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Bunde geeignete Maßregeln zu unverzüglicher Einrichtung des Holstein. Bundescontingents beantragen.

Wien, 29. Mai. Nach vorläufiger Vereinbarung der Mehr­zahl der Bundesregierungen, einschließlich Oesterreichs, wird der baierische Ministerpräsident v. d. Psordten den Bund aus der Frie­denskonferenz vertreten.

Wien, 30. Mai. Oesterreich soll entschlossen sein, auf der

Konferenz die Abtretung Venetiens formell abzulehnen. Rußland billigte diesen Standpunkt, wie überhaupt eine große Annäherung zwischen Rußland und Oesterreich stattgefunven haben soll. Als weiteres Konferenzprogramm Oesterreichs wird die Lösung der Herzogthümerfrage durch Berufung der Stände der Herzogtümer und die Ablehnung jedweder Kompetenz der Konferenz hinsichtlich der Bundesresormfrage bezeichnet. (Tel. d. Schw. M.)

Wien, 30. Mai. Die Amtszeitung schreibt ein Gesetz vom 25. Mai aus über ein Zwangsanlehen von 12 Mill. Gulden für Lombardovenetien, dessen Einzahlungen in sechs gleichen, für die Provinzen Venedig, Vicenza, Belluno mit Ende Juli, für die übrigen Provinzen mit Ende Juni 1866 beginnenden Monats­raten in Silber oder Gold zu erfolgen haben.

Wien, 28. Mai. Zufolge des Resultats der Konferenz über die rumänische Frage hat die Pforte ihre Vertreter beauf­tragt, die Note, welche die Besetzung der sDonausürstenthümer durch lürkische Truppen anzeigen sollte, nicht zu übergeben, oder sie als nicht übergeben ansehen zu lassen.

Pesth, 29. Mai. In der heutigen Sitzung des Bürger­ausschusses wurde eine Loyalitäts-Adresse an den Kaiser angenom­men und beschlossen, Geldsammlungen zur Unterstützung von Ver­wundeten aus ungarischen Regimentern einzuleiten; mehrere tau­send Gulden wurden bereits gezeichner

Italien. Florenz, 28. Mai. Ein Leitartikel der Opinione droht den deutschen Mittelstaaten mit fremder Einmischung im Falle ihres aktiven Anschlusses an Oesterreich und räth ihnen strenge Neutralität.

O t h m a r.

Eine Criininalgeschichte, erzählt von Heinrl.l, Hensler.

(Fortsetzung.)

Jetzt wurde der Anklageakt verlesen. Der Staatsanwalt er­zählte den Vorfall, wie die Zeugen ihn angegeben hatten, indem er zuerst von dem zwischen beiden Personen bestehenden langjäh­rigen Zerwürfnisse sprach, das nach und nach sich bis zum Exccß gesteigert habe. Es sei nicht zu bezweifeln, daß, als Beide an jenem verhängnißvollen Abend sich begegnet, der Angeklagte durch den ungerechtfertigten Vorwurf, sein Gegner habe einen Jagdfre­vel begangen, er sei ein Wilddieb, diesen zu einer harten Erwie­derung veranlaßt, und baß der entstandene Wortwechsel sich bis zu der beklagenswerthen That gesteigert habe. Wolle man auch in Anbetracht der sehr löblichen Vergangenheit des Angeschuldig­ten und seines sehr günstigen Leumundszeugnisses annehmen, die That sei ohne Vorbedacht im Affekt erst beschlossen und dann aus- gesührt worden, so sei vas voch das Wenigste, was aufrechtIerhalten werden müsse, indem das fortwährend consequente Leugnen, trotz der vorliegenden klaren und bestimmten Aussagen sämmtlicher Zeugen, eigentlich eine gravere Vermuthung unterstütze.

Die Vernehmung Othmar's war kurz, er erzählte seine Beschäftigung an jenem Abend so wie D. Selbig es ibm angege­ben hatte und stellte die Beschuldigung des Anklageaktes aus das Entschiedenste in Abrede.

Die Zeugen beharrten nach der Beeidigung bei ihren frühe­ren Aussagen, die sie einfach wiederholten.

Sie haben ganz unvermuthet Entlastungszeugen vorladen lassen?" fragte jetzt der Assisen-Präfident den Anwalt Othmars, Zeugen, welche in der Untersuchung noch nicht abgehört wurden? Wie kommt das, daß Sie so spät vamil hervortreten?"

Ich erhielt erst gestern Kenntniß von denselben" , antwor­tete Selbig.Die Aussagen der Zeugen Werdens dieses bestätigen."

Damit reichte er die Liste Her Entlastungszeugen dem Prä­sidenten und dieser rief den ersten auf:

Kerichtsmann Bernhuber von L!" ^

Nedigirr, gedruckt und vcrl

Der Zeuge wurde emgeführt und beeidigt, dann befragt:

Präsident:Was ist Ihnen von der Tödtung des Herrn von D bekannt?"

Zeuge:Es wird gar viel davon erzählt, Herr Präsident, der Eine sagt so und der Andere sagt wieder anders."

Präsident:Sie sollen sagen, was Sie aus eigener Wahr­nehmung wissen."

Zeuge:Aus eigener Wahrnehmung weiß ich nichts, gar nichts."

Präsident:Kennen Sie die Person des Angeschuldigten Othmar von M.?"

Zeuge:O ja, ich kenne den Herrn, früher schon habe ich ihn einigemal gesehen, und vorgestern habe ich ihn ganz genau gesehen und mit ihm getrunken."

Präsident:Wen haben Sie gesehen?"

Zeuge:Den Herrn von M!"

Präsident:Sehen Sie sich einmal hier den Angeklag­ten genau an und sagen Sie uns dann, ob dies.r der Herr von M. ist, den Sie kennen?"

Zeuge:Ich habe ihn schon gesehen wie ich hereingetreten bin; ich werde ihn doch kennen, es ist noch keine zwei Tage, Laß wir, wie ich Ihnen schon gesagt habe, ein Glas Wein mit einander getrunken haben. In allen Ehren, Herr Präsident, wie sich das von selbst versteht." (Forts, folgt.)

(Baierische Regimeutsstiirke.) Im Bruchsaler Wartesaal ka­men dieser Tage zufällig preußisches und baierisches Militär zu­sammen. Der Preußen Einer näherte sich in ironischem Ueber- muth einem plumpen Baier:Sagen Sie mal, wie stark ist doch wohl so ein Regimentchen bei Ihnen?"So stark ist oanes", sagte der Baier und schlug ihm tüchtig auf's Ohr,jetzt können's denken, wie stark erscht a ganz Reg'ment is."

Deutschlands Volk an Preußens König.

Du blickst von Deines Schlosses Brüstung Auf Deiner Ahnen Ruhm zurück;

Du siehst Dein Heer in voller Rüstung,

Und träumst von neuem Siegesglück:

Und fühlt denn keiner Deiner Großen,

Was Deinem armen Volk gebricht?

Und hörst Du vor der Waffen Tosen Gennania's Donnerstimme nicht?

Wohl rief von Deinem Herrschersitze Dereinst ein Wilhelm zum Gefecht;

Wild zuckten rings des Kampfes Blitze,

Doch war's ein Kampf für deutsches Recht!

Wie Jauchzen scholl's bei seinem Rufen,

Und alle Herzen waren sein;

Doch jetzt umtobt des Thrones Stufen Ein millionenfaches Nein!!!

Hoffst Du den Wehschrei zu ersticken,

Wenn Du die Trommeln wirbeln läßt?

Denkst Du des Geistes Kraft zu knicken.

Wenn ihn die Faust des Kriegers preßt?

Nur wer im Innern Frieden findet,

Spricht jedem Feind nach Außen Hohn,

Und wo des Volkes Liebe schwindet,

Da stützt kein Heer den stolzen Thron!

Noch kannst Du Frieden uns verkünden,

Noch ist der Zeiten Zügel Dein;

Du kannst, was stürzte, neu begründen,

Und Deutschlands Segensbote sein.

Du bist's, der die Geschicke wendet,

Wenn Du den Zanberbann zerreiß'st,

Und von dem Dämon, der Dich blendet,

Dich und Dein treues Volk befreist!!

Arthur Freiherr von Deich.

von A Vtlschläger-