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sind, für dieses unser Recht mit aller Kraft und Treue einzutre­ten und willig alle Opfer zu bringen, welche das Vaterland von uns fordern wird. Als nach dem Verlesen der dritten Resolu­tion der Redner zum Hocb aus Herzog Friedrick aufforderte, da meinte man, das Haus hätte einstürzen sollen, so laut tönte der Jubel und nicht enden wollende Hochrufe schallten weit hinaus auf die Straße.

Itzehoe, 10. Juni. Der Gouverneur v. Manteuffel trifft um 1 Uhr hier ein. Der Civiladlatus v. Hoffmann und Herr Regierungsrath Lefser treffen heute Abend ein; die Bürgerschaft bereitet denselben einenjEmpfang vor. Die Bureaubeamten Lessers sind schon ringetroffen.

Itzehoe, 10 Juni, Abends. Dreißig Ständeabgeordnete

beschließen, morgen Mittag zu versuchen, in den Ständesaal zu gelangen. Mitternacht: Regierungsrath Lesser durch Hauptmann Gottberg arretirt und nach Rendsburg transpartirt. Den 11. in der Frühe: Hoffmann verließ heimlich Nachts Itzehoe, um Gab- lenz persönlich von dem Vorgänge zu unterrichten; eine andere Verkehrsart ist unmöglich gemacht. (Tel.d. St. A)

Itzehoe, Montag Abend 20 Ständeabgeordnete protesti- ren gegen die Wegführung Leffer's, durch welche der Ständezu­sammentritt verhindert Werve, und wahren die Rechte des ange­stammten Fürstenhauses. Pastor Schräder in Rendsburg ist abgesetzt.

Kiel, 10. Juni. Nachdem der Statthalter v. Gablenz aus Befehl des Wiener Kabinets der Aufforderung des Gouverneurs v. Manteuffel, eine gemeinschaftliche Regierung für die Herzog- thümer einzusetzen und die einseitige Ständeberufung zurückzuneh­men abgelehnt hatte, schritt der Gouverneur v. Manteuffel zur Einsetzung einer gemeinschaftlichen Regierung. Der Baron v Scheel- Plessen ist zum Oberpräsidenten derselben ernannt und ist bereits eine Proklamation erlassen. Gegen die preußischerseits für illega erachtete Akte, welche die bisherige holsteinische Regierung oder die zusammentretenden Stände vornehmen werden, wird der Gouver­neur v. Manteuffel einschreiten.

Rendsburg, 11. Juni. Manteuffel's Proklamation an die Bewohner Holsteins anerkennt deren ruhig besonnenes Verhalten bei dem Einmarsch der Preußen, schließt sämmtliche politischen Vereine, verbietet die seither concesfionslos erschienenen Blätter bis zu einer Concessionsertheilung und löst die durch den österreichi­schen Statthalter unterm 15. Mai 1865 eingesetzte holsteinische Landesregierung in Kiel auf. (Alles wegen der ruhig besonnenen Haltung der Bevölkerung?) Scheel-Pleffen, als Oberpräsident bei­der Herzogtümer, übernimmt unter Autorität der höchsten Mili­tärgewalt die Civil-Verwaltung mit Wohnsitz in Kiel. Der Kö­nig beabsichtigt, dem Prinzip der Zusammengehörigkeit gemäß eine Gesammtvertretung Schleswig-Holsteins ins Leben zu rufen, zu deren Anbahnung auf legalem Weg bereits Einleitungen zur Ein­berufung der Stände jedes Herzogthums getroffen werden.

Altona, 9. Juni. Abends. Bürgermeister Hon von Eckern- sörde ist heute nach Kiel berufen, wie es heißt, behufs seines Ein­tritts in die neue schleswig-holsteinische Regierung. Es heißt, Regierungsrath Lesser sei gegen Revers, nichts gegen den Kö­nig von Preußen unternehmen zu wollen, freigelassen. 70 Oester­reicher, darunter 2 Offiziere, von einem Hamburger Unteroffizier geführt, find nach Hamburg marschirt, wahrscheinlich als Quar­tiermacher. Gablenz' Bagage ist nach Hamburg befördert worden. Dem Vernehmen nach reist Gablenz morgen früh. 12. Juni, 2V« Uhr Morgens. Die letzten Oesterreicher marschirten soeben ab. Gablenz reiste um 2'/« Uhr Morgens ab, überall mit Hur- rah's begrüßt. Alle marschiren nach Harburg (Hannover). Her­zog Friedrich ist gestern Abend via Hamburg abgereist.

Hamburg, 12. Juni. DerKorrespondent" sagt: Die Ab­schiedsproklamation von Gablern vom 12. Juni an?die Holstei­ner zeigt an, daß auf kaiserl. Befehl der Rückzug vor der lieber- macht erfolge und schließt: Schwere Tage werden über Euch kom­men, einstweilen wird Gewalt berrscken, fügt Euch derselben mit bewährter Besonnenheit bleibt aber auch in dieser neuen Prüfung treu Eurer guten Sache Euer Geschick steht in Gottes Hand, harret a»S und vertrauet auf eine glückliche Lösung.

Ha mburg, 9. Juni. Ein engli sch es Kriegsschiff ist in Helg oland angekommen, um die Ereignisse zu beobachten.

Nevigirt, gedruckt und verl

England. AusDublin wird von einer gewaltigen, am 8. Juni früh ausgebrochenen Feuersbrunst telegrgphirt. Das Feuer war mei­lenweit sichtbar. Sechs Menschen sollen dabei umgekommen sein.

Italien. Genua, 11. Juni. Garibaldi ist Nachts hier angekommen, um direkt nach Como zu gehen. Turin 9. Juni. Der Ausbruch der Feindseligkeiten wird von dem heuti­gen Abendblatt der Provinzia aus den 10. oder 11. festgesetzt. Der König wird heute nach Florenz zurückkehren. Prinz Carignan soll ihm in 3 Tagen zur Uebernahme der Regentschaft folgen,

Landwrrlhsch aftliches.

Der Spörgelbau.

Wenn der Landwirth in die unangenehme Lage kommt, eine miß- rathene Saat wieder umzupflügen, so kommt er säst ebenso häufig in Verlegenheit wegen der Wahl des Ersatzmittels. Ist Winterfrucht anszupflügen, so wird man ohne Bedenken eine Sommerfrucht dafür ins Land stellen; wenn aber eine Sommerfrucht mißrüth, so ist die Wahl ungleich schwieriger, da es in den meisten Fällen nicht nur zu spät, sondern auch ohnedies; nicht gerathen sein wird, dieselbe Frucht noch einmal zu säen. In solchen Fällen wird man deßhalb am lieb­sten zu einer Pflanze greifen, von der noch einigermaßen mit Sicher­heit ein Ertrag zu erwarten ist, deren Aussaat keine allzu großen Ko­sten verursacht, und die das Feld möglichst bald wieder räumt, um dasselbe zu anderweitiger Benützung noch gehörig vorbereiten zu können. Diesen Anforderungen entspricht aber von allen bei uns heimischen Culturpflanzen kaum eine andere in demselben Grade, wie der Spör- g e l, dessen hoher Werth als Futterpflanze namentlich für den Schwarz­wald leider noch viel zu wenig bekannt ist und gewürdigt wird. Derselbe ist nicht nur ein ganz ausgezeichnetes Milchfutter, von dem eine kleinere Abart auf unseren Sandböden häufig (namentlich auch Heuer) in oft lästiger Weise wild vorkommt; sondern er verdient auch vor den mei­sten übrigen Futterpflanzen den Vorzug schon deßwegen, weil er keine großen Ansprüche an die Bodenkraft macht, schon 8 Wochen nach der Aussaat für die Sense reif ist, und die Saatfrucht sehr billig ist. Auf 1 Morgen braucht man nur 10 Pfund Samen, und das Pfund kostet gegenwärtig 16 kr. Da Heuer nun die Flachssaaten mit wenigen Ausnahmen gänzlich mißrathen sind, indem die Erdflöhe und der Frost zu ihrer Vernichtung zusammengewirkt haben, eine wieder­holte Flachssaat aber schon des theuren Samens und der Unsicherheit ihres Gedeihens wegen nicht wohl räthlich ist (ich habe mehrfach auch die zweite Saat zu Grunde gehen sehen), so glaube ich die Landwirthe des Bezirks um so mehr aus den Spörgel als Ersatzpflanze aufmerk­sam machen zu müssen, als wir im Allgemeinen einer schmalen Fut­ter-Ernte entgegensehen und allen Grund haben, schon bei Zei­ten an die Vormehrung uns erer Futtermittel zu denken. Will das Feld, wenn der Spörgel abgemäht ist, nicht zu Winterfrucht vorbereitet werden, so empfiehlt sich aus demselben Gmnde als Nach­frucht die Anssaat von Rüben,' die eine Zwischendüngung mit Gülle, Knochenmehl oder Guano gewiß dankbar lohnen werden. Ebenso rath- sa m ist es aber auch, die Roggenfelder unmittelbar nach der Ernte umzupflügen und mit Spörgel anzusäen, um sich ein gutes Herbstsut- ter zu verschaffen, und habe ich selbst im vorigen, überaus trockenen Jahre hievon ein lohnendes Resultat gewonnen.

Futter, und zwar Futter in jeder erdenklichen Weise sich zu verschaffen, muß nicht nur im Allgemeinen, sondern ganz besonders in Jahrgängen, wie der heurige, wo der rothe Klee fast durchgängig schlecht steht, eine Hauptaufgabe des Landwirths sein, da der Futter­mangel für ihn den Anfang alles Elends bedeutet, und es werden in solchen Jahren Diejenigen, welche den Bemühungen des landw. Vereins um Einführung des künstlichen Futterbaus ein williges Ohr geliehen haben, sich doppelt belohnt und doppelt glücklich fühlen. Wer aber auch Heuer noch unzugänglich war für den seit einer Reihe von Jah­ren stets dringlicher wiederholten Rath, möge wenigstens aus Vorste­hendem einen kleinen Wink schöpfen, um sich vor dem fast unausbleib­lichen Futtermangel des nächsten Winters bei Zellen wenigstens eini­germaßen zu schützen.

Alzenberg, 10. Juni 1866 E. Horlacher.

Nagoldwärme den 12. Juni -s- 16,0° R., den 13. Juni

-j- 15,7° ll . -_____

gt von A. L> t l s ch c ä g er.