— Stuttgart, 18. Juni. Se. Maj. der König beritt am
Freitag Nacbmittag. von sämmtlichen Adjutanten begleitet, die Filderorte Degerloch, Moringen und Vaihingen, wo je 2 Kompagnon Infanterie in Kantonnirung lagen. Am Samstag begab sicb der König zur Jnspizirung des Bataillons reitender Artillerie nach Gmünd, wo dasselbe Schießübungen hatte. Die Uebungen, welche der König vornehmen ließ, erstreckten sich auf direkten Schuß und Würfe mit Voll- und mit Hohlkugeln. Unmittelbar, nachdem der König zurückgekehrt war, begann die Bewegung der Armee Die Dislozirung der Truppen wurde mit der größten Energie ausqesührt. Der Bahnhof war gestern militärisch besetzt; auf dem Perron der Halle standen die Gewehre- Pyramiden der Wache. (Schw. M.)
— Karlsruhe, 18. Juni. Steuerzwangsanlehen vorläufig
von 24 Kreuzern von 100 (Gulden Kapital) gegen öprozentige Verschreibung, Kurs der fünfprozentigen Obligationen aus 90 herabgesetzt, Finanzgesetz vorgelegt. (Tel d. Schw. M )
— Frankfurt, 17. Juni. Auf der Main-Neckarbahn sind für heute 22 Extrazüge aus Württemberg angesagt — Heute Vormittag haben die preußischen Mitglieder der Bundesmilitärkomis- sion unsere Stadt verlassen und sich nach Koblenz begeben.
— Vom Main, 15 Juni. Für den Fall ernsterer Ereignisse würde eine Verlegung des Sitzes der Bundesversammlung wohl eintreten müssen, man glaubt, daß für diese Eventualität die Wahl auf Regensburg (?) fallen dürste Demnächst wird Anträgen am Bunde in Bezug auf Holstein entgegenzusehen sein. Auch von sofortiger Ausstelluug eines Bundesreform-Programms ist die Rede.
— Frankfurt a. M, 16. Juni Abds. Nach näheren Nachrichten waren die bei Gießen eingeriickten Preußen gegen 12,000 Mann stark. Die Hauptmasse setzte sich gegen Marburg in Bewegung. Gegen Butzbach (auf Frankfurt zu) gingen nur Patrouillen. — Das preußische Telegraphenbureau ward aus Bundesaus- trag heute Nachmittag geschlossen. Die übrigen Telegraphenbureaus sind unter militärische Kontrole gestellt. — Von Aschaffenburg werden weitere baierischr Truppen erwartet.
— Frankfurt a. M., 18. Juni. Am gestrigen Tage wurden die hiesigen Zeitungsredakiionen polizeilich angewiesen, sich aller Mittheilungen über die Bewegungen der süddeutschen Truppen zu enthalten. — Die Preußen haben in Gießen fünf Lokomotiven unfahrbar gemacht. Letztere liegen im hiesigen Main- Weser-Bahnhof zur Reparatur. — In Marburg haben sie 7 Lokomitiven demolirt, sämmtliche Weichen in dem Bahnhof zerstört und die Stationskasse geleert. In Wetzlar sollen neuerdings 15,000 Mann angemeldet sein. — Ein heute früh von Marburg eingetroffener Reisender tdeilt mit, daß bis jetzt im Ganzen cirra 25,000 Preußen von Wetzlar aus in Kurhessen eingerückt seien. Eine gleiche Anzahl soll sich von Paderborn (Westphalen) aus in der Richtung auf Kassel in Bewegung gesetzt haben.
— Der ganze Mythus von einem in der Nähe von Frankfurt stattgehabten Gefecht, in welchem nach anderer Version zahlreiche preußische Gefangene gemacht worden sein sollen, scheint sich aus folgender Notiz der „N. Fr. Ztg." zu erklären : „Frankfurt, 18. Juni. Heute Mittag wurden preußische Soldaten, welche seither hier im Lazareth lagen, als Rekonvaleszenten entlassen und militärisch weiter befördert In der Stadt verbreitete sich deßhalb das ungegiündete Gerücht, es seien preußische Gefangene "
— Frankfurt, 18. Juni, - Uhr Vorm Der Kurfürst von Hessen ist gestern aui seinem Schlosse Langenselbold bei Hanau eingetroffen — Nach Nachrichten aus Tarnopol (in Galizien) ohne Datum wäre die Vorhut eines starken russischen, im Gouvernement Lablin formirten Armeekorps angelangt.
— AuS Hessen, 17. Juni. Es geht das nicht ganz unwahrscheinliche Gerücht , der Großherzog wolle zu Gunsten des Prinzen Ludwig abdanken. Derselbe ist sein Neffe und Sohn seines Bruders Karl, Gemahl der Prinzeß Alice von England. Seine Mutter ist eine Tochter des verstorbenen Prinzen Wilhelm von Preußen
— Gießen, 17 Juni. Nachdem unsere Stadt in der gestrigen Nacht von den preuß. Truppen verlassen war, hat heule Mor--! gen die Wiederbesetzung durch von Wetzlar angekommencs preuß.! Militär stattgefunden. In Butzbach stehen keine Preußen. >
— Es geht das Gerücht, Preußen beabsichtige, in Kassel
durch die Stände den Kurfürsten absetzen zu lassen. — Hamburg ist von Preußen aufgefordert worden, sein Kontingent zur Verfügung zu stellen - (Schw. M.)
— Gotha, 17. Juni. Gestern Mittag sind nach einem Telegramm aus Koburg die bairischen Truppen dortselbst eingerüüt. Bei Erfurt, dieß- und jenseits, sind die Eisenbahnschienen aufgerissen, überhaupt die ganze Eisenbahnverbindung von hier mit Leipzig abgebrochen. Von Koburg aus wurden Schätze und Kostbarkeiten hieher geborgen.
— Am 16. Juni sind in München in mehreren Wägen der Ostbahn Gegenstände von hohem Werth, und zwar sowohl der Staats- als der Familienschatz, aus Dresden eingetroffen.
— Dresden, 16. Juni. Eine Proklamation des Königs lautet : „An meine treuen Sachsen Ein unberechtigter Angriff nö- thigt mich, die Waffen zu ergreifen. Sachsen I Weil wir treu zur Sache des Rechtes eines Bruderstammes standen, weil wir festhielten an dem Band, welches das große dentsche Vaterland nmschlingt, weil wir bundeswidrigen Forderungen uns nicht fügten, werden wir feindlich behandelt. Wie schmerzlich auch die Opfer sein mögen, die das Schicksal uns auflegen wird, laßt uns muthig zum Kampfe gehen für die beilige Sache! Zwar sind wir gering an Zahl, aber Gott ist in den Schwachen mächtig, die auf ihn trauen, und der Beistand des ganzen bundestreuen Deutschlands wird uns nicht ausbleiben Bin ich auch für den Augenblick genöthigt, der Uebermacht zu weichen, und mich von euch zu trennen, so bleibe ich doch in der Mitte meines tapferen Heeres, wo ich mich immer noch in Sachsen fühlen werde, und hoffe, wenn der Himmel unsere Waffen segnet, bald zu euch zurückzukehren. Fest vertraue ich aus eure Treue und Liebe. Wie wir in guten Stunden msammengehalten haben, so werden wir auch in den Stunden der Prüfung zusammenitehcn; vertrauet auch ihr aus mich, deren Wohl das Ziel meines Strebens war und bleibt. Mit Gott für das Recht! Das sei unser Wahlspruch. Dresden, 16. Juni 1866. Johann." — Das „Dresd. Journ." fügt hinzu, daß Se. Maj. der König heute Morgen zur Armee abgegangen sei, begleitet von dem Staatsminister v. Beust und dem Kriegsminister v. Rabenhorst
— Reichenberg, 18. Juni. Marienthal, Lstritz, Leuba von
zwei preußischen Infanterie- und einem Husarenregiment besetzt, Bernstadt von 2 Reiterregimentern Auf der Runburgerstraße (an der sächsisch-böhmischen Grenzet fand gestern ein kleiner Zusammenstoß zwischen österreichischer und preußischer Kavallerie statt, die Preußen flüchtend Bei Wierzelsdors sind die Preußen hart an der Grenze. Ein Ueberscbreiten wird erwartet. Zittau ist unbesetzt; Bautzen (Sachsen) bat eine starke Besatzung mit 12 Geschützen. Die Post angebalten, Posistücke weggenommen, ebenso in Loebau Postillone gefangen. (Tel. d. St. A.)
— Wien, 18 . Juni, Nachmittags. Die Preußen haben heute
Mittag Dresden besetzt (Tel. d. Schw. M.)
— Wiener Blätter melken: „Es heißt, daß außer dem Manifest des Kaisers von Oesterreich an die Völker Oesterreichs ein zweites Manifest an Deutschland von den bundestreuen Regierungen vorbereitet wird."
— Wi rn, 15. Juni Tie ..Wiener Abendpost" schreibt: Tie Kontingente, welche nach dem Beschlüsse des Bundes vom 11. d. zu mobilifiren sind, umfassen nack dem osfiziellen Ausweise (in Wirklichkeit sind diese Ziffern bedeutend höher anzusetzcn) nach Abrechnung der österreichischen 3 Armeekorps und selbstverständlich nach Abrechnung der preußischen 3 Korps, bezüglich deren der Antrag auf Mobilisirung nicht gestellt war, 178,871 Mann Infanterie, 28,854 Mann Kavallerie, 22,211 Mann Artillerie und 2663 Mann technische Truppen. Dabei ergibt sich bezüglich der Machtstellung der für Len österreichischen Antrag stimmenden Staaten gegenüber jener der Minoritälsregicrungen folgendes Verhält- niß: Baiern stellt 65,268, Württemberg 25.585, Sachsen 22,000, Hannover 23.933, Großherzogthum Hessen 11,357, Kurhessen 10,413, Nassau 6713, die 16 Curie etwas über 3000 Mann. Die Regierungen, welche sich für Oesterreich erklärt haben, repräsentiren
! daher eine deutsche Wehrkraft von 157,000 Mann, die zu Preu- ! ßen neigenden eine solche von 57,000 Wann Bezüglich der