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Nachmittags 3 Wohn- und Oekonomiegebäude gänzlich abgebrannt. Nur einer der Besitzer war mit seinen Mobilien versichert, die übrigen erlitten ziemlichen Verlust. (Schw. M.)

Leonberg, 7. Okt. Seit einigen Tagen sind die Eisen­bahntechniker wieder in der Gegend, um Vermessungen vorzuueh- nren; leider soll der Bahnhof, so viel man hört, eine für Leon­berg sehr ungünstige Lage, gegen Ruthetzheim zu, erhalten, Hessen wir, baß sich vielleicht noch eine für uns bessere Aussicht gellend macht.

Stuttgart, 10 Okt. Ihre Majestäten der König und die Königin sind heute Vormittags 8 Uhr abgereist, um Sich nach Heidenheim und Ellwangen zu begeben. Sie werden aus dieser Reise Sich in Waiblingen, Schorndorf, Lorch, Gmünd und Aalen aufhalten, in Heidenheim übernachten und am folgenden Tag über König'tbronn Sich nach Ellwangen begeben, von wo HöchstSie Abends wieder hieher zucückkehren werden. S.A() ; DieSchw VZ." schreibt: Es geht etwas vor. Napoleon und Bismarck stecken in Biarritz zusammen und brüten sicherlich Unheil. Trotz einem Dementi in derA. A Ztg." aus Berlin, scheint die Abmachung, von der dieN. F. Z." sprach, doch zu bestehen. Wenn Bismarck in Deutschland Avancen macht, so sieht Napoleon nicht ruhig zu, wenn er uicht auch ein Stück be­kommt. Der Preis, den er bekommen soll, ist nach der einen Version der Rhein, nach der andern Belgien. Mit Oesterreich wird Bismarck bald fertig sein, England wird drohen, aber Nichts thun. Was wird aber, wenn diese Nachrichten, die als verläß­lich bezeichnet werken, sich bestätigen sollten, was wird bas deutsche Volk thunL Wird cs sich erheben oder wieder Alles hinnehmcn?

Horb, 9. Okt. Auf gestrigen Sonntag halte der Gastwirt!)

Franz Leonhardt zur Eisenbahnstation Ehach ein Preisschießen veranstaltet. Bald Anfangs tam der Wirth als Festgeber zum Schuß und traf den Zeiger welcher gerade vor die Scheibe kam, mitten durch die Brust, so daß er sogleich zu Boden sank und den Geist ausgab. Es ist dicß ein noch junger Familienvater von 4 Kindern. (Schw. M.)

Weinsberg, 8 . Okt. Ein Unfall hat ch neulich auf der Eisenbahn, bei der Station Willsbach, zugetrageu. Ein junger Bursche aus der Gegend. der vorher betrunken gesehen wurde legte sich, ob aus Betrunkenheit oder mit Absicht, bleibt dahin­gestellt, der Längs des Körpers nach auf die Schienen und wurdi- vou dem Zuge förmlich in zwei Theile zerlegt. Die Einwei­hung des nun fertigen und gelungenen Kerner Denkmals ist auf den 18 . Okt. festgesetzt, und es werden zu dieser Festlichkeit, zu welcher namentlich auch die Vertreter der schöngeistigen Welt er­wartet werden, nun die Vorbereitungen getroffen. (Schw. M.)

Aus Baden vom 8 . Okt. berichtet dieAllg. Ztg." : Zur Uebernabme des Ministeriums des Auswärtigen ist der seitherige badische Gesandte am Wiener Hof, Frhr. v. Ebelsheim, berufen. Die Unterhandlungen mit ihm sind bereits im Gang und ist an deren Erfolg nicht wohl zu zweifeln.

-- Die Gegend von Mosbach (in Baden) wird seit einiger Zeit durch einen Wolf unsicher gemacht. Derselbe hat schon eine Menge Schafe zerrissen.

Frankfurt, 9. Okt. TieN. Fr. Z." schreibt: 'Düstere politische Wolken scheinen sich über Deutschland zusammenzuziehen. Die unheimliche Haltung Napoleons; die erste Circularvepesche, abgefaßt in einem unter Staatsregierungen geradezu unerhörten Tone; die angebliche oder wirkliche Existenz einer z eilen, wie behauptet wird, sür Preußen höchst freundlich lautenden Note; die widerspruchsvollen Aeußerungen der notorisch unfreien fran­zösischen Tagespressc, mit Gegensätzen, welche an Schwankungen der Pariser Zeitungen vor dem Ausbruche des österreichisch- italienischen Krieges erinnern; endlich die kaum zu bezweifelnden Abweichungen in den Ansichten des Königs Wilhelm von Preu­ßen und seines mächtigen Ministers Bismarck, ob die Anbahnung eines Grvßpreußen durch" die Abtretung deutschen Gebietes an Frankreich erkauft werden dürfe, alles dieses sind Momente, welche die ernstesten Besorgnisse nur zu sehr ,rechtfertigen. Auch sind die Dinge bereits soweit gedeihen, daß sür das preußische Cabinet ein Zurücktreten kaum mehr möglich erscheint.

München, 8 Okt. Ein gestern ^hicr eingetroffenes Tele­

gramm meldet, daß ein Brand im Markt Waldthurn (Oherpsalz) f den ganzen Markt zerstört hat; 300 Hänser sind ein Raub der ! Flammen und 1000 Menschen obdachlos geworden.

> Bayreuth, 1 . Okt. lieber das Befinden vr. Carl Gutz- !kow's erfahren wir aus St. Gilgenberg in letzter Zeit nur Be­ruhigendes und Erfreuliches. Der leidende Dichter, von Woche ^ zu Woche sich kräftigend, unternimmt nunmehr mit großem Jnte- : reffe weitere Spaziergänge und Ausflüge in Begleitung seines -zum Besuche anwesenden Töchterchens und seiner Verwandten, na- i mentlich aber pflegt derselbe mit Vorliebe in den reizenden Anla­gen des herzoglichen Parkes zu Fantaisie sich zu ergehen. In ! neuester Zeit hat sich auch als bedeutungsvoller Wendepunkt in ! seinem Leiden die Freude an schriftstellerischer Thätigkeit wieder ! eingestellt und damit scheint wohl des Dichters Genius auf dem festen Wege wieder in geebnete Bahnen zurückzukehren. Die er­sten Arbeiten sind ein höchst gelungener Prolog zur Eröfsmmg derWinter-Saison" des St. Gilgenberger Haustheaters, welche kürzlich stattfand, und ein LustspielDie Ferienreise", dus gleich­falls taselbst zur ersten Aufführung gelangen soll.

Nach authentischer Miltheilung aus Altenburg ist da, selbst vom 30. Sept. bis 6 . Okt. nur ein einziger Cholarasterbe- fall vorgekommen (es war ein einjähriges Kind welches starb); auch die Zahl der Erkrankungsfälle hat nach derselben Mitthei- ^lung abgenvmmen und man hofft ein baldiges völliges Erlöschen

- der Krankheit.

j Auch in Berlin sind vier Cholerafäüc vorgckommen, drei ^ davon, zwar mit tödtlichem Verlauf, wurden von den Aerzten als

>heimische, nicht ansteckende", der vierte dagegen als wirklich bös- f artige asiatische Cholera dcklaiirt. Indessen hat gerade dieser

Fall einen guten Verlaus genommen und zur Genesung geführt.

Der Times Correspondent in Berlin meldet, daß der ameri­kanische Gesandte sörmlicb eine Aenderung der die Auswanderung betreffenden preußischen Gesetze verlangt habe, nachdem Amerika­ner jüngst als Deserteure verhaftet worden, die im Knabenalter ! Las Land verlassen hatten und nun zurückkehrten, ohne zu ahnen, i daß ihre Personen noch dem früheren Souvsrain gehörten. Der ! Korrespondent fügt bei, die preußische Regieruug sträube sich ge­igen jede Aenderung, die nur eine Aufmunterung zur Auswande­rung sein würde, allein Amerika gibt seine Forderungen nicht aus. i Ein in mehreren Blättern austauchendes Gerücht, daß Preu- ! ßen für die Abtretung von Holstein Oesterreich 8 Millionen Thlr. ^ geboten habe, erwähnen wir trotz seiner Ungeheuerlichkeit. Als !Thatsache würde es ebensowohl von preußische Verachtung des ! Rechtes wie von der unheilbaren Finanznoth Oesterreichs Zer,g- ^niß geben.

> Wien- Ein bedenkliches Symptom der österreichischen Zu

! stände ist es, daß die Staatsschulden-Controlecommission des ^Reichsraths sich ausgelöst hat. Diese Commission war noch der ! einzige Halt und sie war auch sehr populär > denn sie verfuhr !ohne Rücksicht. Herr v. Rothschild soll ein böses Gesicht machen.

, Das Wiener Kabinet soll der englischen Regierung ange« -zeigt haben, daß es ernstlich entschlossen sei, der Freihandelspoli- !tik möglichst freien Spielraun: zu gewähren, und auch das Paß wesen ubzuschaffen beabsichtige.

!Wien, 5. Okt. Es ist eine Herabsetzung d<r Kriegszulage uür die in Holstein stehenden österreichische» Truppen (um zwei

> Drittel des Bcirags der Zulage) angeordnet worden. Die dadurch : für das Herzogthum Holstein sich ergebende Erleichterung denn ! gerade di. KriegSzulage hat das Land zu zahlen ist selbstver- § stündlich eine bedeutende, und wird dort ohne Zweifel nach Ge- . bühr gewürdigt werden.

Frankreich. Paris. Nach demPays" ist die Abreise des Kaisers Napoleon von Biarritz um 23 Tuge verschoben Der Herrscher werde nicht vor dem Donnerstag in Poris eintreffen. Es ist wohl keine allzukühne Combmation, wenn mau annimmt, die Verhandlungen mit dem Herrn Grafen Bismarck seien der Grund der Verzögerung 6 . Okt. Die Seine ist den» Aus­trocknen nahe. Der Wasserstand ist um 25 bis 30Centimer un­ter dem von 1719, dem niedrigsten, den man bis jetzt kannte. Nur Sonntag und Donnerstag kommt etwas Leben in den Fluß, weil an diesen Tagen die oberhalb Paris gelegenen Schleusenge-