritt ein. 20,000 Preußen, die bei Koburg an der Grenze zum Einmarsch bereit stehe», werden noch abgewend-t werden können. Verhandlungen in Wien beginnen." (Diese Bekanntmachung ist offenbar mit großer Vorsicht aufzunchmen )
— München, 14. Juli. In den nächsten Tagen werden in