Der Verein zum Wohl der arbeitenden Klassen hat der Ge­meinde Stuttgart darlehensweise 510,000 fl. angeboten, um die Inangriffnahme von Bauarbeiten zur Beschäftigung brod- loser Arbeiter möglichst zu beschleunigen. Nach einer Schätzung des Arbeitnachweisebureaus sind in den letzten 3 Wochen schon über 1000 Arbeiter brodlos geworden.

Stuttgart. Ein hieh er zurückgekommener Reisender, wel­cher in den letzten Tagen die hohenzollern'schen Fürsteuthü- mer bereiste, schildert die Stimmung der dortigen Bevölkerung angesichts der Besetzung von Bundeswegen als eine überaus freu­dig erregte. Die Beamten dagegen seien in furchtbarer Bestür­zung und auf das Schlimmste gefaßt. Mögen sie sich trösten. Herr v. Leutrum ist ein liebenswürdiger Mann und kein Men­schenfresser.

Baden. Eine Instruktion, welche das Ministerium des Innern am 24. im Hinblick aus die außergewöhnliche Lage und ihre Anforderungen an die Bezirksämter erlassen hat, enthält mehrfach Fingerzeige über die jetzige politische Physiognomie.Die großherzogliche Regierung heißt es gleich nach dem Eingang

hat in Uebereinstimmung mit den Kammern und im Verein mit der großen, bundestreu gebliebenen Mehrzahl der deutschen Regierungen sich auf die Seite des Rechts des deutschen Bundes und der Herzogthümer Schleswig-Holstein gestellt und die Söhne deS Landes werden für die Sache ihr Leben einsctzen. Es ist von der Liebe der Bürger zu ihrem Vaterland, der Wurzel auch der patriotischen Hingebung für die allgemeinen deutschen Inte­ressen zu erwarten, daß sie die Stellung, welche der Staat er­griffen hat, unbedingt und rückhaltslos auch zu der ihrigen ma­chen, damit unser Baden sicher sei, als ein geachtetes und wür­diges Glied unter den deutschen Staaten austreten zu können. Das Ministerium verbittet sich, so wenig dasselbe maßhaltenden Erörterungen in den Schranken des Gesetzes entgegen ist, in sehr bestimmten Ausdrücken jede unberufene, den überlegten Gang der Staatsgewalt kreuzende oder drängende Einmischung und wird einer solchen, unter den jetzigen Umständengeradezu verrätheri- fchen Agitation" von Privaten und Vereinen fest und entschieden entgegentreten." In dieser Korrespondenz finden Besorgnisse und Zweifel wegen der Haltung und Stellung Badens die gründlichste Widerlegung und Beruhigung.

Aus Karlsruhe wird gemeldet, daß die am Neckar stehen­den badischen Truppen nach Darmstadt und Umgegend vorrüäten und die in Rastatt und Durlach liegenden Marschbefehl erhalten haben.

Konstanz, 27. Juni. Gestern Abend 8 Uhr wurden 2 preußische Beamte aus Sigmaringen mit bedeutender Kasse von hiesiger GensdarmerieZarretirt.

Mainz, 24. Juni. Die Pfälzer und Rheinhessen beginnen sich energisch zu regen. Hervorragende Männer fordern zur Bil­dung von Wehrvereinen auf, zu staatlich organifirten, wenn die Regierungen sich Herbeilasien sollten, die Bewegung zu unterstützen. Sollten dieselben jedoch keine Notiz von den Wünschen der Be­völkerung nehmen, so möge man. dadurch unbehindert, aus eigene Faust die Vertheidigung der Rheinlande organisiren. Die Ge- müther sollen entflammt, Resolutionen kundgegeben, Geldmittel ge­sammelt , und ein Centralkomite ernannt werden, das für den Fall eines vote universal die allgemeine Parole ausgeben soll.

Am 26. sind die letzten Theile des Stabs des 8. Armee­korps von Darmstadt nach Frankfurt abgegangen. Die Samm­lung des Armeekorps, zu welchem in diesen Tagen aus Württem­berg weitere Truppen befördert werden, um Frankfurt wird nun bald vollständig ausgesührt sein.

Frankfurt a. M., 27. Juni. Bundestags sitzung. Es

wurde beschlossen, die Verwaltung Kurhessens Namens des Kur­fürsten durch einen Bundeskommissär führen zu lassen. Prinz Karl von Baiern wurde zum Oberbefehlshaber der Bundestrup­pen unter der obersten Leitung Benedeks und nach gemeinschaft. lich festgestclltem Operationsplan erwählt. Die Bundestruppen und die mit ihnen vereinigten Oesterreicher werden die deutschen Farben tragen. (Extrabl. d. Schw. M)

Wiesbaden, 27. Juni. Gestern Abend lehnte die Stände!

Versammlung die zur Mobilmachung verlangten Gelder mit 24 gegen 14 Stimmen ab. (T. d. Schw. M.)

Am 25. Nachmittags ist der König von Baiern im bair. Hauptquartier Bamberg jubelnd empfangen worden. Baiern hat, wie gestern bereits berichtet, zur Bildung der 6. Bataillone die sog Legionäre einberufen. Es soll namentlich dem fühlbaren Mangel an tüchtigen Unteroffizieren für diese Bataillone durch die Einberufung der Legionäre der 1. Kl. abgehoben werden. Baiern wird durch diesen Schritt sein Heer auf die ansehnliche Höhe von 180,000 Mann bringen.

München, 25. Juni. Herzog Friedrich von Augustenburg wird mit dem Geh. Reg.-Nath Samwer heute Abend hier ein- treffen und einige Zeit in unserer Stadt verweilen.

^ München , 26. Juni Zur Heeresverstärkung werden durch die Regierungsentschließung 30,000 nicht ansässige Reservisten auS den Altersklassen von 1834 bis 1838, resp. 1838 bis 1842 aus­gehoben.

Das über Prag transportirte Silber der sächsischen Kö­nigsfamilie hatte ein Gewicht von 600 Ctrn. und das der Klei­nodien an 200 Ltr. Die Schätze des grünen Gewölbs sind größ- tentheils nach München gebracht worden.

Das Dr I enthält eine Bekanntmachung des Militärgou­verneurs von Sachsen. Generallieut. v. d. Mülbe, nach welcher das Königreich Sachsen in Kriegszustand erklärt wird. Diese Maßregel ist eine Folge der Okkupation des Landes durch preuß. Truppen und wird als aus militärischenRückstchten nothwendigerklärt.

Gotha, 25. Juni. Die eingeschlossene hannoversche Armee besteht an Infanterie aus 18 Bataillonen und einem Jägerbatail­lon Sie führt an Artillerie bei sich eine Haubitz-Batterie, zwei zwölfpfündige Batterien und drei gezogene vierpfündige Batterien. An Kavallerie sechs Regimenter, darunter Husaren, Kürassiere und Dragoner. Sie hat unterwegs Munition erhalten und hofft aus Entsatz durch die Baiern, welche an mehreren Stellen gegen Koburg und Eisenach Demonstrationen gemacht haben.26. Juni. Die Kapitulationsverhandlungen mit ben Hannoveranern haben bisher keiuen Abschluß gefunden; eine neue Frist ist bis heute Abend bewilligt; Preußen stellte die Bedingungen: die Mann­schaften werden in die Heimath entlassen, die Offiziere behalten die Seitengewehre und Pferde, dem Könige und dem Kronprinzen bleibt die volle Freiheit der Wahl des Wohnsitzes. Es scheint, die Hannoveraner, bei denen ein österreichischer höherer Offizier die Führung übernommen haben soll, wollen Zeit für rie baie- rische Hilfe gewinnen, und es sei ein hannoveranischer Offizier mit direktem Schreiben an den König nach Berlin abgegangen." Nack den neuesten Nachrichten von heute früh 5 Uhr sind Gotha, Langensalza, Großbehringen, die ganze Gegend bei Eisenach und auf Kassel zu von den Preußen besetzt. Die zersprengten Hanno­veraner können also nirgends durch. (S. dag. folg. Nachricht.)

^ Die Rettung des Gros der Hannoveraner darf nun wohl als Thatsache angenommen werden. Die letzten Zweifel hebt ein Bericht in der Köln. Ztg., wonach die Preußen bereits alle Fühlung mit demselben verloren haben und sogar (man rech­net nach dem eigenen Maßstab!) fürKaffen und anderes Eigen­thum im Weimarischen und der Umgegend von Eisenach fürchten So unerwartet tiefe Bewegung der bannoveranischen Truppen gekommen ist", beißt es am Schluß,könne am Ende doch noch Alles gut gehen!"

Wien, 26 Juni. Nachrichten aus Böhmen vom 26.: Die Preußen zerstörten gestern die Bahnstrecke Werdau Röhrsnitz. Das Volk in Altenburg ist gegen die Preußen im Ausstand. Der König von Sachsen ist heute von Prag abgereist.

Prag, 26. Juni. Einem dem Statthalterei-Leiter Grasen Lazanzky vom Kommando des 1. Armeekorps zugekommenen Te­legramme zufolge hat weder bei Jungbunzblau noch bei Reichen - berg ein Gefecht stattgesunden.

Wien, Donnerstag Morgen. An dem gestrigen Gefechte bei Münchengrätz participirten die Sachsen mit Tapferkeit und Auszeichnung. Die Preußen verloren in dem Gefechte bei Ska- litz viele Gefangene und 18 Kanonen. Nach der Schlacht ver­langte ein preußischer Major als Parlamentär einen Waffenstill­stand, welchen Benedeck abschlug.