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weil die Truppen des 8 Armeekorps in Gießen ein- qerückt sind und sich d»rt des BahnbofeS, sowie bes Bahnmaterials bemächtigt haben. Die Strecke zwischen Gießen und Wetzlar ist dem Vernehmen nach unfahrbar gemacht.!
— Berlin, 20. Juni. Die preußischen Kommissarien in Hannover (Frhr. v. Herdenberg), Sachsen (v. Wurmb) und Kurhessen (Geh. Regierungsrath Duncker) sind angewiesen, die Wahlen zu dem Parlamente vorzubereiten; nach Braunschweig dagegen soll sich gestern der bisherige preußische Gesandte, Prinz zu Isenburg, begeben haben, um den Herzog zu dem Eintritte in den neuen Bund einzuladen Der Herzog wird, wie man glaubt, obgleich früher nicht überall mit Preußen einverstanden, wahrscheinlich annehmen Mecklenburg soll fick zur Mobilmachung seines Kontingents behufs der Besetzung der Herzogthümer bereit erklärt haben, dagegen wegen der Wahlen zum Parlament aus zahlreichen ultrakonsecvativen und mecklenburgischen Gründen Bedenken tragen
— Berlin, 22. Juni. Die Korps der Generale von Falkenstein, v Manteuffel und v. Beyer marsckiren aus Göttingen. Die Preußen besetzten alle Werra Uebergänge.
— Berlin, 20 Juni. Der neueste Staatsanzeiger bringt einen allerhöchsten Erlaß, durch welchen anläßlich des beginnenden Krieges ein allgemeiner Bettag aus den 27 d. M. angesetzt wird.
— Berlin. 18. Juni. Am Abend des 10 Juni wurde der Rugard auf der Insel Rügen ringsum von schweren Gewittern umlagert. Blitz folgte aus Blitz, und bald sah man es an vier Orten, in Plüggentin, Ummanz, Gagern und Ramiz, lichterloh brennen. Es soll dabei viel Vieh, Schafe und Schweine in den Flammen umgekommen sein.
— Hamburg, 20. Juni Den „Hamb Nachr." zufolge-sind in Ha-burg 12,000 Thlr. KriegS-Kontribution ausgeschrieben.
— Hamburg, 18. Juni Die „Weserzeitung" berichtet . DaS Gerücht von dem unmittelbar bevorstehenden Abrücken des Ham- burgischen Bundeskontingents nach Schleswig-Holstein- bestätigt sich. Eines der beiden Hamburgischen Infanterie Bataillone hat bereits Marschbereitschaftsbefehl erhalten.
— Aus Görlitz, 18. Juni, früh 6 Uhr, schreibt man der „Schles. Ztg": So eben rücken preußische Truppen an die böh-, mische Grenze vor; in Reickenberg sind 6000 Oesterreicher angekommen und marschiren auf Görlitz und Zittau zu.
— Die Nachricht der „France" , welche wir im letzten Blatt mittbeilten, daß 5 österreichische Kavallerieregimenter 10 preußische Reiterregimenter geschlagen, .ist auf ein Vorpostengefecht reduzirt. das zwischen einer 4 Mann (nicht Regimenter) starken Patrouille österr. (Palffy)-Husaren und zwölf Maun preußischen Reitern, die sich wie österr. Husaren verschnürt hatten, aber da sie sich in so unzweifelhafter Mehrzahl sahen, die Oesterreicher überfielen. Diese aber begannen tüchtig drein zu säbeln und als sie 4 ihrer Feinde niedergesäbelt hatten, ergriffen die andern 8 die Flucht , woraus die Palffyer ihre Klingen in die Scheide steckten und einem Kameraden eine nicht unbedeutende Schenkelwunde verbanden. Dieß wäre dikjgemeldete Schlacht Wenn sich aber die österr. Husaren auch im Großen bewähren, wie hier im Kleinen, jo dürsten die Preußen balv kleinlauter werden.
— Das in Wien erscheinende militärische Blatt „Camerad" schreibt über die Besetzung Dresdens u. A.: Jedermann darf überzeugt sein, daß die Besetzung Dresdens unsererseits nickt etwa aus Mangel an Zeit oder Trupp-« oder an Energie unterlassen wurde, sondern daß diese Unterlassung wohl überdachtist und mit dem ganzenFeldzugsplaneBenedek's imvollen Einklänge steht. Allerdings wird es den Bewohnern der sächsischen Hauptstadt nicht angenehm sein, die Düppelstürmer in ihren Mauern zu sehen ; aber diese Anwesenheit der Preußen wird gewiß nur von kurzer Dauer sein, und ihr baldiger Abmarsch dürste geschehen, ohne daß Dresden einer Beschießung ausgesetzt ist."
— Wien, 22 Juni Die „Neue Fr Presse" glaubt aus wesentlichen Inhalt der Mittdeilung des französischen Gesandten Gramont an Meusdorfs, den Minister des Auswärtigen, Folgendes verbürgen zu können: Frankreich erkläre bestimmt, daß zwischen
Frankreich nöthigen könnten, an Kriegsereignifsen Theil zu nehme«. Fran reich habe vollkommen freie Hand, werde auch hinsichtlich Italiens aus seiner Reserve nicht beraustreten, so lange der Bestand des Königreichs im gegenwärtigen Umfange durch einen Waffensieg Oesterreichs nicht geradezu in Frage gestellt werde. Wenn Oesterreich Italiens Angriff siegreich abwehrt und aus italienischen Boden vordringcnd vor Mailand stehen zu bleiben sich verpflichtet, so werde Frankreich nicht nur nicht interveniren, sondern bei dem Friedensschlüsse dahinwirken, daß nicht nur das Ver- hältniß zwischen Oesterreich und Italien definitiv geordnet werde, und Oesterreich von Italien dauernd Ruhe erhalte, sondern auch, daß Oesterreich für seinen Verzicht auf die Früchte des Sieges von Italien ausreichend entschädigt werde. Napoleon wünsche, daß das Wiener Kabinet seiuem aufrichtigen Wunsche, dem unvermeidlichen Kriege möglichst enge Grenzen zu ziehen, entgegen- kommen und entsprechenoe Enscheidungen treffen möge.
— Prag, 20. Juni Preußische Vorposten haben gestern unsere Grenze bei Reichenberg und Rumburg überschritten, kehrten jedock bald wieder um
Aus Böhmen, 22. Juni. Die Preußen rückten gestern nach Bodenbach vor, wurden aber durch Verhaue und Straßenabgrabungen gehemmt. Die Kettenbrücke zwischen Bodenbach und Tetschen ist gesprengt. Die Festung Königstein wurde von den Preußen umgangen. Die Donauarmee hat Schandau besetzt. Heute ging das Gerücht, die Preußen zögen von Dresden nach Löbau ab.
— Aus Böhmen, 23. Juni. Schackenau und Rumburg sind von den Preußen besetzt.
— Aus Böhmen, 23. Juni. Gestern Vormittag haben 7000 Preußen Nixdors besetzt. Reisende aus Dresden versichern, daß die Preußen mit Zurücklassung einer kleinen Besatzung gegen Schlesien ziehen. An der Grenze bei Hermsdorf stehen 2000 Preußen, die den Einmarsch in der Richtung aus Friedland beabsichtigen Gestern sollen 36,000 Preußen durch Herrnhut gegen Zittau marschirt sein. Die Preußen sind von Rumburg weggezogen und haben bei Grottau die Grenze besetzt.
Italien. Como, 20. Juni. Garibaldi und zwei Freiwilligenregimenter sind über den See abgegangen. Schiffe auf dem See sind mit Beschlag belegt worden. — Trient, 21. Juni, Vormittags. Die österreichische Feldwache am Passo Bruf- fione (Kreis Roveredo) wurde von Freischaaren angegriffen, dabei Schüsse gewechselt und somit das deutsche Gebiet verletzt. — Venedig (über Wien), 23. Juni. Laut Meldung österreichischer Vorposten hat eine italienische Armee heute Morge» bei Goitv den Minico überschritten und rückt langsam nach Roverbello vor. — Die „Wiener Abendpost" constatirt, daß der Termin, welcher die italienische Kriegserklärung für den Beginn der Feindseligkeiten selbst festgestellt hat, noch nicht abgelaufen war, als der Einbruch in österreichisches Gebiet begann.
Frankreich. Paris, 23. Juni. Der Moniteur meldet, daß in der vergangenen Nacht ein Theil der Garnison von Madrid ausgestanden, die Bewegung jedoch vollständig unterdrückt worden sei 600 Aufrührer sind verhaftet. — Der Moniteur sagt: die Regierung uerde die Urheber von falschen Nachrichten über die Kriegsereignisse oder über bevorstehende Liquidationen von Industrie- oder Kreditgesellschasten verfolgen.
England. Eine Depesche aus Manchester meldet eine be- klagenswerthe Katastrophe. Dienstag Morgens, um 8 Uhr, ez- plovirle das Kohlengas in einer Kohlengrube von Dukenfielv: 72 Arbeiter waren in den Schacht hinabgestiegen, 43 sind umgekommen. Man hat die andern mit vieler Mühe herausgezogen; mehrere von ihnen sind verwundet oder haben so starke Erschütterungen erlitten, daß man für ihr Leben oder für ihren Verstand fürchtet.
Türkei. Bukarest, 22. Juni Freiwillige werden zum Eintritt in die Armee ausgefordert gegen freie Verpflegung und 2 Dukaten Monatssold.
Na^oldwärme den 24. Juni -f- 15,0° k., den 25. Juni
ihm, Preußen. Italien keinerlei Abmachungen bestehen, welche!-j- 16,4° k. _
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