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„Sie dürfen es als eine Gewißheit ansehen, daß Oesterreich nun und nimmermehr sich auf dens Verkauf seiner Mitbesitzrechte in den Herzogtümern einlassen werde. Ich glaube sehr gut unterrichtet zu sein, wenn ich dem binzufüge, daß bereits an gewisse auswärtige Höfe die bündigsten Erklärungen in vertraulicher Weise hierüber abgegeben wurden, und daß die Politik des Grafen Bismarck, welche Sprünge sie auch immer machen sollte, es nicht dahin bringen wird, das Wiener Kabinet diesem einmal gefaßten Beschlüsse abwendig zu machen. Es ist freilich zur Zeit noch kein Anzeichen vorhanden, daß diese Sinnesart der diesseitigen Regierung von ernsthaften Folgen für das Verhältniß der beiden deutschen Großmächte sein möchte, aber man darf annehmen, daß man hier selbst vor der Eventualität eines Bruches nicht zurückschrecken würde, für den Fall, daß sich kein anderer Modus ausfindig machen ließe, die Stellung des Mitbesitzers auszunützen.
— Wien, 11. Nov. Die trostlosen Zustände einer Reihe von Kronländern lassen sich kaum drastischer illustriren als durch die zeitweisen executiven Feilbietungen größerer Liegenschaften zur Hereinbringung von Forderungen vom winzigsten Belang, So sollte, um nur die allerschreiendsten Fälle hervorzuheben, eine Realität von 6200 fl. wegen einer Schuld von 58 fl., und ein Grundeigenthum im Schätzwerth von 4400 fl. wegen einer Schuld von 5, sage 5 fl., versteigert werden. Und es war schon die dritte Tagsatzung angesetzl, weil bei der ersten und zweiten Feilbietung keine Käufer erschienen. (Schw. M.)
Oesterreich klopfte in seiner Geldnoth an alle Thüren Eu-
„Daß er ihr durchaus nicht zuwider sei."
Temarris' Gesicht wurde dunkelroth und verzerrte sich zu einem Lachen, während seine Lippen zitterten „O warum nicht?" rief er, „es ist wohl möglich, obgleich ich selbst dieß nicht bemerkte.
„Vielleicht täusche ich mich auch, und di« schöne Beatrice dachte an einen ganz Anderen, während sie es duldete daß Napoleon sie zu seiner Beute machte und nicht von ihrer Seite wich", sagte Pozzo di Borgo mit grausamem Spott.
„Das läßt sich hören", fiel der Lieutenant vergnügt ein.
„Es geschieht gar nicht selten. daß. in solcher Manier ein Eifersüchtiger bestraft und geneckt werden soll."
„Ei ja, das ist ein Gedanke, Herr Pozzo di Borgo. Sie haben Recht. Beatrice ist übermüthig, aber ich, was mich betrisst — O! ich würde niemals eifersüchtig sein, wenigste ns nicht, was Bonaparte anbelangt."
„Nun, Herr Demarris, man kann doch nicht wissen", fiel der Advokat warnend und bedenklich ein.
„Nein, hören Sie!" rief Demarris, „ich achte und liebe Napoleon wie meinen besten Freund und habe vor seinen Kenntnissen allen Respekt, aber was jungen Damen zu gefallen anbelangt, dergleichen Eigenschafckn besitzt mein armer Bonaparte blutwenig."
„Ich meine, wenn er will, kann er doch auch sehr liebenswürdig sein", sagte Carlo Audrea.
„Nun, er kann doch kein Anderer werden, als er ist", lachte Demarris. „Ich habe Manche schon über ihn spotten und witzeln hören, uijd nicht allein über seine kleine Gestalt, seine sckie-
ropas und fand alle verschlossen, alle Taschen zugeknöpft. Roth- sen Schultern und sein scharfes Gesicht, noch mehr über seine Ma- schild in Paris verlangte für seine Betheiligung an einem Anle- nieren, sein Benehmen und sein abstoßendes Wesen. Nein, nein, hen eine Prämie, welche an das Geschäft seines Urahnen Jakob Herr Pozzo di Borgo, ich glaube nicht, daß der arme Bonaparte mit seinem Bruder Esau erinnert. Oesterreich konnte nicht an- Etwas zu hoffen hat." — Pozzo di Borgo spielte mit dem Lieu- nehmen. Endlich sollen Frankfurter und Pariser Bankiers gemein- tenant wie die Katze mit der Maus. Er bestärkte zunächst dessen schatl ich 80 Millionen Gulden leihen wollen, — ein Tropfen Eitelkeit durch schmeichelndeWinke, die ihm außerordentlich gefie- aus einen heißen Stein. len, als er ihn aber ganz getröstet sah und Demarris wohlgefäl-
— In der Nähe eines Fischerdorfes bei Gothen bürg verirrte lig seine angenehme Gestalt im Spiegel bewunderte, streckte er
sich ein Wallfisch und kam auf Grund. Nach unsäglichen An- plötzlich wieder die Krallen heraus.
strengungen gelang es, das Thier, das 54 Fuß Länge mißt, zin „Seien Sie dock nicht allzu sicher, mein lieber Herr", fing erlegen. er an, „denn ich weiß zwar nicht, wie die Neigungen des schö-
— In Königs wart in Böhmen sind 7t Häuser abgebrannt; nen Fräulein von Colombier beschaffen sind, allem vergessen darf
das Feuer war angelegt. > man niemals, daß die Liebe der Weiber die seltsamste Laune un-
Jtalien. Den 13. November beginnen die französischen ter allen ihren Launen ist. Sie verschmähen zuweilen Männer Truppen mit der Räumung von Frofinone und Velletrie, wo sie mit den prächtigsten Gestalten und schlankesten Körpern und be- von römischen Truppen abgelöst werden. — Ja Florenz sind^ten dafür einen häßlichen, kleinen, widerwärtigen Gesellen an. die Preise der Wohnungen seit Uebersiedlung der italienischen Re-! Es begreift es Niemand, doch kommt es alle Tage vor und ist gierung auf unerhörte Weise gestiegen. Ein Kaufmann mußte! von den ältesten Zeiten an so gewesen Wenn also Fräulein von ausziehen, weil man seinen Miethzins ums Dreißigfache erhöhen! Colombier die Laune hat, Napoleon zu lieben —" wollte. Er hatte nämlich bis dahin 484 Franken bezahlt und „Aber sie hat diese Laune nicht!" schrie Demarris. man wollte nun 14,000 Franken haben. ! „Ich weiß es freilich nicht, doch um so besser, wenn Sie
Frankreich. Paris, 13. Nov. Die Abendblätter versichern^ überzeugt sind. Mir ist es fast vorgekommen, als bemerkte ich in daß ein heute vom Kaiser Unterzeichnete? Dekret eine umfassende j.ihren Augen zuweilen —"
Armeereduktion anordne. 7 Gardebataillone, 2 Karabiniersregi-. „Was in ihren Augen?"
menter, 40 Batterien gehen ein. 100 Jnfanterieregimenter ver- ! «Sehr zärtliche Blicke."
lieren je 3 Compagnieen, 50 Kavalerieregimenter je 1 Eskadron. Demarris sprang aus und ging hastig an's Fenster.
Gesammtverminderung: 1800 Offiziere und 42,000 Soldaten.^ „Wenn dieß wirklich so wäre", sagte Pozzo di Borgo hinter
Die Ersparniß eines Jahres wird auf 50 Millionen berechnet. — ^ ihm, „ja dann, mein bester Herr Demarris, würde Bonaparte Der Kaiser hat 90 Galeerensträflinge von Toulon wegen ihrer! die schiefe S^ulter, und was ihm sonst zum Adonis fehlt, durchwährend der Cholerazeit bewiesenen Hingebung mit Strasum- aus nicht schaden. Fräulein von Colombier würde darauf schwö-
wandlung begnadigt. ren, daß er der schönste Mann in Valence, wo nicht gar in de.
- -^ ganzen Welt sei." __ (Forts, folgt ^
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Scheidewege.
(Fortscxun!,.)
Wir versäumen nicht, auf die nachtheiligen Folgen der Vernachlässigung des Hustens aufmerksam zu machen; man Carlo Andrea zuckte lächelnd die Achseln. Er gab keine di- vergesse nie, daß jeder Catarrh eine Krankheit ist und gar leicht rekte Antwort darauf, sondern sprach wie ein kluger Advokat.sin Lungenentzündung over Lungensucht und Auszehrung überge- „Jch glaube wohl", sagte er, daß eine solche Verbindung wün- hen kann. Es ist erwiesen, daß die größere Hälfte aller Krank- schenswerthe Aussichten bietet, und warum sollte ein junger! heiten dadurch entsteht, daß man ein catarrhajisches Nebel vernach-
Mann nicht danach streben? In Wahrheit, Herr Demarris, ich habe gestern dieselbe Bemerkung gemacht wie Sie. Ich fand, daß Napaleon dem schönen Fräulein auffällig ren Hof machte, und glaubte auch zu sehen —"
„WaS glaubte n Sie zu sehen?'
»inv oertegkjvon ADkrlschlZgcr.
lässigt! Bei allen Leiden der Athmungs Organe, Husten. Heiserkeit, Verschleimung, Keuchhusten, ja selbst bei Asthma und beginnender Lungenschwindsucht leisten vor allen ähnlichen bekannten Mitteln die Stollwerck'schen Brust-Bonbons so außerordentliche Dien^^daH wn nicht unterlasseu wollen, darauf hinzuweisen.
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