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nische und limburgische Frage Compensationsvorschläge, folglich Len Bund berührende Eebiersveränderungen diskutirt werden müssen. Die Bundesvertretung wird von baierischer Seite erwartet. Das „Pahs" faßt die Elemente einer friedlichen Lösung fol-
..Thun Sie es auf meine Verantwortung, Herd Baron", ent. gegnete Selbig. „Die Folge wird zeigen, daß ich Recht hatte. Jedenfalls werde ich mir alle Mühe geben, vielleicht noch einen andern Ausweg zu finden, doch werden Sie standhaft bei der
gendermaßen Zusammen: Austausch Venetiens gegen ein gleichgro- ersten Darstellung des Vorfalles stehen bleiben müssen, selbst wenn ßes Gebiet am adriatischen Meere; Annexion der Elbherzogthü-! die beiden Zeugen Ihnen gegenüber gestellt werden, was unter mer an Preuße« unter Vorbehalt der Rückerstattung Nordschles-! allen Umständen geschieht. Sollte eine Aenderung Ihres Verhal- wigs an Dänemarck (!), Errichtung eines besonderen deutschen! tens mir nöthig scheinen, so werde ich Ihnen Nachricht zu geben Bundesstaates aus den Rheinländern (!) als Konsequenz der Bun-! wissen." —
deSreform. Also Zurückerstattung Nocdschleswigs an Dänemark! Noch Manches wurde zwischen den Beiden verabredet, bis
und Rheinbund sind des französischen Pudels Kern.
Niederlande. Haag, 27. Mai. Der Prinz von Augusten- burg ist hier eingetroffen. Man vermuthet, seine Reise stehe mit den deutschen Angele^enbeiteu in Verbindung. Der Prinz hat um eine Audienz beim König nachgesucht,
Belgien. Brüsse eines Auswandererschifses
endlich Othmar mit schwerem Herzen sich trennte und nach Haus eilte. —
Die Untersuchung war bei der Einfachheit des Falles schnell beendet, hatte aber eine für den Angeschuldigten nachtheilige Wen- 25. Mai. In Antwerpen ist an Bord! düng genommen. Einer der Zeugen hatte gehört, wie Othmar die Cholera ausgebrochrn. Passagiere! den Verunglückten einen Wilddieb hieß , — beide Zeugen hatten
und Gepäck wurden s fort ausgeschifft, um in einem außerhalb der Stadt liegenden Fort eine Beobachtungsquarantäne zu überstehen.
Dänemark macht am Napoleons Rath 20-30,000 Mann mobil; es spitzt sich auf Schleswig, wenn der Kongreß oder Krieg losgeht
gesehen, daß der Angeschuldigte das Gewehr gegen eine dritte Person, die sie anfänglich nicht sehen konnten, später aber als den Herrn von D. erkannten, erhob, daß das Gewehr alsbald losging und dxr Getroffene niederstürzte. Die Scene bei der Leiche erzählten Beide übereinstimmend; Es hatte sich aber noch ein drit
Schweden. Stockh olm, 26. Mai. Der Thurm der hie- ter Zeuge gefunden; — der Anwalt des Getödteten war an dem in sigen katholischen Kirche ist heute eingestürzt. 50 Menschen wur-^Rede stehenden Tage bei demselben aus Besuch , — als er am den theils getödtet, theils verwundet. ! Abends sich entfernte, begleitete ihn Jener eine Strecke des We-
- l ges, um einen Spaziergang zu machen, — da begegnete ihm ein
Othmar. i Bote und überbrachte ihm ein Jagdgewehr, das der Büchsenma-
isriminalgcschichte, erzählt von Hei'iri-!, Hensicr. - er reparirt hatte und ihm zurückschickte. Um dem Boten den
(Fortse« ^ . unnöthigen Weg zu ersparen, nahm Herr von D. das Gewehr
^ »Ich soll die Unwahrheit sagen?" rief Othmar, „muthen! demselben ab und ging nach Hause, und zwar den gewöhnlichen
Sie mir das nicht zu, meine ganze Natur empört sich , wenn ich! Weg,der allerdings über das Territorium und durch denWald führte,
nur an so Etwas denke!" !Das Gewehr war aber nicht nur nicht geladen, es waren sogar
„Wenn Sie aber wegen Ermordung des Herrn von D. be-! beide Hahnen abgeschraubt, was zwar der Angeschuldigte in der straft werden", entgegnete Selbig, liegt da Wahrheit darin? Hitze nicht sah, um so weniger als bereits Dämmerung einqetre-
Was halten Sie — ganz abgesehen davon, daß Sie dabei be theiligt sind — was halten Sie für ein größeres Unrecht, wenn Sie durch Angabe der Wahrheit den Ruin, das Unglück einer in jeder Beziehung schuldlosen Familie herbeiführen, oder wenn Sie durch eine so l che Unwahrheit dieses Unglück abwenden, und dabei zugleich das Gericht davon abhalten, einen Mann zum Tode zu verurtheilen wegen einem Verbrechen, das gar nicht begangen worden ist? Erscheint meinem solchen Falle die Unwahrheit nicht sogar als eine Pflicht? Wem geschieht Unrecht dadurch?
„Auch hier sehe ich ein, daß Sie Recht haben", erwiederte Othmar; „wenigstens fehlt mir Zeit und Geistesruhe zu sorgfältiger Prüfung Das Schicksal, — das, wie ich überzeugt bin,
ten war, — die müdere Unterstellung des Untersuchungsrichters , als ob der Getödtete bei dem Versuche eines Jagdfrevels angetroffen worden wäre, fiel hienach weg und es stellte sich bei dem Publikum die Ueberzeugung nach und nach fest, eine Verur- theilung wegen Tödtung im Affect werdeIdas günstigste Resultat der Untersuchung sein.
Der Tag der Schwurgerichtsfitzung kam endlich herbei, — daß große Interesse an der Sache und die bekannten Persönlichkeiten hatten ein außerordentlich zahlreiches Publikum versammelt, das mit äußerster Spannung auf den Eintritt des Angeschuldigten wartete. — Jetzt trat er ein, der auch in weiteren Kreisen sehr beliebte und hochgeachtete Mann, in ungebeugter Haltung
unvermeidliche Schicksal meiner bedauernswerthen Familie zwingtjruhig umherblickend, ernst undwürbevoll. im Gefühle derSchuld- mich unter allen Umständen zur Nachgiebigkeit Wie glauben losigkeit, — so sah die Menge dieses Auftreten, diese Haltung an
Sie aber, daß es in diesem Falle weiter gehen wird?"
„Ich werde natürlich als Ihr Dertheidiger austreten", versetzte Selbig, „und indem ich Ihre Persönlichkeit und Ihre Vergangenheit dem Verunglückten andererseits, der ja allenthalben unbeliebt und als ein rachsüchtiger, boshafter Mann bekannt war, sodann den beiden Zeugen gegenüber schildere, die ja immerhin nichts geseken, nur eine Aeußerung des Verunglückten gehört haben, — hoffe ich wenigstens die Mehrheit der Geschworenen zu einem „Nichtschuldig" zu bestimmen; daß aber die Frage wegen Mord nicht bejaht wird, das ist mir außer allen« Zweifel. Tritt also der schlimmste Fall ein, so würden Sie wegen Körperverletzung mic tövtlichem Erfolge im Affekte verübt, allerdings zu mehrjährigem Gefängnisse verurtheilt, — es darf jedoch als gewiß angenommen werden, daß entweder schon durch den Spruch des Ge.'chts oder dock jedenfalls im Wege der Gnade die Verbüßung i^r Strafe auf der Festung gestattet, dieselbe sogar in letzterer ^Weise bedeutend ermäßigt wird. Uebersehen Sie aber nicht, daü nur in dem ungünstigen Falle eine Verurtheilung zu besorgen fleht".
„Mir fehlt die Ruhe, um AlleS reiflich zu überlegen", sagte Othmar; „es wird jedenfalls das Beste sein, wenn ich Ihren Ratb befolge"
und wenig fehlte, daß er durch lauten Zuruf begrüßt worden wäre.
Es erfolgte die Ausloosung der Geschworenen, — es fiel dabei aus, daß der Anwalt des Angeschuldigten diejenigen, welche eine bessere Bildung besaßen, ablehnte, so daß zuletzt die Mehrzahl Leute vom Land waren. Man hatte allgemein die Ansicht, es liege im Interesse des Angeschuldigten, für Bildung einer möglichst intelligenten Jury besorgt zu sein. Solche Männer, glaubte man, welche sowohl den Herrn von M. wie den Herrn von D. gekannt und denen die Beziehungen dieser Beiden zu einander nicht fremd gewesen, würden am ersten ein Rencontre unterstellen das einen unerwarteten unglücklichen Ausgang gehabt, — sie würden glaubte man, vvn der Schuldlosigkeit Othmars im Innern überzeugt, am ersten geneigt sein, denselben freizusprechen; aber so — was war von Landleuten zu erwarten, denen«die obwaltenden Verhältnisse theilweise gar nicht, theilweise nur höchst unvollkommen und einseitig bekannt waren? Eine Anzahl College» des Herrn D. Selbig sab sich erstaunt und die Köpfe schüttelnd an, — nur Einer von ihnen sagte: „Nicht voreilig urtheilen — abwarten! Selbig weiß was er thut, — seine außerordentliche Ruhe ist mir Bürge, daß er seiner Sache gewiß ist, — ich erwarte eine sehr interessante Pro- ^ zedur!" —__ (Forts, folgt.)
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