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daß er dann eintrete, darauf macht sich Gras Mensdorff gefaßt, wie Hr. v. Bismarck darauf gefaßt sein wird. In unseren höch­sten Kreisen herrscht der feste Wille, 'über das Maß der Konzes­sionen nicht hinanszugehen, welches vor der Abreise des Grafen Bloome an das preußische Hoflager als das äußerste bezeichnet worden. Der Bruch wird zunächst ein diplomatischer sein."

Wien, 6. Ang. Heute in den Mittagsstunden übc> reichte der preußische Gesandte, Hr. v. Werther, dem Minister der aus­wärtigen Angelegenheiten, Grafen v. Mensdorff Pouilly, -neue Vorschläge und Bedingungen in Betreff der schleswig-holsteinischen Frage, welche derselbe in einer längeren Unterredung begründete.

Berlin, 6. Aug. Zuverlässigen Angaben; nach geht das Votum der Kronjuristen dahin: 1> dem Erbprinzen von Angusten- burg fehlt jedes Successionsrecht auf das Ganze oder einen Thcil der .Herzogthümer, sowohl weil sein Vater Verzicht gleistet und wegen der Thronsolgeordnung zu treffende Anordnungen im Vor­aus anerkannt hat, als auch weil die Primogenitnrerbfolge im Augustenbnrgischen Hanse nicht nachweisbar ist; 2) dem Groß- herzog^von Oldenburg steht nur ein eventuelles Reversivnsrecht auf den Mottorp'schen Anthcil zu; 3) die Successicu Christians IX. ist nach dem Thronsolacgesetz vom 3l. Juli 1353, welches in den Herzogthümern rechtskräftig publicirt und cingcführt wurde, allein als rechtsgiltig auf das Ganze anzuerkenncn und dessen volles Rech: ist durch den Wiener Frieden auf Preußen uud Oesterreich übergegangen.

ein Urtheil darüber zu

Aus Kiel wird gemeldet, daß schleswig-holsteinische Männer > eine Art Leibgarde gebildet haben, um den Herzog zu schützen, damit er nicht über die Grenze gebracht werde.

Italien. Florenz, 3. Aug. Die Anstrengungen der fran­zösischen Regierung für die Wiederaufnahme der Unterhandlungen zwischen Italien und Rom sind gescheitert.

England. London, 6. Aug. Vom atlantischen Kabel feh­len seitjeinigen Tagen alle Nachrichten. Es läßt sich nicht verheh­len, daß die Besorgnisse wegen des Mißlingens der Sache nun sehr gestiegen sind. Man nimmt um so allgemeineres Interesse an dem Unternehmen, da man in weiten Kreisen dessen hohe Be­deutung erkennt.

Unterhaltendes

G r ii f i n R e f c n k i.

tRusns ke Geü'.u t-lo. l.drru'er^n.,.!

Herr", wa ntte sich Slark, das Gespräch mit der Dame un­terbrechend, in deutscher Sprache und in seinem gewohnten höflich besehlshaberischen Tone nach der Richtung meines Pulies,haben Sie die Güle, uns die Faktura über die zur Versendung an un­sere Commandite in Bremen bestimmten Seehundsselle bervorzu- suchen.

Also über Pelzwaaren hat man sich unterhalten, und die Dame besuchte unser Comptoir, um Seehundsselle zu erhandeln! Gleichviel, cs sollte mir jetzt Gelegenheit werden, sie näher ins Luge zu fassen. Das Eesichr war nicht nur auffallend schön, sondern ich erinnerte mich außerdem, cs vor wenigen Tagen am Fenster eines der prächtigsten Paläste am Admiralitätsplatz gese­hen zu haben.

Tie Dame begrüßte mich, als ich mich näherte, mit einer verbindlichen Verbeugung und freundlichem Blick.

Ich bedaure, Ihnen so viel Mühe zu verursach «, mein Herr," sagte sie'in gutem deutsch, nur in geringem fremdländi­schem Accent.

Da ich seit länger als zwei Monaten meine geliebte Mutter­sprache von Niemanden als dem trockenen, mir so unangenehmen Stark gehört hatte, so hätte ich jetzt, da sie mir von Liesen rosi­gen Lippen entgegcntönte, einen freudigen Luftsprung machen mö­gen , und es kostete mich nicht geringe Mühe, wenigstens äußer­lich mein Phlegma zu bewahren.

Durchaus keine Mühe, meine Gnädigste," stammelte ich endlich.

Ich bin Ihnen zu besonderem Tank verpflichtet," war die Antwort,und bitte, find Sie schon lange in St. Petersburg?"

Fast zwei Monate," erwiederte ich.

Und wie gefällt es Ihnen hier?"

Ich bin noch kaum im Stande, fällen."

Es ist wahr, die Deutschen sind verständige Leute, und ge­wöhn:, nur aus Erfahrung und mit Ueberzeugung zu sprechen. Ich halte viel aus die deutsche Nation!" Wie wunderschön sie unsere Sprache rebele!Meine Gouvernante war ebenfalls eine Deutsche und zugleich meine liebste Freundin, und nur der außerordentlichen Mühe, welche sie sich mit mir gab, verdanke ich meine geringe Kerntniß der mir so lieben Sprache."

Die Mühe jener Dame hat .glänzende Früchte getragen," entgegnete ich verbindlich.Sie sprechen deutsch wie eine Einge- borne."

Es war mir bisher unbekannt, daß die Deutschen auch zu schmeicheln verstehen," gab die Dame mit dem lieblichsten Lächeln zurück.Aber ausrichtig, wie gefällt Ihnen das gesellige Leben hier?"

Ich habe bis jetzt wenig davon gesehen."

Ach, Sie haben vielleicht weder Freunde noch Verwandte hier in Petersburg."

Keine meine Gnädigste, ich bin hier durchaus ein Fremdling!"

Mit welcher Thcilnahme, welchem innigen Mitgefühl sie mich anblickte! Ach, ich hätte ihr vierzehn Tage lang so gegenüber stehen mögen. Stark gab mir indessen in diesem Augenblick die

Faktura zurück und sagte in seiner gewohnten frostigen Manier:

Es ist Alles in Ordnung."

Es war das ein Wink, mich an meinen Pult zurückzuver- fügen, und ich that es nach einer artigen Verbeugung gegen die Dame, die anj's verbindlichste erwiedert wurde. Nach ferneren wenigen, mit Stark in russischer Sprache gewechselten Worten verließ die Dame das Cvmptvir in eben so geräuschloser Weise wie sie gekommen war.

Von dieser Stunde an benahm sich Stark mittheilsamer und artiger gegen mich, gerade als habe er endlich in mir eine nicht völlig zu übersehende Persönlichkeit entdeckt. Seine Gesellschaft war sreilicd ungefähr ebenso schmackhaft für mich, wie die Frucht des Holzapfelbaumes, doch nicht nur fühlte ich mich völlig verein- samml, sondern wünschte außerdem! angelegentlich, Näheres über jene Dame zu erfahren, und wirklich zcigle sich auch mein liebens­würdiger Landsmann bneit, für dießma! meinen Wunsch zu be­friedigen.

Die Dame war die Gräfin Rosenti. Wiktwe, sehr reich, tin- derlos und gehörte einer der ersten Familien Ruß lands an. Un­sere prächtige Gcschäslslokalität war ein ihr gehöriger Palast und die Seehundsselle, welche zur Verschiffung nach London bestimmt waren, stammten von einer ihrer pelzreichen Besitzungen im Gou­vernement Archangel her.

Diese letzteren sind nicht sv recht eigentlich ihr Eigenthnm," sügre Slark hinzu,sondern gehören dem Neffen ihres verstorbe­nen Gatten, dessen Cnratorin sie ist, was hier in Rußland je­doch beinahe so viel bedeutet, als wäre sie die Besitzerin selbst."

Notizen über Preis n. Gewicht der verschiedenen GeLrcidegat- tungeil wach dein LchrMnen-Erstekmiß vom 5 . Allst. 1865 )..

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