— Leipzig Der erste deutsche Frauentag findet am nächsten Sonntag in Leipzig statt. Bereits sind 200 Lheilnehmerin- nen angemeldct. ES soll ein deutscher Frauenverein gegründet werden, zu dem bereits zahlreiche Anmeldungen eingehen. Was sie sonst wollen, wissen wir nicht. Jedenfalls wird der Präsident einen harten Stand haben
— Leipzig, 10. Olt. Heute Lebend wurde die erste deutsche Frauenkonserenz im Saale der Buchhändlerbörse hierdurch die Vorsitzende des hiesigen Frauenbildungsvereins, Frau Louise Otto Peters eröffnet. Es waren etwa 150 hiesige und fremde Frauen und Mädchen, sowie eine Anzahl Männer versammelt. Der Redakteur der Frauenzeitung, Honvedhauplmann a. D. Korn, führte die Sänger des Arbeiterbilvuugsvereins der Versammlung als von dem Wunsche geleitet, die deutschen Frauen durch einen Gesang zu begrüßen, vor. Dem hierauf ausgeführtcn Gesänge folgten die Begrüßungsworte der Vorsitzenden und ein ausgezeichneter von einem herrlichen Organ unterstützter, fast dreiviertelstün- tiger Vortrag eines Fräulein Auguste Schmidt von hier über die Stellung und den Beruf der Frauen in der Gegenwart und Zukunft. Hauptmann Korn hielt eine ziemlich konfuse Rede über Zweck und Ziel der Frauenkonserenz, die er den glücklichen Gedanken gehabt habe einzuberufen.
— Dresden, im Okt. Wie schon öfter, so entfaltet auch neuerdings wieder die nichtswürdigste aller Spekulationen, diejenige, die es nickt verschmäht, deutsche Arbeiter zur U-berfiedelung nach fernen Ländern zu verlocken, um sie daselbst ausnutzcn und dann dem Elend und Untergang preisgeben zu lassen, eine große Thä- tigkeit. Nicht nur tu der Tagespresse, sondern auch in eigens dazu verfaßten Broschüren wird zur Auswanderung nach den verschiedensten Theilen unseres Erdballs ausgefortert und den Auswanderungslustigen eine sorgenlose Zukunft vorgespiegelt. Diesen Bestrebungen gegenüber häll sich nun die Abtheilung für Auswanderungs-Angelegenheiten im Vereine für Erdkunde zu Dresden, gestützt aus die Erfahrung vieler ihrer Mitglieder, für verpflichtet, ernstlich davor zu warnen, den in den oben angegebenen Preßer- zeugnissen gemachten Angaben ohne Weiteres Glauben zu schenken. Auf's Entschiedenste aber muß von der Eingehung von solchen Kontrakten mit Privatpersonen oder Privatgesellschaften ab- gerathen werden, welche die Abverdienung der Kosten der Reise u. s. w. am Reiseziele bedingen; die Uebernahme dieser Verbindlich^ it liefert den Auswanderer unwiderruflich in die Hände des Spekulanten. der nicht unterlassen wird, sein Opfer auf das Aeußerste auszubeutcn und dasselbe seinem Untergange mit schnellen Schritten zuzuführen.
— Die Zeitungen, scheint es, stellen sich den König von Preußen vor mit einer Waage in der.Hand; in der einen Schale sitzt General v. Manteuffel, in der andern Graf von Bismarck. Sie m öchten nun wissen, welche Schale sinkt und welche steigt. Beide Herren sind dem König lieb und Werth, Manteuffel seit langer Zeit, Bismarck von kürzerer Hand her; die beiden Herren haben bis jetzt einander in die Hand gearbeitet, jetzt aber sind sie in einer wichtigen Sache Gegner. Der General hat als Gouverneur von Schleswig gleichsam vor der gnnzen Welt erklärt, er werde keine 7 Fuß von Schleswig an Dänemark abtreten lassen. Bismarck dagegen ist der Meinung, daß ein Stück Nordschleswig an Dänemark zurückgegeben das billigste Mittel sei, um sich mit Frankreich über die Einverleibung Schleswig-Holsteins abzufinden. Der General, auf seinen Einfluß bei dem König vertrauend, glaubte mit jener öffentlichen Erklärung dem Gedanken der Abtretung einen Riegel vorzuschieben; seine Erklärung ist aber vielleicht der Stein, über den er fallen wird, denn Bismarck ist die Soune, vor welcher die andern Sterne erbleichen.
— Für die armen deutschen Protestanten, die in Paris und Lyon leben, ist in der evangelischen Landeskirche in Preußen eine Kirchencollecte veranstaltet worden, welche über 38,000 Thlr. eingetragen hat. Auch von dem Gustav-Adolf-Verein geschieht viel, um die Lage dieser armen Leute zu verbessern.
Ein Leierkasten Spieler in Berlin war bestohlen worden und zeigte die Sache beim Gerichte an. Dabei kam zur Sprache, daß dieser Cpielmann an einem Tage (3i. August) eine Einnahme von 40 Thalern 11 Sgr. gehabt hatte.
Berlin, l6. Okt. Ein hiesiges Bankhaus hat ein Wiener Telegramm erhalten, wonach die neue Staatsanleihe abgeschlossen ist. Rothschild und Baring Brothers haben dieselbe zum Cours von 92 übernommen, dieselbe ist fünfprozentig in Silber einzuzahlen, ijt steuerfrei und binnen 15 Jahren rückzahlbar. Die erste Emission von 60, Millionen ist von den Contrahenten definitiv übernommen und bleibt die weitere gleichlautende Emission ihren Entschließungen Vorbehalten. (S. a. Wien.)
— Wien, 12. Okt. Sektionschef Becke kehrt schon im Lause der nächsten Tage wieder nach Wien zurück, und zwar unverrichteter Sache. Man darf darauf begierig sein, wie die Generalkorrespondenz das Scheitern dieser Mission melden wird, nachdem sie noch vor Kurzem die Zukunft so rosig zu malen wußte. In Finanzkreisen hält man es nicht für unwahrscheinlich, Laß die Regierung nunmehr es mit einer Zwangsanleihe versuchen wird.
— In Istrien kam es, wie die „Triester Zeitung" meldet, dieser Tage vor, daß ein ausgebrochenes Feuer mit Wein statt mit Wasser gelöscht worden ist; — ein Beweis von dem dort herrschenden Wassermangel.
— Agram, 12 Okt. Die Publicirung des Standrechts steht in den von Räubern bedrohten Gegenden Kroatiens und Slawoniens sehr nahe bevor. Die hierauf bezüglichen Verhandlungen sind bereits beendet.
— In Mecklenburg will bas Ministerium Modifikation in der Prügelstrafe beim Landtage beantragen.
— Altona, 17. Okt. Nach der „Schleswig-Holsteinischen Ztg." hat der Gouverneur Generallieutenant v. Manteuffel kürzlich in einer Tischrede geäußert, Preußen wolle die Annexion der Herzogtümer und fürchte dabei keinen Feind.
— Eine den „Hamburger Nachrichten" aus Kiel zugegangene anscheinend inspirirte Mittheilung dementirt die Nachricht, daß dem Herzoge von.seiner Umgebung der Rath ertheilt sei, die Bevölkerung ihres Eides z» entbinden.
— Kiel, 15 Okt. Wie die „Kiel. Ztg." meldet, betrat der Herzog Friedrich zum erstenmal seit seinem Exil den Boden von Schleswig. Derselbe wurde in Eckernförde, welches er auf der Durchreise nach Karlsburg zum Herzog Karl von Glücksburg gestern berührte, mit Flaggenschmuck und laut bejubelt empfangen; er reiste mit Postpferden nordwärts über Worbyc weiter.
— Auch in Nordbye wurde der Herzog von Augustenburg bei seiner Rückkehr von Schloß Karlsburg mit begeistertem Jubel und einer Illumination empfangen, obgleich das Polizeiamt letztere bei Geldstrafe verboten hatte.
Rußland. Nach neuesten Berichten handelte eS sich bei der kürzlich entdeckten Verschwörung in Sibirien um Befreiung der in Ostsibirien internirten polnischen Notabilitäten, die sich mit ihren reichlich bestochenen Aufstchtsbeamten nach Amerika flüchten sollten. Ein wohl noch reichlicher belohnter Denunziant brachte die Sache zur Kenntniß der russischen Behörden, und da überall die wohlhabenden Pole» zu dem Befreiungswerke beigesteuert hatten, so herrscht große Besorgniß wegen der Folgen. Bereits haben auch Verhaftungen stattgefunden. — In Rußland ist nun vorläufig die Censur auch aufgehoben, das neue Preßge- setz ist zwar sehr streng, aber es befreit die Presse wenigstens von der unmittelbaren Bevormundung und dem Rvthstifte des Ceusors.
England. Dublin, 13.Okt. Von dem Gerichtshöfe sind abermals sieben Fenier vor die Assijen verwiesen worden. Ein Zeuge hat ausgesagt, der Aufstand habe Ende September oder Anfangs Oktober ausbrechen sollen; von den Führern wären Maßnahmen getroffen gewesen, um die Bevölkerung zu zwingen, an der Bewegung Theil zu nehmen; alle Die, welche sich geweigert hätten, würden als Feinde betrachtet und massakrirt worden sein. — London, 15. Okt. Der „Ooserver" versichert bestimmt, daß die Regierungder BereinigtenStaaten von Nordamerika den Kaiser Maximilian nicht anerkennen wird, so lange französische Truppen und fremde Söldlinge Mexiko occupirt halten. — Unweit Calcutta ist am 2E August ein schreckliches Unglück zur See geschehen. Das Schiff „Eagle Speed", an dessen Bord sich 407 Kulis befanden, wurde von dem Dampfer „Lady Elgin" aus dem Hafen Canning in See gezogen, als das Schiff auf einer Sandbank ein Leck erhielt und bald zu sinken anfing Der