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zweifeln, ob es wohlgethan sei, das Futter zu schmälern, wenn bereits ein Futtermangel sich bemerklich mache, und aus Lessen Ersuchen, dem Gegenstand von der volkswirthschaftlichen Seite noch einmal die nöthige Erwägung schenken zu wollen, verspricht Gen. v. Baur, noch weitere Nachrichten einzuziehen und die Sache nochmals in Erwägung zu nehmen, bedauert übrigens, daß die Interpellation erst jetzt, in letzter Stunde cingebracht worden sei.
— Beim Beginn der 198. Sitzung wurde der Hauptfinanzetat für 1864—67 mit 7 l gegen 2 Stimmen genehmigt. Dagegen stimmten Tafel und Hopf. Nach der Abstimmung gaben die Abgeordneten Holder, Fetzer, Oesterlen, Schwaderer, Ruf, Nödinger, Golther, Ammermüller, Schall, Weipcrt, Erath, Wolbach, Bräu- ning, Landenberger, Pfäfflin, Becher, Schott, Beck, Kausler und Nägele eine Motivirung ihrer Abstimmung zu Protokoll, wornach sie, obwohl nicht mit allen einzelnen Beschlüssen zum Finanzetat einverstanden, dem Finanzgesetz doch zugestimmt haben, weil das gegenwärtige Ministerium das Vereiusrecht und die Preßfreiheit wieder hergestellt und die Zusage einer Verfassungsrcvision gegeben habe. Zugleich sprechen sie die Erwartung aus, daß das Ministerium die gegebene Zusage auf dem nächsten Landtage zur KerwirMchuii,', bringen werde. — Am 18 August, Abends 5-Uhr, wurde der Landtag vertagt.
— Pforzheim, 16. Aug. Die Ehefrau des Bäckers F., welche wegen der Lurch einen Messerstich verübten Tödtung ihres Ehemannes im Amtsgesängniß sitzt, suchte ihrem Leben in der ver- wichenen Nackt dadurch ein Ende zu machen, daß sie aus der Krinoline ein etwa 6 Zoll langes Stück von einem Stahlreifen herausbrach und mittelst desselben die Pulsader des linken Armes durchschnitt, und am rechten einen Versuch dazu machte. Die verzweifelte That wurde indessen bald entdeckt, ärztliche Hilfe herbei- gernfen, und es soll für ihr Leben nicht mehr zu fürchten sein.
— Mannheim, 15 Aug. Der am 1. Juli mit Frankreich ins Leben getretene Handelsvertrag trägt schon seine Früchte. Wir werden von französischen Weinreisenden säst überschwemmt, einer gibt dem andern die Hand. Da in Burgund und den an Baden grenzenden Departements ein voller Herbst in Aussicht steht, so werden jetzt schon Käufe von neuen Weinen zu fabelhaft billigen Preisen abgeschlossen, dieselben liefern die Weine franco vor die Thüre. Unsere Winzer werden lange Gesichter machen, da dieselben bisher nur gewohnt waren, zu hohen Preisen ihren Wein zu verkaufen. Bei den in den letzten Wochen in der Pfalz und An badischen Oberland stattgefundenen Weinversteigerungen sind die alten Weine bedeutend im Preise gesunken, La noch große Vorräthe von alten Weinen sich auf dem Lager befinden, und durch den immer mehr zunehmenden Bierverbrauch keinen Absatz finden.
— München, !5. Aug. Wenn, wie es den Anschein hat, in Schleswig-Holstein ein Beamtenwechsel Antritt und hierdurch viele ihrem Herzog treue Beamten ihren Stetten enthoben werden sollen, so wird im hiesigen Schleswig-Holsteiu-Verein sofort beantragt werden, die seit einiger Zeit sistirten Monatsbeiträgc der Mitglieder wieder aufzunehmen, um die entlassenen Beamten der Herzogthümer finanziell entschädigen zu können,
— München, 16. Aug. Kürzlich brachten Zeitungen die Nachricht, daß eine angeblich polnische Gräfin Sternitzkv an mehreren Orten Betrügereien verübt, und daß sich dieselbe schließlich als der steckbrieflich verfolgte Kellner Keller, Metzgerssohn aus Wasserburg in Oberbeuern, entpuppt habe. Diese Amazone ist nun glücklich in die Hände der Polizei gefallen und heute hieher gebracht worden, um morgen an das Bezirksgericht in Traunstein, weiches die eingcleitete Untersuchung führt, abgeliesert zu werden. Die Pseudo Gräfin ist ein schlanker Mensch von mehr als 6 Fuß Größe, und trag noch immer elegante schwarze Damenklei- dmiig, chie ihr, resp. ihm, gar nicht übel leidet.
- Wien, 1!), Aug. Die „Presse" und- „Ostdeutsche Post" vornehmen, eie Gasteiner Convention basier aus der Theilnng des Gondominats der Art, daß Holstein der preußischen, Schleswig > ee österreichischen Machtsphäre überantwortet werde. Das Ober- eommand') mr beide Herzogthümer sowie die oberste Civilbehörde sotten aufgehoben werden.
— Daß^eine Verständigung zwischen Preußen und Oesterreich
erfolgt ist, ist gewiß, worin aber die Verständigung besteht, darüber werden noch so viele Vermuthungen ausgestellt, daß es schwer ist, Las Richtige hecauszufmden. Ob das Gutachten der preußischen Kronjnristen bei den Verhandlungen eine Rolle gespiel,l wie manche Zeitungen behaupten, lassen wir dahingestellt. Was wir aber sehr bedauern, ist. daß der Herzog Friedrich auch von Oesterreich aufgegebeu scheint. In Schleswig-Holstein ist man darüber sehr verstimmt und die Leute blicken das Bild des Herzogs, das mit der Unterschrift: „Mein Recht ist Eure Freiheit," in jeder Stube hängt, wehmüthig an und rasen säst ergrimmt aus : lieber dänisch als preußisch!
— Berlin, 19. Aug. Dem „Schw. Merk." wird von hier berichtet: Die gemeinschaftlichen Besitzer der Herzogthümer denken allen Ernstes an die Entfernung des Herzogs von Augustenburg aus Schleswig-Holstein. Oesterreich sträubt sich nur noch gegen jede Gewaltmaßrcgel bei Ausübung des Schrittes, im Prinzip hat es aber nachgegeben. Es stehen überhaupt umfassende Polizci- maßregeln in Aussicht. Die Presse und di«. Vereine werden mund- todt gemacht, und weil hierzu die Landesregierung nicht die geeigneten Persönlichkeiten besitzt, so werden mehrere Mitglieder derselben durch brauchbare ersetzt werden. Was Herr. v. Halbhuber vor einiger Zeit noch Gewaltmaßregel nannte, wirs binnen Kurzem Regel sein. Und das nennt man in unser» ministeriellen Kreisen „Herbeiführung gesetzlicher Zustände". Fragt man, was es mit der Einberufung der Stände ans sich habe, so hört man wohl Hohnlachen über die Naiviiät, solche Dinge überhaupt noch zur Sprache zu bringen. Das schleswig-holsteinische Volk soll gründlich „paziszirt" werden, die „ungeheure Anarchie" muß aus- hören, die Leute sollen merken, daß, was in Preußen möglich war, auch in den Herzogthümern zu erreichen ist. Die Reaktion kann sich kaum vor Freuds darüber fassen, daß das Augustenburger- thum mit Stumps und Stiel ausgerottet werden soll Man wird, wenn wegen brauchbarer Persönlichkeiten in Verlegenheit, sich solche aus Preußen holen: es gibt eine Menge von Beamten, die acht bismarkisch geworden sinv. Aber man glaube nun und nimmer, daß unser Volk, tüchtig und sittlich, diese schleswig-holsteinische Politik Bismarcks billigt. Es hat tiefe Abneigung gegen alle diese Dinge, womit die Schleswig-Holsteiner behelligt werden.
— Daß man in Schleswig-Holü ein jetzt so streng gegen die Presse wie gegen alle Vereine austritt, wird die Freundschaft jür Preußen nicht größer machen, wohl aber der Erbitterung neue Nahrung geben.
England. London, 17. Aug., Nachm. Der „Great Eastern" ist heute Morgen nach Crookhaven in Irland zurück- gekehrt. Das transatlantische Kabel brach am 2. Aug,, als es, um einen Fehler wegzuräumen, rückgewnnden wurde Der erste Aujsischungsvcrsueh gelang beinahe, aber auch das Seil, womit man die Aufwindung bewirkte, brach, und weitere Versuche, welche bis zum 11,August fortgesetzt wurden, blieben ohne Erfolg. Der „Great Eastern" beabsichtigt, mit besseren Apparaten zum Ausfischen des Kabels zurn.'kzusahren und die Hebung desselben wieder aufzunehmen. Die Berichte Sachverständiger über den bisherigen Verlaus der Expedition lauten günstig und sprechen sich zuversichtlich für Las Gelingen des Unternehmens aus.
In Spanien ist die Unwissenheit unter dem Volks so groß, daß 95 Prozent weder lesen noch schreiben können. Der Ackerbau liegt ganz darnieder und die Wälder befinden sich in einem trostlosen Zustand,
Amerika. New-Pork, 3, Aug. Die Militärbehörden haben die Richmcnder Wahlen nnnullirl Nach einer offiziellen Berechnung betrugen die Staatsschulden der Vereinigten Staaten am I, Juli d. I. 2756 Mist, Dollars, — Das von New Port nach Liverpool segelnde Dampfschiff Glasgow verbrannte am 3l. Juli; alle darauf befindlichen Menschen wurden dura, ein vvrbei- segelndes Schiff gerettet und nach Newport znriickgebrachk. — 8. Äug, Die Rctzierung bat den Truppen in Texas die Beobachtung strikter Neutralität gegenüber von Mexiko anbefohttu. Des Präsidenten Gesundheit ist völlig hergestcllt. Die. farbigen Garnisonen der größeren Städte werden in das Innere Südcarolina's verlegt. In Charlestou hat ein Konflikt zwischen Civil- und Militärbehörden stattgesNAden. ^
Nedig'.r!, -cvrvckt und verlegt von A. VelschSägcr