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len und durch völkerrechtliche Vertrage erworbenen Besitz von an­derer Entscheidung, als der eigenen freien Entschließung abhängig zu machen."

Preußen schiebt Truppen gegen Sachsen vor. Die Antwort Beust's, daß Sachsen Maßregeln getroffen habe, um so>oct bei der Hand zu sein, wenn der Bund rufe, bat in Berlin nickt ge­fallen. Preußen steht Herrn v. Benst als seinen rührigsten Geg ner an. Die sächsische Königsfamilie soll ihre Werthsachen nickt auf den Königstein, sondern, wie es neuerdings beißt, nach Eng­land in Sicherbeit gebracht haben Sachsen würde der erste Schauplatz des Krieges zwischen Preußen und Oesterreich werden

Berlin, 5. Mai. Heute früh wurde Kriegsbereitschaft für zweites, drittes, viertes, sünftes, sechstes und Gard^armeekorps, so­wie für das Infanterieregiment Nummer zwanzig verfügt. Die Anhalter Bahn bereitet eventuelle Truppen'ranspo te vor. Das Gerückt gebt, es werde eine Proklamation an das Volk erlassen.

Olmütz, st. Mai. Sicherer Quelle nach bat ei. österreichi­sche Regierung den Ankauf von 60,000 (?) Pferden beschlossen

. Wien. 4 Mai. Laut einem Telegramm deaPresse" lehnt Preußen olle Verhandlungen in Betreff cineS Definmvums in der Herzogthümerfrage auf Grundlage der bekannten ^österreichi­schen Propvsilionen ab.

Eine schwache Friedenshoffnung bietet eine Korrespon­denz der Karlsruher Zeitung aus Wien vom l.Mai, nach wel­cher Lord Bloomfield die Weisung erhalten haben soll, dem Gra fen Mensdorff zu erklären, daß England, wenn Oesterreich es mit seiner Sicherheit und Würde vereinbar finde, für seinen von England niemals bezweifelten e-nsten Wunsch, den Frieren auf­recht zu halten, in einer formellen Kundgebung nochmals offen Zeugn-ß abzulegen, nicht bloß diese Kundgebung unveifälsckt an ihre Adresse zu bringen bereit, sondern auch entschlossen sei, mit dem ganzen Nachdruck seines eigenen Ansehens süc ibrc volle Würdigung einzutretcn. Schade nur, daß der englische Löwe seit längerer Zeit den Scorbut und wackelige Zähne har (Sr. A.)

Wien, 3. Mai. An Franz Deak soll direkt von Sr. Mas. dem Kaiser die Aufforderung ergangen sein, sich zu einer Konftrenz mit Sr. Mas. und den Regierungsmännern nach Wien zu bege den, um die Vorschläge in Bezug aus eine rasche Lösung der un­garischen Frage zu machen. In den maßgebenden Kreiien in Wien soll der Entschluß gereift sein, in Bezug auf die Mische Aner tennung der 1848er Gesetze die weitgehendsten Zugeständnisse zu machen Was übrigens die gegenwärtige Stimmung in Ungarn betrifft, so meldet dieMeneralkorrespondenz", daß die maßgeben den politischen Kreise daselbst nicht daran denken, die gegenwär­tige Bedrängniß zur Erreichung ihrer Forderungen auszubeuten Man beruft fick zur Begründung ewser Ansicht aus Aeußerungen einzelner Deputirter. von denen einige sich sogar stark zur Linken neigen Für die Regierung jedenfalls handelt es sich in einem Augenblicke, in welchem ein Kanwf um Sein oder Nichtsein des Reiches bevorsteht, nickt mehr darum, mit der östlichen Staats- Hälfte einen leidlichen Waffenstillstand zu bewahren, sondern durch Befiiedigung der gereckten Wünsche der Landesveriretung das Land zu bestmöglichster Opferwilligkeit zu bewegen

Schweiz Bern, 2 Mai Seit einigen Tagen finken in den Cantonen G ns und Waadt, sowie im bcrner Ju-a, so meldet man aus zuverlässiger Quelle, für Rechnung der französischen Re­gierung große Pserdeankäuse statt. Ebenso werden in dem Can- ton Wallis, ganz wie zur Zeit des Krimkrieges und des letzten italienischen Krieges von italienischen Händlern alle dort vorlä­ufigen Maultbicre und ganze Herren von Schafen angekauft, und endlich gebt uns aus Gens die Nachricht zu, daß in der Nähe von Lyon bei Sathonay Vorbereitungen zu einem großen Feld lager getroff-n werden, welches aus drei Divisionen unter dem Befehle des Montauban bestehen soll

Frankreich Paris, 5 Mai Ein Wiener Telegramm des Memorial dementirt, daß Frankreich energische Vorstellungen ge gen die' venetianischen Rüstungen gemacht habe. n»r vertrauliche Explikationen über den Zweck seien verlangt Oesterreich habe er klärt, defensiv zu bleiben, im Fall eines Angriffs Seitens Italiens die Portbeile des eventuellen SiegS nur mit diplomatischer Jn-

Uctzigirl, -evnickt unv «er!

terveniion Frankreichs zu sichern. Im gesetzgebenden Körper fand am 3. Mm die Berathung über das Kontingent statt. Slaatsminister Rouher erklärte unter lebhaftem Beifall, daß un­ter den gegenwärtigen Umständen die Politik der Regierung sich in folgenden drei Punkten zusammenfasse: Friedenspolitik. loyale Neutralität, vollständige Mionssreiheit. Was den Fall eines Angriffs Italiens aus Oesterreich betreffe, so habe die Regierung azii wiederholte Weise Italien erklärt, daß es die ganze Verant­wortlichkeit trage. DieFrance" erfährt durch ein ihr aus Peracruz zugehendes Privatschreiben, daß in der Stadt Mexiko eine g-sße FeuciShrunst ausgebrochen ist. und dort schreckliche Verheerungen ungerichtet hat. Es fehlen nähere D-tai!s und auch die Ursache dieses Unglückssalls war noch nicht bekannt ge- wo den Es ist davon die Rede daß 10.000 Mann franzö­sische Truppen nach Rom b.stimmt seien, sobald der Krieg zwi­schen Oesterreich und Italien wirklich ausbrecken würde Als Grund l'iejür will man die Nothwendigkeit angeben, daß fran­zösische Tr-. ppen jo nahe als möglich bei dem Orte der Entschei­dung seien.

Italien Genua, 2 Mai. Ein Massenausrus an die Freiwilligen ist definitiv beschlossen. Die Altersklassen 1834 bis inet 1840 find aus Len 9 Mai einberufen, wodurch die Armee aus 400.0l'0Manu g brackt ist. Hiesige Kauffahrteischiffe sind für Kriegstransporte beansprucht.

Rußland Die Hlingersnoth im nördlichen Finnland tritt in immer schrecklicherer Gestalt auf Ganze Schaarcn Menschen ziehen umder und bieten ihre Händearbeit für ein Stückchen Brod an Aus einem nur schwach bevölkerten Kirchspiele sind über 500 Männer und Frauen nach Schweden und Rußland gewandert, um dort ihren Hunger zu stillen Noch verzweifelter ist die Lage de jenig.n, welche verheiratdet, von einer Schaar Kinder gefesselt, zu Ha.se bleiben müssen. Die hauptsächlichste Nahrung dieser Familien besteht aus fein gehacktem Stroh, das in Salzwasser gekocht und mit etwas Mehl bestreut und der größeren Festigkeit wegen mit Birkenrinde vermengt ist; und sehr häufig fehlt selbst riefe unnatürliche Speise Unter dieser ausgehungerten Bcvöl kerung grassiren noch Nervenfieber und Masern. Gegen 70 Per­sonen sind binnen kurzer Zeit im Kirchspiele Tuusniemi diesen Krank­heiten erlegen und über 100 liegen darnieder.

(Eine spannende Scene.) Wombell's Menagerie befindet sich auaeiiblickiich in Stirting (in England ) Am vorletzten Samstag begab sib der Löwenjäger D'Avey in den Behälter, in welchem sich die Löwen befanden deren Dressur er dem Publikum vorfüh­len wollie. Kaum halte er denselben betreten, als die eine Lö­win sich plötzlich auf ihn stürzre und ihn beim linken Beine faßte. D'Av>y ergriff mit großer Geistesgegenwart seine Büchse, schlug mit ganzer Kraft auf Len Kopf des wüthenden Tlfieres, wobei die Büchse in zwei Stücke ging, die Löwin jedoch sein Bein losließ. Als der Löwenjäger bei der nächsten Vorstellung wieder in den Behälter ging, sprang sofort die Löwin zum zweitenmal auf ihn l S. D'Av.y hatte sich baraaf vorbereitet und zwar zu diesem Zwecke mit einem schweren Stocke bewaffnet. Nun erfolgte ein heftiger Kampf darüber, wer Herr sei. Die Löwin sprang mehr­mals aus D'Avcy los, aber er parirte jeden Angriff und trieb sie zurück bis sie zulitzr vollständig besiegt und eingeschüchtert sich in eine Ecke niederkauerle. Der Kampf dauerte mehrere Minuten und verursachte eine große Aufregung in der Menagerie, welche zu jener Zeit dickt besitz, war. D'Avey kam ohne weitern Scha­den als mit einer leichien Fleischwunre und einem zerrissenen Rocke davon.

Jemand klingelt an der Wohnung eines Herrn, der jedoch Niemand v'orlafsin will; dessen Bedienter kommt und es entwi­ckelt fick nun so gentes Gespräch. Ist der Herr zu Hause?" Nein, er ist ausgegangcn "Die Frau?"Nein, sie ist ausgegangen."Ter Sohn?"Nein, er ist ausgegan­gen."So werke ich die Rückkehr Ihrer Herrschaft drinnen beim warmen Ofen erwarten." -Das Ofenfeuer ist auchauS-

gegangen."__-_

,t von A Gelschlä-«r.