Tagesneuigkeiten.

Stuttgart, 15. März. Nach aus St. Petersburg eilige

troffener telegraphischer Nachricht ist I. Maj. die Königin gestern Abend um 6 Uhr vaselbst in erwünschtem Wohlsein angekommen. Se. Maj. der Kaiser von Rußland holte Seine Schwester in Galschina ein und I. Maj. die Kaiserin empfing die Königin aus dem Bahnhöfe von St. Petersburg. St. A )

Die Sitzungen des Schwurgerichtshoss in Tübingen wurden am 12. März mit der Anklagesache gegen.den Maurer Jos. Fr. Rühle von Pfullingen wegen im Affekt verübter Kör- Perverletzung und dadurch verschuldeter Tödtung seiner Ehefrau, er­öffnet. Der Angeklagte war am 5 Jan nach 10 Uhr Abends zum zweiten Mal ins Wirthshaus gegangen und kehrte erst um Mitternacht zurück. Es scheint Streit entstanden zu sein, der in Thättichkeiten ausartete, wobei der Angekl. durch Faustschläge auf das Gehirn Lähmung desselben und in Folge dessen den raschen Tod seiner Frau verursachte. Er selbst will von dem Verlauf gar nichts wissen, indem er total betrunken gewesen sein will. Die Geschworenen sprachen das Schuldig, mit der Beschränkung, daß der Thäter bei Mißhandlung seiner Ehefrau den Tod nur als sehr unwahrscheinliche Folge habe vorhersehen können. Das Urtheil lautete auf 6 Monate Zuchtpolizeibausstrafe. Der zweite und letzte Fall betrifft die Anklagesache gegen^ den vorma­ligen Stadtpsleger Fr. Meeh von Neuenbürg, der sich in seinem Amte als Rechnungsbeamter verfehlt hat. Der Angeklagte, der aus die Verhandlung vor Geschwornen verzichtet, wurde zu der Zuchthausstrafe von 5 Jahren und 3 Monaten verurtheili.

Würzburg hat wieder Aussichtauf distinguirte Gäste. Die Mittel- und Kleinstaaten sollen gegen Ende d. M. in Sachen der Pariser Ausstellung daselbst tagen.

Aus Kassel wird gemeldet, daß ein Gichkanfall, der den Kursürsten betroffen, eine weitere Hemmung in der seit länger beklagten Stockung der öffentlichen Geschäfte zu bilden droht

Kass el, 14. März. Die Stände sind auf Allerhöchste Ent schließung vertagt. Vorder Geheimfitzung, worin beschlossen: 1) Sländeversammlung erklärt Angesichts der Landeslage: die Staats­regierung verweigert gegen die Landesverfassung, gegen den Bun desbeschluß vom 24. Mai 1862, und gegen Fürstenwort die Voll Wiederherstellung des Landesrechts, vernachlässigt trotz unautge- setzter Ständemahn ungen fortwährend alle geistigen und materiel­len Interessen der Landeswohlfahrt. 2) Verwahrung gegen die Folgen solcher Mißregierung. 3) Gegen Exjustizminister Pfeifer, Justizminister Abve Anklage auf Verfassungsverletzuna wegen Nicht Zurückziehung deS Provisor. Gesetzes von l85l, gesetzliche Stände- Mitwirkung zur Oberappellationsgerichtsbesezung beseitigend. Bereits entworfene Anklageschrift genehmigt; bleibender Stände­ausschuß mit der Ausführung beauftragt.

Das Thema der Bundesresorm ist jetzt auf die Tagesord­nung gesetzt. Die erste Anregung biezu geht von Preußen aus, welches damit sein Terrain wechselt, und eine günstigere Position einzunehmen bemüht ist. Ausdrücklich hebt dieNordd. «llg Ztg " hervor, daß die schleswlg holsteinische Frage eigentlich die deutsche sei und die Erledigung der ersteren nothwendig zur Inangriff­nahme der letzteren führen müßte. Nun werde es aber für alle Theile erwünscht sein, wenn die Lösung vielmehr in der entge­gengesetzten Reihenfolge versucht werde, wenn die deutsche Frage vorangepe und die schleswig holsteinische dann von selbst aus ihr resultier

Preußen denkt nicht daran, in der schleswig-holsteinischen Angelegenheit seinen Standpunkt aufzugebcn", «Oesterreich denk» nicht daran, den Preußischen Forderungen nachzugeben", so lassen sich n Berlin und Wien die ministeriellen Zeitungen vernehmen. Was wird noch werden? Im günstigen Falle noch lange keine Entscheidung, aber auf die Dauer ein unerquicklicher, Gefahren in sich bergender Zustand oder ein Krieg zwischen Preußen und Oesterreich, möglicher Weise mit Einmischung des Auslandes: das ist die Lage, in welche wir uns in Deutschland versetzt sehen. Und so kann man gegenwärtig wirklich nur wünschen, das Pro visoriurn. welches der Gasteiner Vertrag geschaffen, möge sortbe- stehen, bis irgend ein günstiges Ereigniß zu einer friedlichen Aus­gleichung führt. Es wäre entsetzlich, wenn grade uni der Sache

willen, in welcher die Nation einig war, wie selten zuvor, ein Bürgerkrieg in Deutschland ausbrechen sollte, ein Krieg, dessen Folgen sich auch nicht annähernd berechnen :, lassen. Man traut seinen Augen kaum, wenn man von kriegerischen Berathungen in Wien und Berlin, von Beralhungen der böhmischen Festungskom - Mandanten liest und erfährt, daß das geschehe, weil es zum Krieg zwischen Oesterreich und Preußen kommen könne, zwischen zwei Staaten, deren enges Bündniß als ein Heil und eine Nothwendigkeit für Deutschland grade von den Staatsmännern hervorgehvben wurde, die jetzt an der Leitung derselben betheiligt sind; man blickt voll Verwunderung um sich, wenn man hört, wie ein Bündniß zwischen Preußen und Italien grade unter dem Mini­sterium in Aussicht^gestellt wird, dessen Anhänger früher die Theilnahme Preußens an dem Kampfe Oesterreichs gegen Ita­lien wollten Wahrlich! keinen schlagenderen Beweis für die Fehlerhaftigkeit der Politik des Grasen Bismarck könnte es geben, als wenn es um der schleswig-holsteinischen Sache willen bis zum Kampfe mit Oesterreich käme. Seine Worte, daß die deutsche Frage nur durch Blut und Eisen werde gelöst werden, sind noch unvergessen, aber es werden sehr Wenige sein, welche die Lösung auf diesem Wege wünschen. Es scheinen aber auch nicht Viele zu sein, die wirklich an einen blutigen Zusammenstoß zwischen Preußen und Oesterreich glauben; nur aus diese Weise kann mau sich die verhältnißmäßige Ruhe erklären, mit welcher die drohende Möglichkeit in der Nation ausgenommen wird.

Im preußischen Ministerrath hat Gras v der Goltz vom Kriege mit Oesterreich dringend abgerathen. Eine Regierung, sagte er, die sich mir dem Volke überworfen habe, könne und dürfe kei­nen Krieg aus Leben und Tod führen, sie versöhne sich denn zu­vor mit dem Volke. Auf Napoleons Hilfe im Kriege mit Oester- -reich möge Preußen nicht rechnen rc. rc Kurz, der Graf soll sich nahezu auf den Standpunkt desbeschränkten Unterthanenverstan- des" gestellt haken, was freilich unglaublich scheint und ihm die böse Nachrede Bismarcks eingetragen haben soll:Es ist ein Mensch, der keinen Sinn für große Politik hat", und noch etwas, was uns unser angeborener Respekt unbedingt verbietet, einem so großen Diplomaten nachzusagen.

Aus dem Königreich Sachsen schreibt die Köln. Ztg . daß dort in letzter Zeit wiederholt österreichische Offiziere in Civil ein- gerroffen seien und sich nach Allem erkundigt hätten, was einem in Sachsen commandirenden österreichischen General zu wissen nöthig sei. Man gedenke österreichischerseits gleich nach Erklärung des Kriegs in Sachsen einzumarschiren und sich wo möglich der preußischen Festungen Torgau und Wittenberg zu bemächtigen. Die sächsischen Truppen würden hierbei die Avantgarde der öster­reichischen bilden.

Wien, 14. März. Ein Berliner Telegramm desVater­land" meldet, es seien Verhandlungen mit Preußen wegen Ab­tretung Holsteins bevorstehend. Oesterreichs Vorschläge würden erwartet. Eine Territorialkompensation gelte als unmöglich. - DemFrankfurter Journal" wird telegraphirt:Gulverbürgte Nachrichten sprechen von einer großen Spannung zwischen Berlin und Wien, geeignet in offenen Bruch überzugehen."

In Wien wird in Folge der demnächst zur Verhandlung kom­menden Antwortsadreffe des ungarischen Landtag S auf das kai­serliche Reskript, welche die Forderung eines eigenen Ministeriums aufrechthalten wirb, wieder einmal eine Ministerkrisis in Aussicht gestellt; übrigens hält die Mehrzahl der Wiener Blätter immer noch an der Aussicht auf einen erträglichen Ausgleich fest. Der zum sogenannten Marschallsralh einberufene Feldmarschall Benedek geht diese Woche nach Verona zurück; der Kaiser soll von seinen Darlegungen über die Schlagfertigkeit der Armee sehr befriedigt sein.

Pesth, 14. - ärz. In dsr heutigen Untcrhaussitzung wurde der Entwurf einer Adreßantwort auf das kaiserliche Reskript ver­lesen. Derselbe wiederholt und motivirt den Inhalt der früheren Adresse und wendet sich schließlich an das väterliche Herz des Kai­sers um Gewährung der Bitte des Landes

Schleswig, 4 März. Hier war Las Gerücht verbreite , daß der Prinz Friedrich von Augustenburg am 12. Abends von Kiel nach Noer abgereist sei. Es waren deßhalb Maßregeln ge-