Tage sn c u ig keitcn
— Calw, 18. April. 'Heute wurde hier unter großer Teilnahme der Bevölkerung ein Italiener, der beim Eisenbahnbau Beschäftigung angenommen und dieselbe am Montag srüh angc- treten batte, aber nach kaum halbstündiger Arbeit in einer Grube, aus welcher Schutt rc. herauszuftckasfen war. durch Zurüüfallen eines vollen Kübels einen bedauernsweuhcn Tod fand, beerdigt. Rührrnd war der Schmerz seiner Kameraden, die auch eine Beerdigung nach katholischem Ritus für ihn erwirkten.
— Stuttgart, 17. April. (Tel. d.Sr. Ä.) Gestern Abend lief folgendes Telegran m von Sr. Petersburg ein: „Heute Nach- mittag gegen 4 Uhr, im Moment, wo der Kaiser, nach Pollen düng seines gewöhnlichen Spaziergangs im Scmmergarten, in den Wagen stieg, schoß ein Unbekannter m t der Pistole ans Seine Majestät. Die göttliche Vorsehung beschützte das Leben des Kaisers. Untersuchung wurde sofort eingeleitct". (Dcr Tbäler ist verhafte!.)
— Stuttgart, 17. April. Auf nächsten Freilag sind stimmt licbe beurlaubte Unteroffiziere zum Zwecke der Einübung des neuen Reglements zu ihren betreffenden Regimentern einberuftn
— In Eßlingen und Heildronn haben zahlreich besuchte Versammlungen itattgesunden, in welchen über die bedrohliche Lage unseres Vaterlandes Berathunaen zerflogen und entsprechende Resolutionen gefaßt wurden. Von den in der Hcilbronner, von 800 Personen besuchten, Versammlung gefaßten heben w r nur hervor, daß darin unsere Regierung au-geforderk wird, daß sie, wenn Preußen Kiieg beginne, um seine ganz unberechtigten Ansprüche aus Schleswig-Holstein mit Gewalt durchzusühren, im Verein mit den übrigen bundestreuen Staaten ihm mit den Waffen in der Hand entgegentrele und es zu seiner Pflicht als Glied des deutschen Bundes zurücksühre Zugleich wird die Hoffnung ansgedrückt, daß der verblendeten preußischen Regierung auf ihrem verderblichen Wege vom eigenen Volke ein Halt zngerufen werde.
— Göppingen, 15. April. Gestern Abend verunglückte der Rößleswirlh N. von Gommelsbausen bei seiner Rückkehr von Geißlingen mit einer Fuhre Bier; er wurde Liese Nacht todt unter dem umgeworfenen Bierwagen gefunden.
— Ein Eisenbahnunglück, das den von Ulm kommenden Kü- terzug zwischen Göppingen und Eislingen am letzten Sonntag Abend traf, forderte ein Menschenleben, das des Bremsers Boos von Ulm, verheiraihet seit einem Jahr und im Eisenbahndienst seit 3 Tagen. Drei andere Bedienstete konnten noch rechtzeitig von de.n Wagen springen und sich so retten. Das Unglück entstand durch den Bruch einer Achse an einem baierischen Güterwagen. Tiefer war jedoch so ziemlich am Ende des Zugs ein gereiht, so daß nur 8 Wag n mit ihm aus dem Geleise geriethen und zertrümmerten.
— Am 14. April stand in der badischen zweiten Kammer eine Jnterp llation des Abg. Knies über die Stellung der großk. Regierung zu der von Preußen beantragten Bundesreform auf der Tagesordnung. Staatsminister v Etelsheim behielt sich s> ine Entschließungen vor und erklärte sich nur im Allgemeinen der Idee eines deutschen Parlaments geneigt. Obwohl die Redner von de: Regierungserklärung vollständig befriedigt waren, nabm die Kammer doch mit allen gegen 3 Stimmen den Antrag an: die Regierung zu ersuchen, daß sie die Herstellung einer konstitui- renden Versammlung möglichst unterstützen möge.
— Frankfurt. In einer am letzten Samstag in dem Saalbau abgehaltenen Volksversammlung von circa „3000 Personen", worunter auch viele Damen, wurden folgende 5 von Dr. Sou- chay vorgeschlagene Resolutionen einstimmig und unter dem Rufe: „Das Vaterland boch! Unteruang den Feinden des Vaterlandes!" angenommen: 1) Wir erklären das serlhe.ige eigenmächtige Verfügen der zwei deutschen Großmächte über die von dänischer Herrschaft befreiten Herzogtümer Schleswig Holstein und die Behandlung dieser deutschen Lande als Kriegsbeute für eine offenbare Verletzung des deutschen Lolksrc : tes. 2) Das deutsche Volk verdammt die offenkundigen Plane einer erzwungenen Annexion dieser Lande seitens der preußischen Regierung, und die Maßregeln der Gewalt, wie sie in der Zuchlhausver'ordnung für Schleswig Holstein ihren Gipfelpunkt erreicht haben 3) Wir protesti- ren gegen jede Entscheidung eines Streites zwischen deutschen-
Regierungen durch die Waffen: wir verdammen das frevelhafte Beginnen eines nur dynastischer Selbstsucht dienenden, Freiheit und Wohlstand vernichtenden Bürgerkriegs als Hochverrat!) an der deutschen Nation; sie muß solchem Beginnen mii den äußersten Mitteln gerechter Nothwehr entgegentreten. 4) Wir verlangen zur Deseiiigung des nächsten Anlasses der drobenden Kriegsgefahr, daß endlich und in kürzester Frist dem Volke der Herzog- thümer sein Selbstbestimmungsrecht wiedcrgegeben, und durch Einberufung seiner Vertreter und Einsetzung derjenigen Regierung, für welche der Volkswille entscheidet, die Heizogihüiiier selbstständig konstituirl werden. 5) Wir verlangen heule wie immer die Einberufung eines deutschen Parlaments, nm die dringender als je nolbwendige Bundesreform zur Einigung und freiheitlichen Entwickelung des Vaterlandes zu beschließen. Aber Vorschläge einer Regierung, welche die Reckte tes eigenen Volkes und seiner Abgeordneten tagtäglich mißachtet, können die Verwirklichung der Rechte der b.ruschen Nation nicht zum Ziele haben (St'A.)
— In der Nähe von Mainz ist ein Mann aufgegriffen worden, der für 50,000 Thlr. falsche preußische Kassenscheine bei sich trug Er wollte mit seinem Gelte über die französische Grenze.
— Berlin, 14. April Die Nordd Allg. Ztg stellt die Behauptung in Abrede, baß die Berufung des Parlaments zum 1. September beabsichtigt sei. Der Termin sei noch nicht festgesetzt. Ebenso verwahrt das Organ die Regierung gegen den Vorwurf, es sei der Bundesrejormantrag ein bloßer diplomatischer Sckach- zug, ein augeublickliebeS Auskunftsmiltcl; eS bezeichnet denselben vielmehr als eine unabweisbare Nothwendigkeil, ohne welche, wie die Herzcgthümersrage barthue, Deutschland in Trümmer gehe.
— Berlin, 10. April Die Antwort auf die letzte österreichische Depesche ist dem König zur Genehmigung vorgelegt worden; sie bietet Raum zu einer Verständigung.
— Preußen Auch in der Provinz Altpreußen, in Ost- wir in Weslprrußen regt es sich. Las Volk sängt endlich an, den Ernst der Situation zu begreifen, während es sieb bis jetzt gegen Alles, was nicht zu dem inneren preußischen Konflikt gehörte, mehr ablehnend verhielt; die Bewegung zu Gunsten des Friedens, die von Rheinpreußen zuerst ausging, wird jetzt über Berlin in alle Theile des Staates getragen. In Königsberg fand am 12. April eine s ehr zahlreich besuchte Versammlung zunächst der liberalen Partei statt. Abg. Tr. Jakoby verlas eine Resolution, welche sich gegen einen Krieg ausspricht, der etwas anderes als eine Berthei- digung des Vaterlandes bezweckt. Als er die Begründung der Resolution mit den Worten begann: „Ich ersuche den", erklärte der anwesende Criminal Polizei-Jnspekior Jagielski die Versammlung für ausgelöst. In Elbing ist cs im Werke, in den nächsten Tagen eine allgemeine Bürgerversamri ilung einzuberusen. In Berlin sprach sich am 15. Apnl in der Tonhalle eine sehr zahlreich besuchte Volksversammlung für den Frieden und dak Selbstbestimmungsreckt der Schleswig Holsteiner aus.
— König Wilhelm hat cs entschieden abgelehnt, die Zügel der Regierung jetzt zu Gunsten des Kronprinzen aus der Hand zu geben.
— Eosel, 9. April Der Magistrat macht folgendes bekannt: „Aus die erste Nachricht einer feindlichen Grenzüberschreitung wird hier sofort der Belagerungszustand proklamirt werden. Sämmtliche Einwohner, welche sich bis dahin nicht aus 6 Monate verproviantirt haben, werden alsdann zum Verlassen der Festung nnnachfichtlich gezwungen werden Das Proviantquantum per Kopf und Tag erfährt man im königl. Proviantamt.
— Hamburg, 4. April. Ter Hamb. Ztg zufolge werden am Montag Morgen Preußische Truppen hier eintreffen und nach Schleswig weit,, rächen, und zwar im Ganzen 10 Offiziere, 868 Mann und 67 Wagen.
— Kiel, 14 April Aikona und Lorelev sind soeben eingelausen. Acht preußische armirte Kriegsdampfftckiffe sind hier gegenwärtig koittentrirt, mehrere werten noch erwariek. — Vier Dampfkano- ncnboore sind durch den Kanal nach Tönning gegangen.
Dänemark. Kopenhagen, 7. April. Es regt sich hier die Hoffnung, baß bei einem Konflikt zwischen Preußen und Oesterreich Schleswig in einer eder ker andern Art wieder mit Dänemark vereint werden würde.
Unter die Gntschmecker ist ein großer Schreck gefahren; denn