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Taqesneu, gkeiten.
— Von der Enz, 29. März, wird dem „Schw. M." geschrieben, daß vom 25. Mai an dnrch warme Regen die erstarrte und trauernde Natur wie durch einen Zauberschlag umgewandelt, und Feld und Flur, namentlich die Weinberge, ein neues frisches Kleid anzuziehen im Begriffe stehen, ja daß da, wo die Reben totalem froren sind, wieder neue Triebe und, was am erfreulichsten fein dürste, aus denselben frische gesunde Trauben sich dem bekümmer ten und forschenden Auge zeigen
— Stuttgart Nachdem am letzten Samstag von der Kriegs
rüstungskommission mit 10 gegen 5 Stimmen vie unbedingte Ver- willigung der Exigenz für Kriegszwecke abgelehnt worden war, zog die Kommission am 29. die zu stellenden Bedingungen in nähere Berathung. So weit dieselben die Mehrheit erlangten, beziehen sie sich auf das Selbstbestimmungsrecht der Herzogtbümer Schleswig-Holstein und auf die Nothwendigkeit einer Einigung Deutschlands in einem freigewählten, mit der Fülle konstitutioneller Befugnisse ausgestatteten Parlament neben einer über den Einzelregierungen stehenden Centralgewalt. Ueber diesen Punkt soll eine unumwundene Erklärung von der Regierung verlangt werden. Der Antrag aus eine an den König zu richtende Adresse wurde mit 8 gegen 7 Stimmen abgelehnr (Schw. M.)
— Stuttgart. Wenn unsere Truppen in Folge der Ereignisse wirklich mobil gemacht werden sollten, so werden dieselben aus einer zwischen Ludwigsburg und Aldingen gelegenen Anhöhe ein Lager beziehen. Mit den betreffenden Grundbesitzern sind bereits die erforderlichen Entschädigungsverträge abgeschlossen worden.
— Die Eröffnung der Sitzungen des Schwurgerichthofs in Tü
bingen im zweiten Vierteljahr 1866 ist auf Dienstag, den 19 Juni l. I , Morgens 9 Ubr, festgesetzt (St.A)
— Von Ehingen a. D., 28. Mai, schreibt I)r. Wild. Th. Renz dem „St.A.": Seit einiger Zeit habe ick mich mit der Untersuchung der Ratten der hiesigen Abdeckerei beschäftigt; lange suchte ich vergeblich nach Trichinen. Heute nun kam mir eine Ratte zur Beobachtung, die so stark von Trichinen durchsetzt ist, doß ich in einem nur eine halbe Linse großen Stückchen des Zwi- schenrippen-Fleisches deren 50 bis 60 zählen konnte. Di Trichinen sind eingekapselt, ohne Spur von Verkalkung und bewegen sich bei der Erwärmung aufs Lebhafteste. Indem ich diesen Befund schleunigst mittheile, muß ich mich zum Voraus gegen den verzeihlichen Verdacht verwahren, als könnten diese Nematoiden etwa durch mich mit Trichinenfleisch aas Hedersleben hieher verschleppt worden sein. Das wenige Trichinenfleisch (eiwa 1 Loch), das ich besitze, war von jeher in Weingeist ausbewahrl, enthielt nur lodte Trichinen und diente nie zu Fütterungsversuchen. Mein heütiger Befund ist somit für Württemberg von der größten Bedeutung, er beweist, was so Wenige glauben mochten, daß auch bei uns die Trichinen natürlich Vorkommen.
— In Böhringen, OA. Rottwcil, schlug der Blitz in ein Wohnhaus, zerriß die Holzwand der Wohnstube und warf einige Kinder zu Boden, ohne jedoch weiteren Schaden anzurichten.
— Karlsruhe, 27. Mai. Durch die nunmehr erfolgte höchste Genehmigung des Budgets der Badeanstalten für 18°"/°, ist zu gleich auch die Aufhebung des Spiels im künftigen Jahr mit sank tronirt. Eine Aenderung könnte jetzt nur noch eintreten, wenn, was keineswegs zu erwarten, ein aus Fortbestand des Spiels ge-
-richteter Beschluß von den Kammern gefaßt würde.
—-^Karls.ruhle, 28. Mai. Nach eine- Debatte, die nahezu 6 Stunden in Anspruch nahm, wurde der Kommjsstonsantrag auf Bewilligung des von der Regierung verlangten außerordentlichen Kredits zum Zwecke militärischer Rüstungen einstimmig angenommen; ebenso zwei von Ekhard gestellte Anträge aus baldigste Be. rusung eines deutschen Parlaments und aus Volksbewaffnung. Minister v. Edelsheim bezeichnet- im Lause der Verhandlungen Folgendes als leitende Gesichtspunkte für die Politik der bad. Regierung: 1) kräftigst für Erhaltung des Friedens zu wirken; 2) vorerst nach keiner Seite hin sich zu engagiren; 3) mit den süddeutsche, Staaten zusammenzugehen; 4) für deutsche Reform nach allen Kräften zu wirken.
— Frankfurt a. M., 29. Mai. In den Bundestagsaus- schuß jür die Behandlung der Konserenzangclegenheit wurden ge
wählt: Oesterreich, Preußen, Baiern, Sachsen, Hannover, Württemberg und Kurhesscn, als Stellvertreter Baden und die sächsischen Häuser. In den Ausschuß für Limburg wurden Oesterreich, Preußen, Baiern, Hannover unr Baden gewählt.
— Frankfurt, 31. Mai Die Annahme der Einladung eines Vertreters des Bundes beim Kongreß wurde auf Anregung Baierns in der gestrigen Bundesausschoßsitzung beschlossen. Tie Wahl selbst findet in der Freitags-Bundesversammlung statt.
— München, 30. Mai. Die Regierung verlangt von der Abgeordnetenkammer für außerordentliche Militärbetürfnisse einen Credit von 31,512,000 fl. , durch Anlehen und andere Finanzoperationen auszubringen.
— Leipzig, 29. Mai. Der eiserne Ring um unser kleines Land schließt sich immer enger. Schon sind in dem mit der Eisenbahn in '/- Stunde zu erreichenden preußischen Grenzstädtchen Schkeuditz die Stäbe zweier preußischen Regimenter und das Kommando des 8. preußischen Armeekorps mit einem Bataillon Infanterie angesagt. In Zeitz, in Weißenfels, in Halle, überall steht massenhaft preußisches Militär.
— Dresden, 28. Mai. Die der zweiten Kammer wegen der Rüstungen gemachte Finanzvorlage sucht die Bedrohung Sachsens durch Preußen nachzuweisen nnv fordert für die erste Ausrüstung und eine achtmonatliche Erhaltung der Armee einen Credit von4.640,l20 Thlr. Diese Summe soll nicht durch Steuererhebung gedeckt werden, da „sehr leichi äußere Verhältnisse eintreten könnten, die eine rechtzeitige Steuerzahlung thatsächlich unmöglich machen", sondern sie soll „aus den, so weit nöthig durch besondere Maßregeln zu verstärkenden Kassinbeständen" entnommen werden.
— Hannover, 29. Mai. Der Abgeordnete v. Bennigsen brachte Len Antrag ein: Hannover sei verpflichtet, auf schleunige Einberufung eines freigewählten Parlamentes hinzuwirken, und dürfe nickt durch vorzeitige Parteinahme für Preußen oder Österreich die Kriegsgefahr vergrößern. DaS jetzige hannoverische Ministerium sei unfähig, die politischen Interessen des Landes zu wahren und die nationalen Ausgaben auszusühren.
— Berlin, 27. Mai. Es erregt in finanziellen und politischen Kreisen großes Aufsehen, daß jetzt der Befehl zur Prägung von 50 Millionen Thalern in Silber ertheilt worden ist, welcher Befehl binnen 50 Tagen vollzogen sein soll, so daß also täglich > ,000,000 Thaler geprägt werden. Wahrscheinlich wollte man anfänglich riese zu Kriegszwecken zu verwendenden 50 Millionen aus dem Verkauf des Kohlenbeckens von Saarbrücken erzielen, ein Plan, der jedoch an dem Widerstand des Königs, sowie der Minister v. Selchow (Ackerbau),-Gras Jtzenplitz (Handel) und v. Bodelschwingh (Finanzen) gescheitert ist.
— Die preußische Antwort aus die am 28. Mai in identischen Depeschen erbaltene Einladung zu den Konferenzen in Paris ist an demselben Tage nach Paris abgegangen und lautet zustimmend. Preußen sagte in den Vorverhandlungen seine Theilnahme nur unter der Voraussetzung zu, daß eine Einmischung in die inneren Angelegenheiten des Bundes nickt beabsichtigt werde. Die Mächte sind darauf aufmerksam gemacht worden, daß in den preußischen Bundesreformvorschlägen jeder Anlaß zu fremder Intervention vermieden ist
— Berlin, 29. Mai. Die Zasl der Frauen, schreibt die „Spen. Ztg ", welche von der Stadt Unterstützung eryalten. weil die Männer zum Heere einberusen worden sind, hat gegenwärtig schon die Höhe von 3000 erreicht, eine Zahl, die sich früher immer niedriger gestellt und kaum 1500 betragen hatte.
- Berlin, 30. Mai. Wie von unterrichteter Seite versichert wird, erhält Prinz Albreckt von Preußen (Vater) ein großes Kavaleriecvmmando Armecabtheilungen erhalten der Kronprinz und Prinz Friedrich Kart. Der König übernimmt das Oberkommando, seine Feldequipage ist bereits ausgerüstet Das Hauptquartier wird erst vor wirklichem Kriegsbeginn gebildet. Die preußische Aufstellung, wie sie pccjeliirt war, erleidet durch den Beschluß, nicht anzugreifen eine rollständige Veränderung.
— Altona. 30. Mai. Hier werden Petitionen der „Landesvereine'' in Umlauf gesetzt, welche „im Vertrauen auf Oesterreichs Gcrechligkeitsliebe" das Begehren stellen, Oesterreich wolle beim