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der Welt, aber so viel Falschheit in Haaren und Zähnen wie ge­genwärtig wohl noch nie. Könnten nur diese auch schmerzlos aus­gezogen werden! An solchen, die dann sür einige Sechser ihre guten Zähne ausziehen lassen, sowie an ankausenden Händler» würde es nicht fehlen. Vielleicht erleben wir auch das noch.

Freiburg, ll. Aug. Am 4. September wird die vierte deutsch-österreichische Postkonserenz in Karlsruhe zusammentreten j- München, 10. Aug. Die Herren v d. Pfordten und v. Beust hatten diesen Morgen eine Unterredung und begaben sich darauf mit dem sächsischen Gesandten dahier. Hrn. v. Könneritz, nach Possenhofen zum König von Sachsen.

Wien, 9. Aug. Im Ministerium des Auswärtigen wird ein Memorandum vorbereitet, welches bestimmt ist, für den Fall des Bruches mit Preußen die Entschließungen .Oesterreichs den auswärtigen Höfen zn notificiren.

Wien, 10. Aug. Hr. v. Bismarck verlangt im Kriegsfall bewaffnete mittelstaatliche Neutralität. Die Mittelstaaten, die Hineinziehung in den Konflikt befürchtend, erneuern die Vermitt­lungsversuche. 1l. Aug. DieNeue freie Presse" erfährt, der Kaiser werde nächste brocke mit dem König von Preußen in Salzburg zusammenkommen, und zwar aus besonderen Wunsch des Königs Wilhelm.

Wien, 12. Aug. Die Oestr. Ztg. hat eia Telegramm aus

Salzburg vom 1l. Aug., nach welchem der Kaiser morgen erwar­tet wird und am Sonntag nach Gastein reisen soll. Der Kö­nig von Preußen, welcher bei einer Gemsenjagd eine leichte Au­genverletzung erlitten hat, reist am Dienstag ab. Die N. Fr. Presse meldet: Der Kaiser reist morgen nach Ischl; über einen Besuch in Gastein ist zur Stunde noch Nichts beschlossen. Da­gegen meloet das Neue Fremdenblatt: Das Zerwürfniß zwischen Oesterreich und Preußen sei als geschlichtet anzusehen, in den Prinzipien sei eine vollständige Einigung erzielt; Gras Vlome sei in der Lage gewesen, in der Militärfrage befriedigende Zugeständ- nisse zu machen. (Tel d. Schw. M.)

Wien, 11. Aug. Der Eberfelder Zeitung wird von hier geschrieben: Der Großberzog von Oldenburg wird in Salzburg zu einer Zusammenkunft mit dem König von Preußen und dem Kaiser von Oesterreich erwartet. (S. Hamb.)

Der Kaiser von Oesterreich, so wird angegeben, soll ent­schlossen sein, falls ein Bruch mit dem Berliner Hof einlrete, das Frankfurter Reformprojrkt in verbesserter Gestalt, ohne Preußen, aber an der Spitze der übrigen Staaten, zur Ausführung zu bringen. Ja es wird sogar beigefüßt, der bekannte Trinkspruch des Herrn v. Schmerling sei auf Veranlassung des Kaisers erfolgt

Ein neues Kalifornien ist in Europa entdeckt worden. In dem St. Weyzelsschachte in der Euche in Böhmen hat man eine Menge Gvld aufgefunden und das hat die Hoffnung erregt, daß man an dieser Stelle reich« Goldadern auffinven werde.

Wittenberg. 3. Aug Das Standbild Philipp Melanch- thons hat nunmehr auf unserem Marktplatze neben dem Luthers Aufstellung gefunden Die festliche Einweihung des Denkmals wird in die Zeit vom 24. bis 30. September d. I. fallen.

In der Provinz Preußen sind gegen 200 Lehrerstellen un­besetzt. Bei dem kärglichen Gehalt hat Niemand Lust, Lehrer zu werden.

Am Tage seiner Großjährigkeit (6. Aug) wurde der Prinz Alfred von Großbritannien als Erbprinz des Herzogthums S-C o- burg-Gotha feierlich proklamirt und es sind ihm die Militär-, Hof und Staatsdiener, sowie die Abgeordneten vorgestellt worden.

Hamburg, 10. Aug. DieWeser Ztg." vernimmt aus Hannover, daß Großhcrzog Peter von Oldenburg gestern incoguiio nach Berlin gereist sei.

Hamburg, I I. Aug. LenHamb. Nachr." wird aus Schleswig-Holstein berichtet: Preußen werde bei den Gasteiner Verhandlungen die baldige Bernsung der Stände, welche durch Oesterreichs Ablehnung eines von den Wahldirektoren den Mit­besitzern zu leistenden Eides bisher verzögert worden, zur Bedin­gung neuer Verhandlungen machen.

England. London, 9. Aug. Was wir vom Great Ga­sten! heute berichten können, beschränkt sich darauf, daß er am 2. di-ß, rem Tage da die Signale des atlantischen Kabels zu schwei­

gen begonnen, schönes Wetter gehabt haben muß. Zwei voll Ame«ka berübergekvmmene Schiffe, zwischen deren Kursen das Riesenschiff hockst wahrscheinlich seine damalige Lage hatte, ver­zeichnen für entsprechende Zeit und Oertlichkeit ruhige See und mäßige Bewegung in der Atmosphäre. Ein Sturm ober Wellen­gang hat also den Unfall nicht herbeigesührt.

Frankreich. Paris. Trotzdem, daß die Truppensendungen nach Mexiko in bekannter Stille vor sich zu gehen Pflegen, sprickl man doch viel von neuen 6000 Mann, dir aus Algier und Frankreich nach Veracruz eingeschifft werden. Der Moniteur wird sich ohne Zweifel wieder die Mühe nehmen, den im Umlauf be­findlichen Gerüchten entgegenzutreten und zu beweisen, daß jene Mannschaft nur zu Ablösung einer andern bestimmt sei. Es ist aber seltsam, daß man stets nur von den Ablösenden, nie von de» Abgelösten etwas zu sehen oder zu hören bekommt.

Italien. Die Cholera hat in Ancona entsetzliche Propor­tionen angenommen. Vom 10. August werden 92 Erkrankungen und 62 Todesfälle gemeldet; Ließ ist zwar nur noch die Halste der Ziffer des vorhergegangenen Tages, aber immer noch eine sehr große Zahl für eine so kleine Stadt.

Landwirthsctiaftliches.

Auf welche Weise stad die verschiedene» Futtermittel und namentlich größere Mengen vouStroh bei der Fütterung der laud- wirthschastlichen Nnythiere am vorlheilhaftesten zu verwerthen?

Bei der allgemeinen Futternoth, welche gegenwärtig in Deutsch« land herrscht und in dem bevorstehenden Winter vielleicht zu ei­ner noch größeren Kalamität werden wird, ist es wichtig, die Mit­tel und Wege, welche za deren Verminderung be itrage» können, nach allen Richtungen hin sorgfältig in Betracht zu ziehen. Wir wollan hier hauptsächlich daran erinnern, daß die Wissenschaft, im Verein mit der Erfahrung, gerade aus dem Gebiete des land- wirtbschaftlichen Fütterun^wesenS bereits Resultate erzielt hat, welche die Regeln uns klar er kennen lassen!, deren Beachtung die vollständigste und v vrtheilhafteste Ausnutzung der verschiedenen Futtermittel ermöglicht.

Der gegenwärtige Futtermangel ist ganz vorherrschend durch die schlechten Einträge de» Wiesen und Kleefelder bedingt; die Körner, die Mahlabfälle, ferner die Oelkuchen, Malzkeime, Bier« träber rc, überhaupt die sogenannten concentrirten Futtermittel stehen verhältnißmäßig nicht hoch im Preise und eS ist Hoffnung vorhanden, daß di« Kartoffel- und Rübenernte günstig aussallen wird. Die Hauptfrage ist daher: Wie kann man das feh­lende Heu, beziehungsweise das Grünsutter, am passendsten und billigsten durch andereFuttermittel ersetzen?

Natürlich kommt bezüglich dieser Frage zunächst das Stroh der Halmfrüchte in Betracht, wovon nach den Berichten der Lanvwirthe noch ziemlich beträchtliche alte Vorräthc vorhanden sind und dir jetzt begonnene Ernte neue Waffen liefert, wenn auch weit geringere, als in andern weniger trockenen Jahrgängen, Das vorhandene oder neu geerntete Stroh imuß als Futter möglichst ausgenutzt und also in geringster Menge als Streuma­terial verwendet werden.

- Um an Streustroh wesentlich zusparen. wird man Ersatzmittel dafür herbeizuschaffen haben. Es steht zwar in Aussicht, daß Waldstreu, an welche von Seiten der Landwirthe immer zunächst gedacht wird, unter den vorhandenen Verhältnis­sen in bedeutend größerer Masse als i r andern Jahren abgege­ben werden wird, immerhin aber wird dem Bebürfniß dadurch nicht vollständig ahgeholfen werden können. In Gegenden, wo das Heidekraut reichlich wachst, kann auch dieses als Streumate­rial benutzt werden; ebenso wird man Schilsarten, Binsen, über­haupt die sogenannte Teicl'strcn sorgfältig sammeln, auch die im Herbste abgefallenen Blätter der vereinzelt stehenden Bäume und Sträuchcr vielleicht mehr beachten, als dieß sonst zu geschehen Pflegt. Alle diese Slreumaterialien werden aber höchstens dem tleineren Landwirts) zar theilweisen Au-bilfr dienen, für den Be­trieb der Landwirt!,.schaft im Großen können sie kaum in An­schlag gebracht werden. Dagegen ist darauf anfmc-.ksam zu ma­cken, daß man überall und in unmittelbarer Nähe ein vortreffii