TagcSttcrrigkeitctt.
— In Wildbad betrug am 5. August die Gesammtzahl der Kurgäste 3797, die Zahl der hierunter nicht begriffenen Durchreisenden 1541.
— Stuttgart, 3. Aug. (190. Sitzung der Abgeordnetenkammer) Oesterlen und Wolbach stellen an den Minister des Auswärtigen die Anfrage: 1) Hat die Regierung noch Grund, anzu- nehmen, daß durch die beiden Großmächte eine den nationalen Interessen und dem Rechte entsprechende Lösung der schleswigholsteinischen Frage berbeigcfvhrt werde? 2) Wenn zwischen Preußen und Oesterreich ein Conflict entstehen und Württemberg sich letzterem umschließen würde, hat die Regierung dann eine Garantie dafür, daß sie nicht der österreichischen Sonderpolitik, sondern der Sache Deutschlands diene? 3) Ist die Regierung für das Zustandekommen einer Verbindung der kleineren deutschen Staaten zu Verfolgung einer deutschen Politik thätig? Hops stellt an das Kriegsministerium die Anfrage: Hat das Kriegsministerium Einleitung getroffen: 1- daß die Präsenzzeit der Soldaten abgekürzt werde, 2) daß daS Tragen der Seitengewehre außer Dienst abgeschasft werde? Sodann bringt Hops den Antrag ein: Die Kammer wolle auSsprrchen, daß die Besugniß des Präsidenten, einen Ordnungsruf zu erlassen, nicht so weit gehe, daß derselbe erst nach mehreren Tagen erfolgen könne. Gen. v. Baur erwledert die Anfrage des Abgeordneten Hopf in Bezug auf die Amnestie dahin, daß die Deserteure, welche binnen Jahresfrist zurückgekehrt seien, vollständig begnadigt worden wären, den ungehorsam Abwesenden sei die Dicnstzeitzulage nachgelassen und ihnen auch gestattet worden, einen Ersatzmann zu stellen. Hopf: Das sei eine Begnadigung Einzelner, aber keine Amnestie, kein Generalpardon. Gen. v. Baur beantwortet sodann die Interpellation Becher» wegen der Verhaftung des Grafen Eberhard von Württemberg in Ulm dahin, daß derselbe nach einem in seinen Händen befindlichen schriftlichen Reverse noch einer Ueberein- kunst mit seinem Oheim, dem Grafen Wilhelm von Württemberg, freiwillig auf einige Zeit seinen Aufenbalt in Neu-Ulm genommen habe. (Gelächter ) Becher: Diese Auskunft befriedige ihn nicht Nach einem in seinen Händen abschriftlich befindlichen Reverse dürfe der Graf die Kasematten Neu-Ulms ohne Begleitung nickt verlassen, er sei also?Gesangener; auch hätte er, wenn er nicht Gefangener wäre, keinen Fluchtversuch gemacht und sich in dir Donau gestürzt. Ec stelle daher drn dringlichen Antrag, die Kammer wolle diesen Gegenstand der staatsrechtlichen Com Mission zu schleuniger Berichterstattung zuweisen. Der Antrag wird angenommen. Minister v. Varnbüler ersucht hieraus die Abgeordneten Oesterlen und Wolbach dringend, ihre Anfrage im Hinblick ans die gegenwärtige» politischen Verhältnisse zucückzu- nehmen; er würde glauben eine Pflicht gegen Deutschland zu verletzen, wenn! er dieselbe jetzt beantworten würde. Oesterlen bedauert, daß die Regierung ihre Politik in diplomatisches Dunkel verhülle, während sie doch vielleicht nach kurzer Zeit die Opfer des Landes für dieselbe in Anspruch nehmen müsse. Nun geht die Kammer zur Tagesordnung über und genehmigt deu Reinertrag der Zölle mit jährlich 2,700,000 fl, de» der Accise mit jährlich 520,000 st., den der Hundesteuer mit jährlich 35,000 fl. und den der Sporteln mit 390.000 fl. Zu erwähnen ist aus der unbedeutenden Diskussion nur, daß "Schott bedauert, daß das hiesige Hoftheatec noch immer ein Monopol besitze. obwohl dessen Leistungen keineswegs allgemein befriedigen. Eine Petition gibt der Kammer schließlich Veranlassung, die Regierung um Einbringung eines Wald-Ablösungsgesetzes auf dem nächsten Landtage zu bitten.— 9. Aug. (19t. Sitzung.) Unter dem Vorsitze des Vice- präsiventen Duveruoy begründet Hopf seinen Antrag in Betreff der Besugniß des Präsidenten zu einem Ordnungsrufe, beziehungsweise einer Rüge. Der Präsident, meint er, sei einfach ?i-i,»n§ intvr P 8 I- 08 . Die Kammer beschließt, den Antrag der Gcschäfts- ordnungscommission zur Berichterstattung zuzuweisen und Hopf ersucht dieselbe »im Hinblick auf ren baldigen Schluß des Landtags um Beschleunigung des Berichtes. Den Gegenstand der Tagesordnung bittet der Bericht der Finanzcoinmissicn über die Wirthschaftsabgaben. Die Regierung veranschlagt ren Reinertrag derselben auf 1,7l8,000 fl. im Jahr 1865 — 06, und auf je
1,589,840 fl. 50 kr. in jedem der beiden folgenden Jahre, w in Folge des neuen Branntweingesetzes sich ein Ausfall in diesem Einnahmeposten zeigen wird. Die Commission beantragt, den Reinertrag um jährlich 200,000 fl. höher anzusetzen, also denselben im ersten Jahre auf 1,918,000 fl., in den beiden folgenden Jahren je auf 1,789,840 fl. 50 kr. in den Etat aufzunehmen. Die Kammer erklärt sich hiemit einverstanden. In Bezug auf die von denWirthen des Landes eingebrachte Petition um Abänderung der Art der Erhebung der Weinaccise beantragt die Commission Tagesordnung. Der Abg. Holder stellt den Antrag, die Regierung zu bitten, sie möge in Erwägung ziehen, ob das Umgeld nicht auf eine weniger belästigende Weise erhoben werden könne, die Kammer genehmigt indessen den Commissionsantrag auf Tagesordnung mit 5l gegen 26 Stimmen. Sodann beantragt die Commission auch aus die Bitte des Güterbcsitzervcreius in Stuttgart, deS Weingärtnervereins in Heilbronn und der Weingärtner iu Reutlingen um Gestattung des Ausschanks auch alten Weines von Seiten der Produzenten gleichfalls Tagesordnung. Grathwohl stellt den Gegenantrag, diese Bitte der Regierung zur Berücksichtigung zu übergeben, die Kammer nimmt jedoch nach kurzer Debatte einfach den Commissionsantrag an und erledigt so die beiden wichtigen Fragen, wegen deren Tausende begierieg sind, wie sie gelöst werden, aus die kürzeste und bequemste Wdise.
— Frankfurt, 9. Aug. Außer Baiern soll auch Württemberg durchaus nicht geneigt sein, sich ohne Weiteres der österreichischen. Politik für den Kriegsfall zur Verfügung zu stellen.
— Dresden, 9. Aug Die Reise des Herrn v. Neust nach Wien wird der reservirten Haltung des Herrn v. d. Pfordten und der Besorgniß einer isolirten Stellung Sachsens zugeschrieben. Ueber den Stand der Verhandlungen vernimmt man hier, daß Oesterreichs Schwierigkeiten gegen die Preußischen Forderungen steigen, und daß Preußen diese Haltung nicht als berechtigt anerkenne. Ein Bruch oder eine Veranlassung dazu sei indessen nicht vorhanden, noch weniger aber ein Kriegsfall.
— Unter den Berliner Taschendieben, welche während des San- gersestes in Dresden unschädlich gemacht worden sind) befand sich auch ein Humorist, welcher durch einen Berliner und einen sächsischen Polizeibeamten nach Röderau gebracht wurde. Tort angekommen, fragte derselbe den sächsischen Beamten, wie viel Zeit es sei und als der Letztere nach seiner Uhr sehen wollte, fand er zu seiner nicht geringen Ueberraschung, daß dieselbe ver- sibwunden war; das Räthsel löste sich aber bald: Meister Langfinger hatte sich drn Spaß gemacht, dem Beamten unterwegs nicht allein seine Uhr, sondern auch sein Portemonnaie zu entwenden, welche Gegenstände er demselben jetzt mit dem trium- phirenden Lächeln eines kunstfertigen Taschenspielers zurückgab.
— Berlin, 8. Aug. Beim Neubau an der Stechbahn, der Ecke des Schloßplatzes, verschüttete gestern Abend eine umstürzende Mauer die iiz den Brunnenkesseln beschäftigten Arbeiter. Bisher sind 2 Totte und 6 Verwundete aus Len Trümmern hervorgezogen.
— Berlin, 6. Aug. Tie Provinzialkorrespondenz sagt: Preußen werde sicherlich seinen Mitbesitz der Elbherzogtbümer nicht übertragen, sondern selbst behalten, wenn die Februarforderungen nicht erfüllt würden.
— Berlin, 8. Aug. In hiesigen politischen Kreisen, die in der Regel als von der österreichischen Diplomatie inspirirt gelten, ist, der „Bankztg." zufolge, von der Berufung einer Ministerkon- serenz der Mittelstaaten nach Wien die Rede.
— Oesterreich verlangt in einer nach Berlin gerichteten Depesche Zurücknahme der beiden Gcwaltschritte gegen Mai und Freese.
— Wien, 8. Aug. Des Kaisers Zusage bei seiner Rückkehr von Jscbl, der Einladung zum Schützenfest in Salzburg Folge leisten zu wollen, ist znrüelgenonimen. Bei glücklichem Ausfall der Mission des Grafen Bloome steht feine zufällige Mvnarchen- begegnung in Aussicht; im Fall ihres Scheiterns soll die Anerkennung res Herzogs von Augusienburg von Seiten des Bundestags in Frankfurt vorbereitet werden.
— Wien, 7. Ang. Grof Bloome kehrt mit seiner zweiten Sendung morgen nach Gaslein zurück. Man will offenbar kein Mittel, rcn Bruch zu v'ermeiter, unversucht lassen, aber man