d. h. Nutznießer der Bahnen sind bis zu einem bestimmten Termine, an welchem die Bahn Eigenthum des Staates wird. Die- ser Handel scheint aber nur auf den Profil gewisser Leute berechnet und eine Variation des Walvverschacherungssystems zu sein. -- Paris. 17 Febr. Das Mem. Dipl, hält trotz aller Ableuguungen der „Wiener Zeitung" seine Behauptung aufrecht: daß Las Wiener Cabinet vor kurzem nicht bloß bei den Staaten des tratschen Bundes, sondern auch bei den Höfen von Paris, London und St. Petersburg vertrauliche Erklärungen in Betreff seiner Haltung Preußen gegenüber in der schleswig-Kolst. Angelegenheit gegeben, und allen Grund habe mit dem Ergebniß dieses Austausches von Gesichtspunkten zufrieden zu sein. — 19. Febr. Die Bildung der Fremdenlegion für Mexiko ird senergisch betrieben. Das Commanvo derselben wird wohl dem Oberst Guilhelm über- tragrn werten; derselbe ist ein noch junger Mann, der in ver- daltnißmäßig kurzer Zeit vom Soldaten bis zu diesem Range gestiegen ist. Oberst Guilbelm ist nach Allgier gereist, wo er sich die Wüte auszulesen gedenkt, die er nach Mexiko mitnehmen will. Der Kaiser, welcher ihn zuvor noch empfing, hat ihm den ganzen Umfang seiner Mission klar gemacht, deren Erfolg den Abzug unseres Expeditionskorps erleichtern und nach dessen Weggang vielleicht allein den «Fortbestand der durch unsere Waffen gegründeten Monarchie sichern kann. — Von Seite des Ministeriums wird eine Commission nach Deutschland gesendet werden, um dort die Trichinenkrankheit zu studiren. — 21. Febr. Die Patrie sagt: Die Nachrichten aus Mexiko berechtigen zu der Hoffnung, daß die Mission des Hrn. Saillard von Erfolg sein werde. Der Kaiser Maximilian soll selbst einen Vorschlag gemacht haben, nach welchem der Abzug von 5000 Franzosen aus Mexiko möglich wäre.
Italien. Neapel, 14. Febr. In diesem Monat verhei- rathen sich hier 5 Priester, darunter ein Franziskaner. Man glaubt, daß die Zahl dieser Ehen sehr zunehmen wird.
Amerika. Aus dem Norden der Union finden zahlreiche Einwanderungen im Süden statt und die dortigen Herren zerschlagen ihre großen Besitzungen und verpachten oder verkaufen sie stückweis Len Pankes, um Geld zu bekommen. Daß die eine Partie die andere bei den Verträgen zu übervortheilen sucht, versteht sich bei dem gewinnsüchtigen Charakter der Amerikaner von selbst. Europäischen Einwanderern ist nicht zu rathen, sich im Süden niederzulassen; sie sind zwar den Südländern sehr willkommene Gäste, aber nur, um sie auszubeuten. Dagegen gibt es jetzt in den nördlichen Staaten, wo der Deutsche überall Landsleute findet, viele feilstehende Farmen, deren Eigenthümer, land- und sprachkundige Nantes, ihr Glück mit mehr Erfolg in dem Süden zu machen hoffen dürfen, als ein europäischer „Grünfink" und an Treue und (Klauben gewöhnter „Landkrebs." — New York, 9. Febr. Der französische Gesandte hat dem Staatssekretär Seward angezeigt, daß der Kaiser Napoleon die Räumung Mexiko's von Seiten der französischen Truppen befohlen habe. — Die französischen Verstärkungen find am Rio Grande angelangt. — Peru hat einen Allianzvertrag mit Chili geschlossen und Spanien den Krieg erklärt. Die peruanische Flotte ist nach Chili unter Segel gegangen, um die Feindseligk eiten zu beginnen. _
Vermischtes.
Was am meisten Fortschritte macht, ist die Lokomotivenherrschaft: Borsig in Berlin bringt im Mai d. I. die 2000te Lokomotive fertig.
— Um den Metzgern das schöne Geld für Trichinenschau zu ersparen, erbietet ficb ein Menschensre un d in Wien zum un- entgeldlichen Versuchen alles Schweinefleisches und aller Arten Würste „mit und ohne Brod und Schnaps." Sein Wahlspruch sei: mir ist alles Wurst.
Eine Hochzeilsmusik wie der Müller in Cairate beiMailand hat Nock Niemand bekommen. 60 Schwäger und ein paar Hundert Neffen brachten ihm zur Hochzeit ein Ständchen vulgo Katzenmusik; denn der edle Hochzeiter, ein Sechziger, beirathete seine — 7. Frau, eine böse Sieben, die ihre Vorgängerinnen ' rächen wird.
Des Waldbau crS Sohn.
Erzählung von Fr. Friedrich.
(Fortsetzung)
Margarethe hatte Ließ alles mit Geduld ertragen. Für andere Leute hatte sie gearbeitet, allein Gram und Kummer hatten ihre ohnehin schon schwachen Kräfte immer mehr verzehrt, bis sie zuletzt nicht einmal mehr Arbeit hatte finden können und die Noth sie getrieben, sich durch Betteln vor dem Hungertods zu retten.
Der Zufall hatte sie auf Len Waldhof geführt, ohne daß sie eine Ahnung davon gehabt hatte, daß er Conrads Eltern gehörte.
„Und hast Du Ließ Alles gewußt?" fragte Steffen, als Conrad seine Erzählung beendet.
Dieser bestätigte es.
„Du hast eS über Dich gewinnen können, auch nicht mit einem Worte Dick dem unglücklichen Mädchen zu nahen?"
„Ich haßte sie — weil ich von ihr verschmäht war. Es war mir eine Genugthuung, daß das Geschick sie als Bettlerin vor unsere Thür geführt hatte. Sie hatte ja gesagt, daß sie lieber eine Bettlerin als mein Weib werden wolle!"
Der Waldbauer schwieg. Er begriff, wie verschmähte Liebe sich in ein Gefühl des Hasses umgestalten kann, aber er vermochte nicht zu fassen, wie diefer so hartnäckig anhalten kann, wenn er monatelang täglich mit einem Mädchen wie Margarethe zusammen ist. Er begriff nicht, wie ein Herz so sehr jedes Mitleid von sich ausschließen kann, daß nicht einmal die schwersten Leiden es z» versöhnen vermögen. Er wußte nicht, daß nur ein innerer Trotz diesen Haß in Conrads Brust aufrecht erhalten hatte, während er in Wirklichkeit nie aufgebört hatte, Margarethe zu lieben.
„Und was soll nun werden?" fragte er endlich.
„Ich habe keinen Groll mehr gegen sie," ecwiederte Conrad.
„Wenn sie wieder genesen ist — und vergessen kann, was ich
Ein Pochen an der Thür unterbrach ihn. Die Bäurin klopfte und rief, daß Margarethe so eben erwacht und zum vollen Bewußtsein zurückgekehrt fei. Der Arzt halte dieß als den ersten großen Schritt der Genesung bezeichnet.
Eine freudige Rötbe schoß über Conrads Wangen.
„Nun komm," sprach der Waldbauer, indem er zur Thür schritt und dieselbe öffnete.
Conrad folgte mit unruhig pochendem Herzen.
Als sie in da8 Zimmer traten, in welchem Margarethe lag, saß diese aufrecht in ihrem Bette. Die Bäurin unterstützte sie. Ihre großen dunkeln Augen hielt sie lächelnd auf die Etntreten- den gerichtet.
Der Waldbauer schritt hastig, aufgeregt auf sie zu und erfaßte ihre Hand.
„Du armes Kind," sprach er und vermochte seine Bewegung nicht zurückzuhalten.
„Es ist ja Alles wieder guterwiederte Margarethe mit schwacher Stimme, aber ihre Augen blickten zufrieden lächelnd.
Conrad stand zur Seite und wagte nicht näher zu treten. Mit fast fieberhafter Aufregung hielt er den Blick auf Margarethe geheftet — er wußte, daß diese Minute die Entscheidung über das Glück seines Lebens bringen mußte.
„Komm," sprach sein Vater und trat zur Seite, um ihm Platz zu machen.
Er trat ans Bett und erfaßte die Hand der Kranken. Die Stimme versagte ihm und er vermochte kein Wort hervorzubringen. Ein leiser Druck von des Mädchens Hand brach seine innere Beklemmung.
„Margarethe!" rief er. Leidenschaftlich stürzte er an ihrem Bette nieder und barg sein schluchzendes Gesicht auf ihrer Hand. Sie ließ sie ihm und lächelte ruhig.
„Was ist ihm nur?" fragte die Bäurin, die dieß Alles noch nicht recht begriff.
„Laß ihn — laß ihn!" erwiederte ihr Mann. „Er hat v,e — viel wieder gut zu machen!"
(Fortsetzung folgt.)
Ncdigirr, g edruckl und verlegt von A. Gelschtäge