Tagesneuigkeiten.

Tein ach, 3. Nov. Heute beehrte uns Se. Maj. der Kö­nig mit einem Besuche. Se. Maj. besichtigte mit großem Inte­resse und augenscheinlicher Befriedigung alle Theile und Einrich­tungen des Bades. Leider war die Witterung nicht günstig ge­nug, um auch unser herrliches Thal Sr. Maj. in voller Schön­heit zu zeigen. (Schw. M.) (Dem Vernehmen nach haben Se. Maj- für später einen längeren Besuch in Teinach in Aussicht gestellt.)

Stuttgart, 5. Nov. Der Eingabe an den ständischen Ausschuß vom 28. v. M. in Betreff der Drohnvten der deutschen Großmächte haben sich weiter angeschlossen die Abgeordneten Schwaderer von Marback, Goppelt von der Stadt Heilbronn. Frueth von Oberndorf, Schall von der Stadt Ulm, Amos vom Amt Reutlingen, Mack von Riedlingen. Wolbach vom Amt Ulm, Cavallo von Neuenbürg (Wildbad), Landenberg er von Balingen, Dinkelacker von Tuttlingen, Breuning vom Amt Stuttgart, Kör­ne: von der Stadt Ludwigsburg, Egelhaaf von Gerabronn, Nä­gele von Backnang, Müllerschön von Urach.

Wundarzt E. in Berg (bei Stuttgart) entleibte sich am

Samstag Abend auf entsetzliche Weise. Er stemmte seinen Hirsch­fänger gegen die Wand und stürzte sich in denselben. Der Tod folgte dieser verzweifelten Thal auf dem Fuße. Am 5. Nov. erschoß sich in Berg, jedoch aus Cannstatter Markung, ein Un­bekannter, dem Aeußern nach ein Engländer, und am gleichen Tag machte eine Stuttgarter, den höheren Ständen angehörende Dame dreimal den Versuch, sich im Neckar zn ertränken. Drei­mal wurde sie von dem Wasferwächter an der Ausführung ihres Vorhabens verhindert und dann von ihm zur Droschkenstalion ge­leitet. Auf dem Wege dahin entsprang sie nochmals und stürzte sich wieder in den Mühlkanal. Aber auch dieses Mal entriß man die Verzweifelte den Wellen und brachte sie endlich unter gutem Geleite nach Hause. (Schw. V.-Z)

Tübingen. Die Wahl eines Abgeordneten für Amt Tü­bingen (an Stelle des abgetretenen Abg. Prof. Schäffle) ist auf den 4. und 5. Dez. anberaumt.

Der aus dem Reutti nger Oberamtsgerichtsgesängniß entwichene, aber, wie mitgetheilt, bereits wieder eingefangene, Rettenmaier wurde nicht durch einen Dritten auS seiner Zelle be­freit, sondern schlüpfte mit Anstrengung durch die kleine Oeffnung, durch welche eben der Nachtstuhl gezogen worden war, und hielt sich erst in dem Gange, später im Holzstall verborgen, bis Alles zur Ruhe war, woraus er in den Wohn- und Kanzleizimmern seine Besuche mackie, daselbst eine gerichtlich deponirte goldene Uhr nebst Kette und 3 fl. Geld sich aneignete und aus dem Koffer eines Gefangenen sich vollständig umkleidete. In sein Bett hatte er zur Täuschung einen Strohmann mit über den Kopf gezoge­ner Schlafmütze gelegt.

Frankfurt, 4. Nov. In der heutigen Bundestagssitzung wurde von Baiern, Sachsen und Großherzogthum Hessen der angekündigte Antrag in der schleswig-holsteinischen Angelegenheit eingebracht. Oesterreich und Preußen verlangen, auf Grund des § 24 d»r Geschäftsordnung, die Verhandlung heute auszusetzen, welcher Antrag hinreichend unterstützt wurde, und die Bundes­versammlung beschließt hierauf, über die im Anträge vorgeschla­gene geschäftliche Behandlung in 14 Tagen abzustimmen. Der Antrag lautet:Hohe Bundesversammlung wolle beschließen: an die höchsten Regierungen von Oesterreich und Preußen das Er­suchen zu richten: 1) daß sie baldigst eine aus freien Wahlen hervorgehende allgemeine Vertretung des Herzogthums Holstein berufen, um zur definitiven Lösung der bezüglich der ElbHerzog- thümer noch schwebenden Fragen mitzuwirken; 2) daß sie auf die Aufnahme deS Herzogtums Schleswig in den Deutschen Bund hinwirken. Zugleich beantragen die genannten Regierungen, daß über diesen ihren Antrag in einer der nächsten Sitzungen der ho­hen Bundesversammlung abgestimmt werde. Indem die genann­ten Regierungen solchemnach ihren unterm 27. Juli d. I. einge- brachten Antrag, soviel die Punkte 1 und 2 desselben betrifft, hiermit zurückziehen, haben sie dagegen über Punkt 3 des letz,ge­dachten Antrags der Vortragserstattunq des Ausschusses entgegen­

zusehen/ (Bezeichnet» Punkt 3. beantragt die Ueberttahme der Kriegskosten durch den Bund.)

Frankfurt a. M . 6. Nov. In Bundestagskreis n Rech­net man mit aller Sicherheit darauf, daß der mittelstaatliche An­trag die Mehrheit nicht erhalten werde; Oesterreich, Preußen, Hannover, Württemberg (?), Kurhesscn, die Niederlande, Meck­lenburg, die 15. Kurie (Oldenburg rc.) und die 17. Kurie (Han­sestädte) würden gegen Len Antrag stimmen. Dabei ist noch un­gewiß gelassen, wie eie 16. Kurie stimmen wird.

Leipzig, 5. Nov. Als des Raubmordes an dem Kaufmann Markert verdächtig ist ein Schneidergeselle verhaftet an das Be­zirksgericht abgeführt worden, der früher Markthelfer bei Mar­tert war.

München, 4. Nov. Heute Vormittag starb der Nestorder

Kammer der Reichsräthe, Graf Heinrich von Reigersberg, im Alter von 96 Jahren. Derselbe war bis zum Jahr 1824 bai­rischer Minister und hat an den Berathungen über die Verfassung im Jahr 1818 thätigen Antheil genommen. Noch unter König Max l. von seinem Amte abgetreten, soll er seit 40 Jahren an Pension über eine halbe Million bezogen haben. Bezeichnend für die Rechtssicherheit in Oberbaiern ist die Thatsache, daß die vierte, außerordentliche Schwurgerichts-Sitzung noch nicht geschlos­sen ist und schon eine neue Session anberaumt werden mußte. Im letzten Monat entsprang aus dem sehr strenge bewachten Zuchthause in der Au der Räuber Pascolini, welcher schon vier­mal zuvor aus den verschiedensten Haftlokalen entkommen und im Ganzen zu 36 Jahren Zuchthaus verurtheilt war. Alle Nachforschungen blieben vergebens; der gefährliche Flüchtling war spurlos verschwunden. Da erschien er plötzlich letzten Mittwoch, am Ällerheiligenfeü, während des vormittägigen Gottesdienstes mit zwei Spießgesellen in einem einsam gelegenen Bauernhause bei Dachau, knebelte die allein im Hause anwesende Magd, warf sie in den Keller und bewachte sie mit vorgehaltener Pistole, wäh­rend seine Genossen eine sehr beträchtliche Geldsumme, dem Ver­nehmen nach 1500 st., raubten. (Schw. M).

Pesth, 3. Nov. Heute wurde hier ein Komite ernannt, um die Festlichkeiten zürn Empfange des Kaisers vorzubereiten. In der ersten Sitzung wurde die Dekorirung der Straßen, Errich­tung eines Triumphbogens und eine allgemeine Illumination be­schlossen. Der Aufenthalt Sr. Majestät hier soll auf drei Mo­nate bemessen sein.

Privatnachrichten aus Triest entnehmen wir, daß die Cho­lera unter dem dortigen österreichischen Militär in schreckenerre­gender Weise haust. Vom 2631. v. M. sind in einem >egi- mente 800 Mann erkrankt; wie viele davon gestorben sind, wird geheim gehalten, um die Furcht nicht noch zu vergrößern. Bei einer Compagnie fielen aus einem mit nur 20 Mann belegten Zimmer 12 Opfer. Die Mannschaft, in der Meinung, die Ka­serne sei verpestet, wollte aus dem Zimmer hinaus und im Hofe schlafen, was natürlich weit gefährlicher gewesen wäre; die Au­torität der Offiziere war dahin, endlich mußte das aufgegebene alte Lazareth und die Gaspari-Kaserne wieder eingerichtet wer­den. Zwei neue Spitäler wurden errichtet und sind nahezu überfüllt. Alle Exercitien wurden eingestellt, zwei Mal im Tag wird die Mannschaft spazieren geführt, welche überdieß zum Früh­stück eine Suppe und zum Mittagessen ein Seidel Wein extra erhält.

Flensburg, 4. Nov. Von dem deutschen Verein zur Ret­tung Schiffsdrüchiger ist auf Amrum eine Rettungsstation errich­tet worden. Silt ist mit einem Mörserraketenapparat versehen und wird in nächster Zeit einen zweiten bekommen. Im näch­sten Jahre wird Föhr telegraphisch mit dem Festlande verbunden.

Bremen. Nach Berichten aus New York vom 21. Okt. bestätigt sich, daß Capt. Cavendy den amerikanischen Dampfer Circasstan", welcher auf der Reise von Bremen nach Newyork während heftiger Stürme leck gesprungen war, an einer der Brandung nicht ausgesetzten, sandigen Stelle auf der Insel Breton auf Strand gesetzt hatte. Säm.mliche Passagiere (619) wur­den gerettet, und erwartete man dieselben schon in wenigen Ta­gen in Newyork, da bereits von Halifax Dampfer zur Assistenz nach dem Orte der Strandung expedirt waren Ebenso unter­liegt es keinem Zweifel, daß die Güterladung und die Effecten der