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Lotse, welcher sich auf dem „Eagle Speed" befand, ließ eines der Boote herab und fahr mit einigen Matrosen ab, der zweite Offizier und andere der Mannschaft retteten sich auf einem zweiten Boote. Die Kulis wurden ihrem Schicksale überlaffen. Nach langem Zögern und Weigern konnten einige Matrosen dazu gebracht werden, von dem Schleppdampfer in einem Boote an den „Eagle Speed" anzufahren; von der Küste kam spät erst Hilfe. Mehrere Kulis suchten sich schwimmend auf eine der kleinen Inseln zu retten; diejenigen, welchen es gelang, fielen einem schrecklicheren Feinde, den Tigern, zur Beute. 265 Kulis, mehr als die Hälfte der ursprünglichen Zahl, kamen um. Eine gerichtliche Untersuchung ist eingeleiret worden; die Stimmung des Publikums gegen den Lotsen und die Matrosen ist eine sehr erregte.
Frankreich. Paris, t6. Olt. (Tel d.„Hamb.Nachr.") Der „Abendmoniteur" Lementirt das Gerücht, die Vereinigten Staaten hätten gegen weitere,Truppensendungen nach Mexiko bei der französischen Regierung Protest erhoben. (S. Amerika.) — Oesterreich hat dem französischen! Vorschläge, eine internationale Commission finit der Resormirung des Sanitätswesens im Orient zu beauftragen, zugestim nt. — Die Beziehungen zu Preußen sind vortrefflich. — Die Vorbereitungen für die Weltausstellung für 1867 dauern Seitens der kaiserlichen Kommission fort, allein, wie es scheint, findet sie doch nicht so vielen Anklang als man erwartet hatte. Die Fabrikanten zeigen sich sehr lau, obgleich die Kommission nichts unversucht läßt, um ihren Eifer und ihren Patriotismus zu stacheln. — Es heißt» Marschall Mac-Mahon werde in Kurzem in Paris eintreffen; die Zustände in Algerien sollen sehr bedenklich sein und dieß die Reise des Generalgouverneurs veranlassen. — Die französische Regierung, liest man im Mömor. diplom., hat in Rom erklären lassen, daß sie den Truppenanwer- bungrn für die päpstliche Armee in Frankreich alle gewünschten Erleichterungen zugestehen werde. In den westlichen Departements (Poitu, Vendöe, Bretagne) soll die Zahl der angeworbenen Freiwilligen schon ziemlich beträchtlich sein.
Amerika. NewYork, 4. Okt. Am 30. Sepie "der betrug die öffentliche Schuld 2745 Millionen Dollars. — Der Gouverneur von Mississippi hat verordnet, daß Klagsachen der befreiten Neger von den Civilgerichten entschieden werden sollen. — In, Connecticut wurde das Amendement auf Befreiung der Neger! abgelehnt. — Die amtliche Korrespondenz zwischen den Herren! Seward und Dayton ist veröffentlicht Herr Seward schrieb im! Februar 1864, daß die Vereinigten Staaten den Erzherzog Maximilian nicht als Kaiser von Mexiko anerkennen würden. — Es. geht das Gerücht, die Regierung von Washington habe aus die. Nachricht, daß der Kaiser Napoleon für Mexiko ein aus egypti- ^ scheu Truppen bestehendes Expeditionscorps vrganisire, in einer nach Paris abgegangenen Depesche erklärt, die Vereinigten Staa-^ ten würden Frankreich die Absendung weiterer Truppen nach Mexiko nicht gestatten; es würden daraus ernstliche Zerwürfnisse, zwischen beiden Regierungen entspringen. Romero erklärt, daß! er keine Befugnisse habe, Offiziere und Soldaten für Mexiko in! Dienst zu nehmen. Die Imperialisten haben den General Monde; bei Tampico vollständig geschlagen.
A m S ch e i s e w e g c.
Th. MüM.) lFonser-mi.j.)
Bei seinem letzten Worte erhob sich das Gelächter so laut- daß Demarris verwirrt umhersah und alsbald auch die Ursache entdeckte. Denn an der Gartenhecke erschien soeben der Lieutenant, Bonaparte Arm in Arm mit dem gefährlichen Freunde und so fröhlichen Gesichts, daß ihm gewiß kein Leid widerfahren sein konnte. Einige Minuten darauf standen die beiden jungen Man-! ner an den Stufen zur Halle, und die Munterkeit der Gesell-^ schaft wurde nicht dadurch vermindert, daß Bonaparte befremdet der. Kopf aufwarf und fragend von Einem zum Andern blickte, weine reizbare Gemüthsart regte sich bei diesem sonderbaren Em-, vfang und sein Mund zog sich spöttisch zusammen, während seine i Augen blitzend umherfloqen, bis sie auf Fräulein Beatrice haften
blieben, die aufgestanden war und sich ihm näherte. Er machte ihr eine rasche, kurze Verbeugung. „Ich bin entzückt über einen so freudigen Empfang, Fräulein von Colombier!" sagte er dabei, aber er sah durchaus nicht entzückt aus.
„Wir freuen uns, daß Sie noch leben, Herr Bonaparte", antwortete die junge Dame mit einem lieblichen Lächeln.
„Daß ich noch lebe? ich kann versichern, Laß ich durchaus keine Lust zum Sterben habe!" antwortete er milder gestimmt.
„Eine schöne Beruhigung", fuhr Beatrice fort, „nachdem wir fürchten mußten, Sie kaum jemals wieder zu sehen?"
„Nicht wieder zu sehen!" rief Napoleon, indem seine Augen feurig glänzten. „Dann müßte ich wirklich nicht mehr leben. Aber was soll das bedeuten?"
„Dem Himmel sei Dank" , lachte das Fräulein, „daß alle Gefahr vorüber ist und Sie bei uns sind. Herr Demarris "
„Ich bin schon da", fiel Demarris ein. „Ich erzählte den Damen, daß Herr Pozzo di Borgo ein Corse sei und, wenn zwei Corsen zusammen kämen, Niemand wissen könne, wie sie sichtrennen würden, also —"
Die Fröhlichkeit begann von Neuem, aber aus den Lieutenant Bonaparte schienen diese Worte einen überraschenden Eindruck zu machen. Statt zu lachen wie alle Anderen, preßte er seine schmalen Lippen dicht zusammen und sein Gesicht verfinsterte sich. Dieß dauerte jedoch nur eine Sekunde, denn in der nächsten wandte er sich zu Frau von Colombier, die er vor sich erblickte.
„Verzeihung, Madame, daß ich mich aufhalten ließ, Ihne» meinen Freund, den Herrn Pozzo di Borgo vorzustellen", sagte er artig lächelnd „Wir sind Jugenbkameraden und Nichts konnte mir heute größere Freude bereiten, als ihn unerwartet wiederzusehen."
Frau von Colombier empfieng den jungen Rechtsgelehrten auf's Gütigste, führte ihn zu einem Platze neben dem ihrigen, und nach dem üblichen Ceremoniell der Einführung in die Gesellschaft, war er bald in der Lage, nach allen Seiten hin Fragen zu beantworten und zu beweisen, weß Geistes Kind er sei. Demarris' Scherze hatten ungünstige Vorstellungen über ihn angeregt , allein er widerlegte diese in sehr kurzer Zeit, denn seine Erscheinung und sein Benehmen machten einen ganz entgegengesetzten, vortheilhaften Eindruck Die einnehmenden Züge seines Gesichts wurden durch deren männlichen und ruhigen Ausdruck bedeutsam unterstützt, weine Bewegungen waren voll Anstand und seine Höflichkeit mit so viel Selbstbewußtsein verbunden, daß sie nicht demüthig erschien. Alles, was er sagte, bewies Verstand und Urtheil, und manche seiner Bemerkungen waren so fein und scharf, und mit dem glänzenden Schimmer versehen, den die Franzosen besonders lieben, daß der Beifall nicht ausbleiben konnte.
Der junge Carlo Andrea bewies aber auch, daß er die Kunst verstand, Jedem in seiner Weise zu gefallen und schnell dahinter zu kommen, wie dieß am besten geschehen konnte. Er sagte Frau von Colombier die schönsten Artigkeiten über Alles, was sie betraf und pries seinen Freund Napoleon glücklich, oft in ihrer Nähe verweilen zu dürfen. Die alte Vicomtcsse versöhnteer mit der Nachricht, daß die Familie Pozzo di Borgo zu den ältesten Adelsgeschlechtern Corsika's gehöre, worüber Urkunden aus dem zwölften Jahrhundert vorhanden seien und er befestigte ihr Vertrauen durch seine Mittheilung über einen Auslauf, welcher am Tage vorher in Grenoble stattgefunden, als er durch diese Stadt reiste, wo, wie er äußerte, die Obrigkeit ihr Ansehen besser hätte behaupten sollen, um das übermüthige Gesindel mit Strenge im Zaum zu halten. Den Baron endlich erfreute er mit einigen verbindlich beistimmenden Worten, daß der Glanz des alten ritterlichen Frankreichs verloren gegangen sei in diesen Zeiten des rechnungssüchtigen Krämergeistes, und als er endlich mit einer untadelhaften Verbeugung aufstand, um sich zu dem jüngeren Theile der Gesellschaft zu begeben, welcher übereingekommen war, ein Spiel im Garten zu beginnen, ließ er in jenen angesehenen Personen wohlgeneigte Vorurtheile zurück.
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