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meinsanur Verfügung über die Herzogtümer und ohne von An­nexion oder Personalunion zu sprechen. Endlich mit Darbietung genau formulirter Garantien bezüglich Herstellung eines Defini- tivums, beantragt es provisorische Uebertragung auch Holsteins an die preußische Verwaltung.

Wien. 3. März. Die steierischen Reichsrathsmitgli»der von ner liberal deutschen Partei haben die Initiative ergriffen zu ei- dcr Zusammenkunft deutscher Abgeordneten nach dem Bekannt­werden »es königlichen Rescripts an den ungarischen Landtag Es sollen dann Konferenzen mit den liberalen ungarischen Landtags- Mitgliedern ungebahnt werden. Die Idee kann eine fruchtbare werden, und ihr entgegenkommend, tritt bereits im Pesti Naplo ein ungarischer Abgeordneter (wahrscheinlich Graf Anton Zichy) für den Konstuuiionalismus d« Erbländer in die Schranken, in­dem er die Ueberzeugung ausspricht, daß man bei der Lösung der obschwebenden hochwichtigen Lebensfragen der Mitwirkung der Vertretung der translen dänischen Völker nicht werde entrathen könnenOhne eine solche Vertretung, mit dem Monarchen allein, werde Ungarn, wenn auch Beide der beste Wille beseelt, die An­gelegenheit nicht mehr erledigen können."

Pesth. 4. März. In der Samstagsfitzung des Landtags wurde das königliche Rescript verlesen. Nach der Analyse des Rescripts hat die pragmatische Sanktion durch Verbindung der Krone Ungarns die Erbländer gekräftigt; die Verbindung selbst sei aber 200 Jahre vorher erfolgt, durch Gemeinsamkeir der In­teressen herbeigeführt. Das Rescript hebt hervor, daß die Ge­meinschaftlichkeit der Wohlfahrt Ungarns mit den Gesetzen der übrigen Länder nicht in Widerspruch sieben dürfen. Bei Wieder­herstellung der Verfassung Ungarns dürfe nichts in der Schwebe bleiben, was das Völkerwohl und die Macht der Monarchie be­dingt. Der Kaiser ist erfreut, daß der Landtag bereitwillig aus die Frage der gemeinsamen Angelegenheiten eingegangen ist, bei deren Regelung sei aber zu berücksichtigen, daß auch die außer­ungarischen Länder konstitutionelle Einrichtungen haben. Diesen soll Ungarn zwar nicht seine Verfassung aufopfern, aber ein Ein­gehen auf eine Berathung gemeinsamer Angelegenheiten werde die Nothwendigkeit einer Revision der Achtundvierzigergesetze dar- thun. Besonders die Gesetzartikel 2, 3, 4 verletzten die Herr- scherrrchte. Der Kaiser könne nainentlich nicht zugeben, daß der Palatin ein mit so großen Vollmachten ausgestatteter Stellver­treter des Königs und daß der Landtag vor der Budgetbewilli­gung unauflösbar sei. Das Rescript bespricht ferner die Schwie­rigkeiten unverweilter Wiederherstellung der Municipien. Der auf die Nationalgarde bezügliche Gesetzartikel sei zu streichen, weil er das Volk belaste ohne die Sicherheitszwecke zu fördern. Auch die übrigen zu revidirenden Artikel tragen den Charakter der Im­provisation. weßhalb die Wiederherstellung der Grundrechtsconti- nuität mit dem Beruf des fürstlichen Amtes unvereinbar sei. Eine praktische Ausführung der Rechtscontinuität sei nur inso­fern möglich, als künftig die Schaffung von Gesetzen auf Grund der Landtagsvereinbarung geschieht. Aus diese Weise sei ein Aus­gleich möglich. Der Kaiser weigere sich, etwas zu bestätigen, was zu beschwören ihm lsein Gewissen verbiete. Nach der Krönung werde er sich freuen, das edelste Fürstenrecht ohne Gefährdung ausüben zu können. Hinsichtlich der Landtagsintegrirung sei das Beratbungsresultat des kroatischen Landtages in Betre f des könig­lichen Rescripts vom 27. Febr. abzuwarten. Am Montag wird bestimmt werden, wann das Rescript auf die Tagesordnung zu setzen ist. (Nach einem Besitzer Tel. der ,A. Ztg." wäre das Rescript kühl ausgenommen worden)

Pesth, 3 März. Der erste Eindruck des heute zuerst in der Deputirten-, dann in der Magnatentafel verlesenen König!. Antwortsrescriptes auf die Landtagsadreffe ist eine ernste, ziemlich allgemeine Verstimmung. In der Depulirtentafel wurde dasselbe ohne Beifallszeichen angehört, dagegen herrschte aus der Linken mehrfach unruhige Bewegung, besonders bei der Kritik der 1848r Gesetze und der betonten Unmöglichkeit der Restitution der Mu- nizipien, und der Eidesleistung vor der Revision. In der Mag­natentafel wurden schwache Beifallsrufe bei drei Stellen ver-

Pesth, 5. März. Die Majestäten sind heute Vormittag ab- gereist. In der heutigen Sitzung wird das Resultat der Wahl einer Kommission für die gemeinsamen Angelegenheiten veröffent­licht. Zur Berathnng über das König!. Rescript beantragt der Abg Deal die Einsetzung einer aus 9 Mitgliedern bestehenden Kommission.

-- Berlin. Das Obertribunal hat wieder ein politisch ver- hängnißvolles Nrtheil gefällt Es betrifft dieß die Disciplinar- strasbarkeit der Beamten. Las Obertribunal stellte die Tendenz auf: Ein Beamter verstößt gegen die Disciplin, wenn er beiher öffentlichen Kundgebung seiner politischen Ansichten Maßregeln der Staatsregierung hindernd entgegentritt.

Berlin, 6. März Wie die Börsenzeitung meldet, hat die Regierung ein Saarbrücker Kohlenbergwerk an eine anonyme französische Gesellschaft gegen 90,000 Thlr Pachtzins verpachtet.

Berlin. Die ernste Volkszeitung und der lustige Kladdera- daffchs haben beide in ihrer Weise vom Kriege mit Oesterreich abgerathen Die erstere sagte:Wir glauben an keinen Krieg mit Oesterreich ohne Anhang in Schleswig-Holstein, ohne Anhang ,, in Deutschland und ohne Anhang in Europa, bloß um aus einer Verlegenheit zu kommen lin Schleswig-Holstein), in die man sich selber hinein versetzt hat." Kladderadatsch malt einen Preußen und einen Oesterreicher, die mit gezogenem Schwerte vor Napo­leon paradiren und weist in der Unterschrift darauf hin, daß die Beiden nur zu Napoleons alleinigem Vergnügen und Dortheil sich schlagen würden.

Kiel, 5. März. Der Gouverneur v. Manteuffel wird hier zum Besuche des Statthalters von Gablenz erwartet.

Frankreich. In Paris steht ein Scheusal (Philipp) vor Gericht, welches angeklagt ist, 16 Frauen den Hals abgeschnitten zu haben. Fünf Opfer hat er in Algerien, 3 in Italien, 8 in Frankreich getödtet. In Ligny hat ein zwanzig Jahre alter Ehemann seine 16jährige Frau umgebracht, worauf er zwei Nächte mit der Leiche im nämlichen Bette lag. Dann entdeckte er sich seiner Mutter. Ein Versuch, sich das Leben zu nehmen, mißlang, und er befindet sich jetzt in den Händen der Gerechtigkeit.

Türkei. Bucharest, 6. März. Die Regierung promulgirt ein Gesetz, betreffend ein Nationalanlehen von 30 Millionen, legt den Kammern einen Gesetzesentwurf zu sofortiger Errichtung ei­ner Nationalgarde und die Organisirung eines 4,000 Mann star­ken Freiwilligenkorps vor. Rustschucker Nachrichten zufolge ist dort ein türkisches Armeekorps zusammengezogen.

Die Feuerwehr gegen den Vollmond. Am 4. d., Abends gegen 7 Uhr glitzerte nach einem prächtigen Märztage der Voll­mond so feurig über die Dachspitze eines Hauses auf der Erd- bergerHaiiptstraße W iens hervor, daß der Wache haltende Thür- mer auf St. Stephan sich mit voller Gewißheit überzeugt hielt, es habe derrothe Hahn" auf diesem Hause sich niedergelassen. Eiligst wurde an dis Central-Lösckanstalt telegraphirl:Dach­feuer auf der Erdberger Hauptstraße und in wenigen Minuten schon stürmten drei Spritzenwagen mit der nöthigen Bedienungs­mannschaft aus dem Unterkammeramt hinaus in die Erdberger Hauptstraße. Der Bürgermeister wurde während der Sitzung da­von verständigt und an seiner Stelle ein Gemeinderath abgeord­net, daß er sich auf den Brandort begebe; die Vertreter des Be­zirkes Landstraße verließen eiligst den Sitzungssaal und die Ma- gistrathsräthe schlossen sich an , um auf dem Brandorte zu über­wachen und Vorkehrungen zu treffen. Mittlerweile hatte sich die feurige Kugel am östlichen Himmel höher gehoben und der Voll­mond zeigte sich in seinem hellsten Glanze. Der Thürmer hatte wieder nichts Eiligeres zu thun, alsabzutelegraphiren". Allein zu spät. Die Ingenieure der Feuerwehr suchten bereits aus der ganzen Crdberger Hauptstraße nach dem Feuer und fanden nicht einmal einenverdächtigen Rauch", und den eifrigst zu dem Brand­orte eilenden Vertretern der Gemeinde begegneten schon die wie­der langsam zurückkehrenden Spritzen.

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