sich ausreichnende sehr verehrliche Einwohnerschaft der freien Stadt Frankfurt das ergebenste Ansuchen, im Falle Familien bereit wären, verwundete oder kranke Offiziere und Soldaten in ihren Wohnungen in Pflege nehmen zu wollen, dieses gefälligst anher schriftlich mitzutheilen."
— Auch von den Baiern erwartet man jetzt jeden Tag, daß sie jetzt einen größeren Zusammenstoß mit den Prenßen haben könnten Ohne Zweifel mit Rücksicht darauf ist am 2. Juli eine Proklamation deS Königs erlassen worden. Dieselbe bezeichnet als das Ziel des Krieges: Erhaltung Gesammrdeutscklands als eines freien und mächtigen Ganzen, gekräfligt durch Len Bund seiner Fürsten und durch nationale Vertretung seiner Stämme; Erhaltung Baierns als eines selbstständigen, würdigen Gliedes des großen deutschen Vaterlandes.
— DerFrkf. Postz. wird aus Koblenz geschrieben: Dem Vernehmen nach sollen sämmtliche zu Koblenz liegenden preußischen Truppen rheinaufwärts dirigirt werden, um im Verein mit der übrigen preußischen Streitmacht auf Mainz, resp. Frankfurt zu marschiren (?). Von Offizieren hört man die Aeußerung: Mainz und Frankfurt müssen wir haben und werden es auch bekommen, koste es, was es will. Für die von hier abstehenden Truppen werden wir Mannschaften von den kleinen Fürstenthümern erhalten, die Preußen treu geblieben sind. (In Köln sollen Oldenburger eingerüüt sein.)
— Aus Gotha, 29. Juni, wird der Köln. Ztg. telegraphirt: Heute Morgen um 6 Uhr hat die hannover'sche Armee in Folge einer Kapitulation und unter Annahme der vom General von Falkenstein gestellten Bedingungen die Waffen gestreckt. (Die Kapitulationsbedingungen werden in einem amtlichen preußischen Bericht wie folgt angegeben: „Der König (s. Mühlhausen), der Kronprinz und ihr Gefolge dürfen einen beliebigen Aufenthalt außerhalb Hannovers nehmen. Des Königs Privatvermögen bleibt zu seiner Verfügung. Die Offiziere und Beamten verspre chen auf Ehrenwort, gegen - Preußen nicht zu dienen, behalten Waffen, Pferde und Gepäck, sowie demnächst ihren Gehalt und ihre Kompetenzen; sie treten überhaupr der preußischen Admini stration Hannovers gegenüber in dieselben Reedte und Ansprüche, welche ihnen ihrer bisherigen Regierung gegenüber zugestanden. Die Unteroffiziere und Gemeinen liefern Waffen, Pferde und Munition an die vom König von Hannover zu bestimmenden Offiziere und Beamten^ab, begeben sich in von Preußen zu bestimmenden Echelons mittelst Eisenbahn in ihre Heimath unter dem Versprechen, gegen Preußen nicht zu dienen; ihre Waffen, Pferde und sonstiges Kriegsmaterial werden von den oben besagten Offizieren und Beamten an preußische Kommissäre übergeben." Der Bericht fügt bei: Mit der Kapitulation war General von Manteuffel beauftragt. Vorstehende Bedingungen sind vom Könige von Hannover angenommen ) — Der Herzog von Ko bürg stellte nach Beendigung der Kämpfe mit den Hannoveranern, wie der „Köln. Ztg." aus Gotha telegraphirt wird, seine Person zur Disposition des Königs von Preußen; es heißt, der Herzog habe anheimgegeben, ihn dem Kronprinzen zu attachiren.
— Gotha, 1. Juni. Je mehr Details bekannt werden, desto jammerwürdiger erscheint der Untergang der wackern Hannoveraner. Der preußische General v. Fließ brachte am 27. Juni den noch zusammenhaltenden, immer noch beträchtlichen Kern der braven Truppe bei Langensalza (an der Salza) zum Stehen. Er hatte bloß 6000 Mann ur Hand und glaubte auch, er werde es nur mit der hannover'sche» Nachhut zu thun hoben. Im Lause des Gefechts entwickelten jedoch die Hannoveraner ihre Gesamnu- stärke, 18—20,000 Mann, gegen denselben und warfen ihn unter schwerem Verluste (3000 Mann) zurück. Las koburgische Regiment erlitt besorders starke Verluste Dieser Sieg nützte jedoch den unglücklichen Hannoveranern nichts. Ihre Vorposten wög.n wohl verlangend nach Süden ausgeblickt haben, ob von dorther nicht die Bajonette des 8. Dundesarmeclorps oder die bairrrsch-n Helme in Sicht kämen, — vergebliche Hoffnung: dort rührte sich nichts, man hatte Anderes zu thun, als die braven Bundesgenossen hnauszuhauen, und so sah sich die seit 14 Tagen umrerge- hetzte bannuvel'sche Armee, da immer stärkere Feindesmassen vom Norden herandrangen und andere südwärts sich vor dir erwarte
ten Helfer in der Noth legten, trotz ihres Sieges genöthigt, wenn nicht nutzlos weiteres Blut vergossen werden sollte, am 29. Angesichts der zwei Tage vorher geschlagenen Truppen des Generals v Flies die Waffen zu strecken. (Ehre den Tapfer», die von ihren Bundesgenossen so unbegreiflich im Stiche gelassen wurden! die Baiern werden sich am schwersten zu rechtfertigen haben. Sie standen nur noch wenige Märsche von den Hannoveranern entfernt, gingen aber unerwartet aus dem Thüring'schen in's Bayrische zurück, statt den bedrängten Freunden die rettende Hand zu bieten.)
— Ueber die Kapitulation der Hannoveraner sagt der „Temps": Die Armee des Königs Georg hat sich dem General Manteuffel ergeben, der ohne Zweifel sie mit überlegenen Streitkräften umstellt hatte. Es ist dieß eine ernste Schlappe für die Bundesarmee, für welche das hannover'sche Korps ein werthvoller Zuwachs gewesen wäre und deren lange Unthätigkeit, gegenüber von einem Alliirten, dem zu Hilfe zu kommen war, fast unerklärt bleibt.
— Mühlhausen, 1. Juli (über Paris). Der König von Hannover ist nach Frankfurt abgereist.
— Koburg, 1. Juli. Nachdem die Hannoveraner vorgestern trotz ihrer tapfern Zurückweisung des preußischen Angriffes am 27. Juni, der Uebermacht weichend, den Preußen sich ergeben haben, scheint die preußische Armee sich nach Süden wenden und die in Thüringen konzentrirten baieriscben Truppen angreifen zu wollen. Die traurige Aktion wird wohl bei Meiningen ihren Anfang nehmen, in dessen Nähe eine große baierische Truppenmacht aufgestellt ist. Auch gestern zog baierische Jnsanterie wieder hier ein und begab sich auf der wieder fahrbar gemachten Eisenbabn nach Hildburghausen. In der Nacht folgten ihnen mehrere Wagen mit Lebensmitteln, die sie reqrurirl haben. Bei ihrem Durchzug waren sie reichlich bewirtbet worden, und sprachen beim Abmarsch durch fortwährendes Hurrahrufrn der Bevölkerung ihren lebhaften Dank für die freundliche Aufnahme aus. Tie Post von Gotha traf weder gestern früh noch gestern Abends ein, La die Preußen keine Kommunikation zwischen dem Norden und Süden mehr dulden. Wir sind daher von Norddeulschland völlig adgcschnitten. Der Betrieb auf der Bahnstrecke Koburg Sonneberg ist seit gestern f'üh auf Befehl der Baiern auch völlig eingestellt. — Gerüchtweise verlautet von Vorpostengefechten zwischen den Preußen und Baiern bei Schleusingen. — Das koburg-gothaische Regiment ist nach dem Gestüt bei Langensalza nach Erfurt dirigirt, und durch einen Tbeil der Erfurter Besatzung ersetzt worden.
— Wien, 1. Juli. Das erste österreichische Armeekorps und das sächsische Korps wurde gestern von Len Preußen zurückgedrängt. Die österreichische Armee Hai sich dem zu Folge in der Richtung von Königsgratz zurückgezogen.
— Wien, 1. Juli Benedek melket aus Dubenek, 30. Juni, 6 Uhr Vormittags, daß er durchras Zurückdrängen desjl. und sächsischen Armeekorps genöthigt, den Rückzug in der Richtung auf das Gros der Armee angelreten.
— Wien. 2. Juli Abends Die „Wiener Abendpost" meldet: Authentischen Nachrichten aus dem Hauptquartier der Nordarmee zufolge har Feldmarschall Benedek aus strategischen Rücksichten für nothwcndig befunden, Stellung zwisclren Königingrätz und Jostph- stadt zu nehmen. — In dieser Position jst vxx Marschall nicht Wetter angegriffen worden und lai kein weiteres Gefecht ftaltge- sunden, was beweist, daß auch unser Gegner namhafte Verluste erlitten hat, und seine Truppen sehr erschöpft sind — Das erste österreichische Armeekorps und die Sachsen sind bereits in die Auf- Uellung der Hauptarmee eingerückk und kampfbereit. Die Armee ist vom vortrefflichsten Geiste beseelt und sieht ungebrochene» Mu- thes den Ereignissen der nächsten Tage entgegen. — Die Olden- burgiscke Famitte reist nach PcierSbura durch Ungarn und Galizien wegen Zerstörung eines Theiles der Eisenbahn bei Krakau.
— Wien, 2. Juni. Unser Verlust in den 3 Gestchttagcn beträgt 10,000 Mann (Lotte, Verwundete, Vermißte) Die Preußen baben entsprechende Verluste — Jostphstadt wird beobacht et, scheint nicht belagert werden zu sollen. Die vereinigten preußisch eu A r m e c n dringcn g egeu Prag vo r. Die Besatzung Jnstpbstadts machte einen ersolgreicheu Ausfall.
— Prag, 2. Juli Abends 6 Uhr. Die Stimmung der Be-